Ansichten eines Informatikers

Hadrian, der Maurer

Hadmut
2.12.2019 14:35

Noch ein kommunistischer Gedanke.

Es heißt ja, wir bekämen das Schlaraffenland, weil uns die Roboter die Arbeit wegnähmen und uns dafür dann alle ernähren würden, die Produktivität stiege. So ungefähr könnte das dann aussehen:

Hurra, wir brauchen keine Maurer mehr, weil die Roboter für sie arbeiten. Gebt ihnen das Gehalt der Roboter.

Der Knackpunkt ist aber: Das stimmt so nicht. Wir brauchen nur keine Maurer mehr, die nicht lesen und Computer bedienen können. Der, der das Ding da beaufsichtigt und kleiner Arbeiten von Hand nachbessert, wird ganz sicher noch Ahnung vom Mauern haben müssen, und die, die so ein Ding entwickeln und warten und die Steine für das Ding konstruieren, ganz besonders. Die Arbeit ist nicht weniger, sie verschiebt sich nur von der nassen, kalten oder 35° heißen Baustelle an den Schreibtisch und in die Fertigungshalle. Im Prinzip ist das auch nur ein Fertighaus, nur mit dem Unterschied, dass die Bausteine kleiner und nicht ganze Wände sind. Man kann mal den Aufwand, so eine Maschine zu entwickeln und zu bauen (samt Maschinenbaustudium und so weiter) mit dem Aufwand des Hausbaus vergleichen. Es wird eigentlich nicht weniger, sondern – ganz im Sinne der Informatik – als Prozess in vom Einzelproblem abstrahierte und separierte Einzelprobleme zerschlagen, und so viel wie möglich vereinheitlicht und wiederverwendbar gemacht. Die Maschine und der Prozess sind weitgehend unabhängig vom einzelnen Haus, es wird nur noch parametrisiert und ausgeführt. Es ist nur scheinbar weniger Arbeit am Bauplatz, sondern es ist im Prinzip durch die Abstraktion vorweggenomme Arbeit – alles das, was nicht zwingend mit dem konkreten einzelnen Haus zu tun hat, ist schon vorweggenommen und auf Arbeitsleistungsvorrat erstellt worden, etwa durch Konstruktion und Bau dieser Maschine. Während man etwa mit normalen Maurern nicht sagen kann, wir mauern schon mal auf Vorrat, damit es dann flott geht, wenn einer kommt und ein Haus will.

Wenn ich hier allerdings an Baustellen vorbeigehe, dann sehe ich da eigentlich kaum noch Maurer, die ich als, naja, wie beschreibt man das nun, eben „einheimisch” betrachten würde, jedenfalls nicht bei den Ausführenden.

Ich sehe da also weniger das versprochene sozialistisch-kommunistische Paradies. Ich sehe eher das Problem, was man dann, wenn sich solche Maschinen durchsetzen (und das werden sie früher oder später in der ein oder anderen Form) mit den Import-Analphabeten oder auch den selbstproduzierten eigentlich anstellen will.

Ich habe das früher schon geschrieben: Wenn man wirklich zukunftsorientiert arbeiten wollte, würde man sich daran machen, den Wiederaufbau von Syrien oder dem Irak zu planen und den Syrern hier jetzt mal 10 oder 15 Jahre lang beibringen, wie man schnell und effektiv Städte wieder aufbaut, etwa mit solchen Maschinen, und die Zeit jetzt – eben durch Einsatz solcher Vorwegnahmetechniken – nutzen, um möglichst viel der Wiederaufbauarbeit vorwegzunehmen, etwa Boden durch Satelliten zu vermessen, zu planen, Städte zu entwerfen mit allem, was dazugehört, selbstverständlich mit virtuellen Autos und virtuellen Brillen schon mal drin rumzufahren und rumzulaufen, Leute, gefällt Euch das auch so, wo muss noch ein Kraftwerk oder Wasserwerk oder sowas hin, also alles das zu entwickeln, was durch solche Abstraktionstechniken ortsunabhängig vorweggenommen und geplant werden kann.

Und dazu gehört auch das Lernen. Eigentlich müssten die Architekturstudiengänge und ebenso die Baustellen voll mit Syrern sein, die hier wie die Bekloppten das Städtebauen pauken und üben, vom Mauern über das CAD-System bis zum modernen Städtebau. Die müssten büffeln und üben wie verrückt, damit sie in ein paar Jahren in der Lage sind, mithilfe solcher Geräte und solchen Techniken Syrien wieder hochziehen können. Wir haben ja damals auch ein zerbombtes Deutschland wieder aufgebaut.

Wäre das nicht ein geiles 20- oder 30-Jahresprojekt? 10 bis 15 Jahre Planung und Ausbildung hier und dann 10 bis 15 Jahre Bauen wie die Bekloppten in Syrien, und dann dort schöne neue Städte, Wohnungen, Infrastruktur?

Ich sehe aber nichts von solchen Vorbereitungshandlungen.

Stattdessen pfropft man sie hier alle zusammen und schreit „Enteignung!”, weil man nicht genug Wohnungen hat. Hier, wo das Bauen so teuer ist, weil man für den Winter isolieren und Energie sparen muss, anstatt dort, wo es auf Isolierung und Heizung nicht so ankommt und das Bauen einfacher und billiger wäre.

Und die Maschine kommt auch nicht aus Deutschland.