Ansichten eines Informatikers

Presse.

Hadmut
13.10.2017 0:36

Szenen eines Absturzes.

Commentarymagazine beschreibt, wie Associated Presse, eine der größten und wichtigsten Presseagenturen der Welt, einen direkten Transgender-Krieg gegen die englische Sprache führt. Laut diesem Artikel geen die Style Guides heraus, man darf das Geschlecht nicht mehr erwähnen:

Already among “woke” media types there is a taboo against “dead-naming” transgendered people. It is verboten to remind readers that Chelsea Manning was once named Bradley (there, I did it). […]

Now comes the AP’s gender rewrite. In a series of tweets on Tuesday explaining the changes first promulgated earlier this year, the AP’s editors contended that “gender refers to a person’s social identity, while sex refers to biological characteristics” and admonished writers to “avoid references to being born a boy or girl.” The venerable news agency also endorsed the language- and prose-disfiguring use of “they/them” as a singular pronoun. It even left open the door to more exotic made-up pronouns such as “ze” and “zir.”

Tuesday also saw the AP introduce a new rule: Instead of the expressions “sex change” or “transition,” writers are to use “gender confirmation.” This was a deep kowtow to the transgender movement, which believes that physicians don’t alter anything essential or fundamental when they perform a sex-change operation: Caitlyn Jenner was always Caitlyn Jenner. The operation merely confirmed this ontological fact. […]

The AP and its defenders will say that the move is necessary because journalistic prose should reflect evolving norms and usages. And they will argue that adhering to trans pronoun preferences is a matter of respect. But social norms are only “evolving” among a narrow progressive cohort. Most AP readers still use “he,” “she,” “sex change,” and the like. Most people “dead-name.” The AP is actively pushing norms in a certain direction and calling it evolution.

Sie sind nicht mehr in der Lage, etwas zu beschreiben. Sie sind versumpft in dem Ansinnen, die Welt zu verändern. Was nicht Aufgabe der Presse ist.

Nicht besser sieht es mit der deutschen Presseagentur aus, wenn man den Salonkolumnisten folgt:

Die Deutsche Presse-Agentur, die noch immer als renommiertes Flaggschiff des deutschen Journalismus gilt, verbreitet Unsinn von Impfgegnern, Homöopathen, diskreditierten Forschern und Flying Yogis. Ein Faktencheck. […]

Um dieses Vertrauen zu festigen, beschäftigt die Agentur seit 2017 einen „Verfication Officer“, der ein „Team von Faktencheck-Experten“ leitet.

Es ging da irgendwie um Glyphosat. Da gab es diese Woche schon einen Artikel um die Frage, ob man da im großen Umfang Wissenschaftler bestochen habe.

Spätestens beim Auftauchen von Gilles-Eric Séralini hätte bei dpa alle Alarmglocken schrillen müssen. Séralini ist nicht nur für Studien zu angeblichen Gefahren von Gentechnik und Glyphosat bekannt, die aufgrund methodischer und statistischer Mängel zurückgezogen werden mussten – er hat auch durch Geheimhaltungsvereinbarungen den Zorn zahlreicher Journalisten auf sich gezogen. Zudem verdient auch er an der Angst vor Glyphosat und Genen: Er war an der Entwicklung des homöopathischen „Medikaments“ DIG-1 Digeodren beteiligt, das angeblich Zellen entgiftet, die durch Glyphosat geschädigt wurden. Hersteller ist die Pharmafirma Sevene Pharma. Auch die Unabhängigkeit seiner sonstigen Studien darf bezweifelt wwerden, da er sie sich von Firmen finanzieren lässt, die ihr Geld mit Bio-Lebensmitteln verdienen.

Falls das stimmt, was die schreiben, ich habe es nicht überprüft, würde die dpa in einen Bio-Öko-Sumpf rutschen. Was nicht verwundert. Typische Frauenthemen.

Was also sind die Aufgaben der Presse?

Eine Antwort dazu liefert der Stern. Natürlich in einem Artikel über Donald Trump:

Es ist die Aufgabe von Journalisten, die Dinge einzuordnen und gegebenenfalls vor Missständen zu warnen.

Da würde ich noch mitgehen – aber voraussetzen, dass der Journalist erst einmal vollständig und zutreffend über die Dinge berichtet, denn sonst geht das schief.

Gegen das plumpe Tun des Trump kann also gar nicht genug gewettert werden. Es ist die Aufgabe von Journalisten, Künstlern, Wissenschaftlern und Politikern, sich zusammenzuschließen und Trumps Feuer mit Gegenfeuer zu bekämpfen wie den politischen Flächenbrand, den er darstellt – zugegebenermaßen eine hohe Kunst, aber besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen.

Und das ist nun Bullshit.

Bei Politikern würde das vielleicht noch akzeptieren, aber die Aufgabe von Journalisten, Künstlern und Wissenschaftlern ist das ganz sicher nicht. Keiner dieser drei, am wenigsten der Wissenschaftler, hat die Aufgabe zu kämpfen, noch weniger, sich zusammenzuschließen. Künstler haben gar keine Aufgabe. Journalisten und Wissenschaftler haben die Öffentlichkeit neutral und möglichst objektiv zu informieren. Und nicht aufzuwiegeln oder in eine bestimmte Richtung zu drängen.

Es ist die Aufgabe der Berichterstatter und Beobachter, sich so laut und ausdauernd wie möglich gegen die absurde Agenda des neuen US-Präsidenten zu wenden und damit die Menschen für die Gefahr zu sensibilisieren, die ab sofort von Washington ausgeht. […] Wenn wir den Wahnsinn als Normalfall hinnehmen, befinden wir uns auf bestem Weg in eine alternative Realität.

Nein. Man wird Wahnsinn nicht mildern oder heilen, indem man dagegen antritt. So wie man auch Fußball nicht abschafft, indem man auf das Spielfeld geht und mitspielt. Man kann das System Trumps (oder das ihm unterstellt wird) nicht bekämpfen, indem man sich genauso danebenbenimmt. (Es erinnert mich an einen anderen Fall journalistischer geistiger Insuffizienz, nämlich wenn Gegener von Feminismus als Männerrechtler oder Maskulisten hingestellt werden, weil Journalisten nicht kapieren, dass ein das Gegenteil nicht ist, dasselbe Spiel in die andere Richtung zu spielen, sondern das Spiel gar nicht zu spielen. Die sind so in diesen Tribalismen drin, dass die Gegner als welche vom feindlichen Stamm ansehen und nicht kapieren, dass es Leute gibt, die daran nicht teilnehmen. Eigentlich sind Journalisten deshalb gar nicht in der Lage, Journalismus zu betreiben.)

Wie gesagt: Wir sind längst dazu gezwungen, Feuer mit Feuer zu bekämpfen.

Das heißt, dass die Presse selbst nichts anderes ist als Trump.

Aber das ist in Ordnung. Wir dürfen uns bloß nicht einschüchtern lassen von Menschen, die “Lügenpresse” rufen und gleichzeitig lieber den alternativen Fakten der pathologischen Lügner Glauben schenken. Die Kritiker warnen: Was soll noch kommen, wenn wir Trump jetzt schon mit dem IS vergleichen? Was machen wir, wenn es wirklich ernst wird, wenn er womöglich einen Krieg anzettelt?

Gegenfrage: Sollen wir etwa warten, bis es passiert? Denn dann ist es ganz sicher zu spät.

Und so eskaliert sich das hoch, weil die Idioten von der Presse da ihren Privatkrieg, ihre Vendetta spielen. Weil das (fast) nur noch Leute sind, die für Journalismus einfach zu blöd und charakterlich nicht geeignet sind. Der Journalismus ist eine Krankheit geworden, die sich für die Medizin hält.

Wann gehen die endlich pleite?