Ansichten eines Informatikers

Diversity, Rendite, Pleite

Hadmut
24.4.2019 20:47

Propaganda und Realität.

Ein Leser wies mich heute auf diesen Text bei XING hin, wo eine gewisse „Dr. Laura Wendt”, laut ihrer Selbstbeschreibung „Neurowissenschaftlerin, Rednerin und Diversity-Managerin” bei A. T. Kearney (eine amerikanische, international tätige Unternehmensberatung, und Ihr wisst, was ich von amerikanischen Unternehmensberatungen halte…), laut ihrem Xing-Profil hat sie Studium und Doktor in medizinischer Psychologie. Inwieweit einen das zur „Neurowissenschaftlerin” macht, erschließt sich mir nicht, und wozu Neurowissenschaftler in Unternehmensberatungen gehen auch nicht. Aber das Thema Frauen, die auf Steuerzahlerkosten Medizin studieren und einen der knappen Plätze wegnehmen, und dann den Beruf nicht ausüben, hatten wir ja auch schon, von wegen Vorteile der Diversität in der Medizin und so, und die behauptet da nun in ihrem Aufsatz „Warum unser Gehirn erfolgreiche Frauen nicht verstehen will”

Warum unser Gehirn erfolgreiche Frauen nicht verstehen will […]

Weil unser Gehirn faul ist und sich mit neuen Verhaltensmustern schwertut

Ich glaube nicht, dass mein Gehirn „faul” ist, jedenfalls nicht über dem Durchschnitt. Es ist zwar zutreffend, dass ich mir fast immer sehr schwer damit tue, Frauen zu verstehen, die sich für erfolgreich halten oder als erfolgreich hingestellt werden, aber ich versichere, das hat gänzlich andere Gründe, als dass mein Gehirn zuwenig arbeiten würde. Eher im genauen Gegenteil, ich denke darüber nach, was man mir sagt.

Beispielsweise wenn sie behauptet:

Unzählige Studien zeigen: Ersetzt man einen Mann im höheren Management oder im Vorstand durch eine Frau, so führt dies zu einer 8 bis 13 Prozent höheren Kapitalrendite und zu einer 3 bis 8 Prozent höheren Profitabilität. Intel hat ausgerechnet, dass das Hinzufügen einer Frau zu einem Führungsteam zu einem 13 bis 16 Prozent höheren Unternehmenswert führt.

Unzählige Studien?

Ich kenne keine einzige. Vielleicht ist das der Grund, warum sie keiner gezählt hat. Neulich gab es irgendwo eine Studie, wonach Diversität überhaupt keine Vorteile, aber Kosten, Streit und wegen der Bevorzugung bei der Einstellung geringer qualifiziertes Personal bringt.

Anscheinend lernt man weder in der Psychologie, noch in der Unternehmensberatung, Korrelation und Kausalität auseinander zu halten. Richtig ist, dass Unternehmensgewinn und Frauenanteil in den Führungspositionen korrelieren. Die Kausalität liegt aber andersherum: Nur Unternehmen mit hohen Gewinnen können sich solches Polittheater leisten. Und Unternehmen mit hohen Gewinnen sind häufig mit der Regierung im Geschäft und damit politisch erpressbar.

Wieder das gleiche Logik-Problem wie beim Gender Pay Gap: Wenn Frauen die gleiche Arbeit für 21% weniger Lohn machen würden, hätte man ja längst alle Männer gefeuert und man bräuchte eine Männer- und keine Frauenquote.

Und würden Frauen den Unternehmenswert sofort steigern (wieso eigentlich? Warum sollten dann die Aktienkurse hochgehen?), hätten ja schon viele Firmen Frauen eingestellt, bevor man Aktien verkauft. Boeing hat ja gerade nach seinem 737-MAX-Desaster Aktienkurs eingebüßt und heute die Gewinnerwartung reduziert. Wäre es da nicht einfacher, einfach ganz schnell Frauen einzustellen, damit der Gewinn und der Firmenwert wieder steigen?

Schauen wir mal nach Melbourne.

Da hatte doch vor zwei Jahren das feministisch-lesbistische Frauencafe „Handsome Her” aufgemacht, in dem Frauen bevorzugte Platzwahl hatten und Männer zum Ausgleich des Gender Pay Gap 18% mehr zahlen mussten. Nun machen sie wieder dicht, 28.4. ist letzter Tag.

Ein offizieller Grund ist nicht angegeben, aber in den Foren und Medien liest man, dass sie schlicht pleite sind. (Was auch sonst sollte der Grund sein, den Laden wieder dicht zu machen…)

Den Wertungen in den Reiseportalen nach dürfte es das mit Abstand schlechteste gastronomische Etablissement in ganze Australien/Neuseeland gewesen sein, die Kommentare sind einfach verheerend. Zum einen sollen sie Männern gegenüber grundsätzlich ziemlich unhöflich bis frech und herablassend gewesen sein, sie ignoriert und einfach ewig warten haben lassen, und damit von vornherein schon mal die Hälfte der Einzelkundschaft und nicht wenige der Paare vergrault und in die Flucht geschlagen haben. Das alleine hätte wohl noch nicht ganz oder nicht so schnell in die Pleite geführt, aber auch die Speisen sollen katastrophal gewesen sein. Und wenn man es sagte, haben sie darauf nicht gehört, sondern feministische Tiraden angefangen haben, dass die, die sich beschweren, ja nur patriarchalisch-frauenfeindlich seien und so. Und als ob das alles noch nicht schlimm genug wäre, vegan waren sie auch noch.

Scheint, als würde das mit der durch Frauen aufblühenden Wirtschaft auch nicht unbedingt immer so funktionieren wie versprochen.

Nun könnte man zwar einwenden, dass das nun die Rhetorikfigur des Beweises durch Anekdote war. Wenn aber jemand von vornherein so einen Scheiß wie „Unzählige Studien zeigen” auftischt und dann mit „Frau führt zu 8 bis 13 Prozent höherer Kapitalrendite, zu 3 bis 8 Prozent höherer Profitabilität, zu 13 bis 16 Prozent höherem Unternehmenswert” kommt, als wäre Muschi so eine Art chemischer Katalysator, den man einfach nur irgendwohin stellen muss, damit es mit den Geschäften flutscht, oder wie ein Rennspoiler, den man sich ans Auto schraubt, dann kann ich auch mit Anekdoten dagegenhalten. Denn wer pauschale Behauptungen aufstellt, noch dazu mit Mindestangaben (nicht etwa im Durchschnitt oder so, sondern als Werteintervall mit zweistelliger Genauigkeit), der ist durch Gegenbeispiel zu widerlegen. Mir ist übrigens noch keine einzige Beispielfirma, auch nicht im Wege des anekdotischen Beweises, bekannt, bei der diese behaupteten Folgen eingetreten sind. Mir sind aber einige Firmen bekannt, bei denen ganz andere Folgen eingetreten sind.

Die Frage ist: Wer – ich meine, außer unserer Bundesregierung – wer glaubt eigentlich noch amerikanischen Unternehmensberatungen? Wer lässt sich von denen noch beraten?

Wer glaubt denen diesen Gender- und Diversitätsquatsch noch?