Ansichten eines Informatikers

Es schrieb mir ein Politologe…

Hadmut
5.4.2017 23:02

…um mich zu erleuchten.

Oder ist es eine Politologin? Man muss das ja heute beliebig halten.

Nämlich, warum es um die Zunft so schlecht stehe. (Ich habe zurückgefragt, er/sie/es hat mir erlaubt, den Auschnitt ohne Quellenangabe wiederzugeben. Ich geben übrigens niemals Inhalte von Informanten-Zuschriften wörtlich wieder, ohne vorher die Erlaubnis einzuholen, das nur am Rande.)

Wer vor der Bologna-“Reform” angefangen hat, entging meist dem “Kompetenzen-Kompetenz”-Geschwafel, dem Genderunsinn, dem Verwertbarkeitsanspruch der “Bildungsmanager” (der Anspruch hat auch nichts gebracht). Mit einem Minimum an Interesse für das Fach – jenseits des Auswendiglernens – und einem strikten Vermeiden von “Lehramt” steht man wissenschaftlich noch besser da: dann beschäftigt man sich mit Methoden, Deutungen, Parallellesungen, Scheinkausalitäten, der Gewichtung von Indizien in Bezug auf das Ganze. Man macht dann formal gute Wissenschaft, wenn man einen Restwert Ehrlichkeit hat. Das Problem mit dem Protest gegen Sozialkrieger-Gaga ist wohl vor allem: selbst wenn man nicht durch die “Reformen” und “Neuorientierungen” komplett verbogen und verblödet wurde, dann:

a) ist man in einem Job in der Privatwirtschaft, wo man besser nicht auffällig wird;

b) ist man arbeitslos und hält besser die Klappe, weil die Arbeitgeber sonst diesen Zustand verstetigen helfen

c) hockt man in der Presse und in den Stiftungen, und dort ist man eben mit großer Wahrscheinlichkeit ein Lügner, Verdreher etc.

d) hat man es in den universitären Bereich geschafft, wo man entweder die Klappe hält oder sich den Studenten zum Fraß vorwirft.

Es bleibt also meistens dabei, daß, wer widersprechen will, eine soziale Hinrichtung zu befürchten hat.

Damit man mal so eine Vorstellung bekommt, was Sozialwissenschaften heute bedeuten.

Und das heißt dann konkret:

Durch die angespannte Finanzlage bei der Presse sind immer genug Kräfte da, die für einen Betrag von 20.- brutto für vier Stunden (“Honorarbasis”) powern. Wer zu “alt” ist, ggf. zuviel kostet, der wird dann schnell rausgeworfen. […] Einarbeiten in ein Thema, Recherchieren, gute Pressearbeit bedeutet, nicht genug Umsatz zu generieren. Außerdem muß es “menscheln”. […]

Die ganzen hippen Feministen, die die Parolen tippen, haben meistens ähnliche Lebensläufe. Geboren Mitte der 80er bis Mitte der 90er, Germanistik (selten)/ Journalistik / Publizistik studiert (meistens Berlin oder München), ein Auslandssemester abgegurkt (warum ist das eigentlich so wichtig?), dann freier Mitarbeiter der TAZ (fast immer!), gerne auch Perlentaucher, Neon, und dann bei den “Großen” mitspielen.

Aaah, edel.

Er/sie/es erläutert mir dann noch, was da in den Redaktionen für ein Pfusch produziert wird, und vor allem wie und warum. Das geht schon schwer in Richtung Fake News. Ich werde es aber nicht wiedergeben, um da niemanden zu kompromittieren, könnte nämlich identifizierbar sein.

Die tun immer so, als wäre es das böse Internet.

Die Realität und der tatsächliche Grund ist aber wohl, dass linke Ausbildungspolitik und Post-Bologna einfach so kaputte und unfähige Leute am Fließband produzieren, die zwar in die Redaktionen drängen, aber intellektuell und charakterlich gar nicht mehr in der Lage sind, Journalismus zu betreiben.

Und dann schiebt man es auf das Internet und die Digitalisierung, weil die sich so schön gleichzeitig etabliert haben.

Wieder mal ein schönes Beispiel dafür, eine Korrelation als Kausalität auszugeben.

Die Ursachen für den Niedergang der Presse sind gänzlich andere als Digitalisierung und Internet. Die Ursache ist Fachkräftemangel. Sie haben auf allen Karriereetagen keine oder fast keine befähigten Leute mehr. Ausbildungskrise.