Ansichten eines Informatikers

Das ZDF und die Bauernopfer des Bundesnachrichtendienstes

Hadmut
18.3.2020 19:34

Zu der Sendung, die heute um 20:15 auf ZDFinfo über die Rubikon-Affäre (CIA, Schweiz, Crypto AG) kommt.

Es beleuchtet etwas davon, was mir da damals widerfahren ist.

Wie vorhin schon geschrieben ist die Sendung schon den Tag über in der Mediathek abrufbar. Ich habe mir die Sendung natürlich gleich angesehen.

Einerseits leidet die Sendung unter dem, was ich schon neulich bei der ersten Sendung von Frontal21 dazu berichtet habe: Political Correctness. Ein großer Teil am Anfang der Sendung dreht sich wieder nicht um das Thema an sich, sondern um den Nebenkriegsschauplatz, warum die Bundesregierung nichts gegen die Menschenrechtsverletzungen in Südamerika unternommen habe, wenn sie doch davon wusste. Was, wie ich schon ausgeführt habe, eine ziemlich dumme Frage ist. Denn wer zu erkennen gibt, dass er abhören kann, gefährdet sofort seine Fähigkeit und weitere Aufklärungserkenntnisse. Das ZDF kommt einfach nicht aus seiner linken Politisierung heraus.

Zumindest am Anfang nicht. Nach so etwa 20, 25 Minuten wird die Sendung nämlich deutlich besser, und kümmert sich mehr darum, was da eigentlich passiert ist. So richtig nah dran kommt man da auch nicht, aber es ist zumindest schon mal etwas.

Ich möchte mal vier kurze Szenen herausgreifen und im Kontext meines eigenen Lebenslaufes und meines Blogs hier – letztlich dreht sich diese Webseite ja seit über 20 Jahren zentral um dieses Thema – einordnen.

CIA und Bundesnachrichtendienst wollten alles abhören, und haben etwas gegen Verschlüsselungstechniken, die nicht unter ihrer Kontrolle stehen. Dazu bringen sie das Beispiel des Taschentelexgerätes Textlite:

Wer Kryptogeräte entwickelt, die nicht unter der Kontrolle von BND und CIA stehen und entsprechende Schwächen haben, werden einfach kaputt gemacht. Plattgemacht. Vom Markt gewischt.

Die Uni sagte mir damals in einem Gespräch, es gehe nicht um den Doktortitel (es ist ein Grad und kein Titel, aber darum ging es eben in dem Gespräch) an sich. Den könne ich haben, das sei ihr egal. Es gehe darum, mich unter allen Umständen aus der Hochschulkarriere und Forschung herauszuhalten.

Rückblickend betrachtet bin ich auf jeden Fall in deren Focus geraten.

Da war einmal die IETF-Konferenz 1994 in San Jose, an der ich durch einen externen Sponsor, der Drittmittel gegeben hat, damit da mal endlich Deutsche rumlaufen, teilgenommen habe, aber eigentlich ziemlich erfolglos und unbeteiligt, weil ich damals kaum wusste, was die da eigentlich machen, das eine Industrie- und keine Wissenschaftsveranstaltung ist und man da nicht einfach mal spontan auftauchen und den Zampano machen kann (jedenfalls ich nicht), weil man das vorher durch Papers und monatelange Arbeit in den Gruppen vorbereiten muss.

Damals gab es noch keine Notebook-Computer, man brauchte für einen Internet-Zugang noch ganze Workstations, die man nicht mit sich herumtragen konnte. Deshalb hatte man dort in dem Hotel einen ganzen Hotelsaal nur für Rechner gemietet und dort ganze Tischreihen mit Sun Workstations aufgebaut, die Sponsor Sun zur Verfügung gestellt hatte. Das wusste ich vorher, denn es stand in der Konferenzankündigung und ich hatte noch gefragt. Statt wie heute mit Notebook oder Handy bin ich damals mit einem (dem am Institut selbstentwickelten und selbst gebauten) Chipkartenleser für die serielle Schnittstelle und einer (ebenfalls am Institut entwickelten) SmartCard hingefahren und hatte das dort an einer der Sun Workstations aufgebaut, um mich da authentisch und verschlüsselt in Karlsruhe einzuloggen und meine E-Mail zu lesen. Und weil ich den Auftrag hatte, anzugeben und auf unsere Leistungen aufmerksam zu machen, habe ich das häufiger gemacht, als ich das gebraucht hätte, und damals war so ein Gerät mit Chipkarte noch ein sensationeller Anblick.

Fast zehn Jahre später war ich dann nochmal in Sachen Krypto bei einer IETF-Konferenz, diesmal in San Francisco, und ich stellte fest, dass im Hotelzimmer mein Koffer durchsucht worden war. Es fehlte aber auch nichts, nicht mal ein Bündel 20-Dollar-Scheine, das ich im Krawattennetz des Koffers hatte und jedem sofort auffallen musste, der den Koffer öffnet. Wer durchsucht Koffer und klaut das Geld nicht?

Dann hatte ich, entgegen des von Beth verhängten Veröffentlichungsverbotes, den RFC 1824 geschrieben, nicht nur aus Trotz, sondern weil ich dem, der mir damals die Reise finanziert hatte, wenigstens etwas zu liefern. Damit fällt man dann aber auf.

Bald darauf das verschlüsselnde Telefon, das auf diesem Protokoll beruhte und ebenfalls mit eben diesen Chipkartenlesern betrieben werden konnte (beruhte auf unserer Protokollbibliothek, mit der wir auch authtelnet und authftp geschrieben hatten, verschlüsselte versionen von telnet und ftp, also sowas wie ssh, mit denen ich mich 1994 von San Jose aus in Karlsruhe eingeloggt hatte, und für das wir noch eine weitere Reihe von Anwendungen entwickelt hatten, da wäre das verschlüsselte Telefon einfach nur eine weitere gewesen). Anstatt sich zu freuen hatte Beth damals getobt und angewiesen, das sofort einzustellen und abzubauen, zu zerlegen, nicht mehr zu verwenden, er behauptete damals, das müsse alles analog passieren, Sprach-Scrambler und sowas.

Und dann eben 1997 die Sache mit der Bundestagsanhörung zum Kryptoverbot, dann der Versuch, eine Kopie meiner Worstation zu ziehen, und 1998 das Bundestagsgutachten und die Dissertation.

Wenn man das alles zusammen betrachtet und dann diesen Hintergrund BND/CIA sieht, die alles plattmachen, was ihnen in die Quere kommen könnte, dann passt das voll zusammen. Dann ist die Geschichte rund und geschlossen.

Und es ist auch nicht so, dass, wie früher kolportiert wurde, der BND 1993 ausgestiegen und damit nichts mehr zu tun gehabt hatte. Den sie bringen in der Sendung – kommt auch gerade in den heute-Nachrichten – auch, dass der BND 2000 einen Hinweis abgehört hatte, der den Anschlag 9/11 zu erkennen gab, aber von der Linguistin des BND verpennt worden war.

Der BND war also auch 2000, gerade in der Hochphase meines Promotionsstreites, noch voll in dieser Kryptobetrugsnummer mit drin und hatte ein enormes Interesse daran, abhören zu können. 2000 und dann besonders nach 9/11 haben die noch hochintensiv abgehört, auch weil die Leute faule Kryptogeräte der Crypto AG einsetzten. Der BND hatte also ein unmittelbares und sehr starkes Interesse daran, Kryptoforschung zu unterbinden.

Wohlgemerkt: Die Sache mit dem 9/11-Hinweis wurde von der Zentralstelle für das Chiffrierwesen verschlurchelt, die also nun nachweislich im Jahr 2000 noch mit Abhören durch schwache Kryptomaschinen befasst waren, und deren gerade pensionierter, ehemaliger Chef Otto Leiberich steckt hinter der Ablehnung meiner Dissertation, wird im Promotionserstgutachten namentlich erwähnt. Und das Gutachten wiederum versuchte man mit allen Mitteln geheim zu halten, auch vor mir.

Und der von Philips sagt das ja auch, dass er sich im Nachhinein fragte, was für ein Bauer er in diesem Schachspiel gewesen war, denn die

Auch der ehemalige Mitarbeiter der Crypto AG, Hans Bühler (der, der im Iran festsaß und den der BND da noch rausgekauft hat, der dann aber gefeuert wurde) drückt das genau so aus, wie ich mir vorkomme:

„Das Schlimmste, überhaupt, ist für mich gewesen, überhaupt zu fassen, was da passiert ist. Zu versuchen nur mal zu verstehen, was man mit mir gemacht hat. Wissentlich!

Genau so geht’s mir auch.

Aber mir geht’s nicht nur um das, was man damals mit mir gemacht hat.

Mir geht’s auch um die 20 Jahre danach, in denen man ignoriert, sabotiert, diffamiert, und mit allen möglichen dreckigen Methoden versucht hat, mich weiter zu bekämpfen.

Diese unendliche Verlogenheit der Medien, des Fernsehens, der Presse.

Diese unendliche Verlogenheit des Bundesverfassungsgerichts, diese widerliche Heuchelei vom Rechtsstaat und Grundrechten.