Ansichten eines Informatikers

Die eine große Erklärung für alles und jedes?

Hadmut
12.10.2017 1:02

Noch ein sehr interessanter Aspekt.

Ich schreibe ja so gerne über das Thema Tribalismus. Dieses Gruppen- und Herdenverhalten, das ich für evolutionär entstanden und genetisch verankert halte, und das ich als die zentrale Gemeinsamkeit zwischen Nazis, Islamisten, Feministen, Genderisten, Religiösen und so weiter halte. Aus meiner Sicht ist das alles Symptom der gleichen Ursache.

Gestern abend habe ich am späteren Abend nochmal den Fernseher eingeschaltet und bin beim Rumzappen in den letzten Minuten von Markus Lanz gekommen, und habe da etwas hochinteressantes gesehen, wobei die interessanten Videos in der Mediathek leider rausgeschnitten wurden (wahrscheinlich fehlende Austrahlungsrechte). Gast war der Biologe Karsten Brensing, der Tiere evolutionspsychologisch untersucht, und festgestellt hat, dass der Unterschied zwischen Mensch und Tier viel geringer ist als gedacht, wenn man etwas genauer hinschaut.

Beispielsweise haben sie – das kam in Videoausschnitten, die in der Mediathek fehlen – großen Affen (ich glaube, es war ein Orang Utan, wenn ich mich recht erinnere) irgendwas gezeigt, bei dem irgendwas in einer Dose war, und dann durch einen Trick das aus der Dose verschwinden lassen, wodurch der Affe überrascht wurde, weil es plötzlich weg war. Kategorie Zaubertrick. Der Affe schmiss sich schier weg vor Lachen, der freute sich über den Zaubertrick.

Sie haben kleinere Affen (Makaken oder sowas) mit einem fiesen Experiment geärgert. Zwei saßen in getrennten Käfigen nebeneinander und sollten kleine Steinchen herausreichen, wofür sie eine Belohnung bekamen. Der eine bekam immer ein Stückchen Gurke, der andere eine Weintraube. Der, der immer nur Gurke bekam (aber das sah), wurde stinksauer, tobte, schlug gegen die Scheibe, warf mit der Gurke, zeigte sehr deutlich, dass er das für ungerecht und hundsgemein hielt, dass er nur Gurkenstücke bekam, der andere aber leckere Trauben. Man zeigte damit, dass diese Affen ein Gefühl für Ungerechtigkeit hatten. Sie haben das gleiche Experiment mit Schimpansen durchgeführt, und da wurde sogar der, der die Traube bekam, sauer und lehnte die weiter Mitarbeit ab, nahm keine Trauben mehr an, wollte an dieser Ungerechtigkeit nicht weiter teilnehmen.

Affen haben ein Gerechtigkeitsgefühl. Was ja meiner Sichtweise entspricht, dass es Gerechtigkeit an sich gar nicht gibt, sondern das nur eine Übereinstimmung mit subjektiven Verhaltensprogrammen ist.

Er führte dazu aus, dass der Mensch zu manchen seiner Fähigkeiten nicht adäquat entwickelt ist. So könnten wir „fremdbestrafen” (A klaut B etwas, wird dann aber von der Polizei festgenommen, obwohl er der Polizei ja gar nichts getan hat), würden darin aber keine Grenze kennen.

Und dann kam eine Stelle, die für mich sehr interessant war, bei der sich Menschen von Tieren unterscheiden, nämlich den enormen Gruppendruck und die hohe Kooperationsneigung:

Für Menschen sind Gruppen unglaublich wichtig, weshalb sie sich auch irrational einer Gruppe unterordnen.

Und dann vermutlich – Tribalismus – auch am Krieg gegen andere Gruppen teilnehmen.

Kann das sein, dass der Mensch nur entstehen konnte, weil die Natur ihm ein extrem starkes Gruppenverhalten gegeben hat – oder umgekehrt ausgedrückt, dass nur die überlebten und sich fortpflanzten, die auf Biegen und Brechen in der Gruppe blieben und sich dieser vorbehaltlos unterordneten, um so zu einem hohen Maß an Kooperation zu kommen?

Das würde beispielsweise auch die Frage beantworten, warum Menschen (als meines Wissens einzige Art) ein Ende der Fruchtbarkeit und Fortpflanzung haben, danach aber noch sehr lange weiterleben. Denn darin kann ja unmittelbar kein evolutionärer Vorteil liegen. Mittelbar über Kooperation in der Gruppe aber schon.

Ein Herdentrieb wie bei Elefanten, Wildgänsen, Fischen?

Drängt sich das nicht auf, dass all die Kriege und Auseinandersetzungen, die politischen Lager, sogar die politische Korrektheit, Nazis, Islamisten, Feministen, Katholiken, Rassismus und so weiter, aber auch diese absurde Identitätspolitik in den USA, alles das gleiche Verhalten ist, nämlich

  • Gruppendrang unter Ausschaltung jeder Vernunft und Kritikfähigkeit
  • Starke Mechanismen zur Identitätsfindung und -demonstration durch künstlich aufgebaute Gemeinsamkeiten wie Uniformen, kulturelles wie Frisuren und Kleidung, Sprechweisen, Wortwahlen
  • Hoher Konformitätsdruck und „Religionspolizei” (Konformität = Konfirmation = Kommunion), eigene Wachorgane, die den Zusammenhalt der Gruppe durchsetzen
  • Aggressive Kriege gegen alle von konkurrierenden Gruppen/Stämmen/Herden, überhöhtes Aggressionsverhalten, Gangs, Gender-Kriege, politische Parteien, Antifa usw.

Demnach wäre fast alles, was politisch abläuft, eigentlich sogar die Politik schlechthin, nichts anderes als das Kreisen um ein evolutionär verankerters, heute aber nicht mehr sinnvolles, sondern schädliches zwanghaftes Verhalten.

Kurios: Ausgerechnet die Geisteswissenschaftler leiden ja ganz extrem darunter, obwohl gerade die behaupten, dass es sowas nicht gibt, wir alles als leeres Blatt geboren und dann erst durch Sozialisierung geformt werden. Alles Bullshit.

Letztlich nämlich erklärt das auch, warum die Geisteswissenschaftler so entsetzlich unwissenschaftlich sind:

Das sind auch nur Herden, die irgendwo ihre Futtertröge und (Geld-)Weidegebiete gefunden haben und die gegen feindlich-konkurrierende Gruppen verteidigen.

Das nun wieder würde auch sehr gut zu meiner Amygdala-Theorie passen, nämlich dass sich das Wohlgefühl im Kopf, das Gerechtigkeitsgefühl einstellt, wenn die Amygdala entweder betüddelt wird, weil das bewusste Verhalten den unbewussten, evolutionären Vorgaben entsprechen (und deshalb als „gerecht” empfunden werden), oder durch Drogen (Zigaretten) künstlich ausgelöst wird.

Alles nur nutzloses Gehampel, um evolutionäres Verhalten auszuleben, das tief im Hirn verankert ist.

Es passt zusammen.