Ansichten eines Informatikers

China und der „poor white trash”

Hadmut
2.9.2020 15:07

Gestern noch kam irgendwo im Fernsehen, der Außenminister Chinas, Wang Yi, habe zum Vorhalt von Maas, China verletze die Menschenrechte, Hongkong, Uiguren und so, alle Einmischungen zurückgewiesen und gesagt, China kommandiere ja auch nicht in anderern Ländern herum. Das stimmt so nicht ganz.

Dass sich der Streit zwischen China und Australien hochschaukelt, war hier ja auch schon öfters Thema.

Im Moment sind die Australier gerade angefressen, weil die staatseigene chinesische Zeitung Global Times den Australiern drohe, dass man sie in den „poor white trash of Asia” verwandle, wenn sie nicht gehorsam sind:

Wobei sie das ja etwas trickreicher, aber umso schärfer formuliert haben, nämlich als Zitat aus Singapur:

Facts speak louder than words. Some Australian politicians’ intent to decouple from China economically – to use the Chinese market but reject all Chinese products and investments in a bid to contain China’s economic development – is absurd. This will only hurt Australia’s national interests and people’s wellbeing.

If decoupled from Australia, it won’t be difficult for Chinese products and investments to find new markets and investment destinations. However, it won’t be so easy for Australia to find a comparably large export market, or a supply of high-quality and cheap imported goods, or a strong group of investors to replace China’s.

As Australia suffers soaring unemployment, an old and worn-out railway system, a network speed far slower than other Asian countries’ and halted development plans, the Australian people may start to recall former Prime Minister John Howard’s encouragement of Western leaders to “welcome rise of China.”

Indeed, further decoupling with China will not send China back to poverty, but will only make former Singaporean Prime Minister Lee Kuan Yew’s famous statement more likely to come true: that if Australia doesn’t open up its economy and reduce unemployment, it risks becoming the “poor white trash of Asia.”

If Canberra really wants to make its China policy in line with “Australia’s national interests,” it must take a long-term view, truly abandon the Cold War mentality, and conform to the spirit of world peace, co-development, and win-win.

Das ist mal eine Ansage.

Die Lage ist für Australien in der Tat nicht einfach, weil nämlich gerade ihr westli… nein, von ihnen aus gesehen östlicher Partner, die USA, in sich zusammenfallen. Zwischen einem arroganten China und einem sterbenden Amerika eingeklemmt zu sein ist jetzt auch nicht so der Brüller. Die Australier werden sich ziemlich umstellen müssen, Import und Export reduzieren und mehr für den eigenen Markt produzieren. Allerdings konnten sie das früher schon, und es ist anzunehmen, dass sie es auch wieder hinkriegen. Wirtschaftlich einfachen Zeiten gehen die Australier jedenfalls nicht entgegen. Als erstes dürften wohl die Universitäten zusammenklappen, wenn die Chinesen nicht mehr als zahlende Stundenten kommen. Der landwirtschaftliche Absatz dürfte auch problematisch werden. Bodenschätze sind auch schwierig, wenn man so weit weg sitzt. Dazu Waldbrände, Dürre, und noch Wegbrechen des Tourismus, dazu migrantische Probleme. Das wird nicht einfach.

Die Frage ist allerdings, ob die Machtverhältnisse wirklich so eindeutig sind.

Wenn ich den Text nämlich richtig interpretiere, könnte China das gerade auch nicht gebrauchen, wenn die Australier bei ihnen nicht mehr so einkaufen. Gelassenheit und die berühmte chinesische Harmonie klingen nämlich auch ganz anders.

Und über ihre Netzwerkgeschwindigkeit brauchen sich die Australier auch nicht sehr zu grämen. Besser als die deutsche in vielen Gegenden.