Ansichten eines Informatikers

Unterfördert ist das neue überfordert

Hadmut
26.4.2017 20:35

Frauenförderung ad absurdum. [Nachtrag: Was kommt nach der Frauenförderung?]

Heise berichtet, dass immer noch recht wenige Frauen in die MINT-Fächer gedrückt werden, die da aber schon Probleme haben:

Mädchen fühlen in naturwissenschaftlichen Fächern in Deutschland nicht genug gefördert. Zu diesem Ergebnis kommt eine europaweiten Studie. Jedes dritte Mädchen (33,1 Prozent) beklagt demnach, dass naturwissenschaftliche Themen und Informatik fast ausschließlich anhand von Beispielen aus der “Jungs-Perspektive” erklärt würden. Dabei sei bei Mädchen im Alter ab elf Jahren das Interesse stark ausgeprägt, es falle ab 16 Jahren jedoch rapide ab. KRC Research hat für die Ergebnisse im Auftrag von Microsoft Mädchen und junge Frauen zwischen elf und 30 Jahren in zwölf europäischen Ländern befragt.

Hähähä. Im Auftrag von Microsoft. Die wollen, dass der Staat ihnen viele billige Mitarbeiter produziert.

Was soll denn das überhaupt heißen? Naturwissenschaftliche Themen und Informatik fast ausschließlich anhand von Beispielen aus der “Jungs-Perspektive”?

Erst wollen sie unbedingt alle rosa, Barbie, Prinzessinnenkleidchen loswerden, weil sie aus der verhassten – angeblich gesellschaftlich aufgezwungenen – Frauenrolle rauswollen, und dann beschweren sie sich darüber, dass es keine Mädchen-Perspektive gibt? Programmieren mit Hanni und Nanni? Berechenbarkeitsmodelle auf dem Pony-Hof? Schleifchen statt Schleifen in den Programmiersprachen?

Mir wäre bis heute nicht ansatzweise bekannt, dass in den MINT-Fächern irgendwo irgendeine Jungs-Perspektive vorkäme. Da kommt eigentlich gar keine Perspektive vor, weil man versucht, objektiv zu sein.

Kurios daran: In der etwas älteren Gender-Literatur liest man häufig Vorwürfe gegen die Wissenschaft und besonders die MINT-Fächer, dass sie entsexualisiert seien, entkörperlicht, zu abstrakt, dass der Forscher selbst dabei gar keine Rolle spiele und er sich durch die Methoden systematisch selbst neutralisiert, sich und sein Geschlecht aus dem Labor heraushalte. Man hat den Vorwurf erhoben, dass in der Wissenschaft von Männern die subjektive Perspektive ausgeschlossen würde, dass eine Jungs-Perspektive also gerade nicht stattfände, systematisch ausgeschlossen würde. Gerade deshalb sei Wissenschaft frauenfeindlich und frauenausgrenzend, weil Frauen sich eben nicht von ihrem Körper und ihrer Sexualität trennen könnten, sie könnten es eben nicht ohne Frauenperspektive. Deshalb sei Wissenschaft böse, weil sie Frauen dadurch nicht hereinließe.

Und jetzt beschwert man sich plötzlich über eine Jungsperspektive?

Ja, was denn nun?

Mädchen wünschen sich mehr Ermutigung

Den Ergebnissen zufolge wünschen sich Mädchen in Deutschland mehr Ermutigung vor allem von Lehrern und weiblichen Vorbildern aus den MINT-Berufen: Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik gelten nach wie vor als männliche Domäne. 53 Prozent der Mädchen in Deutschland gaben demnach auch an, dass sie sich zuerst einen Mann vorstellen, wenn sie an Wissenschaftler, Ingenieure oder Programmierer denken.

53 Prozent? Mal abgesehen davon, dass das unrealistisch ist, weil der Männeranteil viel höher ist, 53% ist knapp an der Hälfte. Wenn sich die anderen 47% zuerst eine Frau vorstellen, wäre es ja ungefähr ausgeglichen.

Aber warum müssen Frauen eigentlich ständig ermutig, gefördert, angetrieben werden wie ein krankes Pferd?

Was ist eigentlich das Problem? Eine zu geringe Förderung oder ein zu hoher Förderbedarf?

Liegen Frauen so auf halber Strecke zwischen Männern und Behinderten?

Und wenn 33,1 Prozent der Mädchen hierzulande den männlichen Zuschnitt des Unterrichts beklagten, sei das der “unrühmliche Spitzenwert im europäischen Vergleich”.

Mal abgesehen davon, dass nicht erkennbar ist, worin in den MINT-Fächern ein „männlicher Zuschnitt“ liegen soll: In Kindergarten und Grundschule werden Kinder fast ausschließlich von Frauen unterrichtet, und das sehen Feministen ja auch nicht als Problem an. Warum sollen Studentinnen eigentlich empfindlicher und pflegebedürftiger sein als kleine Jungs im Kindergarten?

Und was soll das dann für ein Abschluss sein?

Ich weiß nicht, ob es das noch gibt, aber früher gab es mal Führerscheine, in denen stand, dass man nur mit Automatik-Fahrzeugen fahren darf, weil man in der Fahrschule nur Automatik gelernt hat. Kriegen die dann MINT-Abschlüsse, in denen steht, dass sie nur in Firmen mit hohem Frauenanteil arbeiten dürfen, weil sie sonst untergehen oder eine Krise kriegen?

“Es ist an der Zeit, mit geschlechterspezifischen Vorurteilen in der Branche aufzuräumen und Transparenz zu schaffen, damit mehr junge Frauen diesen Karriereweg einschlagen”, sagte Sabine Bendiek, Chefin von Microsoft Deutschland. Die vorhandene Neugier müsse genutzt werden. “Denn nur mit ihrer Hilfe bleibt die deutsche Wirtschaft wettbewerbsfähig.”

Das wäre mir jetzt aber völlig neu, dass ausgerechnet Microsoft daran interessiert wäre, die deutsche Wirtschaft wettbewerbsfähig zu halten. In Wettbewerb zu Microsoft?

Ist es am Ende vielleicht einfach so, dass „unterfördert“ nur ein Gender-Euphemismus für „überfordert“ ist?

Dass man da Leute in die MINT-Fächer drücken will, für die das einfach nichts ist?

Und drängt sich da nicht auch der Gedanke auf, dass Mathematik und Naturwissenschaften vielleicht doch irgendwas mit geschlechtsspezifischen Gehirnstrukturen zu tun haben könnten, wenn man Frauen Mathe, Physik, Informatik zeigt und sie sich über „Jungs-Perspektiven“ beschweren?

In der Gender-Literatur wurde ja schon gefordert, die Informatik zu enttechnisieren (!), damit sie frauenzugänglich wird.

Sind wir an dem Punkt angelangt, an dem das ganze Gegendere scheitert, sich trotz immenser Steigerung von Geld, politischem Druck, der Zulieferung jeder erdenklichen Korruption, Medienkampagnen trotzdem nicht zu mehr Frauen führen?

Eine interessante Frage ist, wie Firmen wie Microsoft reagieren werden, wenn der Ärztinnen-Effekt eintritt, wenn nämlich durch die Frauenförderung nicht Frauen zusätzlich zu den Männern auf den Arbeitsmarkt kommen, sondern diese substituieren, verdrängen, aber dann quantitativ deutlich weniger arbeiten, die Frauenförderung also nicht zur gewünschten Steigerung der Produktivität, sondern zu einer Reduktion, zu einer Verschärfung des Arbeitsmarktes führt und damit kontraproduktiv ist. Mir ist bisher keine Firma, keine Branche, kein Fach bekannt, das durch Frauenförderung besser wurde, oder auch nur gleich gut blieb. Was, darauf lege ich Wert, nicht kausal darauf zurückzuführen wäre, dass Frauen an sich schlechter wären, sondern dass man durch die Frauenförderung die Maßstäbe und Anforderungen so verbiegt, dass man Leute reindrückt, die einfach nicht geeignet sind.

Es kann durchaus passieren, dass Firmen wie Microsoft da irgendwann mal komplett umschwenken, wenn sie merken, dass sie sich schaden und nicht nutzen.

Nachtrag: Da das mit der Frauenförderung und den IT-Fachkräften nicht so klappt, wie gewünscht, fangen sie schon die nächste Masche an.