Ansichten eines Informatikers

Über das Wesen des Kommunismus

Hadmut
11.8.2018 15:43

So ein Blog ist manchmal eine wunderbare Sache.[Nachtrag]

Man schreibt etwas und bekommt dann oft viele Zuschriften von Leuten, die einen anderen Blickwinkel haben oder mehr wissen (oder beides). Da ich es ja als Wessi so Sozialismus und Kommunismus nur mit dem Wissen eines Zoobesuchers habe, ist es natürlich interessant, dass wir in diesem unserem Lande auch „gelernte Sozialisten” und so weiter haben, die das kommentieren.

Grundsätzlich lässt sich wohl sagen, dass mit dem Mauerfall und der vorrübergehenden Entmachtung der Stasi auch der Aktienkurs und die Meinung von Karl Marx gesunken sind. Die Zuschriften sind auch durchaus marx- und kommunismuskritisch.

[Nachtrag: Hier ist mir beim Schreiben ein Absatz irgendwie verloren gegangen:] Generell herrscht bei nicht wenigen auch die Ansicht, dass Marx schlichtweg Jurist und Taugenichts gewesen sei und ohne die Zuwendungen des Kapitalisten Engels einfach verhungert wäre. Marx habe stets auf Kosten anderer gelebt und das dann zum Prinzip erhoben.

Mehrere Leser widersprechen der – nicht von mir selbst geäußerten, aber in meinem Blog wiedergegebenen – Auffassung, dass der Kommunismus von Maschinen abhängig sei oder sein sollte.

Ja, Kommunismus sollte ein Schlaraffenland sein, aber für falsch halte ich die Ansicht, daß nach Meinung der Kommunisten dieses Schlaraffenland erst stattfinden konnte, wenn die entsprechenden Maschinen erfunden sind, die dann die meiste Arbeit machen. Über solche technischen Details haben sie überhaupt nicht nachgedacht, und über den Kommunismus hatten sie eine durchaus zeitnahe Vorstellung. Denn sie hatten geglaubt, daß mit der Liquidierung der „Kapitalisten“ in der Wirtschaft praktisch sofort ungeahnte, schrankenlose Produktivkräfte freigesetzt werden, ohne daß man dazu besondere Maschinen braucht, und ohne überhaupt detailliert erklären zu müssen wiedas gehen soll. Wie Solschenizyn schreibt, erwarteten die Bolschewisten nach ihrer Machtübernahme überall eine sofortige 10- bis 20-fache Steigerung der Produktion. Das funktionierte natürlich nicht,und die Schuld dafür gab man den Ingenieuren. Bereits unter Lenin gab es deswegen die ersten Ingenieurprozesse, viele Ingenieure wanderten in den Gulag, der nicht erst unter Stalin, sondern bereits unter Lenin eingerichtet wurde.

Ein anderer schreibt nach jahrelangem Staatsbürgerkundeunterricht:

Im Kommunismus muss niemand zum Arbeiten gezwungen werden. Der Mensch möchte arbeiten, Arbeit ist ihm ein Bedürfnis. Er erkennt aufgrund seines Bewusstseins, wo er am dringendsten gebraucht wird und leistet dort seinen Beitrag. Lenin definierte Freiheit als Einsicht in die Notwendigkeit. Das Heilsversprechen war, dass nur wenig Arbeit notwendig wäre, der Mensch sich in der dann vermehrten freien Zeit seinen Interessen widmen könne.

Du könntest einwenden, dass Menschen die du kennst, so nicht funktionieren und damit hast du recht. Auch nach kommunistischer Auffassung war der Mensch, so wie wir ihn kennen, egoistisch. Deshalb wichen die Kommunisten zumindest damals auf den Begriff des “Neuen Menschen” aus, der soweit entwickelt sein würde, dass mit ihm ein solches Konzept durchführbar wäre.

Wie nun diesen “Neuen Menschen” erzeugen? Da gab es den eher naiv-humanistischen Ansatz, dass sich der Mensch im Zuge des gesellschaftlichen Fortschritts (“Das Sein bestimmt das Bewusstsein”) quasi von selbst dahin entwickeln würde und dann gab es die Kulturrevolution, es gab Pol Pot in Kombodscha, es gab die grossen Säuberungen in der Sowjetunion.

Ich habe grosse Zweifel, dass es sich bei den Befürwortern des bedingungslosen Grundeinkommens um Neue Menschen handelt. Es sind wohl eher diejenigen, deren Persönlichkeit der Weiterentwicklung bedarf, bzw. deren Gene quasi ausgekreuzt werden müssten, bevor der Kommunismus bzw. das bedingungslose Grundeinkommen funktionieren können.

Also doch Maschinen, nur eben biologische. Wie Legehennen. Früher oder später wird man den Menschen durch Drogen oder genetische Manipulation dazu bringen, wie bekloppt arbeiten zu wollen. Denn halten wir fest: Kommunismus funktioniert nicht mit heutigen Menschen. Man braucht einen „neuen Menschen”.

Womöglich ist das der Grund, warum sie gerade Syrer und Afrikaner importieren. „Neue Menschen”. Arbeitswillige.

Übrigens weisen viele Leser darauf hin, dass das Raumschiff Enterprise kommunistisch sei, weil sie darin erwähnen, dass Geld abgeschafft wurde und jeder nur noch das arbeitet, was er will. Da passt’s hin. Raumschiff Enterprise ist nämlich auch Utopie und Phantasiefernsehen. Der feministische Ansatz, dass immer andere für einen verantwortlich sind:

Ich bin 1970 geboren und in der DDR aufgewachsen und was uns als Kommunismus in der Schule verkauft wurde, erinnerte eher an Star Trek. Jeder hatte sich einzubringen und auf Grundlage seiner individuellen Fähigkeiten der Gesellschaft zu dienen. Nichts mit rumlungern und auf Kosten anderer leben. Ansich eine schöne Vorstellung von der Zukunft, aber dann kamen all die ahnungslosen linksversifften und definierten das in ihrem Sinne um. Plötzlich sind wieder die anderen – hier die Maschinen – für’s Gelingen verantwortlich. Und wer konstruiert, programmiert und bedient die Maschinen? Wie sagten wir früher so schön: Doof, wie’n Konsumbrot!

Übrigens ist es ja eine allgemein bekannte Erkenntnis, dass Sozialismus/Kommunismus noch nie funktioniert hat (warum wohl, wenn alle nur ausgeben und keiner wirklich arbeitet), und seit über 100 Jahren regelmäßig und immer wieder scheitert. Man könnte ja mal irgendwann auf die Idee kommen zu überlegen, ob es vielleicht doch nicht funktioniert, wenn es eben immer wieder nicht funktioniert. Dazu verwies mich ein Leser auf das Blog von Fefe, in dem er schreibt:

Ich ärgere mich ja immer darüber, wie Progressive konservative Ideen und Personen einfach per se ablehnen, ohne sich inhaltlich auseinanderzusetzen. Die Konservativen haben ein ähnliches Problem, wenn es um Sozialismus geht. Da kommt dann immer das Argument, das habe noch nie irgendwo funktioniert.

Dieses Argument ist mir so völlig fremd, dass ich mich immer frage, ob ich eine Hirnmutation habe, dass ich der einzige bin, der Fremdschäm-Kopfweh kriegt. Oder liegt das daran, dass ich Ingenieur bin?

Man stelle sich mal vor, den Wright Brothers hätte das jemand gesagt. Wir haben jetzt schon so häufig Fliegen probiert und das hat noch nie funktioniert! Also geht es nicht!1!!

Wie absurd!

Wieso bringt irgendjemand so ein offensichtlich schwachsinniges Argument? Und wieso werden die dann nicht sofort von allen Zuschauern ausgelacht?

Weil die Zuschauer nicht so blöd sind.

  • Dass Fliegen grundsätzlich möglich ist, konnte man an Vögeln sehen.
  • Es stimmt auch nicht, dass vorher viele gescheitert sind. Man hatte es noch nicht ernstlich versucht.
  • Die Gebrüder Wright haben wenigen Jahren ein flugfähiges Modell entwickelt und sind geflogen. Es fliegt. Es funktioniert.
  • Die Gebrüder Wright haben sich angesehen, was vorher falsch lief, und das geändert, und haben nicht mit Gewalt eine Ideologie durchgesetzt.
  • Die Gebrüder Wright sind naturwissenschaftlich und nicht ideologisch herangegangen, sind keinen Propheten gefolgt.
  • Die Gebrüder Wright haben ihre Flugversuche selbst unternommen und nicht ganze Länder unter Waffengewalt zu Flugversuchen gezwungen. Sie haben keine Mauer gebaut, keine Selbstschussanlagen, und sie haben Flugunwillige auch nicht in Gulags gesteckt oder erschossen. Sie sind einfach geflogen und haben nicht Leute dazu abgerichtet zu glauben, dass es fliegt.
  • Wer will, kann fliegen. Wer nicht will, kann’s bleiben lassen. Fliegen ist nicht Staatsform und nicht Staatsreligion.
  • Flugzeugingenieure behaupten nicht, dass es auf wundersame Weise von selbst fliegt, wenn man nur daran glaubt, sondern sagen klar, dass man eine Energiequelle, dass man Triebwerke, Sonnenthermik oder sowas braucht.
  • Die ersten Erprobungsflugzeuge waren Einsitzer und nicht Flugzeuge mit 80 Millionen Sitzplätzen und unbegrenztem Zustieg, weshalb da in der Frühphase auch immer nur einer und nicht alle draufgegangen sind.

    Beachtlicherweise hat noch keiner den 1-Personen-Kommunismus vorgeführt, in dem einer für sich alleine lebt ohne zu arbeiten und auch nicht andere für sich arbeiten lässt. Wäre nämlich toll, wenn man das wie bei Flugzeugen so entwickelt und die Teilnehmerzahl dann langsam erhöhnt.

  • Fliegerei wurde von den Schlauesten ihrer Zeit entwickelt. Kommunismus von den Dümmsten.
  • Ich habe mal berichtet, in Neuseeland hinter einem McDonalds eine alte DC-3 gesehen zu haben. Da hing ein Schild, in dem man aufgefordert wird, sich mal bewusst zu machen, dass so eine DC-3 schon die Merkmale moderner Flugzeuge trägt und ein sehr brauchbares, robustes und nützliches Gebrauchsflugzeug und keinesfalls mehr ein Experimentalflugzeug war, und gerade mal 30 Jahre nach dem Erstflug der Gebrüder Wright entwickelt wurde. Innerhalb von nur 30 Jahren nach dem Erstflug der Wrights hatte man das schon so weit im Griff, dass man regulären Verkehrsflug durchführen konnte.

    Mehr noch. Schon der erste Weltkrieg, und das waren gerade mal 15 Jahre seit dem Erstflug, war der erste Krieg, in dem Kampfflugzeuge eine entscheidende Rolle und Luftkämpfe stattgefunden haben (Stichwort: Roter Baron). Ich habe mal hier in Berlin bei einer Flugschau einen gesehen, der einen Dreifachdecker aus dem ersten Weltkrieg vorgeführt hat. Kein anderes Flugzeug kam mit so wenig Startbahn aus, der ist fast aus dem Stand in die Luft gesprungen, kaum mehr als ein, zwei Flugzeuglängen Beschleunigungsweg gebraucht. Sah rustikal aus, hörte sich sehr historisch an, war aber voll flugtauglich.

    Und was ist mit dem Kommunismus? Nach 100 Jahren und – weiß nicht – 100 bis 150 Millionen Toten ist man keinen Schritt weiter und will nicht einsehen, dass es nicht funktioniert.

    100 Jahre nach dem Erstflug hatten wir ein modernes, gut funktionierendes Netz aus weltweiten Flugverbindungen, jeden Tag Tausende von Flügen. Das funktioniert.

    Kommunismus funktioniert nicht.

Tja.