Ansichten eines Informatikers

Arabische Selbstkritik

Hadmut
24.2.2019 20:02

Ägyptens Präsident Abdel Fattah As-Sisi sollte man unbedingt mal zuhören.

Die jüdische Rundschau hat eine hochinteressante Rede, eigentlich eine Antwort auf eine Frage auf dem Weltjugendforum in Scharm El-Scheich (Ägypten) im November 2018, aber im Umfang einer Rede, eben dieses Präsidenten übersetzt. (Wohl aus dem Englischen, aber ich weiß nicht, ob er englisch gesprochen hat oder das auch schon übersetzt war.) Auch wenn ich hier ein paar Stücke zitiere, sollte man sie unbedingt ganz lesen.

Der junge Afghane möchte wissen, warum die Staats- und Regierungschefs der Welt die Türen ihrer Länder vor der Einwanderung schließen​.

Ich habe nicht die Absicht, diese Angelegenheit ausführlich zu erläutern. Jeder Staat hat das Recht, seine Bevölkerung zu schützen und sich um seine Interessen zu kümmern. […]

Erlauben Sie mir, Ihnen Folgendes zu sagen: Anstatt zu fragen, warum diese Länder ihre Türen schließen, fragen Sie sich bitte, warum sich die Afghanen in Afghanistan nicht um das Schicksal ihres Landes kümmern. Warum kämpfen sie bereits seit 40 Jahren, töten sich gegenseitig und zerstören dabei ihr eigenes Land? Diese Frage stellt sich auch im Zusammenhang mit anderen Ländern wie Pakistan… aber auch bezüglich Ägypten. Ebenfalls ist sie in Bezug auf Syrien, Irak, Libyen, Jemen und Somalia berechtigt. Warum verhalten wir uns so?

Wir zerreißen uns in unseren eigenen Ländern und bitten danach andere Staaten – wo Tag und Nacht geschuftet wird, und wo stets danach gestrebt wird, die eigenen Errungenschaften zu erhalten, die eigene Bevölkerung zu schützen, die Lebensqualität und das Entwicklungsniveau zu halten –, ja, wir bitten sie, die Früchte ihres Tuns mit uns zu teilen, bloß weil wir uns bekriegen! […]

Sie sind erbost darüber, dass die Staats- und Regierungschefs der europäischen Staaten wie England, Deutschland, Italien oder sonst irgendein anderes Land ihre Grenzen schließen, um die Früchte der langjährigen harten Arbeit und der Bemühungen im Aufbau einer modernen Gesellschaft zu schützen! Wir bitten sie, ihre Türen für uns zu öffnen, und wollen dabei ihnen unsere Kultur aufzwingen, obwohl sie von ihrer eigenen meilenweit entfernt ist – besonders, was Arbeit und Fleiß anbelangt. Unsere Arbeitskultur unterscheidet sich von ihrer: Sie befolgen eine strenge Ethik, sie lehnen sämtliche Privilegien wie auch Nachlässigkeit in der Arbeit oder im Lernen ab, wohingegen bei uns Sonderrechte und Selbstgefälligkeit akzeptiert, mehr noch, nicht selten gang und gäbe sind.

Sie beabsichtigen, anderen ihre Kultur aufzuzwingen? Ich möchte niemanden beleidigen, formuliere es aber so: Als Einwanderer bringe ich meine ägyptische Kultur mit – und hätte gerne alles, ohne etwas dafür zu tun. Ist es nicht so, wie wir uns verhalten?

Hochrangige Persönlichkeiten stellten mir die Frage, warum wir so unproduktiv wären. Ich sagte ihnen, dass wir unsere eigenen Wege und Gepflogenheiten haben, welche unserem Wesen entsprechen; sie zu ändern, ohne dadurch Zusammenstöße und Unruhen zu provozieren, ist undenkbar.

Wollen Sie mit Ihrer Kultur auswandern, die für Sie unanfechtbar ist? Sie wollen diese anderen mit dem Aushängeschild „Menschenrecht“ aufdrängen? Nein! Und, übrigens, wenn Sie in ein Land reisen, das Sie freundlich und bereitwillig empfängt, sollten Sie seine Gesetze, Bräuche, Traditionen, seine Kultur bedingungslos achten. Aber nein: Sie denken nicht daran; in Wirklichkeit sind wir zu solcher Denkweise nicht mal fähig, also sollten wir es unterlassen, dorthin zu gehen. Sie wollen, dass man Ihnen die Tür öffnet, damit Sie hereinkommen und dann Probleme bereiten? Nein!

Der Übersetzer merkt dazu an:

Als überzeugter Nationalist versteht As-Sisi die nationalistischen Tendenzen der Europäer. Trotz seines Glaubens hält er es für inakzeptabel, ein islamisches trojanisches Pferd in die Aufnahmeländer zu schicken. Seine Intuition als Politiker lässt ihn hoffen, dass die Völker Europas ihre Kultur als Garantie für ihren Erfolg und ihr Überleben bewahren. All die radikalen Veränderungen, die durch die muslimische Einwanderung nach Europa verursacht wurden, betrachtet er kritisch. Sollte Europa infolge von Gewalt zusammenbrechen, wie es im Nahen Osten der Fall ist, wird auch Ägypten kurz vor dem Niedergang der Zivilisation stehen. Ohne Sauerstoff, der durch die westliche Zivilisation geliefert wird, wird Ägypten am Islam ersticken.

Muss man sich mal vorstellen: Das (nicht genuin, sondern vom Islam eroberte) islamische (!) Ägypten hat Angst, an dem Islam zu ersticken, der sich in Europa ausbreitet.

Ich habe nie verstanden, wie man auf die marxistischen Märchen der Soziologen hereinfallen und glauben konnte, dass eine Bevölkerung, die in ihrem eigenen Land keine friedliche und stabile Gesellschaft zustandebrachte, dies plötzlich und ohne weiteren Anlass anfangen würden, wenn sie einfach nur auf europäischem Grund und Boden ankommen, als ob das irgendwie an Erdstrahlung oder sowas läge.

Es gibt gerade so eine englische Redewendung, die gerade zur Internet-Meme geworden ist: „You had one job and failed.” Du hattest nur eine einzige Aufgabe, und nicht mal die hast Du geschafft. Wäre es nicht Aufgabe der Sozial- und Kulturwissenschaften gewesen, die Politik vor der Migration zu warnen und darauf hinzuweisen, dass das gar nicht funktionieren kann?

Muss man aus der politischen Entwicklung nicht zwangsläufig folgern, dass Soziologen und Kulturwissenschaftler Schwindler, Scharlatane und komplett unfähig sind, wenn sie in ihrer Kernaufgabe so massiv versagt haben?

Hätte das hier jemand gesagt, hatte man ihn als Rassist, Nazi, islamophob beschuldigt, erledigt, wegen Volksverhetzung angeklagt.