Ansichten eines Informatikers

Das Center for Advanced Internet Studies

Hadmut
4.2.2017 14:54

Wenn Politik und Soziologen zusammen überschnappen. Geht’s um neue Zensurmethoden? Ein typisch deutsches Technologie-Beschimpfungsinstitut?

Der Wahnsinn dreht immer doller. Und natürlich in Nordrhein-Westfalen, unter Hannelore Kraft.

An der Uni Bochum haben sie gerade mit viel Getöse ein „Zentrum für Internetforschung” eröffnet.

Der Titel hört sich ja erst mal danach an, als würde sich in Deutschland endlich mal technisch was bewegen und wir endlich mal auf die Idee kommen, uns mit Technologischer Forschung zu befassen um aus der elenden Konsumenten- und Versorgtenpositionen und der Abhängigkeit von den USA herauszukommen. Man erwartet da irgendwas mit Informatik, Netzwerktechnik und so.

Hat natürlich gar nichts damit zu tun, steht ja unter der Fuchtel der Bildungsverachtungs- und Frauenpartei SPD, wird ein bezuschusster Sozio-Schwafel-Verein. (Genauer gesagt: Eine GmbH, was die Frage aufwirft, ob sich Land und Universität überhaupt in solche privatrechtlichen Konstruktionen flüchten dürfen, ich glaube nämlich nein. )

Institutsleiter ist Michael Baurmann, ein Soziologe. In dessen Forschungs- und Interessenschwerpunkten und Lebenslauf Technik-Themen gar nicht vorkommen, dafür aber „Rechtssoziologie” (bekanntlich ein Tarnname für linke Politik und Genderisierung).

Die Ruhr-Uni-Bochum hat eine Pressemitteilung dazu:

Was das Internet mit unserer Kommunikation, mit der Demokratie, der Kultur und Gesellschaft macht, werden internationale Forscher künftig in Bochum ergründen. Und das sollen sie erklärtermaßen nicht im Elfenbeinturm tun.

In Bochum entsteht zum 1. Januar 2017 ein neues Center for Advanced Internet Studies, kurz CAIS. An ihm sollen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Chancen und Risiken der Digitalisierung erforschen. Das Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung Nordrhein-Westfalen hat am 7. Dezember 2016 eine Förderung von rund 3 Millionen Euro für zunächst drei Jahre bewilligt.

Das neue Zentrum soll ein Ort der innovativen Forschung und des aktiven Transfers wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Gesellschaft sein. Den sozialen, politischen und wirtschaftlichen Wandel, den die Digitalisierung mit sich bringt, will das CAIS aktiv mitgestalten.

Mich schüttelt’s ja immer schon, wenn Politiker und Soziologen meinen, sie könnten da was beurteilen und erforschen, und schon Digitalisierung nicht von Internet unterscheiden können. Muss man sich mal klar machen: Die Physiker suchen angestrengt nach Gravitationswellen, während die Soziologen riesige Inkompetenzwellen erzeugen.

Gründungsgesellschafter des Zentrums sind neben der RUB die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, die Westfälische Wilhelms-Universität Münster und das Grimme-Institut in Marl.

Zudem bilden die Gründungsgesellschafter des CAIS gemeinsam mit dem GESIS Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften ein Konsortium, das sich an der Ausschreibung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung für ein Deutsches Internet-Institut beteiligt.

Macht Euch das klar: Technikferne Dampfschwafler bewerben sich als das „Deutsche Internet-Institut”.

Die Chancen und Risiken der Digitalisierung erforschen. Den sozialen, politischen und wirtschaftlichen Wandel, den die Digitalisierung mit sich bringt, aktiv mitgestalten.

Was sind denn das für Penner?

Die Digitalisierung ist längst durch und gelaufen. Haben die Informatiker in den letzten 30 Jahren gemacht. Leute, wir, die Informatiker, sind mit der Digitalisierung schon weitgehend fertig. Dafür kommt Ihr zu spät.

Und jetzt, mit 30 Jahren Verspätung, kommen diese Trantüten aus ihren Löchern und wollen nachträglich mitreden? Was machen die als nächstes? Chancen und Risiken der Elektrizität? Elektrifizierung aktiv mitgestalten? Buchdruck? Das Rad? Feuer?

Vielleicht würde es ja schon helfen, wenn ihnen man einer erklärte, was „Digitalisierung” eigentlich bedeutet und dass sie gerade am Thema vorbeischwätzen.

Dazu auch das Grimme-Institut:

Was das Internet mit uns, unseren Beziehungen und unserer Kommunikation, mit der Demokratie, der Kultur und der Gesellschaft macht, werden Spitzenforscher aus dem In- und Ausland künftig in Bochum ergründen. Und das sollen sie erklärtermaßen nicht im Elfenbeinturm tun.

Die Digitalisierung beeinflusst nahezu alle Bereiche unseres Lebens. Mit ihr sind große Chancen, aber auch bedeutende Risiken verbunden. Ihre Erforschung steht im Mittelpunkt des Centers for Advanced Internet Studies (CAIS), das zum 1. Januar 2017 in Bochum entstehen wird. Das Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung Nordrhein-Westfalen (MIWF NRW) hat gestern eine Förderung von rund 3 Millionen Euro für zunächst drei Jahre bewilligt. […]

„Gerade die Wissenschaft in NRW ist in hervorragender Weise geeignet, genau jene wichtigen Lösungen zu erarbeiten, die die Digitalisierung vorantreiben und den damit verbundenen Wandel ganz im Sinne der Menschen positiv gestalten. Mit dem CAIS wird die NRW-Forschungslandschaft um eine zentrale Adresse für kreative und kooperative Forschungsvorhaben internationaler Forschergruppen erweitert“, sagte Wissenschaftsministerin Svenja Schulze. […]

Zentrales Anliegen des CAIS ist der Dialog mit der Öffentlichkeit. Das Zentrum versteht sich als Impulsgeber für die Kommunikation zwischen Wissenschaftlern und Akteuren aus Wirtschaft, Politik, Zivilgesellschaft, Kultur und Medien. Geplant sind neben der persönlichen Zusammenarbeit zwischen einzelnen Wissenschaftlern und Praxispartnern unter anderem öffentliche Vorlesungen der Fellows, Gesprächskreise mit Fellows über ihre Forschungsthemen sowie ein jährliches CAIS-Bürgerforum zur Zukunft der Digitalisierung. „Wissenstransfer ist keine Einbahnstraße“, betont Prof. Dr. Michael Baurmann, designierter wissenschaftlicher Direktor des CAIS und Sprecher des Düsseldorfer Instituts für Internet und Demokratie. „Die Menschen sollen von den Erkenntnissen der Forschung am CAIS und dem Dialog mit den Wissenschaftlern profitieren, und sie sollen vor allem auch ihr eigenes Wissen und ihre Erfahrungen mit dem Internet und den Umwälzungen ihrer Lebens- und Arbeitswelt durch die Digitalisierung in die Forschung einbringen.“ Kernthemen des CAIS sind die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Bereiche Politik und Zivilgesellschaft, Staat und Verwaltung, Wirtschaft und Arbeit sowie Bildung und Sicherheit. Übergreifende Fragestellungen sind die Entwicklung einer digitalen Werteordnung, die Sicherung digitaler Souveränität und die Vermittlung digitaler Kompetenzen.

Und wie das eben so ist, wenn ein inhaltsloses Projekt politisch gepusht wird, berichtet der der Deutschlandfunk darüber:

Seit Januar 2017 erforschen Wissenschaftler am “Center for Advanced Internet Studies” (CAIS), wie das Internet unsere Kultur und Gesellschaft beeinflusst. “Wir sind momentan doch sehr skeptisch über bestimmte Entwicklungen”, sagte der Institutsleiter Michael Baurmann im DLF. Wissenschaftliche Erkenntnisse seien wichtig, um gestaltend auf das Internet einzuwirken.

Oh, „wir sind momentan skeptisch”. Internet ist Neuland. Deshalb bewerben die sich auch als Internet-Institut. Das nämlich sollte ja für die Bundesregierung herausfinden, was das Internet wohl ist.

„Auf das Internet gestaltend einwirken.”

IPv8? Neue Routing-Techniken? Anderes Peering?

Oder soll man die Aussage eher so verstehen, dass sie auch nicht verstanden haben, was das Internet ist? Dass sie das mit Web und Facebook und Google und so verwechseln?

Liest man sich das Interview durch, merkt man, dass sie das alles als irgendeine ein großes Mischmasch ansehen, aus einer absoluten Laiensicht. Die wollen was erforschen, was sie nicht ansatzweise verstanden haben. Lacher:

Buchmann: Also, Sie wollen weg von der Experten-Laien-Kommunikation hin zu mehr Partizipation und Austausch. Es klingt schick mit diesem Kneipengespräch, aber ich frage mich: Wer geht dann dahin? Haben Sie da Erfahrungen mit oder ist das erst mal eine Idee und Sie hoffen, dass das irgendwie funktioniert und es können auch noch andere Ideen kommen?

Mmh, ja, mit Experten haben sie es nicht so, dafür eher mit Kneipen. Gibt ja inzwischen Kneipen mit Free Wifi.

Baurmann: Ja, da hat man in Bochum wohl sehr gute Erfahrungen gemacht.

Klar, mit Kneipen…

Und schaun wir mal auf ihre Webseite:

Das Center for Advanced Internet Studies (CAIS) hat das Ziel, an der verantwortlichen Gestaltung des durch die Digitalisierung ausgelösten sozialen, politischen und wirtschaftlichen Wandels aktiv mitzuwirken und den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu fördern.

Das CAIS versteht sich als Ort innovativer interdisziplinärer For­schung und als Impulsgeber für eine kritische Öffent­lichkeit, die sich den Chancen und Risiken der Digitalisierung stellt und sich über ein norma­tives Leitbild für das Leben in einer digitalen Gesellschaft verständigen will.

Kann das noch Aufgabe von Wissenschaft sein? Oder ist das der Missbrauch wissenschaftlicher Ressourcen zu parteipolitischen Zwecken? Ich gebe mal eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 17.8.1956 zu bedenken:

„Die eindeutig bestimmbare Grenze zwischen wissenschaftlicher Theorie, die durch Art. 5 Abs. 3 GG geschützt ist, und politischen Zielen einer Partei, die der Beurteilung nach Art. 21 Abs. 2 GG unterliegen, ist dort, wo die betrachtend gewonnenen Erkenntnisse von einer politischen Partei in ihren Willen aufgenommen und zu Bestimmungsgründen ihres politischen Handelns gemacht werden.”

Demnach ist dieses Institut mindestens hart an der Grenze dessen, was in einer Universität noch zulässig ist. Betrachten dürfen sie. Gestalten dürfen sie nicht.

Das haben die Soziologen aber noch nie kapiert. Die glauben immer, es wäre ihre Aufgabe, die Gesellschaft zu formen und umzubauen. (Was sollten sie sonst auch tun? Einen wissenschaftlichen Teil haben sie ja fast nicht, und den kennen die meisten Soziologen auch nicht. )

Wie man das Internet mit Soziologen erforschen will, ist mir schleierhaft. Soziologen sind die, die in den letzten Jahren nachhaltig bewiesen haben, dass sie nicht nur allgemein und absolut nichts können (außer leerer Schwafel-Rhetorik), sondern dass sie auch speziell in Bezug auf Internet nichts kapiert haben. Genauso gut könnte man eine Kuh als Fluglotse beauftragen.

Was wir hier sehen sind Symptome dieser unsäglichen Verschwafelung von Politik und Wissenschaft, Folge von Feminisierung und Vergeistes„wissenschaft”lichung. Das ersäuft alles in so einem völlig inhaltlosen, substanzlosen, geistlosten, nutzlosen Geschwafel.

Ist aus den Pressemeldungen irgendjemandem klar geworden, was eigentlich deren Aufgabe ist?

Das wissen die selbst nicht. Schwafelt halt mal irgendwas drauf los, in drei Jahren wird man Euch loben und auszeichnen, wofür auch immer.

Letztlich haben sie keine Aufgabe.

Sie haben Geld.

Das ist mehr so eine Art Entsorgungspark für verstrahlte unnütze Geisteswissenschaftler, weil man nicht mehr weiß, wohin mit denen, seit die Asse voll ist. Und gleichzeitig wieder so ein Wissenschaftsschwindelverein, der der Politik die Ausreden liefert, um ihre Willkür auf „wissenschaftliche Erkenntnisse” zu stützen.

Das, was eigentlich nötig wäre, nämlich mal technologisch etwas voranzubringen und uns aus der Abhängigkeit von den USA zu lösen, kommt da nicht vor. Aber Hauptsache, wir gründen ein „Internet-Institut”, natürlich von politisch gefälligen Laien geführt, wie immer, wenn’s um’s Internet geht. Und die sollen dann irgendwie über unsere Zukunft bestimmen.

Das ist die Verblödung der Politik.

Und die Verblödung der Wissenschaft.

Kneipengespräche über etwas, von dem man keine Ahnung hat. Hieß früher Stammtischparolen, heißt heute Politikberater.

Boah, ist das alles so dämlich. So unsagbar dämlich.