Ansichten eines Informatikers

„Für ein Interview steht Danisch nicht zur Verfügung.”

Hadmut
7.8.2020 12:58

Der Presse beim Hetzen zusehen.

Ich hatte doch – herrje, es ist auch schon wieder eine Woche her – über die bekloppte Interviewanfrage des Tagesspiegel und meine Antwort darauf berichtet. Es war mir gleich so, als sei es notwendig, die Anfrage und meine Antwort sofort öffentlich darzulegen.

Inzwischen ist der Artikel des Anfragenden, Sebastian Leber, beim Tagesspiegel erschienen: „Die kruden Gewissheiten der Männerrechtler”

Ich musste lachen. Gestern erst hatte mich ein Leser (im Spaß) gerügt, weil ich sprachlich nicht auf dem Stand der Zeit sei und die Journalistensprache nicht beherrschte. Ich hatte zum Bumms von Beirut von „wüsten Verschwörungstheorien” geschrieben, worauf mich der Leser hinwies, dass das total veraltet und vorgestrig sei, der zeitgemäße und einzig zu gebrauchende Terminus sei doch „krude Verschwörungstheorien”.

Hätte irgendein Journalist schon mal erklären können, was das Wort „krude” eigentlich heißt?

Es kommt von lateinisch crudus, was soviel wie roh, unreif, blutend, grausam, ungekocht bedeutet und vor allem auf Lebensmittel vor der Verarbeitung bezogen war. Und auch in seiner deutschen Bedeutung meint es (veraltet) roh, ungekocht, unverdaulich und aktuell roh , ungeschliffen, unfein, nicht kunstvoll. Aber substantiell.

Es hat nicht die Bedeutung von falsch, unwahr, erfunden, ohne Grundlage. Es bezeichnet eine Zutat, die man vor dem Verzehr noch kochen muss, und nicht etwas, was man nicht essen kann oder was nicht da ist.

Etwas als „krude Gewissheiten” einzustufen, ist zwar eine Geringschätzung des Verarbeitungszustandes, aber dennoch die Anerkennung der Substanz.

Was er ganz sicher nicht sagen wollte. Heutige Journalisten und Schreiberlinge sind Analphabeten von meist erbärmlicher Tolpatschigkeit und fehlender Fertigkeit im Umgang mit Sprache. Der meisten Autoren Wortschatz liegt noch unterhalb der Grenze, ab der man vom Übergang von sprachlicher Konkursverschleppung zu Verbaldemenz – und damit leider von unklarer Schuldfrage – reden muss. Für jegliche Kategorie schrumpft der Wortschatz – oder war nie größer als das – auf zwei Begriffe, das oft beschriebene Doppelbegriffspaar, um dieselbe Sache einmal mit positiv und einmal mit negativ konnotierten Begriffen belegen zu können. Und so gerät das Schreiben der Schreiber heute oft zum scheiternden – ich war versucht, „bemitleidenswert” zu schreiben, aber nein, Mitleid über ihr befähigungsarmes Dasein habe ich mit diesen Leuten keines – Versuch, mit Sprache zu hantieren, was, um in der Bildsprache zu bleiben, nur selten noch oberhalb eines unbeholfenen Herumfuchtelns liegt, aber auf ein Publikum trifft, das „einfache Sprache” zum Ideal innerhalb ihrer Ideologie erkoren hat. Oder anders gesagt: Journalismus beruht heute auf dem Prinzip, als sekundärer Analphabet unter den Linken noch König zu sein.

Der nun maßt sich an, über mich zu schreiben.

Es gibt den Blogger Hadmut Danisch, der über das Wesen der Frau Folgendes schreibt: „Einerseits fordert sie Posten in den Vorständen der größten Unternehmen, andererseits kann sie nicht mal selbstverantwortlich und zuverlässig entscheiden, mit wem sie bumst.“ Jede Beischlafentscheidung sei unverbindlich, und wenn die Frau es sich später anders überlege, werde „die Sache auf Kosten des Mannes rückwirkend zur Vergewaltigung erklärt.“ Für ein Interview steht Danisch nicht zur Verfügung.

„Für ein Interview steht Danisch nicht zur Verfügung.”

Eine erstaunliche Aussage dafür, dass ich über zehn Jahre lang versucht habe, von den Medien zur Kenntnis genommen und in die Berichterstattung aufgenommen zu werden, und man mich aus politischen Gründen stets ignoriert hat, bis ich mir gedacht habe, nun mach ich’s halt selbst. Oder dafür, dass der Tagesspiegel Leserkommentar löscht, die mich erwähnen. Oder dafür, dass die „Interviewanfrage” so berstend dumm war, dass man sie gar nicht annehmen konnte.

Dabei zitiert er nicht mal richtig, denn er lässt Satzteile weg, ohne Auslassungszeichen zu setzen. Deshalb wechselt er zwischen wörtlichem Zitat, indirekter Rede und wieder wörtlichem Zitat hin und her. Die originale Passage lautet:

Einerseits fordert sie Posten in den Vorständen der größten Unternehmen, andererseits kann sie nicht mal selbstverantwortlich und zuverlässig entscheiden, mit wem sie bumst. Jede Beischlafentscheidung ist unverbindlich und auf Monate, manchmal Jahre hinaus revisibel, und wenn Frau es sich hinterher – hormonell durch den Zyklus, oder weil der Typ sich dann doch nicht als der Traummann herausstellt oder ein besserer vorbeikommt – anders überlegt, wird die Sache auf Kosten des Mannes rückwirkend zur Vergewaltigung erklärt. Also die Entscheidung über alles, auch den Beischlaf, immer auf den nächstbesten Mann abgeschoben.

Und dass das lediglich der Aufmacher eines längeren Textes war, in dem ich das näher begründe und erläutere, das erwähnt er auch nicht.

Das ist der Grund, warum ich, wenn ich jemanden zitiere

  • Zitatkästen setze und, soweit es der Umfang vertretbar erscheinen lässt, Aussagen nicht zerreiße,
  • Quellenangaben in Form von Links setze.

Mal eine ganz einfache Frage:

Warum eigentlich setzt der Tagesspiegel keinen Link auf die Blogseite, auf der die Aussage steht, damit der Leser sich ein eigenes Bild machen kann? Warum läuft das nach dem Prinzip, dass der Leser die Meinung so zu fressen hat, wie Journalist sie hinwirft, auch wenn er dem Leser intellektuell weit unterlegen ist?

Die Frage, wie Frauen die Verantwortung für Konzerne übernehmen können sollen, wenn nicht mal die Verbindlichkeit und Eigenverantwortlichkeit der Entscheidungen in eigener Südpolsache und Armreichweite geklärt ist, bleibt offen.

Eine Erläuterung, Erklärung, Auseinandersetzung gibt es nicht. Liegt Danisch damit richtig, liegt Danisch damit falsch?

Rechtlich gesehen hat der damit schon mein Urheberrecht verletzt, denn der Satz, die Passage unterliegt meinen Urheberrechten. Er dürfte sie zwar aufgrund des Zitatrechtes zitieren, aber nur im Rahmen einer inhaltlichen Auseinandersetzung. Einfach so ohne Auseinandersetzung hinschmeißen „Danisch sagt…” geht nicht.

Zu sagen, ob es richtig oder falsch ist, das traut sich der Feigling dann aber auch nicht. Wird sonst wahrscheinlich von den Kolleginnen verprügelt.

Womit wir wieder bei „krude” wären: Es suggeriert alles Üble, sagte aber nicht, dass etwas falsch wäre.

Ach, wer weiß, vielleicht war es ja auch eine klammheimliche Zustimmung. Vielleicht wehren sich ja linke Männer inzwischen gegen Feminismus, indem sie unter dem Vorwand der Empörung Danisch zitieren. Hihi. 😀

Dass ich allerdings kein Männerrechtler bin und „Männerrechtler” aus Symmetriegründen – oder anders gesagt, der Einheitlichkeit der Maßstäbe, was ich für ein Qualitätskriterium halte – für ebenso unlogisch und bescheuert wie Feministinnen halte, dachte ich klargestellt zu haben – in meiner Antwort und unzählige Male im Blog. Ich habe nicht die Absicht, für Frauen- und Männerrechte doppelte Maßstäbe vorzuhalten. (Ja, ich weiß, das Dementi einer Absicht ist historisch gesehen von geringem Gewicht.)

Zu den ärgsten Feindbildern der Bewegung zählen junge Frauen wie Greta Thunberg. Aber auch Männer, die sich für Frauenrechte einsetzen. Die werden als „lila Pudel“ beschimpft. Es heißt, sie hätten ihr eigenes Geschlecht verraten.

Ich könnte mich nicht erinnern, diesen Terminus jemals aktiv eingesetzt zu haben.

Auf der anderen Seite haben die Antifeministen einige Heldinnen. Etwa die verstorbene Schauspielerin Hannelore Elsner, weil die vor drei Jahren die Metoo-Debatte als „verlogen“ bezeichnete. Sie sehen Elsner als Kronzeugin ihrer These, dass sich Weinsteins Opfer in Wahrheit „hochschlafen“ wollten.

Ich könnte mich ebensowenig erinnern, mich überhaupt jemals Hannelore Elsner zugewandt zu haben, zumal die mich schauspielerisch, intellektuell und menschlich überhaupt nicht ansprach und gar nicht interessierte. So gar nicht mein Typ.

Immer öfter führt der Hass im Netz zu Gewalt in der realen Welt. Etliche rechte Attentäter der vergangenen Jahre waren Antifeministen: Anders Breivik genauso wie die Mehrfachmörder von Halle und Hanau, Christchurch, El Paso und Toronto. Das Motiv Frauenhass werde bei vielen Terrortaten noch unterschätzt, sagt der Soziologe Andreas Kemper am Telefon: „Dieser Faktor wird zu wenig beleuchtet.“ Kemper hat sich jahrelang mit Antifeminismus und seinen Folgen beschäftigt. Es gebe in der Szene etliche „Breivik-Versteher“, die den Attentäter eigentlich für ein Opfer hielten. Dieser habe letztlich ausrasten müssen, weil der Feminismus und die politische Korrektheit ihn drangsaliert hätten.

Ach, daher weht der Wind. Wieder Andreas Kemper, das alte Hasswrack, der versucht, die Lücke zwischen Langzeitstudium und Grundrente mit Beschimpfungsvorträgen zu überbrücken, an der Beschaffung einer USB-Webcam scheitert und doch – vermutlich nicht finanziell, aber was das Auftragsvolumen angeht – einen ganzen Friseursalon vor der Coronapleite retten könnte, wenn er sich entschlösse, sich – unter Aufgabe zeitgemäßer Soziologenmerkmale – der Körperpflege zuzuwenden.

Was Frauenhasser zu Mördern werden lasse, nennt Andreas Kemper „apokalyptische Männlichkeit“. Eine Männlichkeit, die auf die Vernichtung des Feindes ausgerichtet sei. Eine Männlichkeit, die „abrechnet“.

Presse heute ist, sich von einem gescheiterten Wrack die Welt und die Menschen erklären zu lassen.

Belege? Keine.

Selbst wenn man sich aber auf deren psychotische Weltsicht einließe, wäre doch die nächstliegende und meines Erachtens zwingende Frage – und ich lege Wert auf die Feststellung, dass es eine kanonische Frage ist, die ich im Falle von gestellten Vorwürfen nahezu regelmäßig zu stellen pflege – was eigentlich das erwartete Wohlverhalten sei, also was man von Männern erwartet, um das Wohlgefallen von Feministen zu finden.

Klappe halten und stillschweigend alles hinnehmen und zahlen und sich aus allem rauswerfen lassen?

Das erwarten sie, aber sie würden das nicht offen zugeben.

Was also, in der gesamten Bandbreite zwischen Klappe halten und Mord, wäre denn das den von der Kriminalitätsform Feminismus Geschädigten zugedachte Verhalten?

Das sagen sie nicht.

Das sagen sie nie.

Da mir persönlich weder Mord noch untertäniges Schweigen liegen, und ich mich zuvor jahrelang mit Verfassungsrecht befasst hatte, fiel für mich die Wahl auf den Gebrauch der Meinungsfreiheit in Form dieses Blogs.

Seltsamerweise werde ich von Feministen wider Erwarten aber gar nicht dafür gelobt, mich für diesen – im Vergleich zu Anders Breivik doch nun wirklich sehr gemäßigten – Weg entschieden zu haben, sondern gelegentlich mit diesem gleichgesetzt. Etwa hier, ich hatte aber auch schon von einer Veranstaltung bei der TAZ davon berichtet.

Eine Aussage, welches Verhalten man denn Männern eigentlich zuteilt und was man als nicht verwerflich ansehen würde, ist nicht zu bekommen. Es gibt kein Wohlverhalten, das sie noch dulden würden, außer Schweigen, Arbeiten, Zahlen, Verzichten, was sie aber nicht offen sagen würden. Und inzwischen nicht mal mehr das, denn in der Black-Lives-Matter-Rassismus-Kampagne wird sogar jeder als Rassist gebrandmarkt, der gar nichts tut und schweigt.

Daran erkennt man aber den Mülljournalismus des Tagesspiegels: Anprangern, ohne den Vorwurf auch nur irgendwie zu begründen, das Verhalten zu untersuchen oder darzulegen, was das erwartete Wohlverhalten wäre.

In den USA versuchte ein Antifeminist vorigen Monat, eine angeblich zu frauenfreundliche Bundesrichterin zu erschießen.

Das wollte mir ja Andreas Kemper auf Twitter neulich anhängen, dass es irgendeinen Zusammenhang zwischen mir und einem Mord in den USA gäbe.

Auch die anonymen, mit „NSU 2.0“ unterschriebenen Todesdrohungen richteten sich zunächst ausschließlich gegen Frauen, enthielten sexistische Schmähungen und Vergewaltigungsfantasien.

Aha. Und daran soll ich dann jetzt auch schuld sein?

Andreas Kemper, der Soziologe, sagt am Telefon, das Spektrum der Antifeministen sei zwar breit gefächert. Doch die Schnittmengen der verschiedenen Lager seien größer, als nach außen hin suggeriert werde. „Und die Übergänge sind fließend.“ Tatsächlich gebe es Berührungspunkte zwischen Vereinen der Männerrechtsbewegung und Frauenhasser-Portalen.

Und wenn der Soziologe Andreas Kemper das am Telefon sagt, dann muss es für die Presse ohne weitere Prüfung wahr sein.

Was soll dieser ganze Scheiß eigentlich?

Mit ihrer Taktik, sich seriös und keinesfalls rechts zu geben, hätten die Männerrechtler bereits ein Stück Normalisierung erreicht, sagt Andreas Kemper. Das nächste Ziel sei, auch auf der politischen Bühne als akzeptable Gesprächspartner angesehen zu werden. Im besten Fall auf Augenhöhe und gleichberechtigt mit den Frauenverbänden.

Ein paarmal ist dies schon gelungen. Zwei Aktivisten von Manndat wurden, auf Anfrage der FDP, als Experten zum Thema Gesundheitspolitik im nordrhein-westfälischen Landtag angehört. Arne Hoffmann schrieb danach: „Bislang war die Männerrechtsbewegung ein Teil der außerparlamentarischen Opposition. Mit der FDP gewinnen wir aktuell Zugang auf die parlamentarische Ebene.“

Ah. Es geht darum, das Thema aus der Politik herauszuhalten.

Überhaupt hat die Bewegung in der FDP – neben der AfD – am stärksten Fuß gefasst. Parteimitglieder riefen vor drei Jahren einen eigenen Verein ins Leben, der in die Partei und aus ihr heraus wirken soll: die „Liberalen Männer“. Initiiert wurde die Gründung von Mitgliedern des Männerrechtsvereins Manndat. Es heißt, ähnliche Bestrebungen in anderen Parteien seien angedacht.

Das also ist des Pudels Kern. (Wohlgemerkt: Ich habe nicht „lila Pudel” gesagt, sondern Goethe zitiert.)

Matthias Enderle findet es ungerecht, dass bei Männern, sobald sie einen Verkehrsunfall bauten, als Grund gleich „überhöhte Geschwindigkeit“ genannt werde. Bei Frauen heiße es dagegen „aus ungeklärter Ursache“. Dabei erlebe er im Straßenverkehr, dass „bei vielen Frauen die Augen sonst wo sind, zum Beispiel auf dem Handy. Das ist Unaufmerksamkeit.“

Guter Punkt. Allerdings ist auch nicht von der Hand zu weisen, dass Frauen führend darin sind, auch unter 30km/h Unfälle zu bauen.

Bewertung

Liest sich für mich (auch vor dem Hintergrund der seltsamen Interviewanfrage) wie eine Auftragsschmäharbeit.

Als habe man das irgendeinem Redaktionspinsel als Hausaufgabe mitgegeben. Als habe der eine Liste von Leuten bekommen, die er angreifen solle, aber nicht kennt, dem Thema auch nicht gewachsen ist, und die Anweisung „Sprich mal mit dem Kemper, der sagt Dir, was Du schreiben sollst.”

Was bin ich froh, dass ich den Schrott nicht auch noch durch ein Interview bestätigt habe.