Ansichten eines Informatikers

Wie die deutsche Internet-Kinderpornosperre zustande kam – und zugrunde ging

Hadmut
21.6.2011 23:22

Das Kinderpornosperrgesetz (oder, wie es eigentlich heißt, „Zugangserschwerungsgesetz”) war eines der absurdesten und unsinnigsten Gesetze, die wir je hatten, und das auch nie umgesetzt, nie befolgt, aber kürzlich wieder abgeschafft wurde. Also wäre das Thema eigentlich tot und begraben.

Weil nun aber die Politik auf Landes-, Bundes- und auch auf EU-Ebene im Zusammenhang mit IT-Sicherheit, Terrorismus, Urheber- und Datenschutz und so weiter wieder heftig neue Internet-Regulierungen ventiliert, und die Mängel der Kinderpornosperre langsam in Vergessenheit geraten, will ich nochmal etwas – historisch – beleuchten, wie diese Kinderpornosperre entstanden ist und warum sie nicht funktionieren konnte. Um politische Meinungs- und Fortbildung zu treiben.(ganz kleiner Nachtrag, Kommentarfunktion beendet)

Einen ersten Anlauf zu einer Kinderpornosperre gab es – was die wenigsten (noch) wissen – schon einmal vor 10-15 Jahren, siehe dazu meine älteren Blogartikel hier und hier. Damals hatte ich mich als Wissenschaftler am E.I.S.S. mit staatlichen Kryptoverboten und dabei am Rande auch mit Inhaltsverboten und Zensur beschäftigt, deshalb auch die damaligen Bestrebungen zur Sperrung von Kinderpornographie mitbekommen. Danach war es ein paar Jahre ruhig.

Im Sommer/Herbst 2008 kam dann die damalige Familienministerin Ursula von der Leyen damit daher, daß sie das Internet als das Böse, das Schlechte und als Männerspielzeug identifiziert habe, und sie sich jetzt damit profilieren und verewigen wolle, diesen Sündenpfuhl auszutrocknen und die Familie wieder, naja, vielleicht so an ihrem Weltbild des häuslichen Musizierens auszurichten. Von der Öffentlichkeit wurde das bis dahin aber praktisch nicht wahrgenommen und auch so gut wie nicht darauf reagiert. In die Wahrnehmung und die ebenso heftige wie zutreffende Kritik einer breiten Öffentlichkeit kam die Sache erst im Frühjahr 2009, als man Gesetze ankündigte und plakativ Verträge mit den Providern schloß, die weder erfüllbar noch zur Erfüllung gedacht waren oder jemals erfüllt wurden, sondern deren Zweck darin bestand, Ursula von der Leyen und der Regierung das Gesicht und die Sache über den Hochpunkt des Interesses zu retten, bis das wie immer zuverlässig eintretende Abflauen des öffentlichen Interesses (wie üblich rennt wie immer auch wieder eine andere Sau durchs Dorf) die Sache aus dem Licht gezogen hatte. Von der Leyen hatte sich da schon in die Sache verrannt, war durch aggressive und viel zu laute Reden im Bundestag und ein Vortanzen quer durch alle Medien aufgefallen, war aber in eine Sackgasse geraten, weshalb sie nicht mehr vor (in Richtung Erfolg beim Sperren), aber auch nicht mehr zurück (das heißt ohne Blamage und Gesichtsverlust aufgeben) konnte. Deshalb mußten Verträge mit den Providern und ein Gesetz her, damit die Macher-Bilanz der Ursula von der Leyen wenigstens vordergründig stimmte.

Wie kam es dazu?

Die wesentlichen Vorgänge dazu lagen im Herbst 2008 und im Januar 2009. Von der Leyen hatte die Idee von skandinavischen Politikern, Kriminalisten und Polizisten – aber eben keinen Internet-Fachleuten – übernommen und sich von deren – angeblichen – Erfolgen beeindrucken lassen. Sie wollte deren Konzept einfach abkupfern ohne selbst kreativ oder konstruktiv zu werden. So wie Heidi Klum mit Germany’s Next Topmodel, was ja auch nur die Kopie, der exakte Abklatsch eines ausländischen Konzeptes ist, aber als dessen Macherin sich Klum ausgibt. Wie sich dann aber – wie ich unten beschreibe – zeigte, hatten offenbar schon die skandinavischen Politiker und Polizisten da technisch einiges nicht richtig verstanden, und bei jedem Schritt des Weitererzählens von Laie zu Laie hat sich das etwas verändert und verformt, bis bei von der Leyen schließlich etwas ankam, was für den unbedarften Internet-Benutzer sogar plausibel und vernünftig klingt, auch wenn er drüber nachdenkt, aber mit dem Internet (und der Realität) nicht mehr viel zu tun hat. Dazu gehört, daß man Kinderpornos per DNS sperren solle.

Mitte Januar 2009 hatte von der Leyen einige – noch nicht alle großen – Provider zu einer ersten Besprechung im Familienministerium in Berlin zusammengerufen. Da war ich nicht dabei, davon habe ich nur das Protokoll und das Ergebnis erfahren. Man stellte sich das damals technisch, rechtlich und politisch sehr einfach vor und teilte den anwesenden Providern mit, daß man eine Sperre wünsche, und bis Ende Februar eine verbindlche Vereinbarung zwischen BKA und Providern haben wolle. Von der Leyen selbst war nicht anwesend, die Sitzungen wurden aber von einer ihrer Mitarbeiterinnen geleitet, die ich als vom gleichen Geiste, mit der gleichen Sichtweise und von einem ähnlichen Auftreten wie von der Leyen beschreiben würde.

Schon der Zeitplan und die Erwartung, daß man das bis Ende Februar alles fertig und einsatz- und unterschriftsreif haben wollte, zeigt, wie sehr man das Problem unterschätzt hat. Von den Providern kam in dieser ersten Sitzung noch kein Widerstand (jedenfalls keiner, der bis zu mir vorgedrungen wäre), sondern nur verhaltene Kritik, daß man Rechtssicherheit wegen des Fernmeldegeheimnisses brauche und daß man die technischen Einzelheiten klären müsse. Deshalb kündigte man an, daß die Bundesregierung die Erstellung eines Gesetzes prüfen werde, und setzte für Ende Januar eine zweite Besprechung im Ministerium an, bei der es ausschließlich um Fragen der technischen Umsetzung gehen sollte.

Bei dieser zweiten Sitzung war ich dann dabei. Obwohl es laut Ankündigung nur um die technische Umsetzung gehen sollte, waren aber kaum technisch orientierte Leute dabei, insbesondere nicht von der Regierung, den Ministerien, vom BKA. Es war zwar jemand vom BSI dabei, der wußte aber auch nicht viel zur Sache. Die Provider haben zwar in der Regel alle exzellente Leute, aber da die Sache sich doch auf juristisch-politisch-administrativer Ebene bewegte, lag der Schwerpunkt der Anwesenden auch von den Providern auf Juristen und Entscheidungsträgern. Die kannten sich zwar alle recht gut mit dem Internet aus, aber dann auch nicht so, daß sie das wirklich in technischer Hinsicht alles verstehen, durchschauen und bewerten konnten. Das wurde nach der Art des Zustandekommens von den meisten Providern nicht als technische Problematik wahrgenommen und in dieser Hinsicht massiv unterschätzt, weil man sich zunächst mal auf die – ebenfalls enormen – juristischen und politischen Probleme konzentrierte, die nun wieder vom Familienministerium unterschätzt wurden. Zwar sollten verschiedene Provider da auch technische Vorträge halten, aber das blieb alles sehr im Seichten, Vagen, Vielleichten, Juristisch-Administrativen. Typische Powerpoint-Vorträge eben. Insofern hatte ich da durchaus die Rolle des technischen Platzhirsches, obwohl ich selbst meine Anwesenheit auch nur dem Zufall verdanke, daß ich damals aufgrund betriebsinterner Strukturen und Anforderungen als Informatiker und IT-Security-Manager in der Rechtsabteilung eines Providers saß und damit „nah dran”, und war dabei, weil die Sache für Juristen alleine zu komplex und kompliziert war, wie wir bei der Vorbereitung des Termins festgestellt hatten. Deshalb war ich mitgekommen.

Die Herangehensweise des Ministeriums (und damit von der Leyens und ihrer Mitarbeiter) und der vom BKA (dazu unten mehr) erschienenen Leute war in dieser Hinsicht denkbar naiv. Die hatten sich von den Skandinaviern irgendwo erzählen lassen, daß das mit „DNS-Sperren” ganz toll, einfach, zuverlässig ginge und wunderbar funktionieren würde. Aber sie hatten nicht bzw. miß-verstanden, wovon sie da redeten. Es herrschte die Vorstellung, daß man den Providern einfach die Liste mit den URLs rüberreicht, die das in ihrer großen Internet-Maschine als gesperrt eintragen, und fertig. Erprobt und einfach. Deshalb beschränkte sich deren Sichtweise auf die zu diskutierenden „technischen Fragen” auch im wesentlichen darauf, wie man die Liste der URLs vom BKA zu den Providern schafft. Daß Faxen keine gute Lösung sei, sahen sie selbst ein, deshalb war ihr Vorschlag, daß sie da jeden Morgen per E-Mail ein Excel-Sheet rüberschicken und beim Provider jemand sitzt, der das dann bis zum Nachmittag reinklopft, und die Seiten dann nicht mehr abrufbar sind. So einfach stellten die sich das vor.

Der „technische” Schwerpunkt von Ministerium und BKA lag viel mehr darauf, wie man ihnen denn die Statistiken zukommen ließe, wieviele Zugriffe man auf die jeweiligen Seiten verhindert bzw. auf die große propagierte „STOPP-Seite” umgelenkt habe, weil die für ihre politische Arbeit unbedingt Statistiken und dicke Erfolgsmeldungen haben wollten. Dazu muß man wissen, daß die Norweger – da ging extra eine Präsentation des CIRCAMP (Cospol Internet Related Child Abusive Material Project) über den CSAADF (Child Sexual Abuse Anti Distribution Filter) herum – ein tolles rotes Stopp-Schild und eindrucksvolle Statistiken gezeigt haben. Und wenn die Norweger sowas haben, womit sie auf Konferenzen dick angeben können (mit Sachkunde konnten sie es nämlich wohl nicht so), dann braucht Ursula das natürlich auch. Ganz wichtig.

Und dann ging die Diskussion los, die damit anfing, daß die Provider gleich mal klarstellten, daß Excel-Sheets ne blöde Idee wären, sondern daß man etwas brauchte, was man auch auf einer Unix-Maschine problemles, schnell und automatisiert einlesen kann, wie CSV oder XML, weil der Gedanke abwegig wäre, daß da jeden Tag jemand an seinen Windows-Rechner geht und eine Liste mit 1000 bis 3000 Einträgen per Copy-und-Paste manuell sperrt. (Ja, ich weiß, man kann auch Excel-Sheets auspacken, aber das Format ist nicht wirklich offengelegt, und es ist einfach Unfug, man muß nicht jeden Blödsinn mitmachen. Es ging auch darum denen klar zu machen, daß die Arbeitsabläufe, die die sich vorstellten, vielleicht in Behörden und Ministerien, aber nicht in einer technisch orientierten Firma funktionieren, die betriebswirtschaftlich denken muß.) Schon bei der Frage, welche Informationen aus gesperrten Web-Zugriffen in diese Statistik gepackt werden sollen, kamen die dort nicht mehr mit, weil sie selbst schon nicht mehr verstanden, was sie da unbedingt haben wollten.

Im Rahmen dieser Diskussion schälten sich dann vor allem zwei Grundirrtümer auf Seiten von der Leyens, ihres Ministeriums und der beteiligten Leute vom BKA heraus:

  • Sie hatten überhaupt nicht verstanden und wußten nicht, wie das Internet funktioniert. Nämlich daß es die Daten in kleine Pakete zerschneidet und anhand von IP-Adressen vom Absender zum Empfänger transportiert.

    Sie wußten auch nicht, was das Internet eigentlich ist, sondern hatten nur die Sicht eines typischen Web-Browser-Benutzers. Und sie unterlagen dem häufig anzutreffenden Irrtum, daß das World-Wide-Web das Internet sei.

    Deshalb gingen sie irrtümlich davon aus, daß das gesamte Internet – und das wurde auch explizit so gesagt – auf URLs beruht, weil das eben das ist, was man beim Benutzen eines Browsers oben als Auswahlkriterium wahrnimmt. Sie nahmen an, daß allem, was man im Internet angucken kann, ein-eindeutig ein URL zugeordnet ist, über den man den Inhalt eindeutig sperren kann. Sieht man auf einer Webseite Kinderpornos, dann ist der URL, den der Browser dazu oben anzeigt, genau das eindeutige und problemlose Sperrkriterium, nahmen sie an. Und wenn man den Hostnamen sperrt, dann damit eben einfach alle URLs, in denen er vorkommt.

    Wie ich später bei einer anderen Gelegenheit erfahren habe, entspricht genau das der Arbeitsweise und Sachkunde der betreffenden Abteilung des BKA (wohlgemerkt nicht des ganzen BKA, dazu unten mehr). Die haben eine Abteilung, die nach Kinderpornographie fahndet und diese Sperrlisten erstellt hätte. Da sitzen dann Leute, die zwar juristisch, kriminologisch, psychologisch ausgebildet sind und diese Bilder sehr genau be- und auswerten können. Aber technisch verstehen sie nicht, was sie da tun. Sie browsen im Web herum, und wenn sie etwas relevantes sehen, dann kopieren sie den URL, der oben im Browser angezeigt wird, in ein Excel-Sheet. Mehr als das wollten und konnten sie nicht tun.

    Daher stammt diese Sichtweise, daß man im Internet böse Dinge mittels einer Liste von ein paar URLs oder Hostnamen sperren kann, und daher auch der Wunsch, ein Excel-Sheet rüberzuschicken.

    Mein Hinweis, daß das Internet keineswegs auf URLs basiert und völlig ohne URLs funktioniert, und es da ganz viele Dinge gibt, die nichts mit URLs zu tun haben, wurde auf Seiten des Ministeriums nicht verstanden. Als ich dazu erläuterte, daß man URLs erst in den Neunziger Jahren erfunden hat und es da das Internet schon rund 20 Jahre gab, es also schon 20 Jahre prächtig ohne URLs funktioniert hat, also offensichtlich nicht darauf beruhen könne, war man irritiert. Zustimmung erhielt ich nur von den anderen Providern. Das Ministerium hingegen interpretierte meinen Einwand als politischen und unqualifizierten Störversuch.

  • Von der Leyen und ihr Ministerium hatten sich unbeirrbar darauf versteift, daß eine Sperre über DNS-Eingriffe erfolgen müßte, weil ihr das aus den skandinavischen Ländern als der wunderbar funktionierende Königsweg beschrieben worden war.

    Unglücklicherweise hatten sie aber so gar keine Ahnung davon, was das DNS eigentlich ist. Sie hatten eine Vorstellung, aber die war eben falsch.

    Wie sich in der Diskussion zeigte, dachten sie, daß das Internet (was sie permanent mit dem Web verwechselten, siehe oben) auf Webseiten beruht, die allesamt durch URLs identifiziert werden. Und daß ein Internet-Provider so etwas wie eine zentrale Verteil- und Umladestation von solchen Webseiten ist. Und man als Provider damit auch einfach mal so aufhören kann, bestimmte Seiten weiterzuverteilen. Und dieses große, zentrale Verteil-Dings, das sei der DNS-Server. Deshalb könne man die Webseiten dort so gut sperren, und deshalb könne und müsse der DNS-Server (auch das wurde explizit so gesagt und verlangt) die roten STOPP-Seiten erzeugen und verteilen, sowie die Zugriffsstatistiken erstellen. Also so, als sei der DNS-Server eine Art großer Web-Proxy.

    So ganz abwegig ist diese Vorstellung nicht. Unser ehemaliges BTX und das frühere AOL waren solche Dienste, bei denen die Kunden immer nur auf den großen Zentralrechner des Providers zugreifen können, der dann Seiten herausgibt, die durch eine bestimmte Adresse ein-eindeutig identifiziert werden. Und wenn man sich die nationale und internationale Politik so anschaut, wollen auch gar nicht so wenige Politiker in genau diese Struktur (zurück), weil sich so tatsächlich eine starke Zensur etablieren läßt.

    Auch im Internet gibt es so etwas. Manche Mobilfunkprovider setzen den Kunden einen sog. transparenten Zwangsproxy für den Web-Verkehr vor die Nase. Und es gab früher mal auch in Deutschland diverse Einwahl-Provider, die zwar Internet versprachen, faktisch aber nichts anderes als einen IP-Protokoll-basierten Zugang zu einem Web-Proxy anboten. Manche Universitäten boten ihren Studenten früher (vielleicht heute noch, weiß ich nicht) Internet nur auf diese Weise an.

    Und wenn diese Sperre nun da oben in Norwegen auf einem solchen Provider beruhte, der sowieso alle seine Kunden durch einen Proxy zwingt, dann könnte das durchaus der Anfang einer Kette von Mißverständnissen gewesen sein.

    Und wenn man sich das Internet so vorstellt, dann widerspricht dem auch nicht, daß der DNS-Server die IP-Adressen auflöst. Denn aus gewisser Sicht macht das auch ein Web-Proxy. Wer zum Websurfen einen Web-Proxy benutzt, braucht eigentlich kein DNS, weil das alles der Proxy erledigt.

    Damit unterlagen das Ministerium und die beteiligte Abteilung des BKA einem gewichtigen und gefährlichen Denkfehler, nämlich daß sie sich Struktur und Funktion des Internet anders vorstellten, als sie ist. Gefährlich deshalb, weil der Denkfehler in sich geschlossen, plausibel und sogar weitgehend widerspruchsfrei ist, und (man bedenke, das es so etwas ja auch tatsächlich gibt und es funktioniert) selbst bei fortgeschrittenem Wissen über das Internet-Browsen keinen Widerspruch erzeugt. Auch wenn man wie so häufig liest, daß DNS-Server wie ein Telefonbuch funktionieren und zu einem Hostnamen bzw. URL die IP-Adresse finden, erscheint das völlig plausibel und als Bestätigung, denn es paßt ja zu dieser Sichtweise. Und vielleicht hatten sie da im BKA und/oder im Ministerium auch tatsächlich einen Web-Proxy im Einsatz, was die Sichtweise noch stärken würde.

    Wenn Leute sich in einem so geschlossenen, widerspruchsfreien und für sie nicht erkennbaren Irrtum gefangen und darin wohnlich eingerichtet haben, dann ist es unheimlich schwer, sie davon abzubringen. Als würde man ihnen erklären wollen, daß die Erde in Wirklichkeit keine Scheibe, sondern eine Kugel wäre. Schon gar nicht im Rahmen einer hitzigen Diskussion, in der keiner richtig zuhört, aber viele einem ins Wort fallen. Folgt man dem Irrtum der Leute nicht so, wie sie es erwarten, wird man schnell als Ketzer verbrannt. Und die waren hier von ihrem DNS-Irrtum nicht runterzuholen. Es war ihnen nicht begreiflich zu machen, daß der DNS-Server keine Stopp-Seiten verteilen kann, weil er nur die DNS-Antworten und nicht Webseiten herausgibt. Nicht so, daß sie es einem geglaubt hätten. Sie bestanden darauf, daß der DNS-Server die Stopp-Schilder austeilt, weil sie ihn für eine Art Web-Proxy hielten, der die durch ihn geleiteten Seiteninhalte einfach durch andere austauschen kann.

    Vom den anwesenden Leuten vom BKA (siehe dazu bitte unten) kam dann die Anforderung, daß die Provider für das BKA doch unbedingt einen separaten DNS-Server anbieten müßten, auf dem die Sperren nicht aktiv wären, weil das BKA selbst ja auf die Pornoseiten zugreifen können müsse, um seine Dienstaufgaben zu erfüllen. Ich habe geantwortet, daß das so nicht sinnvoll ist. Ich habe früher jahrelang Firmen ans Internet angeschlossen, kleine und große, und ich habe es immer so gehalten, daß ich niemals den DNS-Server des Providers verwendet, sondern den Firmen immer eigene Resolver gebaut habe, sie also von den Provider-DNS-Servern völlig unabhängig waren (und die Pornosperre deshalb auf sie überhaupt keine Wirkung gehabt hätte, die man noch hätte umgehen müssen). Ich habe dem BKA deshalb – quasi als kostenlose Consulting-Leistung – dringend empfohlen, daß gerade eine Institution wie das BKA und gerade eine solche Abteilung dringend eigene DNS-Server (Resolver) betreiben sollte, und sie vom DNS der Provider unabhängig und damit von der Sperre nicht betroffen sein sollten. Ich habe ihnen sogar angeboten, sie dabei zu unterstützen (wie ich ihnen auch später einen Hoster vermittelt habe, der bereit gewesen wäre, den Stopp-Seiten-Server zu hosten, ich habe mich da also durchaus konstruktiv gegeben).

    Allein, sie haben nicht verstanden, was ich ihnen gesagt habe, und das als Polemik und Provokation aufgefasst. Die waren so in ihrem Internet-Web-Irrtum gefangen, daß die sich von dem Hinweis, daß sie eigentlich einen eigenen DNS-Server betreiben müßten, veräppelt gefühlt haben. Als hätte ich gesagt „Macht doch Euer eigenes Internet und laßt uns in Ruhe.” Für Argumente nicht mehr zugänglich, weil sie alles nur noch als Unwillen und Angriff verstanden haben.

Ein drittes Problem war, daß das Ministerium, wie soll ich das jetzt formulieren, sehr „neo-industrie-feministisch” aufgestellt war. Es gibt so einen neuen Typ Karriere-Frau, den man schon äußerlich und am Auftreten erkennt. Teure Designer-Beton-Frisur, 40-60% zuviel Make-Up, immer derselbe Gesichtsausdruck, aggressive Gestik, Hosenanzug, den Blazer dabei meist eigentlich zu eng, weil’s figurbetont rüberkommen soll, hohe Absätze, Busines-Auftreten. Aggressive Sprechweise, rüpelhaftes Auftreten, muß die Nummer Eins spielen. Permanente Besserwisserei, sagt jedem, was er zu tun hat, hört aber niemandem zu. Kommunikation als Einbahnstraße. Hält die Frau für das überlegene Wesen und duldet Männer nur als niedere Gehilfen und Arbeiter. Ist fest davon überzeugt, daß sie allein schon als Frau und durch ihr hartes Auftreten einen Karriereanspruch hat, betrachtet es aber als Zeitverschwendung und Tätigkeit für Waschlappen, sich sachkundig zu machen. Hat damit Erfolg, ist unglaublich eingebildet, kommt sich ganz toll vor, hat aber eigentlich keine Ahnung wovon sie redet und merkt vor lauter Erfolgsbesoffenheit und Eigenbegeisterung nicht, wie lächerlich sie sich macht, weil sie den letzten Mist daherredet. Funktioniert meistens aber, weil sie ein Publikum um sich versammelt, das es überwiegend auch nicht merkt (oder sogar gut findet). Ursula von der Leyen ist ein Prachtexemplar dieser Gattung, aber ihre Mitarbeiterin, die diese Gruppe geleitet hat, war darin auch nicht schlecht. Man muss sich diese Art des Auftretens mal bewußt machen um zu verstehen, warum gerade aus von der Leyens Ecke die Forderung nach einer Frauenquote kommt. Das paßt ganz exakt zu der Sichtweise, daß Frausein, Businessfrisur, Hosenanzug und hartes Auftreten doch ausreichen müssen, um es ganz nach oben zu schaffen, in den Vorstand, ohne dabei irgendwelche hard-skills beherrschen zu müssen. Zuzugeben ist, daß man mit sowas durchaus Bundesministerin werden kann.

Und man merkt diesen Leuten dann auch sehr deutlich an, daß sie Männern permanent mißtrauen und verwerfliche Absichten unterstellen. Und daß sie nie gelernt haben, fachlich zuzuhören und Argumente zu verstehen und abzuwägen. Realität, Technik, Argumente kommen in deren Erlebniswelt nicht vor. Das ist alles so ein Ich will, der andere will nicht, also muß man ihn dazu bringen zu wollen. Das sind eben diese typischen Kompromiss- oder Durchsetzungstanten, die ein Problem niemals lösen, weil sie es nie als Problem auffassen, sondern nur als geringerwertige Meinung anderer. Und so sind von der Leyen & Co. an das Problem herangegangen. Die waren von vornherein davon fest und unverrückbar davon überzeugt, daß das gehen muß, weil erstens die Norweger sagten, daß es geht, weil es zweitens in ihrer Vorstellung vom DNS als Webseitenproxy plausibel war, und weil drittens sie als Frauen – die mit dem Familiensorgeprivileg-Joker der Super-Mutti – die Sperre wollten, aber alle Kritiker der Sperre männlich waren. Und wenn Männer sagen, daß etwas nicht geht, dann ist das immer gelogen und hat im besten Falle chauvinistischen Hintergrund, hier aber ganz sicher deshalb, weil die Männer sich die uneingeschränkte Pornoguckerei nicht nehmen lassen wollen.

Wenn also ein Mann daherkommt und sagt, das mit der Sperre geht aus diesen und jenen Gründen nicht, dann kann das aus deren Sicht nicht sein, daß es echte Gründe gibt, weil in Norwegen geht’s ja auch. Dann will sich der Mann entweder von Frauen nichts sagen lassen oder Kinderpornos gucken. Oder beides. Vor diesem Hintergrund muß man dann die Reden von der Leyens sehen, die sie damals abgelassen hat. Sie war felsenfest davon überzeugt, daß DNS-Server Webseiten blocken und Stopp-Schilder anzeigen können und hielt all die Kritiker für unfähige und unwillige Männer. Und Männer bringt man bekanntlich zu allem, indem man ihre Fähigkeit und ihre Männlichkeit in Abrede stellt. Deshalb ihre Reden, etwa die im Bundestag vom 26.3.2009, wonach es uns ein „krachendes Unfähigkeitszeugnis” ausstelle, wenn wir das nicht hinbekämen. Das war ganz konkret auf die an dieser Sache beteiligten Provider und die für sie angetretenen Leute bezogen, allesamt männlich.

Dieser Sichtweise liegt ein ganz spezifisches Rollen- und Geschlechtsverhalten zugrunde: Sie wünscht – und sagt ja auch mehrfach, daß es „Ihr politischer Wille” sei, und die unteren Arbeiter und Dienstleister haben das gefälligst zu erfüllen und umzusetzen, ihren Wünschen nachzukommen. Daß dieses ganze Kinderpornotheater da im Ministerium von Frauen veranstaltet und von den Providern, die sie dazu zwingen wollte, nur Männer erschienen waren, störte von der Leyen kein bisschen. Während sie für Vorstände Frauenquoten fordert, findet sie es völlig normal und keiner weiteren Erwähnung wert, daß an der Erfüllung ihrer Wünsche, so wie das Implementieren von Pornosperren, nur Männer beteiligt wären. Es zeigte sich nämlich, daß die Frauen, die hier von Ministerium und BKA federführend waren, nicht die geringste Lust hatten, sich die Mühe zu machen, das Internet zu verstehen. Wenn es um Technik und die Implementierung geht, wird das durchaus als reine Männeraufgabe angesehen. Da will man keine Frauenquote. Ganz das Klischee, daß Frauen für das Wünschen und Bestimmen und die Männer für das Umsetzen, das Ausführen und die Sachkunde zuständig sind. Frau ist in keiner Weise gehalten sich zu überlegen, ob das, was sie wünscht, so überhaupt möglich ist.

Und natürlich bekam sie dabei Rückendeckung von ihren CDU-Kollegen, die zwar auch keinen blassen Schimmer hatten, wie das mit der Sperre oder überhaupt das Internet funktioniert, aber von vornherein proklamierten, daß die „argumentative Bringschuld bei den Kritikern” läge. Nun, diese argumentative Bringschuld hatte ich damals als der technisch Wortführende sogar erfüllt. Man war nur nicht willig, dem auch zuzuhören.

Immerhin hatte man damals in dieser Sitzung im Familienministerium doch bemerkt, daß irgendwas da doch nicht so lief, wie man sich das vorgestellt hatte. Zumal auch dem BKA ein Stirnrunzeln gekommen war, der vom BSI nicht mehr glücklich aussah, und irgendeiner von der Politik, ich weiß nicht mehr, wer das war, sah aber nach Paragraphenhengst aus, plötzlich damit anfing, daß an den Gegenargumenten wohl doch was dran sein könnte. Da wurde denen plötzlich unwohl. Nicht, weil sie eingesehen hätten, daß sie schief liegen. Die waren schon von ihrer Unfehlbarkeit überzeugt. Sondern weil sie merkten, daß sie bei diesen dubiosen Männern da in der Runde mit ihrer nassforschen Art nicht durchkamen. Das erkannte Problem war, daß die Provider nicht von deren Unfehlbarkeit überzeugt waren.

Also setzte man ganz kurzfristig für eine Woche später (Anfang Februar) einen neuen Besprechungstermin zur Technik an, der jedoch im BKA in Wiesbaden stattfinden sollte. Mit der Intention, daß die da im BKA viel besser in der Lage sind, störrische Provider flach- und weichzuklopfen.

Eine Woche später trafen sich die geladenen Leute der Provider (in anderer Besetzung als vor dem Ministerium, diesmal stärker technisch und weniger juristisch orientiert, deutlich weniger Leute, ich war alleine dort) beim BKA. Wir stimmten uns vorher auf dem Parkplatz vor dem BKA kurz miteinander ab, wie wir da auftreten. Es lag nämlich in der Luft, daß man versuchte, die Provider gegeneinander auszuspielen. Und es zeigte sich später auch, daß einer der Provider ausscherte und die anderen Provider hart aber unsachlich kritisierte und sogar beschimpfte – in deren Polit-Büro sitzt nämlich ein ehemaliger CDU-Sprecher, der da die Windrichtung vorgibt. Der Rest der Provider hatte sich aber dahingehend abgestimmt, daß wir höflich, sachlich, neutral, aber zusammen auftreten und daß wir darauf bestehen, die technischen Probleme zu lösen. Die sind nämlich so knackig, daß es sonstiger Kritik gar nicht mehr bedurfte.

Die Sitzung im BKA war dann auch von vornherein ziemlich auf Konfrontation gebürstet. Man hatte zwei Tischreihen parallel gegenüberstellt und jedem Provider-Menschen einen BKA-Menschen frontal gegenüber gesetzt, sie dazu noch flankierend in die Zange genommen. Das Gespräch fing auch ziemlich frostig und aggressiv an, weil man vom BKA aus offensichtlich darauf eingestellt war, daß die Provider da zum Krawall oder zur politisch/männlich motivierten Blockadehaltung angetreten wären. Nach etwa einer halben Stunde war die konfrontantive Stimmung aber verflogen, weil das BKA ebenso überrascht wie erleichtert darüber war, daß die Provider da keinen Polit- oder Glaubenskrieg anfingen, sondern ganz normal, locker, sachlich (und vor allem auch konstruktiv) darüber diskutierten, wie das Problem anzugehen sei. Die Stimmung im Gespräch wurde zusehends freundlicher und kooperativer, immer besser, und am Ende bekamen wir dann sogar noch spontan eine kurze Führung. Sehr eindrucksvoll.

An dieser Stelle muß ich auch mal eine Lanze für das BKA brechen.

Ich habe oben geschrieben, daß die Kinderpornoabteilung dort ziemlich wenig Ahnung von Technik hat. Hat(te) sie auch. Das BKA besteht aber aus verschiedenen Abteilungen mit unterschiedlichen Eigenschaften. Und die, mit denen wir es da zu tun hatten, waren von einer anderen Abteilung. Und das muß ich denen bescheinigen, die hatten Ahnung. Zwar nicht so wie ein Internet-Profi. Sie haben die Probleme nicht selbst erkannt, wobei man ihnen allerdings auch zugute halten muß, daß sie selbst überrumpelt worden waren und überhaupt keine Zeit hatten, sich auf den Termin vorzubereiten, ihre Folien noch direkt davor schnell notdürftig zusammengepfriemelt hatten. Die hatten das kurzfristig vom Innenministerium aufgedonnert bekommen, ob sie wollten oder nicht, und es saß die ganze Zeit auch so eine graue Eminenz vom Innenministerium dabei um aufzupassen, daß da alles in deren Sinne lief. Das Niveau war aber so hoch, daß man ein technisches Problem auch nur einmal, kurz und in technischer Sprache beschreiben mußte, und sie haben es sofort verstanden und auch argumentativ nachvollzogen. Und konnten auf relativ hohem technischem Niveau mitreden, etwa die Vor- und Nachteile von VPN gegen eine SSL-Verschlüsselung abwägen. Und wußten, wie man Firewalls konfiguriert. Da muß ich wirklich sagen, daß nach der anfänglichen halben Stunde mit dem Austausch von Feindseligkeiten und Verwahrungen das gut lief. Da kam auch wirklich was Vernünftiges dabei heraus, und es gibt ein Protokoll, in dem das auch drin steht.

Was natürlich nichts daran ändert, daß die Kinderpornosperre technisch problematisch ist. Ich hatte mir das natürlich vorher ausgiebig überlegt und mich vorbereitet. Und dann die DNS-Kinderpornosperre Stück für Stück zerlegt. Nur ein paar Beispiele:

  1. Einfaches Trivialbeispiel: Wir greifen mit dem Browser ganz normal auf eine HTML-Webseite auf dem Server A zu. In der HTML-Seite ist per img-Tag ein Pornobild vom Server B eingebunden. Sollen wir dann A oder B sperren? (Richtet sich die Sperre also nach dem Ursprung der tragenden Webseite oder dem Ursprung des eigentlich nur strafbaren Bildes?)

    Hört sich so profan an. Hat es aber in sich. Und da hatte noch niemand drüber nachgedacht.

    Sperrt man A, kann man in Teufels Küche kommen. Läuft auf A beispielsweise ein Forum, in das irgendwer per Posting mit img-Tag Pornobilder geklebt hat, könnte man damit auch andere Postings sperren, die der Meinungsfreiheit unterliegen. Vielleicht ist der Betreiber auch unschuldig, weil er das Forum zu einem Zeitpunkt kontrolliert hat, als das Bild hinter dem Link noch normal war, und irgendwer hat dann auf B das Bild gegen ein Pornobild ausgetauscht. Die politische Vorgabe war, daß es auf keinen Fall dazu kommen dürfe, daß irgendwelche durch Meinungsfreiheit geschützten Seiten gesperrt würden (was mit der Schrotschußmethode einer DNS-Manipulation niemals auszuschließen wäre).

    Will man aber B sperren, geht das womöglich schief. Zwar hatte man eingesehen, daß man in URLs auch numerische IP-Adressen angeben kann und dann auf Server direkt unter Umgehung des DNS zugreifen kann (so sie nicht virtuell sind), aber das Restrisiko wäre zu tragen man bereit gewesen, weil man das nur einer verschwindend geringen Bevölkerungsschicht zutrauen würde. Das zieht hier aber nicht, denn wenn auf einer Webseite ein Bild per URL mit numerischer IP-Adresse eingebunden ist, merkt der Nutzer ja gar nichts davon, und auch Doofe können das benutzen. Zumal von man B noch weniger weiß, was dort herumliegt und welche Nebenwirkungen man auslöst.

    Man neigte nach Diskussion dazu, A zu sperren. Das aber wäre dann völlig wirkungslos, wenn man statt dem Link auf eine Webseite direkt die Links auf die Bilder verteilt (oder beispielsweise HTML-Mails verschickt). Klappt also auch nicht mit der erwünschten Zuverlässigkeit. Man hätte den Server, von dem die Bilder tatsächlich kommen, gar nicht gesperrt.

    Schon eine so triviale und naheliegende (und auch rechtlich sehr wichtige) Frage wie ob man die Webseite oder das Bild sperrt, brachte das ganze Projekt zum Stolpern und zeigte, daß man darüber (wohl auch in Norwegen) noch nicht nachgedacht und die Forderung nicht hinreichend spezifiziert hat. Schon da war in den Gesichtern zu lesen, daß denen gerade bewußt wurde, was für Probleme da noch auf sie zukommen.

  2. Und was wäre, wenn man auf einer Seite C statt irgendwelcher Inhalte einfach nur einen Redirect auf einen URL mit numerischer IP-Adresse bekommt? Zur Sperre von C hätte man keine Rechtsgrundlage.
  3. Noch’n Trivialproblem. An das auch keiner gedacht bzw. das keiner entdeckt hatte. Von der Leyen wollte unbedingt und ganz feste diesen Stopp-Server haben, der Besuchern von Kinderpornoseiten das berühmte knallrote achteckige Stoppschild anzeigt.

    Wie das bei HTTPS oder nicht-graphischen Programmen wie FTP oder Torrent oder sowas gehen soll, wäre ein ungelöstes Problem, aber schon zu weit gedacht.

    Unterstellen wir einfach mal – wie vom Ministerium gedacht – einen ganz ordinären, einfachen HTTP-Zugriff auf eine verbotene Seite, die vom Provider auf den Stopp-Server umgeleitet wird. Was soll denn der dann als Antwort auf den HTTP-Request liefern? Eine HTML-Seite? Oder doch ein GIF-Bild? Oder ein Video?

    Das Problem ist, daß bei HTTP der Browser in der Anfrage nicht mitteilt, welchen Datentyp er gerade braucht, sondern unter einer beliebigen URL abholt, was dort zu finden ist, und der Server mitteilt, welchen Daten-(MIME-)Typ das hat. Und der Browser muß dann entscheiden, ob es gerade reinpaßt oder nicht. Der Server erfährt aber nicht, ob der Browser gerade eine HTML-Seite holen will, oder doch ein Bild, das von einem img-Tag dort eingebettet wird. Oder ein CSS-Style-Sheet. Eine Java-Script-Datei. Oder ein Video. Oder ne zip-Datei, die man speichern will.

    Gibt man schöne rote STOPP-Seiten per HTML raus, während der Benutzer aber (siehe Beispiel oben) schon eine andere HTML-Seite drin hat und der Browser nur die Bilder noch holen will, dann klappt das mit dem roten STOPP-Schild einfach nicht. Es war aber als juristische Voraussetzung angegeben worden, daß man bei den Sperren immer angezeigt bekommt, von wem und warum etwas gesperrt wurde.

    Man hätte also nicht nur Hostnamen, sondern tatsächlich URLs in der Sperrliste speichern und zu jedem URL den zugehörigen Datentyp erfassen müssen. Diese Liste hätte der STOPP-Server gebraucht, um auf einen Request richtig reagieren zu können. Das ging aber nicht, weil die Liste ja geheim gehalten werden und nicht an den Hoster des STOPP-Servers hätte weitergegeben werden dürfen.

  4. Dieser Stopp-Server wäre auch ein Datenschutzproblem.

    Die Provider lehnten überwiegend ab, so einen Server zu betreiben. Blocken und Umleiten würde man tun, falls man jemals herausfinden würde, wie das geht. Aber den Server möge bitteschön das BKA oder die Regierung bereitstellen. Wie aber wäre das mit dem Fernmeldegeheimnis zu vereinbaren? Und wie mit den personenbezogenen Daten, die in einem umgeleiteten Request mitfahren können, etwa im URL, in den Cookies, im Authentifikationsheader, im Referer, in POST-Daten und so weiter ?

  5. Ein Beispiel: Unter xxx.lolita.com gäbe es Kinderpornos, während es unter www.lolita.com zulässige Inhalte gäbe. Würde der Anbieter nun in der DNS-Zone zu lolita.com den Eintrag www auf die zulässigen Daten zeigen lassen, und die Wildcard * auf die Pornoseite, also nicht nur xxx, sondern jeden beliebigen anderen Namen, wie sollte man das mit DNS-Sperren formulieren und implementieren?

    Gute Frage. Nächste Frage.

  6. Es gibt keine DNS-Einträge spezifisch für Web-Zugriffe. Das sind A-Records, die für alles mögliche verwendet werden. Blockiert man die, kann man sehr viel lahmlegen, auch Protokolle wie FTP, Jabber, Telefonie, oder sogar das DNS selbst. Die Folgen sind nicht absehbar.

    Was etwa, wenn man damit direkt oder indirekt E-Mail blockiert? Unterdrückung des E-Mail-Verkehrs ist strafbar. (MX-Records zeigen meist auf A-Records, und Mail-Relays verwenden den A-Record, wenn es keinen MX gibt, weshalb man mit solchen Blockaden auch den E-Mail-Verkehr mit erwischt.)

    Oder was wäre, wenn man auf diese Weise Voice-over-IP stört und dadurch beispielsweise ein Notruf nicht abgesetzt werden kann?

  7. Auf welchen Ports sollte der STOPP-Server denn überhaupt antworten? Nur Port 80?

    Das wäre fatal. Denn ein absendender Mail-Server würde auf seinen SMTP-Versuch, der ebenfalls umgeleitet würde, ein Connection Refused oder Timeout bekommen und deshalb die Mail aufbewahren, um es später wieder zu versuchen. Typischerweise eine Woche oder so. Das heißt, daß weder Absender noch Empfänger bemerken, daß da eine Mail blockiert wurde – bis es etwa zu spät ist, etwa weil sie eine Frist versäumen. Man müßte also beispielsweise auf dem STOPP-Server auch einen Dämon aufsetzen, der SMTP-Versuche mit einer Fehlermeldung ablehnt. Und für SIP. Und für Torrent. Und für SAP. Und, und, und.

    Was wäre denn, wenn der Kinderpornoserver die Pornos auf Port 5678 bereithält? Soll der STOPP-Server auf Port 5678 vorsorglich mal HTTP sprechen? Oder doch ein anderes Protokoll? Machen wir dann alle Ports auf?

    Außerdem gab es ja viel mehr zu sperrende Domains als STOPP-Server. Angenommen, auf Pornoserver A liegt auf Port 25 E-Mail per SMTP, während der Pornoserver B lustigerweise seine Webseiten auf Port 25 gelegt hat. Was reden wir denn dann auf Port 25 des STOPP-Servers? HTTP oder SMTP?

  8. Und wieviele HTTP-Verbindungen soll der STOPP-Server denn bedienen können? Wenn man den Web-Verkehr von – angeblich – mehreren tausend Kinderpornoservern auf einen STOPP-Server umleitet, der noch dazu ne billige Kiste sein soll, wie soll der das denn hinkriegen? Zudem wäre es für Hacker sicherlich ein trivialer Spaß, den Server mit Syn-Flooding oder halben HTTP-Requests zu bombardieren. Und das Ding soll Ende Februar laufen?
  9. Es wurde bald klar, daß die Variante mit der DNS-Sperre viel zu schrotschüssig ist um die Anforderung zu erfüllen, daß möglichst nur die angegebenen Kinderpornos, nicht aber andere Seiten mitgesperrt werden.

    Ob man nicht im laufenden Verkehr nach Kinderpornodateien oder den URLs filtern könnte, war die Frage.

    Wie stellt Ihr Euch das vor? Der URL wird ja erst im Laufe des HTTP-Requests übermittelt. Bis dahin ist die TCP-Verbindung schon aufgebaut. Soll man die nachträglich unterbrechen und umbiegen? Wie soll man eine schon begonnene TCP-Verbindung auf einen STOPP-Server umlenken? Und was schickt man dem ursprünglichen Server? Ein gefälschtes Paket zum Verbindungsabbau? Woher weiß der Filter überhaupt, daß wir noch innerhalb eines HTTP-Requests sind? Sollen wir jede TCP-Verbindung statusorientiert mitlesen und zwischenspeichern, damit wir wissen, daß wir noch am Anfang der HTTP-Verbindung sind? Und was machen wir, wenn der URL nicht in einem Paket, sondern auf mehrere verteilt übertragen wird? Den gesamten TCP-Strom zusammensetzen? Für wieviele Verbindungen sollen wir denn da Speicher vorhalten?

  10. Es wurde diskutiert, daß man dazu nicht nach Hostnamen, sondern konkreten URLs filtern müsse. Auch schick. Man kann auf Webservern trivial ein Rewrite konfigurieren, der einen Teil des URLs ausschneidet und wegwirft, man also einen Teil des URLs zufällig wählen kann. Wie will man das mit einer festen Liste von nur ein paar Tausend URLs abhandeln?
  11. Und was ist, wenn die Auswahl des Bildes nicht über den URL, sondern über die mitgegebenen Parameter, das Cookie, oder POST-Daten erfolgt? Kommen die Parameter mit in die Sperrliste? Und was ist, wenn die in der Reihenfolge wechseln? Oder wenn ein Parameter die Bildnummer und der andere eine Zufallszahl ist?
  12. Und was machen wir, wenn ein Server unter ein und demselben URL, auf den man immer wieder klickt, zyklisch jedesmal ein anderes Bild anzeigt?

Langer Rede kurzer Sinn, es wurde allen Anwesenden klar, daß die Sache noch gar nicht durchdacht worden war, weder vom Familienministerium noch von den Norwegern, und auch nicht von der Pornoabteilung im BKA. Und es lag auf der Hand, daß man auf die Schnelle und bis Ende Februar keinesfalls ein Sperrsystem und einen STOPP-Server zusammennageln könnte, der mit der nötigen Zuverlässigkeit läuft. Irgendwas hinfrickeln könnte man schon, aber das würde wohl keine 48 Stunden halten. Die Zeitungen wären sofort voll von allen möglichen Umgehungsmethoden, von Leuten, die sich über Störungen und Nebenwirkungen beklagen würden, und der STOPP-Server fiele wohl innerhalb kürzester Zeit noch den diversen DoS-Methoden zum Opfer, gegen die er per Design anfällig sein mußte. Oder anders gesagt, es war klar, daß man sich damit nur blamieren konnte (weshalb die Provider den STOPP-Server auch nicht bei sich haben wollten).

Es lag auf der Hand, daß von der Leyen das BKA und die Provider da in ihrer Naivität auf eine mission impossible gesandt hatte. Das Ding war Anfang Februar 2009 schon als Luftnummer entlarvt. Das mußte auch dem vom Innenministerium einleuchten. Nahezu alle Ergebnisse des Tages, die im Protokoll stehen, beruhen auf dem, was ich dort vorgetragen habe.

Die Reaktion von der Leyens kam prompt. Sie hat sich auf dubiosen politischen Wegen, die ich jetzt für mich behalte, und mit viel Nachdruck persönlich (!) über mich beschwert. Ich könnte mich nicht benehmen, würde herumpolemisieren und stören, und nicht zur Sache beitragen (obwohl mir die anderen Provider und das BKA ausdrücklich das Gegenteil bestätigten). Also war ich ab da aus der Sache raus.

Was mich aber auch nicht weiter gestört hat, denn danach passierte auch nichts mehr auf technischer Ebene. Diese eine Besprechung hatte gereicht, das Ding war gelaufen. Es war allen klar, daß das nicht auf die Schnelle, und unter den gestellten Qualitäts- und Effektivitätsanforderungen gar nicht zu erfüllen war, und damit technisch eigentlich schon im Februar 2009 – und damit lange bevor das in die Presse und das öffentliche Bewußtsein gebracht wurde, bevor man die Verträge mit den Providern geschlossen und das Gesetz gebildet hat – mausetot. BKA, Providern und Innenministerium war klar, daß das nicht funktionieren konnte, nur von der Leyen und die CDU wollten das partout nicht einsehen. Oder vielleicht haben sie es auch eingesehen, wollten aber wegen der bevorstehenden Wahl vom toten Pferd nicht absteigen. Man hat das Ding vor der Wahl ganz bewußt gegen die Wand gefahren, weil man sich damit erst nach der Wahl blamiert hat – und von der Leyen da schon nicht mehr Familienministerin war.

Zwar hat man durchaus nochmal versucht, das Ding zumindest formal in Gang zu bringen, daß beim BKA der geplante Server aufgebaut wird, die irgendwelche Listen herausgeben und die Provider irgendwas sperren, um wenigstens so zu tun, als würde man jetzt wie versprochen sperren. Aber das wäre so zurückhaltend gewesen, daß garantiert niemand eine Wirkung davon verspürt hätte. Zumal das BKA zwischenzeitlich hatte durchblicken lassen, daß die Liste inzwischen veraltet und deutlich geschrumpft war, auch weil eine Menge Server einfach nicht mehr existierten. Und das mit dem angeblichen Milliardenmarkt hatte ja auch nicht gestimmt.

Und kurioserweise war dieses Pferd eben dann, als die Kinderpornosperre endlich in die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit rückte und in den Medien inbrünstig zerrissen und kritisiert wurde, aber auch als die plakativen Verträge mit den Providern geschlossen und das Gesetz in Kraft gesetzt wurde, längst tot. Das war alles Bluff und Schwindel.

Ein paar der Überlegungen, die ich damals für verkehrsbasierte Sperren (als Alternative zu den DNS-Sperren) angestellt hatte, die daber dann nicht mehr zum Zug kamen, habe ich dann mal in zwei Blog-Artikeln verwurstet (hier und hier). Nachdem mich einige Leute in diesem Zusammenhang fragten, ob ich ihnen das DNS erklären kann und ich im Sommer 2009 mal ein paar Tage krank zu Hause bleiben mußte, habe ich kurzerhand eine Einführung in das DNS angefangen, weil ich dachte, daß die da doch noch länger drauf herumreiten, und von denen, die beteiligt waren, eigentlich keiner so richtig verstanden hatte, wie das DNS funktioniert. Dann war die Kinderpornosperre aber letztlich doch wirklich tot und die Einführung ins DNS kam nicht mehr zum Einsatz.

So kam das deutsche Zugangserschwerungsgesetz zustande. Und so ähnlich werden vermutlich auch zukünftig Gesetze zum Internet zustandekommen. Erst war es ein Irrtum, auf dem Ignoranz und Inkompetenz massiv wucherten. Und dann war es eine wissentliche Täuschung der Öffentlichkeit, um den Gesichtsverlust zu vermeiden.

Die Befürchtung ist, daß man durchaus einsieht, daß das Internet so nicht effektiv zu filtern ist, und man deshalb versuchen wird, von einem Netz zurück zu einer Sternstruktur zu kommen versuchen könnte, so wie es BTX und AOL waren, und wofür man das Internet – wie oben beschrieben – irrtümlich hielt. Sollte sich die Erkenntnis durchsetzen, daß es gerade diese dezentrale und auf Paketen basierende Struktur des Internet ist, die das Filtern und Sperren so massiv erschwert, könnte das durchaus zu politischen Bestrebungen führen, genau das, wofür man es gehalten hat, herstellen zu wollen. Es gab ja kürzlich schon Vorschläge, die EU abzuschotten. Auch andere Länder wie China und einige islamische Länder trennen ihre Netze von der Außenwelt und reduzieren den Querverkehr strikt. Wenn ich mich nicht irre, hat der Iran so etwas angekündigt. Solche Trennungsambitionen werden letztlich auf ähnliche Probleme hinauslaufen und damit auf eine webseitenbasierte Kopplung, also solche Web-Proxies.

Kleiner aber feiner Nachtrag dazu: Ein Detail aus der BKA-Sitzung ist mir noch durch die Diskussion eingefallen, das die Sache auch wesentlich außer Tritt gebracht und die Leute von der Unumsetzbarkeit überzeugt hat.

Es war politisch als fest und zwingend vorgegeben, daß die Liste der zu sperrenden Einträge auf jeden Fall strengstens geheim bleiben muß und keinesfalls an die Öffentlichkeit dringen durfte, weil man durchaus einsah, daß man mehr Schaden als Nutzen anrichtet, wenn das BKA eine Kinderpornoliste erstellt und diese dann publik wird. Also forderte man, daß die Daten verschlüsselt an die Provider übertragen und dort von so wenig Leuten wie möglich, am besten gar niemand, zur Kenntnis genommen und keinesfalls archiviert werden darf.

Ich habe dem entgegengehalten, daß das nicht funktioniert. Es gibt aus verschiedenen Quellen Listen etwa aller angemeldeten .com-Domains. Die in einer kleinen Programmschleife beim Provider-DNS abzufragen, ist trivial. Und wenn ein www.x.com oder x.com auf die IP-Adresse des Stopp-Servers auflöst, dann weiß man, daß es dort Kinderpornographie zu finden gibt, ohne auch nur ein einziges Mal die Seite besucht und sich verdächtig gemacht zu haben. Geheimhaltung ist so also nicht möglich. Und damit war die Sperre schon nach den politischen Vorgaben in dem Bereich, in dem sie selbst nach der Definition des Ministeriums mehr schadete als nutzte.

Kommentarfunktion beendet Ich freue mich ja sehr über die vielen zustimmenden und lobenden Kommentare. Wirklich. Aber die letzten Stunden kam da nichts mehr zum Thema, sondern nur noch Sexismus-Vorwürfe, die in ihrer Darreichungsform nach meinem Wertesystem nur rotzdämlich waren. Insbesondere habe ich nicht die geringste Lust – und keinen vernünftigen Grund – mich auf meiner eigenen Webseite als „mieser Sexist” hinstellen zu lassen und das damit über mich selbst zu veröffentlichen (man beachte bitte meine Kommentar-Policy). Wie ich schon des öfteren in anderem Zusammenhang schrieb, kommt die übelste Zensur in Deutschland nicht vom Staat oder der Politik, sondern aus der Gesellschaft selbst. Sobald man eine Meinung äußert, die bestimmten Ideologien oder Political-Correctness-Vorgaben widerspricht, wird man sofort per E-Mail und Kommentaren bearbeitet, und eine Menge Leute bilden sich ein das Recht zu haben, in fremden Blogs herumzupöbeln. Das geht einem so, wenn man eine abweichende Meinung zur Vorratsdatenspeicherung, zur Religion oder eben auch zum Thema Frau hat.

Bedenklich daran ist, daß möglicherweise ausgerechnet die Kreise, aus denen die Bezeichnung „Zensursula” geprägt wurde, selbst noch viel stärker Zensur betreiben, nur eben nicht mit staatlichen mitteln, sondern durch Beschimpfen abweichender Meinungen.

Zudem habe ich besseres zu tun, als solche Kommentare zu moderieren. Anfangs kamen sehr gute und erfreuliche Kommentare. Aber seit den letzten Kommentaren hat die Qualität stark abgenommen.

117 Kommentare (RSS-Feed)

lairsdragon
22.6.2011 0:03
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Vielen Dank für den spannenden Artikel.

Im ersten Moment was ich ja noch versucht den Werdegang des Gesetzes als Anekdote der Geschichte zu sehen, aber nach ein wenig Nachdenken bekomme ich doch ein flaues Gefühl bei dem Gedanken das dies möglicherweise nicht die Ausnahme sondern die Regel im politischen Geschäft sein könnte…

Irgendwie fallen mir dazu dann ähnlich komplexe Themen ein wie Gesundheitspolitik, Währungs oder Finanzpolitik.

Ich glaube ich geh mich jetzt in den Schlaf weinen…

cheerio


Stefan W.
22.6.2011 0:24
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Dann wollen wir aber mal hoffen, dass kabellose Verbindungen zu praktisch sind, um sie abzuschaffen, und so an den Grenzen die Pakete ins andere Lager wechseln, und so ein AOL-Netz++ oder Datex-P² verhindert wird.


Fabian
22.6.2011 2:18
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Schade, dass du die dubiosen politischen Wege, auf denen sich Zensursula über dich beschwerte für dich behältst. Und interessant wie wirkungslos Sachverstand sein kann wenn er auf Ideologie trifft.


Wolle
22.6.2011 2:32
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Merkbefreit und beratungsresistent(MBBR) nennt man das wohl, kommt nicht nur bei Politikerinnen vor. Politiker können das auch. Es gibt Gerüchte, das es auch in der Wirtschaft vorkommt, immer öfter. Weiblichkeiten sind wohl anfälliger, ist aber wohl nur eine Scheinkorrelation. 😉 Die Innenminister(meist/alle männlich) schrauben gerade wieder an der VDS, ähm, Mindestspeicherdauer. Die wissen, das es so nicht verfassungskonform sein kann, also Vorsatz. Wieder MBBR und das im Kollektiv, ist das ansteckend?
PS: Mit BTX hab ich Onlinebanking gemacht. Es gab da so etwas wie eine Vertrauensinstanz, vielleicht auch nur eine naive Vorstellung davon. So wie sich das jetzt meine Bank vorstellt, nicht mehr, weder Banking noch Vertrauen.


TmoWizard
22.6.2011 5:32
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Hallo Hadmut!

Danke für diesen sehr informativen Artikel über die seltsame Entstehung des „Zugangserschwerungsgesetz”!

Da sieht man einmal mehr, wie inkompetent der Großteil unserer ReGIERung in Sachen WEB und Internet (eigentlich nicht nur dort, aber lassen wir das! 😉 ) ist.

Ein Punkt wurde in dem Artikel allerdings nicht erwähnt: Daß man solch eine Sperre sehr schnell auch umgehen kann, Artikel genug darüber gibt es ja im ganzen Internet zu finden.

Eigentlich war das Ganze doch sowieso nur ein weiterer Versuch unserer Politiker, uns Bundesbürger noch weiter überwachen und kontrollieren zu können.

@lairsdragon: Das flaue Gefühl hat dich wohl nicht betrogen, momentan wird ja unser ganzes Grundgesetz auf den Kopf gestellt und umgekrempelt. Stören tut das aber anscheinend zumindest weder die Politiker noch einen großen Teil der Wähler, sonst würden letztere wohl nicht immer und immer wieder an der selben Stelle ihr Kreuzchen machen! o_O

Grüße aus Augsburg

Mike, TmoWizard


Usul
22.6.2011 9:18
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Danke erst Mal für die historisch-dokumentatorische Arbeit, so was ist wichtig!

Eine Frage drängt sich mir aber auf: Warum erst jetzt? Gab es irgendwelche Vereinbarungen, dass ihr (die beteiligten Experten) nicht darüber sprechen oder schreiben dürft? Sind da Fristen jetzt abgelaufen? Oder bist du nicht mehr in der Position, welche dir damals den Mund verboten hat?

Der Knackpunkt ist, heute interessiert das nicht mehr wirklich jemanden, es hat keinen Impact mehr. Klar, die, welche das Blog verfolgen (wie ich), die sind an solchen Geschichten interessiert, es ist ja auch interessant. Aber wenn so ein Artikel damals schon aufgetaucht wäre, als es noch tagesaktuell war, dann hätte die Chance bestanden, dass es irgendein Massenmedium aufgenommen und dieses Wissen noch einen Einfluß gehabt hätte. Vielleicht.

Eigentlich zeigt der Artikel ein grundsätzliches Problem: Die Informationen, die notwendig wären, um irgendeinen politischen Prozess wirklich zu verstehen, kommen entweder nie oder wie jetzt hier zu spät ans Tageslicht, als dass sie noch einen Einfluss hätten. Andererseits habe ich auch ein bisschen die Befürchtung, dass diese Plauderei aus dem Nähkästchen dafür sorgt, dass wir nie wieder einen Danisch bei so einer politischen Expertenrunde sehen werden 😉


Hadmut
22.6.2011 10:12
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@Usul: Gute Frage. Gut geraten. Ich bin nicht mehr in der Position, die mir damals den Mund verboten hat. 🙂


der andere Andreas
22.6.2011 10:08
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Zitat: “Das ist alles so ein Ich will, der andere will nicht, also muß man ihn dazu bringen zu wollen. Das sind eben diese typischen Kompromiss- oder Durchsetzungstanten, die ein Problem niemals lösen, weil sie es nie als Problem auffassen, sondern nur als geringerwertige Meinung anderer.”

beste beschreibung von führungsprozessen (von mangagen kann da ja keine rede sein) die ich bisher gelesen habe – nicht nur in politik, sondern auch für unternehmen gültig und problemlos auf männer übertragbar.

auch alles andere wieder hochinformativ und nen toller einblick in die funktionsweise des staats-/politikaparates!

@TmoWizard: leider ist diese arbeitsweise nicht parteigebunden sondern systematisch sobald man die ebene der techniker verlässt – was man nicht versteht ordnet man an, in politik, unternehmen und familie.


Karsten
22.6.2011 10:19
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Eine Beschwerde durch Frau von der Leyen muss für einen klar denken Techniker doch fast wie ein Ritterschlag sein … 😉

Der “Glaube” daran, das die DNS-Server sehr zentrale Punkte der Internet-Kommunikation sind, war früher allerdings schon weiter verbreitet:

http://security-planet.de/2007/04/01/sonderbare-wege-der-e-mails/
(Das war kein April-Scherz)


Hadmut
22.6.2011 10:33
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Ein „Schlag” ist es, so wie die politisch zuschlagen. Ob man dadurch zum Ritter wird, ist eine andere Frage…


Rosenkranz007
22.6.2011 10:47
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Brillante Charakterstudie des Typus “neue Karrierefrau”. Bester Satz: “Zuzugeben ist, daß man damit Bundesministerin werden kann.” Jenseits von Politik/Medien/Uni gibt es diesen Typus so nicht. Voraussetzung ist wohl meist eine Art “Hubschrauberprinzip” – man wird in Regionen geflogen, die man zu Fuß und aus eigener Kraft nie erreicht hätte… Eine Frau Schröder bekäme qua Bewerbung in ihrem “Haus” allenfalls einen Praktikumsplatz. Frau vdL wäre normalerweise (hieße sie Müller) nie über die Lokalpolitik hinausgelangt, als Medizinerin ist sie trotz bester familiärer Voraussetzungen gescheitert. Merkel (unauffällige Physikerin), Rösler (durchschnittlicher Arzt), Westerwelle (drittklassiger Jurist), Guttenberg (??), Röttgen – the same story. Wenn es ganz dumm läuft, wird selbst eine Frau Nahles (abgebrochene Literaturwissenschaftlerin!) irgendwann Bundesministerin… Man sieht: es kann immer noch schlimmer kommen.


JD
22.6.2011 12:39
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Danke für diese Klarstellung. Damit wird mein bisheriger Eindruck, daß es sich bei von der Leyen um eine machtbesessene, fachlich komplett unqualifizierte Zimtzicke handelt, vollkommen bestätigt. Diese Frau, die nicht einmal alleine ihre 7 Kinder erziehen konnte, sondern dazu Hilfe in Anspruch genommen hat, fühlt sich ja als Übermutter der Nation und hält sich wohl für eine Art Göttin, der man huldigen, aber ja nicht widersprechen soll. Dadurch versteht man auch besser, daß sie sich gar persönlich über jemanden beschwert, denn Supermutti ist noch von der alten Schule, die notfalls halt auch mit Schlägen, einer heute doch eher verpöhnten “Erziehungsmethode”, die widerspenstigen Menschen dazu bringen will, ihrer Linie zu folgen. Im Dritten Reich wäre sie damit voll auf der Linie der Nazis gewesen und hätte wohl als Frau Hitler Karriere machen können. Nun ja, müssen also wir uns mit dieser personifizierten Abschreckung beschäftigen.


cbx
22.6.2011 13:32
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Danke! Ein genialer und umfassender Rundumschlag und zugleich eine fantastisches HowTo zur fachlich korrekten Zerlegung des Stoppschild-Themas. Und nebenbei eine packende Darstellung des politischen Meinungsbildungsproszesses.

Es ist wohl wie ein Besuch im Schlachthof. Man würde sich deutlich wohler fühlen, wenn man nicht erfahren hätte, was man dort erfahren hat.


DavidXanatos
22.6.2011 13:32
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Danke für den beitrag, besser spät als nie.

Auch wen die Geschichte bzgl. stop schilder nichts mehr auswirken wird, so kan es ein wegweiser sien politikern bei zukünftiger gesetzgebung bzgl internet nicht zu trauen und all ihre bestrebungen konsequent zu torpedieren.


fm
22.6.2011 13:37
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Danke. Hochinteressant!


Jan Dark
22.6.2011 13:44
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Zwei Ergänzungen:

1.) Das Zugangserschwerungsesetz ist noch in Kraft. Das Bundeskabinett hat lediglich einen gesetzentwurf eingebracht. Bundestag, Bundesrat und Bundespräsident müssen noch zustimmen. Erstaunlich ist, dass damals die FDP in den Koalitionen in Bayern und Sachsen für das Gesetz gestimmt haben, aber in als Bundesregierung sich im Koalitionsvertrag zum Rechtsbruch verabredet haben und anschließend das BKA angewiesen haben, geltendes Recht nicht anzuwenden. Man muss da schon sehr deutlich zwischen Exekutive, Legislative und Judikative unterscheiden. Rechtsstaatlich ist das Gesetz eine Katastrophe: CDU, CSU und FDP haben die Rechtssprechung, was Kinderpornografie sei, von einem Richter auf die Polizei verlagert und dann anschließend hat sich die Regierung geweigert, Gesetze des Gesetzgebers auszuführen.

2.) Das Gesetz ist stümperhaft: ersten bleibt der Kinderpornografiedreck im Netz, statt in zu löschen. Böse Zungen sagen, dass UvdL den Dreck im Netz lassen wllte, damit ihr katholisches Priesterklientel es nicht allzu schwer hat, und sie dennoch in den Altersheimen im Wahlkampf sich scheinheilig empören kann. Die damalige Justizministerin Zypries habe ich darauf aufmerksam gemacht, dass wegen der Beschränkung auf ISP mit mehr als 10.000 Nutzern wir den nicht hinnehmbaren Fall haben, dass in Schulen, die an kleinen ISPs hängen, wir freien Zugang zu Kinderpornografie schaffen, obwohl das BKA amtlich davon weiss und untätig bleibt. Zypries antwortete mir dann absurderweise, dass die Schulen doch Filtersoftware hätten. Aber in Gesetz war verankert worden, dass die Sperrlisten des BKA bei Strafe nicht weitergegeben werden durften.

Ich habe selten groberen Unfug am Rande der Strafbarkeit gesehen als bei der Entstehung dieses Gesetzes.


bombjack
22.6.2011 13:44
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Ist zwar halb Off-Topic:

Da fehlt Büssow…..vgl.
http://odem.org/informationsfreiheit/o-ton–wieviel-und-was.html

zwar andere Thematik (rechte Seiten und rotten) aber im Prinzip die gleiche Idee…

bombjack

PS: Danke für diesen netten Artikel….

PPS: Spätestens bei Freenet und dem Zwiebelland von TOR fukionieren Sperrungen nicht mehr, von so Sachen wie VPN ganz zu schweigen…..


Sirex [CR]
22.6.2011 13:49
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Danke, das bestätigt meine schlimmsten Befürchtungen zu dem Thema.


Dana
22.6.2011 14:08
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Super Artikel, aber ich muss einfach drauf hinweisen, dass Mutti-Karrierefrauen wie die Leyen nicht uns emanzipierte Frauen repräsentieren. Sie glauben es bloss. Dabei erweisen sie kompetenten und ehrgeizigen Frauen, die Karriere machen und nicht auf das Muttigedöns reduziert werden wollen, einen Bärendienst.

Frauen wie die Leyen, Schröder und was da noch alles rumschwirrt, waren und sind in erster Linie Muttertiere, die nur zufällig – und völlig unverdient – Karriere gemacht haben und nun die Welt auf das infantile Niveau ihrer Kleinkinder schrumpfen möchten.

Da passen dann Netzsperren, riesengroße pippilangstrumpfbunte Flatschen zur Altersklassifizierung auf DVDs und Anti-“Killerspiele”-Gekreisch prima ins Bild.

Zum Kotzen.


Klaus
22.6.2011 14:10
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Vielen Dank für diesen ausführlichen (und für Laien mit solidem Halbwissen verständlichen) Artikel.

Für mich die erstaunlichste Erkenntnis daraus, dass das BKA anscheinend (und Gott sei Dank) doch nicht so doof ist, wie man manchmal befürchtet.


Usenet Guide
22.6.2011 14:36
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Ein hervorragender Artikel, den ich gerade erst durch einen Link im Heise Forum entdeckt habe. Weil er so gut zu einem Thema im Usenet Forum passt, habe ich ihn dort auch gleich verlinkt und einige Zitate übernommen:

http://forum.usenet-guide.de/viewtopic.php?p=2990#2990

Was ich vermisse ist das ganze aus der Sicht eines Users, selbst bezogen nur auf das Web, nämlich die leichte Umgehbarkeit der damals geplanten DNS Sperren durch das Einrichten eines anderen DNS Servers. Selbst die berüchtigte Medienkammer des Landgerichts Hamburgs hatte, pikanterweise sogar bevor das Gesetz geht von Ihnen beschrieben, vorbereitet wurde, den Antrag von fünf Unternehmen der Filmindustrie, den damaligen Provider Hansenet dazu zu zwingen, DNS-Sperren für den Filmindustrie unliebsame Webseiten einzurichten, mit dem Hinweis abgelehnt, dass es selbst den eigentlich unkundigen Richtern mit einer Anleitung aus dem Web innerhalb von 2 min gelang, einen alternativen DNS Server einzurichten.

http://www.usenet-support.de/PDF/Urteil_de_%20Landgerichts_Hamburg_zu_DNS-Sperren.pdf

Es war übrigens die Content Industrie, die die ganze Kinderpornokampagne ins Rollen brachte in der Hoffnung, dass profilierungssüchtige Politiker wie beispielsweise eine gewisse Ursula auf den Zug aufspringen würden und man damit endlich den Einstieg in ein zensiertes Internet bekommen würde. Bei der Filmindustrie, ich habe mit einigen maßgeblichen Vertretern der MPA in Brüssel mehrfach verhandelt, ist die Unkenntnis des Internets mindestens ebenso ausgeprägt wie bei den Teilnehmern der zweiten Konferenz, von der Sie berichten. Und entsprechend unrealistisch die Forderungen.


Anna Freud
22.6.2011 15:17
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Mir wäre soviel Inkompetenz, offensichtliche Inkompetenz und gnadenlose Selbstüberschätzung ja dermaßen peinlich…herrje, die Frau und ihre Bacchantinnen haben sich ja vor dem BKA übel blamiert. Klarer Fall von massiver Fremdscham hier.

Muss das unangenehm gewesen sein, wenn man da als Kompetenz vor der oder vor einem ihrer Arbeitssklaven gestanden hat und einen offensichtlich völlig bescheuerten Befehl bekommen hat aber so tun musste, als wäre das gerade die Offenbarung gewesen. Hat irgendwie was von Pinky und Brain (“Wir werden dasselbe machen, was wir jeden Abend machen: wir werden die Weltherrschaft an uns reißen!”) Pinky und Leyen. Oder Leyen und Brain.

Die wurde bestimmt ins Familienministerium und dann ins Arbeitsministerium gesetzt, damit das jeweils ein wenig mehr ruiniert wird. Anders kann ich die Wahl dieser Frau für diese Ämter nicht einordnen. Wobei sie für die Familien ja eine wirklich würdige, in ihre überkomptenten Fußstapfen tretende Nachfolgerin hat.


Dominik Boecker
22.6.2011 15:19
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Danke für diese Innenansicht. Ich habe mir mehr als einmal überlegt, wie es denn sein kann, dass die Politik ein derart abstruses Vorhaben auf ihre Agenda schreibt. Das hat sich dank Deines Beitrages ja ein wenig geklärt.

Der Weg bei der Aufhebung des Gesetzes ist nach meiner Einschätzung weit weniger berichtenswert. Spannend fände ich nur den folgenden Aspekt: Es gab drei Aufhebungsentwürfe von den Grünen, der SPD und den Linken. Zu diesen wurden Sachverständigenanhörungen durchgeführt: Im Unterausschuss neue Medien, wo Thomas Stadler als Sachverständiger war und die Anhörung im Rechtsausschuss, wo auch ich meine Einschätzung äußern durfte. Beide Anhörungen sind für die Sperrbefürworter nach meinem Eindruck schlecht gelaufen und für die Sperrgegner sehr gut. Und bei den Sperrgegnern gab es eindeutige Positionierung dahingehen, dass alle drei Entwürfe zielführend sind.

Dennoch hat die Regierungskoalition einen eigenen Gesetzentwurf eingebracht, der dann verabschiedet wurde. Ich stelle mir die Frage: warum diese überflüssige Arbeit mit einem 4. Entwurf, wenn die Sachverständigen schon gesagt haben, dass die drei älteren tauglich sind?

Grüße & nochmal danke für diese Innensicht
Dominik Boecker


olaf
22.6.2011 15:28
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Hallo, vielen Dank fur den Einblick, denn ich bekomme nur wenig davon mit, was sich tatsächlich hinter den Kulissen abspielt. Und “neue Karrierefrau”, naja, ich hoffe, dass sich die Kommentare jetzt nicht darauf einschiessen. :>


Bernd
22.6.2011 15:28
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Ich habe mich bei der Lektüre des Artikels wohl gefühlt… bis zu dem Punkt, an dem die Sache als Frauen-Problem dargestellt wurde. Echt, ich dachte erst, es ginge hier darum, die allgemeine Absurdität von Websperren zu erläutern. Stattdessen stellt sich das ganze als Versuch heraus, eine Frau bloßzustellen und männliche Überlegenheit zu demonstrieren. Ieh bäh, wer außer bekloppten Maskulinisten will denn sowas heutzutage noch lesen!? Websperren wären wenigstens interessant gewesen.

Zumal Inkompetenz in der politischen Führungsriege ja nun bei weitem kein auf Frauen beschränktes Problem ist. Und wären Männer generell unanfällig für Dummschwätzerei, wäre VdL gar nicht so weit gekommen. Ob jemand ein Holkopf ist, ist meiner Erfahrung nach echt überhaupt keine Frage des Geschlechts. Mit diesen ewigen “Frauen sind so und Männer ganz anders und das liegt in der Natur der Sache”-Bemerkungen schießt sich der Fachmann ja wohl selbst ins Knie. Dass einem danach keiner mehr ernsthaft zuhören will, finde ich total plausibel.


Battleaxe
22.6.2011 23:19
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Hi Hadmut,

erst jetzt konnte ich den Eintrag lesen, davor warst Du ge”heist” oder in diesem Fall ge”Fefet”.

Da hast Du mitten in ein Wespennest gestochen.

2thumbs up

Gute Nacht, BA


slowtiger
22.6.2011 23:27
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Vielen Dank – wird dezentral gesichert.

Die spezielle Konstellation Ministerin & Mitarbeiterin gegen lauter Fachmänner ist gut dargestellt – unfähige Chefs kenn ich auch genug, aber die können eher selten die Genderkarte spielen.


Torsten Flammiger
22.6.2011 23:31
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Trotzdem Danke für den Text. Unter der Voraussetzung, des er den Tatsachen entspricht, zeigt er mindestens zwei Parteien in Aktion, die
für die schleichende Überführung einer Demokratie in eine Autokratie und/oder Diktatur verantwortlich sind.

Die ersten 14 Zeilen habe ich nach 2 Stunden zugunsten der einen Partei weggelassen.


Halconnen
22.6.2011 23:49
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@Bernd: Da hast du aber einiges in den Text hineingelesen, das da so gar nicht steht. Der Text bezieht sich auf einen Typus Frau, hier “Neue Karrierefrau” genannt, nicht auf Frauen im Allgemeinen. Relevant ist dieser Typus deshalb, weil unsere gute Zensursula eben ein Paradeexemplar davon ist.

Natürlich gibt es mehr als genug Männer, gerade in der Politik, die ähnlich gut Bullshit- und/oder Deppenbingo spielen, Publikumswirksam in die Kamera grinsen und dabei energisch auftreten aber um die geht es nunmal hier nur indirekt.

Von diesem Typus Frau sind mir nun schon genug Exemplare untergekommen, dass ich sie als reales Problem betrachte. Sowohl im Allgemeinen, als auch für “echte Karrierefrauen”, die durch Kompetenz überzeugen, im Speziellen. Letztere werden hier sowohl in ein schlechtes Licht gerückt und mit Vorurteilen beheftet, als auch unter Umständen direkt um Arbeitsplätze gebracht. Was soll das?


Sebastian
23.6.2011 0:13
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Vielen Dank für einen sehr interessanten und aufschlussreichen Artikel.


uLysses
23.6.2011 0:25
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Respekt,

wunderbar geschrieben und leider zu einem viel zu ernsten Thema.

ich muss meinem Vorredner Bernd Recht geben, das Frauenbashing ist etwas over the top, obwohl ich glaube jeder den Typus an sich kennt und sofort weiss was / wie gemeint ist.

Danke für die Erleuchtung und weiterhin alles Gute

Uly


[…] in Ursula von der Leyens Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gebloggt.[1] (Google-Cache) Dort wurden Ende Januar 2009 die technischen „Details“ der […]


Arno Nym
23.6.2011 0:27
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Guten Morgen und Danke für diesen tollen Text!

Ich bin durch Fefe hier gelandet und ziemlich schockiert. Das hat mehrere Gründe:
Zum einen bin ich schockiert über dieses Ausmaß an Ignoranz, Borniertheit und schnöder Dummheit. Zum anderen muss ich leider feststellen, dass das kein politisches, sondern ein gesellschaftliches Problem ist, welches mir (beruflich bedingt) auch an vielen anderen Stellen exakt so auffällt. Auf die Menschen, die ihr Handwerk verstehen, wird nicht mehr gehört, und wenn man sie mal anhört, werden sie hinterher “kaltgestellt”. Wie im Mittelalter. Der Überbringer der schlechten Nachricht wird geköpft.

So viel Doofheit auf einen Haufen tut weh – richtig weh.


s
23.6.2011 1:09
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@Bernd: Ich habe so was bei einem Businessgespräch auch schon hautnah erlebt, die können einem richtig Ärger machen, mir ging es im übrigen ähnlich, da wurden fachlich völlig verquere Fragen gestellt, wann erwies sich auch in der von mir erlebten Situation als völlig Erläuterungsresistent.. Ich sehe das mit dem Frauenbild im Artikel nicht so einseitig und habe das nicht so empfunden. Fakt ist: es gibt diesen Typus Frau (!), aber natürlich sind das nicht die einzigen Idioten auf der Welt 😉


Karl Ranseier
23.6.2011 1:18
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Netter Artikel.

Eine Sache die mir aufgefallen ist: Man sagt korrekterweise, daß man einen eigenen Recursor betreibt, weil dieser für die leichtgewichtigen Resolver der Betriebssysteme rekursive Anfragen verarbeitet und auf interative Abfragen abbildet (in denen er dann natürlich die Rolle des Resolvers einnimmt).

Ich muß aber dazu anmerken, daß vielen der genaue Unterschied nicht so bewußt ist.


Thilo
23.6.2011 1:18
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Auch fuer Nicht-Internet-Freaks verstaendlich! Sogar meine Freundin hat bei einigen Passagen durch die Nase geschnauft (veraechtliches pfuuuu) und die ist eher der Browser Nutzer, den du etwas veraechtlich darstellst…
Fuer mich waren viele Probleme bzw der Unsinn der Sperre von Anfang an ersichtlich, aber es war immer schwer das den unaffinen Menschen beizubringen, das hast du imo gut gemacht. Vielen Dank dafuer.
Einziger Kritikpunkt: Du schreibst manchmal wie Bauer Sepps Gehilfe Ahmed Schmidt 😉 Wirkt teilweise etwas unbeholfen.
Viel Erfolg und viel Spass beim Schaffen,
Thilo


Rolf
23.6.2011 1:33
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Zuerst einmal: Ich bin über’s law blog auf den Beitrag gestoßen.
Es kommt also wohl auch außerhalb der Technikerwelt (zumindest ein bisschen) an.

Auch wenn ich bei den technischen Abschnitten zwischendrin bloß die Hälfte verstanden habe, so fand ich es doch sehr interessant. Zum Einen meinen eigenen Wissenshorizont ein wenig zu erweitern, zum Anderen zu sehen, wie viel geballte Inkompetenz über unser tägliches Leben entscheidet (und wir haben sie auch noch selbst gewählt – naja, ich nicht).

@Bernd: Ich habe es nicht so verstanden, dass es Hadmut um Frauen- bzw. UvdL-Bashing ging. Aber es ist nun einmal so, dass UvdL einen speziellen Typ Karrierefrau verkörpert, der aus irgendeinem unerfindlichen Grund auch noch gefördert wird. Und wenn das Hauptproblem darin lag, dass UvdL in ihrer Verbohrtheit nicht wahrhaben wollte, dass sie sich eine falsche Vorstellung gemacht hat und alle Versuche, ihr Bild zu korrigieren, torpediert hat, dann ist das eben so und dann sollte man das auch sagen dürfen.


Alvar Freude
23.6.2011 1:38
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Hallo,

danke für die Zusammenfassung, in weiten Teilen deckt sich das mit meiner Kenntnis.

Allerdings ein paar Korrekturen und Ergänzungen: die erste große Öffentliche Aussage zu den Sperren von der Leyens kam am 20. November in einem Zeitungsinterview. Da war im Haus bei ihr schon alles beschlossen. Und zwar weniger weil sie auf die Norweger hören wollten, sondern weil das BKA sie genug bearbeitet hatte. Das BKA und die dortige Leitungsebene war nach meiner Kenntnis die treibende Kraft, die Norweger dann das Beispiel „da funktioniert es!“

Zum anderen: Deine technischen Einwände sind alle vollkommen korrekt, und bekanntermaßen gibt es ja noch einen Haufen weitere. Politisch ist das aber alles egal. “Das muss so und so laufen” ist da die Vorgabe – dass es nicht perfekt läuft wird in Kauf genommen. Da kommen dann die 80% her: man erwische mit den Sperren 80%; das Zitat war zwar auf die Endnutzer abgestimmt und hat nicht die von Dir erwähnten Probleme einbezogen, aber lässt sich gut übertragen. Quasi: „lasst uns mal den Massenmarkt stören“. Wenn man das ganze politisch durchsetzen will, ist das auch ein gangbarer Weg. Aber das macht das Vorhaben deswegen politisch nicht besser.

Oder anders gesagt: als Techniker (und ich bin je nachdem was ich gerade mache ja selbst einer 😉 ) ist man geneigt, die technischen Probleme in den Vordergrund zu rücken. Aber nur mit den politischen kann man letztendlich durchdringen.

Deswegen habe ich von Anfang an versucht, politisch zu argumentieren und den Unsinn auf dieser Ebene darzustellen (war aber nicht in der Lage, bis zu den betreffenden Personen vorzudringen). Später war das dann ja auch der Fokus, den wir beim AK Zensur gehabt haben. Konzentriert hat sich das alles auf das Schlagwort „Löschen statt Sperren“, was natürlich ebenso eine starke Verkürzung von allem ist. Aber es ist eine politische Aussage, und auf politischer Ebene muss man auch mit politischen Argumenten kommen. In den technischen Sitzungen, in denen Du dabei warst, wäre das natürlich auch nicht passend gewesen, daher ist das auch keinerlei Vorwurf!

Aber ein „technisch geht das nicht“ war eben leider durch die Norweger (und Schweden, Dänen, …) widerlegt. Dass es nicht wirklich und schon gar nicht perfekt funktioniert ist da egal und politisch nicht notwendig. Das ist das Techniker-Problem in der Diskussion, wenn man das so nennen mag: wir sind es gewohnt, saubere Lösungen zu bauen. Hier reicht aber etwas hingepfuschtes aus. Ein hinkender Auto-Vergleich: zwar ist es verboten, mit einem nicht verkehrstüchtigen Auto zu fahren. Aber gänzlich verhindern und technisch unmöglich machen kann man es nicht.

Lange Zeit war daher die Behauptung „das Internet lässt sich nicht zensieren“ unter Technikern weit verbreitet. Aber auch wenn es nicht 100% klappt ist es schlimm genug, und: es lässt sich zensieren. Um das zu beweisen, haben Dragan Espenschied und ich schon 2000 unsere Diplomarbeit zu dem Thema gemacht: http://odem.org/insert_coin/

Ciao
Alvar


Stefan
23.6.2011 1:39
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Auch von mir noch ein herzliches Dankeschön. Der Informatiuonsgehalt des Artikels ist eine absolute Wucht.

Die Problematik der “Ich will es, und die wollen es nicht” – Frauen, die ignorant irgendwelchen Bullshit anordnen, weil sie keine Ahnung haben, die kenne ich. Die wird gewaltig zunehmen, je mehr allüberall die Quote zuschlägt.

FachMÄNNER sind dann viel zu häufig mit Frauen konfrontiert, die wegen mehrerer Quoten auf ihrem “Karriere”weg auf die Führungsebene gelangt sind und nix raffen – nur anordnen.

Da bist du als Mann total geliefert, denn technische Gründe für das Funktionieren oder Nicht-Funktionieren kannst du denen nicht bringen – die verstehens nicht. Deshalb halten sie es immer für einen Affront, wenn du überhaupt die Technik einbeziehst.

Das Schöne ist: man kann sie auflaufen lassen. Denn mit all’ ihrem Unwissen sind sie nun halt mal doch auf die Männer angewiesen, die die Praxis betreiben.

Wenn da so ein Profi die Arme verschränkt und sagt: ich mach nix, dann gibts halt niemanden, der was macht.

Also, ich sage mal ohne Übertreibung: das hier ist mindestens der Artikel des Jahrzehnts. Geil.


Rolf
23.6.2011 2:04
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Ah, kleiner Nachtrag noch:
Darf man auf eine überarbeitete Version der DNS-Einführung hoffen?
(Kommentare unter dem entsprechenden Beitrag sind leider nicht mehr möglich, deshalb hier.)


Hadmut
23.6.2011 8:54
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@Rolf: wenn ich wirklich zu viel Zeit habe (oder nochmal krank zu Hause hocken muss…)

Eigentlich hatte ich noch einiges vor wie IPv6, Signaturen, mdns, bestimmte Dienste, Active Directory,…

Da mir aber die Zeit fehlt und die Kinderpornosperre dann tot war, hab ich es nicht mehr weiter verfolgt.


[…] zensierten Internets unter dem „Denkt denn niemand an die Kinder“-Vorwand findet ihr hier. Dieser Eintrag wurde veröffentlicht unter Nicht kategorisiert. Permalink in die Lesezeichen […]


mausi
23.6.2011 3:41
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Diese Internetdebatte ist ja ganz klar auch nur ein Scheingefecht. Im realen Leben werden Kinder vom Onkel oder vom Nachbarn oder von den eigenen Eltern missbraucht. Bei Kindermissbrauch gibt es sehr oft eine Taeter-Opfer Beziehung.

Mit Jugendamt-Soziologen verstoerte Kinder finden und sie vor dem Onkel, Nachbarn oder Eltern schuetzen kostet ja viel Geld.

Also haben die Regierungsparteien es unterlassen missbrauchten und schutzbeduerftigen Kindern zu helfen und hat diese, schon bereits missbrauchten Kindern, nochmal fuer ihren Wahlkampf missbraucht.

Das ist im Hochmass zynisch – Und taeglich warten Opfer immer noch auf Hilfe die nicht kommt…


Seb
23.6.2011 4:01
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Super blog. Auch ich danke dir für diese tiefen Blick in den Abgrund.

Es sei noch erwähnt, daß dieser Typus Frau auch in männlicher Form existiert. Meist erkennbar am Gel im nach hinten gekämmten Haar, einem aroganten und überheblichen Auftreten gepaart mit denglischen Neusprech. Nur waren in diesem Fall halt die weibliche Ausprägungen dieser Katastrophe federführend. Wer diesen Kontext nicht sieht sollte seine Augen öffnen.

Leider zeigt das auch, dass Kompetenz nicht immer ausschlaggebend ist. Sehr traurig das.


Manfred Weizenkeim
23.6.2011 4:45
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Die Geschichte des Kiposperrgesetzes wäre sehr lustig wenn es nicht um unsere Freiheit, Machtmissbrauch und Steuergelder ginge.

Aber noch spannender ist die Frage: Warum?

V.d.L. begann die Initiative mit der unverrückbaren Position, dass sie Sperren haben wollte. Von einer Mandatsträgerin will ich wissen, wieso. Um den “Milliardenmarkt” kann es nicht gegangen sein, der existiert nämlich nicht. Wusste sie das? Hätte sie zumindest müssen. Irgendeiner ihrer Staatssekretäre wird doch wohl einen Nachmittag lang recherchiert haben, oder? Nein, es war eine bewusste Lüge, eine Täuschung, Propaganda. Weil jedes Mittel Recht war, das Ziel zu erreichen.

Weshalb war sie so versessen darauf? Für die Kinder? Kann nicht sein; die Kinderschutz-Organisationen (Frau Guttis ominöser Laberclub ausgenommen) haben alle klargemacht, dass Löschen statt Sperren die einzig sinnvolle Strategie ist. Profilierung? Hat nicht geklappt; weite Teile der Medien haben sie als die Versagerin demaskiert, die sie ist. Oder ist der deutsche Wähler schon derart verblödet, dass er anerkennend nickt: “die packt endlich mal Probleme an!”, auch wenn das Problem falsch erkannt, die vorgeschlagene Lösung ungeeignet und das Gesetz verfassungswidrig ist?

Ich will das jetzt echt mal wissen, Frau von der Leyen, welcher Teufel hat sie da geritten und war es das Wert? Schlafen Sie gut nach all ihren Lügen und wenn ja wieso?


Stefan
23.6.2011 4:45
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Genialer Text! Die ideale Feiertagslektüre.
Wäre schön wenn man das irgendwo kondensiert veröffentlichen könnte, da es wirklich mal selten ist einen direkten Einblick in den regierungsnahen Entscheidungsprozess zu bekommen. Würde in die Welt oder Taz vielleicht passen – denn davon, dass wir Nerds darüber im Keller lachen erreicht das noch nicht genug Wirkung.


KL
23.6.2011 7:51
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Danke für den tiefen Einblick, Gratulation zum Stehvermögen.
Da wohl auf nahezu allen Politikfeldern derart dilettantisch herumgepfuscht wird, wundere ich mich z. B. über die Arbeitsmarktpolitik nicht mehr so sehr. Da setzt man ja auch erst Wünsche an und biegt dann die Statistik zurecht, damit es paßt. Nur ist es natürlich hier erst recht unmöglich, die Wirklichkeit darzustellen.

Daß aber die Versuche, sachlich richtigzustellen, den Boten beschädigen, ist wirklich die schlechteste Nachricht. Welche Entscheidungen sollen denn dabei zustandekommen ??

Wird wohl doch langsam Zeit, den Tunesier zu machen.


Momo
23.6.2011 8:50
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Also mir war ja klar, dass die ganze Geschichte laienhaft aufgezogen war. Aber dass es SO schlimm war…

Jetzt wo ich das weiss, habe ich eine Erklärung für den Brech- und Würgereiz den ich verspüre, wenn ich die von der Leyen morgens im Frühstücksfernsehen irgendwas über den Arbeitsmarkt lallen höre. Wenn die Frau in anderen Resorts genauso fachmännisch arbeitet, ist die eine Gefahr für alles und jeden, solange sie irgendeine Entscheidungsgewalt behält.


anton bibersberg
23.6.2011 9:00
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vielen dank für diesen text!

vor allem die zeitliche einordnung oder die zeitlichen abläufe sind bemerkenswert. man gewinnt den richtigen eindruck, dass es der politik vor allem um die erstellung eines werbefilms in eigener sache geht. das neue waschmittel wäscht weisser. jetzt auch mit stoppschildperlen für besonders resistente reste im dreckigen netz.

in der analogie bleibend, vermutet man strangerweise im netzdreck eine tiefe wahrheit, einen einblick in die menschliche seele, die der korrektur bedarf. das ist vermutlich der moment, wo werbung sich in propaganda zurückschraubt.

diese form der politik erzeugt eine art ‘invisible government’. vermutlich der einzige zweck. sehr schön daran zu sehen, dass die ministerin bei sitzungen garnicht anwesend ist. der volksvertreter sich also vertreten lässt. wie der werbefilm das produkt vertritt. und den eigentlichen film, der die werbung erst möglich macht, in den hintergrund schiebt. den wir dann dankenswerterweise hier lesen.

dass personen, die in werbefilmen auftauchen gewisse charakterliche verschiebungen aufweisen, die man vorsichtig realitätsfern nennen kann, ist klar. dass der vertreter des vertreters diese betonartig adaptiert, jetzt auch. denn es geht natürlich um die vermeidung von verantwortung an allererster stelle. denn wer wollte ernsthafterweise der hausfrau im clip etwas vorwerfen, wenn die wäsche dreckig bleibt?


[…] was es mit dem NeoCon-Pseudofeminismus der blonden Business-Walküren unserer Tage auf sich hat. danisch via fefe (das pic ist die version der […]


Volker Birk
23.6.2011 10:18
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Lieber Hadmut,

Bundesministerin kann man so nur werden, wenn Papa das will.

Viele Grüsse,
VB.


Sebasthos
23.6.2011 10:24
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Ein hochinteressanter Artikel. Vielen Dank dafür.


Jaha
23.6.2011 10:46
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Aus meiner Sicht war das ein Schachzug der CDU, um die SPD im Wahlkampf zu spalten.

Die SPD konnte da nur verlieren: Stimmt sie dagegen, verliert sie bei den kleinbürgerlichen Stammtischen. Stimmt sie dafür, bringt sie liberal denkende Internetnutzer gegen sich auf und macht sie sich mit technischer Inkompetenz lächerlich. Sie hat sich für letzteres entschieden, wahrscheinlich weil der Verlust an Stimmen da als kleiner eingeschätzt wurde. Der Preis ist ein Verlust an Glaubwürdigkeit, der noch lange nachwirkt.


Bernd
23.6.2011 10:59
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@Halconnen, @s: Na ja, nur dass ich da etwas hineingelesen habe, was andere eventuell nicht hineinlesen, hat seine Ursache m.E. schon im Text selbst. Es wird ja hier explizit darauf hingewiesen, dass es sich um eine Frau handelt, sogar um einen speziellen Typus von Frau (Schublade auf, Schublade zu). Diesem Aspekt wird nicht einmal wenig Energie gewidmet, sondern dem sind mehrere Absätze gewidmet. (So viele, dass es mir aufstoßen konnte.) Wenn wir die Welt wissen lassen möchten, dass wir einen Idioten enttarnt haben, der sich aufgespielt und durch sein Verhalten maßgeblich zu einer Kacksituation beigetragen hat, dann ist es von Bedeutung, wenn wir hervorheben, dass es sich unserer Meinung nach um einen bestimmten Frauentypus handelt. Damit bezwecken wir etwas, das ist ja kein Versehen. Wir bewerten nicht die individuelle Blödheit eines Menschen, sondern wir lästern über einen Schlag von Menschen, einen Schlag von weiblichen Menschen, dem wir habituelle Inkompetenz attestieren. Wir verallgemeinern an einem Punkt, an dem das komplett überflüssig wäre, weil es uns in Bezug darauf, wie wir uns vor Inkompetenz in Führungspositionen schützen, keinen Deut weiterbringt. Solange wir nicht davon ausgehen, dass weibliche Inkompetenz potentiell gefährlicher/schlimmer/verwerflicher ist als männliche, ist es völlig irrelevant, ob die Inkompetenz, der wir gegenüberstehen, einen Schwanz oder eine Muschi hat. Dass es für den Autor offenbar nicht irrelevant ist, sondern dass er es für nötig erachtet, hier auf ein allgemeines Problem eines bestimmten Schlages von Frau hinzuweisen, zeigt, dass er zweierlei Maß ansetzt, dass er eigentlich kein Problem mit Inkompetenz, sondern ein Problem mit weiblicher Inkompetenz hat, dass er eben doch glaubt, dass weibliche Inkompetenz gefährlicher/schlimmer/verwerflicher ist als männliche. Das ist indirekte Diskriminierung! Und wem das jetzt nicht einleuchtet, weil er eigentlich Sympathien für Text und Autor hegt, der kann ja mal für das Wort “Frau” das Wort “Jude” einsetzen und dann noch mal schauen, wie sich das für ihn anfühlt. Ich glaube, dass das, was ich da in den Text hineingelesen habe, auch tatsächlich drin steckt – selbst wenn das dem Autor oder den Lesern nicht so bewußt ist wie mir.


Hadmut
23.6.2011 11:17
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@Bernd: Egal was man schreibt, man kann es nie allen Recht machen. Schreibt man etwas, woran sich niemand stört, hat man normalerweise nichts gesagt.

Und wenn es mir so auffällt, dann schreibe ich es auch so, wie ich es sehe und nicht wie es (geschlechter-)politisch korrekt ist.

Und wer jetzt mit sowas daherkommt, daß ich Feminismus oder typisch weibliches Auftreten in der Politik- und Business-Welt nicht kritisieren (oder diese Meinung nicht haben) dürfte, weil man in einem Text das Wort „Frau” durch „Jude” ersetzen könnte, für den habe ich gar kein Verständnis, das zählt bei mir unter üble Demagogie. Diese Art der Argumentation betrachte ich per se als verwerflich, unvertretbar und einen inakzeptablen Mißbrauch historischer Gegegebenheiten als Waffe für die eigene Sichtweise.
Gelbe Karte und Verwarnung, sowas lasse ich mir nicht an den Kopf werfen! Und sowas will ich hier auch nicht im Blog haben.


matthiasr
23.6.2011 11:22
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Dass es diese inkompetenten “Businessmacher_innen” gibt sollte spätestens seit Dilbert jede_r klar sein. Und dass das vor allem Männer sind.*

Frauen wie Angela Merkel und UvdL zeichnen sich nicht dadurch aus, dass sie besonders “weiblich” agieren würden – im Gegenteil, sie haben den Weg nach oben geschafft, indem sie sich an die Spielregeln der Männerwelt angepasst haben.

* siehe auch Bernd Neumann, H.P. Friedrich u.v.M. – ein bisschen über den Tellerrand der eigenen Vorurteile herauszudenken hilft manchmal.


titus_shg
23.6.2011 11:24
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Herzlichen Dank für diesen genialen Einblick in die Abgründe bundesdeutscher Gesetzgebungs-Versuche. 🙂

Und so ähnlich läuft es wahrscheinlich in sehr vielen Bereichen ab, bspw. auch in der Drogenpolitik. Grauenhaft.


David
23.6.2011 11:36
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“Erst war es ein Irrtum, auf dem Ignoranz und Inkompetenz massiv wucherten. Und dann war es eine wissentliche Täuschung der Öffentlichkeit, um den Gesichtsverlust zu vermeiden.”

Genau. Das finden wir besonders auch im “Drogenbereich”, seit über 40 Jahren Repression und “Krieg gegen das Volk” herrschen.
So geht es immer in der Politik…


bRp
23.6.2011 11:42
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Einfach: Danke! Hilft einem Halblaien wie mir weiter!


Gipsnacken
23.6.2011 11:43
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@Bernd Diese inkompetente Frau von der Leyen diskriminiert mit ihrem Bullshit alle denkenden Menschen. Da brauchst du nicht versuchen ihren Bullshit mit “Diskriminierung” kleinzureden.

Besonders widerlich halte ich es sich als “Supermutti” aufzuspielen obwohl da die Kindermädchen die Kinder weit mehr betreuen als diese “Mutti”. Echte Supermuttis sind in heutigen Zeiten Alleinerziehende.


AnnetteP
23.6.2011 12:18
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Interessanter Artikel – bis Du mit Deinem sexistischen BS anfängst. Danach konnte ich einfach nicht weiter lesen. Vielleicht mache ich es, wenn ich mich in drei Tagen abgeregt habe, der Artikel scheint es wert zu sein.
Den Typ Frau, den Du beklagst, gibt es in männlich schon lange, mit dem darf ich mich täglich rumschlagen. Deswegen kann ich Dir zustimmen, wie ärgerlich und verletzend es ist, wenn einem die fachliche Kompetenz, die man hat, einfach abgesprochen wird, weil man das falsche Geschlecht, das falsche Lebensalter, den falschen Uniabschluß etc hat. Sexismus ist scheiße.
Aber genau deswegen nehme ich es Dir übel, daß Du in die alte Leier einfällst, an sowas sei allein der Feminismus schuld. Oder ist das DEINE Betriebsblindheit? Solange andere Menschen auf Grund ihres Geschlechts grundsätzlich als inkompetent gesehen, in Fachgesprächen nicht gehört und ausgeschlossen werden ist es okay, hauptsache es trifft Dich nicht?
Dazu paßt auch, daß Du das sexistsiche Weltbild lustig weiter bastelst. DIE Frauen wollen also das Internet nicht verstehe. So, so.

Ich will gar nicht sagen, daß Deine Beschreibung nur falsch ist, es gibt für bestimmte Situationen geschlechtstypische Sichtweisen, aber in der Ursachenzuschreibung sehe ich es radikal anders. Wenn da eine geschlossene Frauenriege aus dem Familienministerium auf eine geschlossenen Männerriege aus dem Bereich Wirtschaft und Technik trifft, dann lieferst Du gerade die Argumente, warum wir eine Frauenquote brauchen. Dringendst. Damit im Familienministerium auch mal ein Mann sitzt und für die Provider wenigstens hier und da eine Frau, damit man sich gar nicht erst in so klischeehafte Vorurteile verrennen kann, die zu einem “Männer sind Schweine” contra “Frauen haben eh keine Ahnung von Technik” Schlagabtausch wird, wo man sachlich diskutieren sollte. Oder hast Du den Mann vom Familienministerium, der vielleicht da war oder die eine Frau auf der Technikerseite gar nicht gesehen, weil es Deinen Vorurteilen wiederspricht? 😉
Du sagst, Du willst eine sachliche und fachlich kompetente Auseinandersetzung. Dein Artikel bemüht sich auch darum. Nur wenn es um Frauen geht, wird es plötzlich total undifferenziert. Du gibst Dir auch Mühe, zwischen verschiedenen Abteilungen des BKA zu differenzieren und zu erklären, warum die Leute beim BKA auch da, wo sie wenig kompetent argumentieren, auf Grund ihrer Berufserfahrungen dazu gelangt sind. Glaubst Du z.B. ernsthaft, daß es, wenn auf der Technikerseite keine einzige Frau sitzt, nur daran liegt, daß es niemals eine Frau gegeben hätte, die sich für Technik interessiert hätte und gerne in die Branche gegangen wäre? 😉
Die Kommentare von Bernd zu dem Thema sind auch sehr gut, deshalb brauche ich das nicht wiederholen. Wir alle finden inkompetente Politiker, die sich aufspielen, untragbar. Für mich klingt der Artikel allerdings nicht so, als würdest Du weibliche Inkompetenz schlimmer finden als männliche. Für mich klingt er so, als wenn Frauen in Führungspositioen grundsätzlich nicht kompetent sind. Jedenfalls offenbar für Dich nicht. Du reproduzierst damit exakt das Klischee, das Du (völlig zu Recht!) selbst kritisierst.
Man kann die Kinderpornodebatte bestimmt auch unter dem Gesichtspunkt der Geschlechterproblematik betrachten, Du hast da wirklich einen interessanten wunden Punkt getroffen. Aber bitte nicht so.


Hadmut
23.6.2011 13:23
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@AnnetteP: Ja, klar, jetzt bin ich „sexistisch”. Weil ich es so schreibe, wie es sich für mich dargestellt hat.

Ich mag diese Denkverbote nicht. Gerade diese Haltung, daß man Frauen in ihrem geschlechtstypischen Auftreten (und das gibt es durchaus, das zu leugnen wäre mehr als töricht) nicht kritisieren darf, weil man ansonsten ja ein Sexist wäre, führt mitten in diesen Zustand, den ich hier beschreibe, denn es gibt nichts Schlimmeres und Schädlicheres, als eine organisierte Freiheit von Kritik.

So unangenehm es sein mag, ich bin der Meinung daß Leute wie Du, die solche Kritik kategorisch verbieten wollen, der Sache dadurch sehr viel mehr schaden, als Leute wie ich, die es offen kritisieren, wenn auch vielleicht etwas überspitzt. Ich verletze leidenschaftlich gerne solche Denkverbote.

Ich habe auch nie gesagt, daß Männer da soviel besser wären, die geben genug Anlaß zur Kritik. Aber es gibt mehrere Millionen Blogs. Warum muß gerade ich alles erledigen? Das kann doch jemand anderes schreiben. (Das gleiche Gleich-Verteil-Gutmenschen-Tum begebnet mir, wenn ich beispielsweise den Islam kritisiere. Da kommen sofort welche an und meckern, daß das Christentum ja auch nicht besser sei und auch kritisiert werden müsse, als müsse man aus political correctness jegliche Form von Kritik immer über alle Vergleichsgruppen gleich ausbreiten um nur ja niemanden zu kritisieren. Christentum ist wirklich nicht besser, aber warum muß ich jede Kritik immer gleich n Mal schreiben, um über alle n Religionen gleichviel Kritik auszubreiten? Und warum darf ich Frauen nur dann kritisieren, wenn ich gleichzeitig genausoviel Kritik an Männern übe? Darf ich ein Restaurant nur dann kritisieren, wenn ich gleichzeitig auch alle anderen Restaurants der Stadt genaus kritisiere? Diese antrainierte Gleichbehandlungsmentalität geht mir so auf den Wecker. )

Natürlich sind auch männliche Chefs zu kritisieren. Aber warum soll ich das alles alleine machen? Mach ein Blog auf und schreib’s selber rein.

Davon ganz abgesehen ist es zwar zutreffend, daß viele männliche Chefs auch keine Ahnung vom Fach haben. Aber es äußert sich ganz anders. Sie sagen, dafür habe ich meine Leute, und hören dann auch mal zu. Und vor allem ist Unkenntnis den meisten Männern zumindest unangenehm oder peinlich, sie reiten nicht noch drauf rum.

Frauen hingegen stört es nicht einmal, wenn sie nichts wissen, sie empfinden es im Gegenteil sogar als Überlegenheit, daß sie sich mit sowas nicht auszukennen brauchen. Und das ist sehr gefährlich.

Im übrigen ist es tatsächlich so, daß Frauen sich mit den Details des Internets nicht befassen wollen, ob es Dir paßt oder nicht. Wenn ich auf irgendeine Fachveranstaltung oder Konferenz gehe, dann sind unter hundert Männern im Publikum vielleicht ein oder zwei Frauen, und vorne macht eine Frau vielleicht die Begrüßung, aber die Technik wird von Männern präsentiert. Frauen gehen da nicht hin, die haben es aus irgendwelchen Gründen nicht nötig, sich solche Sachkunde anzueignen. Sowas überlassen sie den Männern, und das empfinde ich als sexistisch. Und das kann man nicht leugnen oder wegreden, indem man Kritiker beschimpft.

Geh mal in Informatik-Vorlesungen oder auf IT-Weiterbildungsveranstaltungen. Oder schreib einfach mal geschlechtsneutral eine Stelle für IT-Sicherheit oder Rechenzentrumsbetrieb aus. Und dann schau mal, wieviel Frauen sich bewerben oder überhaupt das Fachwissen haben. Das könnten sie ohne weiteres, wennn sie nur wollten. Sie wollen aber nicht. (d.h. nur ein so kleiner Anteil, daß daß Komplement durchaus die Verallgemeinerung mehr als rechtfertigt.)

Ich arbeite seit inzwischen über 20 Jahren, davon 13 Jahre außerhalb der Universität in der Industrie, im Bereich IT-Sicherheit. Und noch nie, nicht ein einziges Mal, habe ich nach der Universität da eine weibliche Kollegin gehabt oder irgendwo gesehen, auch nicht bei Kunden. Obwohl sie sofort eingestellt würden. Ich kenne zwar einige, die im IT-Bereich arbeiten, und auch gut sind, aber das sind ganz wenige. Und daran sind die Frauen selbst schuld, nicht die Männer. Die müssen sich bewerben und die Stelle haben wollen, man kann sie ja nicht dazu zwingen. Den stünden alle Türen offen.

Und was man auch eindeutig sagen muß, daß diese Internet-Kinderporno-Sperr-Initiative überwiegend weiblichen Ursprungs (Malström, von der Leyen, zu Guttenberg) ist, und als Täter da immer wieder die Männer und typisch männliches Verhalten hingestellt wird. So gesehen ist diese ganze Kinderpornoaktion mit ihrem Feinbild durch und durch sexistisch.

Und von wegen „undifferenziert”: Dann ließ halt meine früheren Blog-Artikel zu dem Thema. Ich kann aber nicht in jedem Blog-Artikel wieder die gesamte Obermenge aller bisherigen Blog-Artikel rezitieren, nur damit das als „differenziert” durchgeht. Die Leute beschweren sich jetzt schon darüber, daß meine Artikel zu lang sind.

Im Gegenteil muß ich Dir den Vorwurf machen, daß Du mich undifferenziert und verallgemeinernd anhand nur eines einzigen Blog-Artikels bewertest, obwohl ich inzwischen mehrere Tausend geschrieben habe.


Vielen Dank für die Aufklärung.

Und so ähnlich werden vermutlich auch zukünftig Gesetze zum Internet zustandekommen. Erst war es ein Irrtum, auf dem Ignoranz und Inkompetenz massiv wucherten. Und dann war es eine wissentliche Täuschung der Öffentlichkeit, um den Gesichtsverlust zu vermeiden.

… zum Internet? Zu allem! Und wenn man dabei berücksichtigt, dass das von Juristen fabriziert wird, ist es sehr schwer an Schusseligkeit zu denken, eher an das Vertrauen darauf, dass der Normadressat noch weniger Ahnung hat.


Der ist jetzt mal wurst
23.6.2011 12:55
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Vielen Dank für diesen Beitrag. Es erweitert und bestätigt zugleich das Bild, das man von UvdL bereits aus ihrem öffentlichen Auftreten gewinnen musste, voll und ganz: man kann dieser Frau einfach keine verantwortliche Position übertragen, weil sie sich niemandem gegenüber verantwortlich fühlt und auch durch äußeren Druck nicht wirkungsvoll verantwortlich gemacht werden kann. (Ministerin ist sie ja weiterhin – obwohl die FAS bereits vor Jahren gedruckt hat, wie ausstaffiert ihr Lebenslauf ist.)

Und damit kommen wir zu:

@Bernd.

Typen wie Du sind doch millionenfache Mitverursacher dessen. Sobald da ein gewisses Kind beim Namen genannt wird, kriegt Ihr ein ungutes Gefühl, und die geistige Regression setzt ein: Nicht nur die moralische und intellektuelle Überheblichkeit dieser Frauen gegenüber Männern wird bestritten, verdrängt oder für unproblematisch erklärt. Sondern es wird auch als frauenfeindlich eingestuft, wenn jemand bei Eurer Regression nicht mitmacht und aufzeigt, wie sich diese Frauen qua ihrer Inkompetenz selbst entlarven. Da wird ein ausführlicher Erfahrungsbericht wie dieser zum “Bashing”. So nach der Melodie, “es gibt doch auch Männer, die…” – ausblendend, dass sich vor diese Männer im Zweifel eben niemand schützend stellt, sondern statt dessen Konsequenzen gefordert werden, die früher oder später auch gezogen werden.

Es sind Typen wie Du, die solche Frauen gegenüber fundierter Kritik unverwundbar machen. Und deshalb ist UvdL auch kein isolierter Einzelfall, sondern Teil eines massenhaften Phänomens, das sich in den letzten Jahren selbst zum gesellschaftlichen Leitbild erklärt hat. Mit Deinem Zutun, mit Deiner Billigung. Schäm Dich.


Bernd
23.6.2011 13:06
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@Gipsnacken: Ich rede VdLs Bullshit überhaupt nicht klein, im Gegenteil. Ich finde ihn total kritisierenswürdig. Aber nicht deshalb, weil sie eine Frau ist, sondern weil sie ein in dieser Frage inkompetenter Mensch ist, der mit seinem Profilierungswahn und seiner Doppelmoral uns alle mit sich in den Abgrund reißt. Deshalb!


Milo
23.6.2011 13:34
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Ich finde die Darstellung der Geschlechterproblematik nicht überzogen. Gut, man könnte stärker differenzieren. Aber der Artikel ist ja durchaus auch polemisch gemeint. Das angesprochene Geschlechterproblem gibt es aber. Natürlich steht man als Mann schnell unter Generalverdacht, dass man gegen Netzsperren argumentiert, weil man weiter Pornos gucken möchte. Natürlich gibt es ein gesellschaftlich verbreitetes Männerbild als triebhaft, aggressiv und für alles Unheil in der Welt verantwortlich. Im Gegenzug gibt es den Weiblichkeits-Mythos, dass Frauen sozial, mitfühlend, fürsorglich, kommunikativ usw. weiter sind.

Also ist die Begegnung zwischen weiblichen Wortführern einer moralistischen Politik und den männlichen Kritikern ganz sicher ein Minenfeld. Wenigstens unausgesprochen schwingt da doch der Vorwurf mit, dass die Männer ihre “schmutzigen” Triebe schützen wollen vor dem Zugriff der weiblichen Tugend. Auf dieser Basis ist eine sachliche Diskussion eines Sperrvorhabens ganz sicher schwierig.

Zutreffend finde ich auch die Kritik am Habitus solcher Leute wie VdL. Das ist mitnichten ein reines Frauenproblem. Aber im Zusammenhang mit der Quotendiskussion passt die Kritik schon. Wenn ohne echte Bewältigung von sachlichen Problemen Karriere gemacht wird, fehlt es später an Vermögen, Sachprobleme zu verstehen. Klar, diese Sorte Mensch gibt es als männliche Ausgabe auch: Alle die Leute, die vom Schülersprecher über den ASTA direkt in den Politikberuf gehen, sind anfällig dafür, Sachprobleme zu unterschätzen. Aber das Beispiel VdL zeigt doch, dass ein Hochkatapultieren von Personen qua Geschlecht problematisch sein kann.

Ich habe diese Darstellung im übrigen nicht so gelesen, als würde sie alle Frauen meinen.

Im übrigen lese ich gerade einen Roman, der diese Sperrdiskussion in sehr interessanter Weise vorweggenommen hat: Per Helge Sörensen “Intrigenspiel”. Der beschreibt den fiktiven Fall, dass verschiedene Personen eine Kinderpornosperre einrichten wollen. Die Politik, um in die Medien zu kommen, PR-Berater, um Kunden einzufangen und Journalisten, um auf die Titelseite zu gelangen. Es ist interessant, wie dieses Buch als Fiktion entwickelt, was sich dann teilweise hier tatsächlich zugetragen hat.


Hadmut
23.6.2011 13:37
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Milo
23.6.2011 13:41
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Oha, das ist starker Tobak!
Ich bin nun alles andere als ein Atomfan, aber Forschung und Lehre sollten frei und unabhängig bleiben.


Milo
23.6.2011 13:44
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Ein Nachtrag zu dem Roman “Intrigenspiel”. Der ist in Dänemark 2003 erschienen und in Deutschland 2005. Das muss man noch wissen dazu.


Piratenweib
23.6.2011 13:52
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Au weia. Klischees über Klischees. Schade, dass das eigentlich interessante Thema durch das Einstreuen sexistischer Stereotype verwässert wurde.


Hadmut
23.6.2011 14:04
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@Piratenweib:

Ich stimme Dir insoweit zu, daß ein eigentlich interessantes Thema wie Netzsperren durch Einstreuen sexistischer Stereotype verwässert wurde. Das ist zutreffend.

Aber wieso glaubst Du, daß erst ich in meiner Beschreibung diese Stereotype eingestreut hätte? Ich wollte darstellen, daß nach meiner Wahrnehmung bereits diese Leute dort schon als sexistisches Stereotyp aufgetreten sind.

Warum zieht Ihr – wenn ihr das Ergebnis für sexistisch haltet – nicht die Möglichkeit in Betracht, daß die dort sexistisch aufgetreten sind und ich es nur beschreibe? Wenn Du in der Zeitung ein Foto siehst, auf dem jemand etwas tut, was Dir nicht gefällt, gibst Du dann dem die Schuld, der es fotografiert und darüber berichtet hat oder dem, der es getan hat?

Oder anders gesagt, ist es nicht sexistisch von Dir, daß Du von vornherein blanko unterstellst, daß der sexistische Gehalt erst in meiner Beschreibung als Mann entstanden und nicht schon dort von den weiblichen Protagonisten geliefert wurde?

Muß ich deren Verhalten wohlwollend ausblenden (und damit falsch berichten) um nicht selbst als sexistisch dazustehen?

Oder erfordert es die aktuelle political correctness, daß man sexistisches Verhalten nur dann wahrnehmen und beschreiben darf, wenn Männer mit Frauen schlecht umgehen, aber nicht umgekehrt? Weil der Feminismus den Sexismus so definiert, daß nur die Männer die Täter und nur Frauen die Opfer sind?

Ist es das, was Du meinst?


Emmanuel Declerq
23.6.2011 13:54
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hervorragender Artikel, sachliche Auseinandersetzung mit den technischen Themen sowie mit den sozialpolitischen Empfindlichkeiten.
Ich sehe Ihre Kritik an den Typus Frauen sehr berechtigt, denn dieser Typ Karrierefrau gibt es in der Politik zuhauf und es ist vollkommen legitim, sich damit kritisch auseinanderzusetzen. Leider reagieren viele instinktiv, wenn man bloß in irgend einem Zusammenhang, das Wort Frau mit Kritik bringt und werfen einem Sexismus vor. Die ideologische Abrichtung der letzten Jahrzehnte hat scheinbar gut gefruchtet und man/Frau kann eine Kritik an einer/bestimmten Frau nicht mehr von der Kritik an das weibliche allgemein differenzieren. Schade. Es gehört aber zu Standard Repertoire der Borniertheit.


Martin
23.6.2011 14:00
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Hallo,

ich ahnte “damals” schon, dass sich die Geschichte in einer Deiner Beschreibung ähnelnden Weise hat zugetragen haben _müssen_. Lesenswert war Deine Erzählung für mich dennoch sehr, und auch wenn ich über den Absatz mit der Betonfrisur herzlich habe lachen können (unter anderem, weil wir bezüglich der Trägerin deutlich ähnelnder Meinung sind), ist die ganze Nummer extrem traurig. Besonders, weil die Frau vdL. ja immer noch stakkatoartig (wie beim Sperrgesetz) jetzt nach einer Frauenquote jammert ohne die Tragweite zu begreifen, begreifen zu wollen oder begreifen zu können (das zu bewerten, tue ich mich ein wenig schwer).

Danke für den Artikel :)!
Martin


kopfkratzer
23.6.2011 14:00
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Was mich mal interessieren würde, was wäre denn geschehen wenn jemand einfach selbst einen DNS aufgesetzt hätte und dann einfach mal in der Liste nachgesehen welche URLs denn auf den STOPP-Server zeigen ?
Nicht zu vergessen das man ja z.B. auch die URL vom BKA & Regierung einfach durch DNS Abgleich ebenfalls umbiegen kann.
Achja und wie soll verhindert werden das z.B. jemand via Modem im Ausland ins Netz geht und das dann inländisch routet ?
Usw. usf. …
Das ist wieder ein schönes Beispiel wie zentralisiert und oberflächlich die Gedankengänge der “Oberen” verlaufen.
Ist das gleiche wie mit der Vorratsdatenspeicherung, wer von den tausenden mit gleicher IP im o2-Funknetz war’s denn der illegal auf etwas zugegriffen hat ?
m(


Hadmut
23.6.2011 14:08
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@kopfkratzer:

Man hatte damals gefordert, daß die Liste der gesperrten Domainnamen streng geheim bleiben müsse. Ich hatte dem entgegengehalten, daß das nicht haltbar war, weil es Listen aller .com-Domains usw. gibt, und man einfach nur die A-Records für alle Domains abfragen muß. Bekommt man die IP-Adresse des STOPP-Servers, weiß man, daß die Domain gesperrt ist. Also nix mit geheim.


Hadmut, Eigentor! Da diskutiert man nun Deine Ansicht zu Karrierefrauen a lá von den Laien und vergisst dabei den eigentlichen Fakt zu berücksichtigen, dass nämlich diese Art und Weise der Politik des Schwachen Geistes gang und gäbe ist. Schade, denn eine dahingehende Diskussion wäre angebrachter.


Hadmut
23.6.2011 14:10
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@Eigentor: Wieso „Eigentor”? Ich vermag nicht zu verstehen, was Du da eigentlich sagen willst.

Aber die Diskussion wäre durchaus angebracht. Warum führst Du sie dann nicht?


Milo
23.6.2011 14:06
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Naja, Piratenweib, so einfach kann man sich das nicht machen:
– die Kampagne für Netzsperren wurde von Frauen getragen. Ursula von der Leyen hat dieses Projekt politisch verantwortet. Der Verein Innocence in Danger hat die Lobbyarbeit betrieben. Und der ist ein Tummelplatz von adeligen Damen: Stefanie zu Guttenberg als Vorsitzende und Julia von Weiler als Geschäftsführerin.

– Ganz sicher wurde in der Öffentlichkeit mit dem Stereotyp gespielt, dass eine Frau und Mutter eben ein natürlich fürsorgliches Verhältnis zu Kindern habe. Es wirkt anders, wenn eine Frau gegen Kinderpornografie agitiert, als wenn das ein Mann täte.

– So, wie Danisch das beschrieben hatte, gab es eben in diesen Runden im Ministerium die Front zwischen Politikerinnen und männlichen Technikern. Diese Geschlechtertrennung war für die Kritiker eine Falle. Als Männer müssen sie sich mit dem Verdacht herumschlagen, sie könnten Pornogucker und Täter sein. Dieser durchaus pauschale Verdacht existiert tatsächlich. Und VdL hat solche Unterstellungen ja gerne benutzt, etwa wenn sie auf Protestierende zugegangen ist und denen vor laufender Kamera auf den Kopf zuwarf: Sie sind also für Kinderpornos? Es ist doch ersichtlich, dass hier ein vorhandenes negatives Männerstereotyp als potentieller Kinderschänder sachliche Kritik am Vorhaben der Ministerin nicht gerade leichter machte.

– Es gibt nun einmal diese Sorte von Frauen, die sich aus irgendeinem Grunde als Gottesgeschenk betrachten. Was ja nicht ausschließt, dass es auch lauter sich göttlich wähnende Männer gibt. Aber die sind hier bei der Kinderporno-Nummer nun nicht so sehr als treibende Kräfte aufgefallen. Daher muss die Kritik an dummschwätzenden Männern sich ein anderes Themenfeld suchen (Verteidigungspolitik unter der Sprechblase zu Guttenberg, nur mal so als Vorschlag)


Hadmut
23.6.2011 14:15
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@Milo: Danke für die Unterstützung.

Das ist genau der Punkt. Alles, was ich dort an technischen Argumenten vorgebracht habe, wurde per se weggewischt, weil die mir als Mann von vornherein unterstellten, daß ich nur unredliche Absichten hätte und Pornos gucken wolle, also alles was ich sage nur der Pornofreiheit dient und deshalb unwahr und erfunden ist.

Darin liegt doch der Sexismus.


krischan
23.6.2011 14:10
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Vielen Dank für diesen tiefen Einblick hinter die Kulissen!
Da mir die technischen – tja, Probleme kann man das ja kaum nennen – Unmöglichkeiten dieser populistischen mission impossible durchaus bewußt waren, war ich mir frühzeitig ebenso sicher, daß es sich um ein Täuschungsmanöver handelt. Ich bin mir nun nur nicht sicher, ob ich beruhigt sein kann, daß aufgrund dieser neuen Erkenntnisse augenscheinlich nicht der erste Schrtt in die Einführung einer Zensur damit beabsichtigt war, oder ob ich nicht noch viel beunruhigter sein muß.
Und darüber hinaus der erste, der sich außer mir traut – politisch natürlich extremst unkorrekt, diese Gefahr zu benennen, die von dem dargestellten Typus Karriere-Frau à la U.v.d.L. mittlerweile ausgeht. In der Politik spielt Sachverstand ja ohnehin nur eine untergeordnete Rolle, so daß es eben solche Eigenschaften sind, die einen durchaus schnell an die Spitze bringen können. Wenn dieses Modell allerdings per Quote auch in andere Gesellschaftsbereiche Einzug hält, sehe ich noch schwärzer. Darüber hätte Herr Sarrazin schreiben können.


Milo
23.6.2011 14:17
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Das Sperrgesetz ist nun nicht in erster Linie ein Quotenproblem gewesen. Das ist nur ein Teil des Problems. Das Problem ist doch komplexer. Eine Politikerin will sich profilieren in den Medien. Daher entwickelt sie eine Idee, die aber nicht wirklich durchdacht ist. Dann trifft sie auf Leute, die aufgrund der vielfältigen technischen und rechtlichen Probleme vorsichtig bis kritisch gegenüber dieser Idee eingestellt sind. Die profilsüchtige Politikerin schlägt das in den Wind und will ihre Idee mit harter Hand durchsetzen.

Diese Geschichte wird sich ganz sicher sehr oft schon so abgespielt haben, weil irgendwo eine Politikerin oder ein Politiker auf Medienecho hoffte. Und diese Medienversessenheit ist wiederum keine Frage des Geschlechts.

Etwas anderes ist es, dass gewisse Geschlechterstereotype nun einmal die Diskussion über das Phänomen Kinderpornografie erschweren.


Emmanuel Declerq
23.6.2011 14:19
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@Hadmut:

ich denke die Sexismus-Vorwürfe, die Sie gerade an den Kopf geknallt bekommen, funktionieren nach einem Muster, den Sie oben auch detailliert und sehr gut beschrieben haben:

…. Das ist alles so ein Ich will, der andere will nicht, also muß man ihn dazu bringen zu wollen.
sowie
…. Und wenn Männer sagen, daß etwas nicht geht, dann ist das immer gelogen und hat im besten Falle chauvinistischen Hintergrund..
und dann
… Und Männer bringt man bekanntlich zu allem, indem man ihre Fähigkeit und ihre Männlichkeit in Abrede stellt.

von daher können Sie, lieber Hardmut, in Ihrer Beschreibung bestätigt fühlen. Die “Sexismus”-Kritikern liefern unfreiwillig den Beweis, genau für das, was sie ablehnen und was Sie beschreiben.

Chapeau


Achim K.
23.6.2011 14:19
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Danke! Der beste umfangreiche und verständlich geschriebene Beitrag für ‘Normaluser des Internets’, den ich zu diesem wichtigen und auch komplexen Thema jemals gelesen habe.
Eine Offenbarung für die ‘mündigen Wahlbürger’.


@Hadmut, beim Eigentor habe ich leider den Ironie-Tag vergessen 😉 und es war mehr als Hinweis gemeint, dass sich die Diskussion eben plötzlich nicht um das Zustandekommen des Gesetzes dreht, sondern um Fr. v. d. L.

Es ist leider die traurige Wahrheit, dass sich der Gesetzgeber, also das Parlament bzw. die dahinter stehenden Menschen, sich heute soweit vom Inhalt seiner Arbeit entfernt hat, dass er die eigentliche Arbeit Juristen überlässt, welche selten die damit verbundenen praktischen Auswirkungen beachten.

Was Du hier zum Besten gibst, erleuchtet die Art und Weise wie Gesetze auf den Weg gebracht werden sehr deutlich und es gibt selten Beispiele von so klarem Aufzeigen des dahinter stehenden Konzepts des Betrugs am Normadressaten. Das muss diskutiert und geändert werden!


Milo
23.6.2011 14:39
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@Hadmut: Was wäre wohl passiert, wenn Sie nicht technische, sondern andere Einwände gebracht hätten? Der Begriff Kinderpornografie ist ja dank jüngerer Gesetzgebung sehr dehnbar geworden. Oder anders: Wieviel Aussichten hätte ein Mann, dafür zu plädieren, Pornografie nicht per se zu verteufeln? Wieviele Erklärungen müsste man geben, damit man nicht gleich als Kinderpornofan angesehen wird?
Dieses Szenario lässt doch erahnen, dass man als Mann bei diesem Thema nicht gerade die besten Karten hat.


Hadmut
23.6.2011 14:48
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@Milo: Das hätte weder funktioniert, noch hätte ich das gedurft.

Denn das wäre ein juristisches Thema, und als Nichtjurist wird man dazu nicht ernst genommen. Juristen sind der festen Überzeugung, daß nur Juristen das beurteilen können. Außerdem hatten wir damals dafür extra einen Juristen mit dabei, in dessen Fachgebiet ich weder eingreifen wollte, noch sollte oder durfte.

Zudem kann man mit sowas keinen Stich machen, weil das an anderer Stelle und vor allem durch die Gerichte bestimmt wird. Es wäre völlig irrelevant gewesen, was ich da meine und vortrage, weil das wirklich andere bestimmen.

Aber es wäre auch nicht schlau gewesen. Denn erstens ist das ein Gebiet, auf dem es kein wirkliches Falsch und Richtig gibt, sondern alles eine Meinung ist, und da haben die per Politik-Definition automatisch Recht. Zweitens wäre es ziemlich dumm gewesen, mich als Pornobefürworter zu positionieren, damit hätte ich mich selbst entwertet. Und drittens habe ich davon keine Ahnung, also jedenfalls nicht die um zu beurteilen, wo Kinderpornographie anfängt. Zumal ich es objektiv nicht beurteilen kann, ich habe selbst noch nie Kindepornographie gesehen. Und hätte mich da keinesfalls mit den anwesenden BKA-Leuten anlegen können (und wollen), die da jahrelange Erfahrung haben. Wozu auch? Ich halte Kinderpornographie durchaus für sehr verwerflich, und habe gar nicht vor, diese Grenze da allzusehr in Frage zu stellen (aber sehr wohl beispielsweise bei Mangas, computergenerierten Bildern usw., bei denen kein Kind involviert war).

Warum soll ich mich auf dünnes Eis begeben? Und welches Interesse sollte mich da treiben?

In der IT-Technik hatte ich dagegen nicht nur ein Heimspiel und war der Platzhirsch, sondern hatte eben auch Killerargumente, bei denen es letztlich nicht darauf ankommt, ob die mir das glauben, denn wenn’s nicht funktioniert, funktioniert’s eben nicht.


Klaus Nehrer
23.6.2011 14:50
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Schöne Zusammenfassung und wenn ich an die “Thementage” zu KWG24 und AO92/93 ist dort genauso gelaufen, nur hatten wir öfters den Spaß und nicht wirklich Inkompetenz gegenüber.

Und ja, die Frauen sind die Erwünscher und Bestimmer und selten mehr, die Männer die Umsetzer – nur so konnten wir hier landen. Nur Pseudoemanzen und Picknickfeministinnnen wie vdL & Co sehen die Männer als Zerstörer und Verhinderer.
Ehrlich gesagt lebe ich gut mit diesem Modell, da meine Frau mich so immer wieder vor neue Herausforderungen stellt, sonst würde ich naturgemäß einfach nur wegfaulenzen.

Fazit: Frauen können Wachstum, Innovationen und Normen auf den Weg bringen. Sie müssen nur lernen, ihre Kompetenzen zu erkennen und sich daran zu halten.


Milo
23.6.2011 15:01
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@Hadmut: d´accord. Und ganz klar: Kinderpornos sind verwerflich.

Es war nur ein Gedankenspiel und weniger eine Frage, was Sie hätten tun sollen.

Das Problem ist: wenn ein Thema erst einmal moralisiert ist, kommt es schnell zu Einteilung in “gut” und “böse”. Und da hätte man sich in der Tat auf dünnes Eis begeben. Differenzierungen wären schnell aufgefasst worden als der Versuch, die Pornoguckerei zu verteidigen. Man wäre schnell in den Verdacht geraten, man wolle so etwas legalisieren. Und dann hätte man sich, zumal als Mann, dauernd verteidigen müssen, dass man Kinderpornos eben nicht befürwortet. Einwände, die man als Mann geäußert hätte, wären in dieser Diskussion halt weniger gewichtig gewesen. Und letztlich war es ja auch so, dass man der Protestbewegung gegen die Netzsperren vorgehalten hat, überwiegend aus Männern zu bestehen. Die Argumente der Kritiker schienen irgendwie weniger wert, weil sie von Männern geäußert worden sind.


mika
23.6.2011 15:06
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Zum Nachtrag: “Um politische Meinungs- und Fortbildung treiben.(ganz kleiner Nachtrag)”
Kleiner Grammatik fehler^^: Normal wäre der Satz so: “Um politische Fort- und Meinungsbildung zu betreiben.”
Ansonsten sehr schöner und interessanter Text.
Danke das du dir die Mühe gemacht hast das alles aufzuschreiben.


Hadmut
23.6.2011 16:14
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@mika: Danke


McRip
23.6.2011 15:15
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@Hadmut Originalzitat aus dem 1973 im WDR gesendeten Interview mit Esther Vilar, über ihr Buch – Der dressierte (manipulierte) Mann:

„Wenn sie in ihren Büchern, das Wort Frau ersetzen würden durch das Wort Jude oder Neger, wären ihre Schriften reif für den Stürmer. Sie sind nicht nur eine Sexistin sondern Faschistin.“
Youtube

Ein hochinteressanter Artikel. Vielen Dank dafür.


Hadmut
23.6.2011 16:15
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@McRip: Können wir das Thema hier einfach lassen? Ich will das hier nicht haben.


jurordeu
23.6.2011 15:27
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Ich danke dir für die erhellende Kommentierung. Ähnliches habe ich auch schon miterlebt. Aber da waren die Anwesenden wenigstens ausgewiesene Laien. Das sich diese Technikignoranz bis in die höchsten Entscheidungsebenen erstreckt hat mich etwas erschreckt. Ich bin immer davon ausgegangen, dass die Entscheidungsträger kompetent beraten werden.CU


Alex
23.6.2011 15:29
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Egal was von der Leyen anfasst es kommt dabei nichts Gutes heraus. Jetzt reformiert sie gerade den Gründungszuschuss kaputt: http://www.gruendungszuschuss.de/?id=15&showblog=3010

Wenn man sich bloß überlegt was für eine “Gurkentruppe” uns da regiert wird es einem angst und bange.

Danke für den tollen Blog-Eintrag !


Henryk
23.6.2011 15:30
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@Bernd: Ja nein also …

Richtig ist, dass der Artikel so wahrnehmbar ist, dass er Frauenbashing bis an die Grenze und ein kleines Stück darüberhinaus trägt. Ungefähr 15% weniger wäre angebracht gewesen.

Aber zu deinen Punkten konkret, falls du den Rest des Artikels doch nicht gelesen haben solltest:

> Stattdessen stellt sich das ganze als Versuch heraus, eine Frau bloßzustellen und männliche Überlegenheit zu demonstrieren.” […] “Wir verallgemeinern an einem Punkt, an dem das komplett überflüssig wäre […]

Eben nicht. Einen für mich aufschlussreichen Punkt fand ich, dass da gar nicht überall die UvdL mitgespielt hat, sondern sie eine mini-me geschickt hat. Dann sind es schon zwei, und eine Verallgemeinerung nicht vollständig unangebracht.

> […] ein Problem mit weiblicher Inkompetenz hat, dass er eben doch glaubt, dass weibliche Inkompetenz gefährlicher/schlimmer/verwerflicher ist als männliche […]

Und der Punkt ist noch wichtiger. Man muss das hier von hinten aufzäumen: Jede Person die bei den Treffen sachlich korrekte technische Gegenargumente geliefert hat war männlich. Das ist niemandes schuld, nicht einmal die der Römer (wenn man mir die Leben-des-Brian-Referenz an dieser Stelle verzeihen mag). Der Artikel schlägt jetzt als Theorie vor — genau kann man es ja nicht wissen da man in anderer Leute Köpfe nicht reinschauen kann — dass einer der Gründe warum jedwede Argumentation bei UvdL bzw. ihrer Abgesandten abgeprallt ist, bzw. als stören, polemisieren, nicht-zur-Sache-beitragen ankam, dass dieser Typus Frau einem Mann der sich ihrer Position nicht anschliesst, automatisch unterstellt, er müsse das tun, weil er ein Mann ist, der sich “[…] entweder von Frauen nichts sagen lassen oder Kinderpornos gucken […]” will.

Der Theorie kann man folgen oder auch nicht. Man kann sich seine eigenen Gedanken machen, oder dem Urheber der Theorie unterstellen, er würde das nur so formulieren weil er die eigene Position zum anderen Geschlecht auf das andere Geschlecht projizieren muss um sich selbst besser zu fühlen. Oder man akzeptiert es einfach als durchaus glaubwürdige Erklärung der Hintergründe so wie sie sich einem Augenzeugen dargestellt haben.


Thorsten
23.6.2011 15:37
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Nun ja – ob man nun csv oder xls verschickt, das kann wirklich jeder Praktikant per weniger Klicks ineinander umwandeln, Zeichensatzinkompatibilitäten einmal ausgenommen. Einmal täglich durchgeführt dürfte das den Arbeitsablauf nicht wesentlich behindern. Wäre schade, wenn dieser sehr gute Artikel unter dem MS-Bashing-Reflex der Unix-Jünger zu leiden hat. Just saying. And for the record: Dieses Posting wurde auf einer alten Linuxkiste erstellt.


Hadmut
23.6.2011 16:17
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@Thorsten: Aha. Ich soll also in einem Bericht über eine Veranstaltung alles das weglassen, was man hinterher als Frauen- oder Microsoft-Bashing auslegen kann? Damit kein Leser sich unwohl fühlen muß?

Nicht mein Stil…


Hallo Hadmut,

so interessant und lehrreich ich Deinen Text inhaltlich finde, aber das hier geht mal gar nicht:

Davon ganz abgesehen ist es zwar zutreffend, daß viele männliche Chefs auch keine Ahnung vom Fach haben. Aber es äußert sich ganz anders. Sie sagen, dafür habe ich meine Leute, und hören dann auch mal zu. Und vor allem ist Unkenntnis den meisten Männern zumindest unangenehm oder peinlich, sie reiten nicht noch drauf rum.

Frauen hingegen stört es nicht einmal, wenn sie nichts wissen, sie empfinden es im Gegenteil sogar als Überlegenheit, daß sie sich mit sowas nicht auszukennen brauchen. Und das ist sehr gefährlich.

Männliche Chefs, die zuhören? Klar, so wie diejenigen, die mich nicht als Schreibkraft, die ich damals war, haben wollten, weil ich den Computer hätte erklären können. Dadurch fühlten sie sich in ihrer Männlichkeit angegriffen, da man ihnen gerade mal die ersten DOS-Befehle oder Klicks erklärt hatte. Meine Kenntnisse (!) haben mir bei meinen Bewerbungen einiges an Absagen gebracht.

Oder die Chefs, die Verbesserungsvorschläge schon mal grundsätzlich deshalb nicht hören wollten, weil sie nicht von hochbezahlten Beratern, sondern von einer kleinen Tippse kamen, die die internen Abläufe im Gegensatz zu den Beratern kennt. Hatte ich dutzendweise.

Und Frauen, die etwas nicht können wollen? Du meinst so wie mein Ex, der nicht kochen können wollte, weil er es dann ja auch mal hätte tun müssen? Nur komisch, daß das ein Kerl ist und keine Frau.

Idioten und Inkompetente gibt es bei beiden Geschlechtern, und diese Schubladisierung, die Du da betreibst, ändert kein bißchen daran, sondern nagelt nur Vorurteile fest.

Gruß, Frosch


Hadmut
23.6.2011 16:25
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@Sabine Engelhardt: Ich kenne deinen Ex nicht. Und auch Deine Chefs nicht. Aber um ein schlechter Ex zu sein, braucht es immer eine Frau, die ihn mal ausgewählt hatte und mit ihrer Wahl nicht zufrieden war.

Aber die weit überwiegende Zahl meiner bisherigen männlichen Chefs (nur bei zweien gab es Abstriche) waren alle sehr gut in der Lage, zuzuhören und haben Aufgaben an die delegiert und denen anvertraut, die dazu in der Lage waren. Und haben auch offen zugegeben, daß andere das besser wissen als sie.

Männer wissen nämlich, daß sie sich untereinander relativ schnell lächerlich machen und nicht mehr ernstgenommen werden, wenn sie Wissen vorgaukeln, das sie nicht haben, oder anderen nicht zuhören. Und es stört sie, wenn man sie auflaufen läßt, weil sie es merken. Deshalb machen die das erst gar nicht in dieser Art.

Es ist allerdings immer sehr leicht eine Absage darauf zu schieben, daß man zuviel gewußt hätte. So wie Millionen von Frauen, die ihren Traumprinzen nicht bekommen haben, sich und anderen einreden, daß Männer keine intelligenten Frauen wollten, weil man sich so elegant aus der Nummer redet.

Der Punkt ist, daß man Leuten DOS-Befehle nur dann erklären sollte, wenn sie sie brauchen, und nicht gegen deren Willen um zu demonstrieren, daß man sie kann.

Aber was um alles in der Welt hat das Thema hier mit Deinem Ex zu tun?

Das ist hier keine Psychotherapie-Couch.

Daß der Prophet im eigenen Lande nicht viel zählt und man als externer Berater mehr Glaubwürdigkeit als als Angestellter hat, ist zutreffend. Das habe ich auch schon oft gemerkt. Da ich aber ein Mann bin, ist das kein frauenspezifisches Problem. Aber man schiebt es halt gerne auf Männer.


Stefan Engeln
23.6.2011 15:53
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Hallo Hadmut,
als ehemaliger Teilnehmer der AG Access Blocking habe ich herrlich lachen können über diesen Rückblick – einschließlich der Charakterzeichnungen. Wobei die Sichtweise ja geprägt war durch “Männer, die auch noch bei einem Internetprovidern arbeiten und damit ihr Geld verdienen”.

Ich hatte mitbekommen, dass jemand rausgeflogen ist (wußte aber nicht wer). Bei mir ist das so angekommen, dass das auch eine disziplinierende Wirkung auf die übrigen Teilnehmer hätte haben sollen. Wobei: Wenn die jeden Teilnehmer hätten rausschmeißen wollen, der sich zu der Sache kritisch äußert, hätten sie zum Schluß mit sich selbst verhandeln müssen… Ohh – ich vergaß mit sich selbst und dem einen Provider… 😉

Grüße

Stefan


Ben
23.6.2011 16:13
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toller Artikel, der einem dumpfen Gefühl die Bestätigung mit Sachargumenten geliefert hat. DANKE, habe etliches gelernt.

Auch wenn ich die Männer-Frauen-Sicht nicht so drastisch sehen würde, ist an dieser Beobachtung etwas dran.
Zumindest ist ja auffällig, dass die engagierteste Quotenbefürworterin der Regierung auch das unsinnige Gesetz erzwungen hat. Ich vermute, im Kabinet hat Frau VdL nicht mehr so viele Unterstützer. Ich wäre gespannt zu sehen, wie viele ihr in einer echten Krise beispringen.


Chris
23.6.2011 16:30
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@Hadmut: Vielen Dank für den spannenden und einsichtsvollen Artikel, der die Hintergründe des Versuchs, Internetsperren einzurichten, auch für Außenstehende etwas durchschaubarer macht. Folgender Punkt würde mich noch etwas genauer interessieren – in der damaligen Diskussion bestand auch die Befürchtung, anhand der durch vdLeyen und ihr Ministerium betriebenen Internet-Sperren könne versucht werden, eine generelle Zensurinfrastruktur aufzubauen, die, wenn erst einmal vorhanden, früher oder später auch gegen andere, z.B. politisch missliebige Seiten verwendet werden könne. Hast du eigentlich auf derartige weiterreichende Intentionen Hinweise beobachtet ?

Zum von dir beschriebenen Politikerinnen-Typus a la v.d.Leyen möchte ich dir voll und ganz zustimmen und hinzufügen, dass sich dieser Frauentyp, arrogant, aggressiv und im Grunde komplett diskursunfähig mMn auch mehr und mehr in den Medien breit macht, gleichzeitig geht damit ein medial immer häufiger zu beobachtender passiver, devoter Männertyp einher. Das Problem besteht darin, dass es leider immer noch teilweise als Tabu gilt, derartige Politikerinnen für ihr teilweise unerträgliches Gehabe offen und ungeschminkt zu kritisieren, das haben ja auch manche Reaktionen auf diesen Artikel bereits gezeigt. Ich habe oft genug in Diskussionsrunden im Fernsehen mitansehen müssen, wie anwesende Frauen, wie z.B. die Journalistin Thea Dorn oder auch die frühere TAZ-Redakteurin Basha Mika, einen Mann, der es wagte, Kritik an v.d.Leyen oder z.B. auch Merkel zu äussern, buchstäblich zusammengeschrieen haben. Es ist für die politische Kultur in dieser Gesellschaft mMn sehr wichtig, dass diese Tabuisierung von Kritik an Frauen in der Politik endlich beseitigt wird, deshalb finde ich es auch sehr gut, dass du diese Dinge so schonungslos offen und ehrlich aussprichst. Danke dafür.


Hadmut
23.6.2011 16:45
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@Chris: Nein, solche Hinweise habe ich – jedenfalls beim Handlungsstrang von der Leyen/BKA – nicht entdeckt, eher im Gegenteil.

Ich hatte damals u.a. auch das Problem angesprochen, daß solche Listen mit steigender Länge komplexer werden und wenn man andere Sperrtechniken als DNS verwendet, die Komplexität ziemlich zuschlagen kann und Netzwerkgeräte nicht beliebig viel Speicher und Rechenleistung haben.

Man hat sich damals darauf geeinigt, daß die Größe der Tabelle 3.000 nicht übersteigen solle, später aber dann doch gesagt, daß das auch bis maximal 10.000 gehen könne. Allerdings wurde da immer nur Kinderpornographie als Maß genommen, und nie noch „Luft für andere Dinge” eingerechnet. Also insofern eher nicht, da habe ich keinerlei Anhaltspunkte und es würde nicht zum Stil der Besprechungen passen. Insofern ist die Bezeichnung „Zensursula” eigentlich gar nicht so passend.

Andere Politiker haben das aber sicherlich anders gesehen und gefordert.

Also da nein, woanders schon.


Andre Meister
23.6.2011 16:50
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In deinen Einsichten sind tatsächlich einige Punkte drin, die so bisher noch nicht an die Öffentlichkeit kamen.

Den Anspruch, zu erklären wie das Zugangserschwerungsgesetz zu Stande kam (und warum es gescheitert ist), sehe ich damit jedoch nicht verwirklicht.
Das habe ich in meiner Master-Arbeit aus politikwissenschaftlicher und umfassend Perspektive getan: https://netzpolitik.org/2011/zensursula-ein-ruckblick/

Du berichtest von der ersten und zweiten Sitzung der AG Access Blocking am 23. und 30. Januar 2009 (S. 45 meiner Arbeit).
Danke für die Einblicke eines weiteren Teilnehmers.

Eine Ableitung auf den Gesamt-Prozess lässt sich damit jedoch nicht begründen. So bringst du einige Sachen durcheinander oder behandelst sie nur ungenau:

Von der Leyen hatte die Idee nicht vor Norwegern, sondern von BKA-Präsident Ziercke.
Der hatte die von der norwegischen Polzeibehörde Kripos, namentlich dem Sonderberauftragtem Bjørn-Erik Ludvigsen.
Er lud Ziercke zu sich ein und begeisterte ihn von seinem lokalen System. Die Zusamenarbeit auf CIRCAMP/COSPOL-Ebene tat das übrige.
Ziercke ergriff die Initiative, schnapte sich Julia von Weiler von Innocence in Danger und setze das Thema mit einer Pressekonferenz auf die politische Tagesordnung: https://www.youtube.com/watch?v=h48NGskNmUA
Erst daraufhin nahm sich VdLs Ministerium des Themas an.

Du leidest unter einer zu technischen Perspektive. Das Projekt war nach deiner Intervention leider keineswegs tot.
Politik funktioniert anders und weniger rational als Technik, Alvar hat das in seinem Kommentar bereits beschrieben.

Mit den unterschiedlichen BKA-Abteilungen hast du Recht, diese habe ich auf S. 22 behandelt.

Deine Position zu Gender-Themen geht gar nicht. Du bist ein mieser Sexist.


Hadmut
23.6.2011 17:22
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@Andre Meister:

Sag mir mal einen, nur einen einzigen vernünftigen Grund, warum ich mich auf meinen eigenen Webseiten als „mieser Sexist” bezeichnen lassen müßte. Nur weil Dir meine Ansicht nicht in den Kram paßt? Rutsch mir den Buckel runter, bevor ich mir noch schlimmere Schimpfwörter als „Soziologe” ausdenke.

Oder ist es nicht doch eher so, daß die Gegenbewegung gegen Kinderpornosperre, Vorratsdatenspeicherung und solche Vorgänge hauptsächlich aus einer Szene heraus gesteuert wird, in der in ideologisches Sammelpaket fest vorgegeben ist, zu dem auch eine sehr einheitliche Sichtweise auf Frauen zwingend vorgegeben wird?

Ich „leide” auch nicht unter einer „zu technischen” Perspektive. Das ist mein Beruf. Eine Internet-Sperre ist nun einmal etwas Technisches.

Es ist vielleicht eher so, daß jemand, der eine Master-Arbeit in Soziologie schreibt, zwangsläufig außertechnische Gründe sehen, herbeireden oder übergewichten muß, worüber sollte er sonst seine Masterarbeit schreiben? Und Soziologen stehen bei mir bekanntlich gar nicht hoch im Kurs. Sogar eine soziologische Masterarbeit sollte beschreiben, wie es ist, und nicht, wie man es politisch korrekt zu sehen hat.

Wie ich außerdem schrieb, hab ich das alles nur aus einem Zeitfenster von einigen Tagen betrachtet, und war dann offiziell schon wieder aus der Sache raus.

Allerdings war ich auch nur „offiziell” raus, nicht faktisch. Ich war hinterher noch relativ lange in verschiedener Weise involviert, ohne jedoch namentlich in Erscheinung zu treten oder erkennbar zu sein.

Ich habe oben noch nachgetragen, was einer der Hauptgründe war, warum beim BKA die Lust an der Sperre nach der Besprechung Anfang Februar drastisch verloren hat. Vorgabe von oben war, daß die List auf jeden Fall streng geheim zu behandeln war, und auf keinen Fall nach außen gelangen dürfte. Es war klar und lag auf der Hand, daß es der Super-GAU wäre, wenn die Liste bekannt würde und Pädophile anhand dieser Liste Kinderpornographie finden würde. Sogar nach den Maßstäben des Familienministeriums würde so etwas viel mehr schaden als nutzen.

Gleichzeitig verlangte man aber die Umleitung per DNS auf den STOPP-Server.

Es gibt im Internet aus verschiedenen Quellen Listen aller registrierten .com-Domains (und anderer TLDs) . Man hätte also ohne weiteres mit dieser Liste beim Provider-DNS alle domains nach domain, http://www.domain, http://ftp.domain usw. abfragen können, und wenn man als Antwort die IP-Adresse des STOPP-Servers bekommt, hätte man gewußt, daß das eine gesperrte Domain ist, wo es Kinderpornographie zu finden gibt. Das hat dem BKA sofort eingeleuchtet, und das wollten die nun gar nicht, daß man so leicht abfragen kann, wo es Kinderpornographie zu finden gibt. Da haben die sofort auf die Bremse getreten, als ihnen das bewußt geworden ist, was man da baut.

Richtig ist zwar, daß man danach auch noch einige Monate lang pro Forma an dem Verfahren zur Übertragung der Liste an die Provider weitergebastelt hat, damit es so aussieht, als ginge es voran.

Es ist aber auch so, daß die Liste da plötzlich drastisch kürzer war und das nicht mehr so nachdrücklich wie vorher verfolgt wurde, auch weil man keine Lösung für dieses Problem hatte. Das BKA wollte auf gar keinen Fall als Wegweiser für Kinderpornographie dastehen.

Und obwohl ich dem BKA damals sogar einen Hoster vermittelt hatte, der bereit (und technisch auch befähigt) dazu war, den STOPP-Server für das BKA zu hosten, und die sich auch bedankt haben, hat das BKA nie angefangen, den STOPP-Server aufzubauen oder auch nur den Betrieb auszuhandeln.

Auch die Übertragung der Listen zu den Providern wurde nie vollständig implementiert.

Sag mir mal einen vernünftigen Grund, warum sie das hätten schleifen lassen sollen, nachdem sie es zuvor so eilig hatten und das Projekt nicht tot gewesen sein sollte? Es wurde da zwar noch etwas über die Protokolle geredet, aber Entwicklungsdruck gab es da nicht mehr.


[…] fefe: danisch.de: Es lag auf der Hand, daß von der Leyen das BKA und die Provider da in ihrer Naivität auf eine […]


Dana
23.6.2011 17:14
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Also bitte – ich habe ja erst auch dem guten Hadmut Recht gegeben, dass vdL und Co. zu einer gewissen Art von Karrieretyp gehören, die vor Inkompetenz strotzt und damit immensen Schaden anrichtet. Und dass sie einen Typ Frau verkörpern, der mich und alle anderen Frauen, die mit Kompetenz und Ehrgeiz Karriere machen wollen, anstatt mit Vitamin B von Papa, in Verruf bringt.

Das Ganze war für mich zunächst mal nicht frauenfeindlich, weil es ja korrespondierend denselben Typ Karrieremann gibt, siehe Dr. von und zu Copy & Paste Guttenberg. Und so hatte ich den Beitrag auch zuerst verstanden, als ein Anprangern von Inkompetenz und dazugehörigen Stereotypen, die uns allen sauer aufstoßen.

Aber nach einigen weiteren Beiträgen hier von Hadmut und einigen anderen bekommt man doch den Eindruck, dass viele Jungs hier eine blöde, beschränkte Weltsicht haben, die von idiotischen Vorurteilen geprägt ist. Falls ihr es nicht bemerkt habt: damit führt ihr euch genauso dümmlich auf wie Frau von der Leyen. Die hat nämlich genau dasselbe Problem: sie läßt sich genau deshalb nichts von Experten sagen, weil sie Entscheidungen nur aufgrund ihrer eigenen, festgefahrenen Vorurteile trifft.


Hadmut
23.6.2011 17:25
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@Dana: Gähn… das ganz uralte, so billige Stilmittel, erst mal zustimmen, um sich dann demonstrativ umsomehr abzuwenden…

Von welchem „Experten” in Frauenfragen hätte ich mir hier denn nichts sagen lassen? War hier irgendo ein Experte? Hat hier überhaupt jemand irgendwas greifbares zu dem Thema gesagt, dem man inhaltlich hätte folgen können? Eigentlich nicht.


Milo
23.6.2011 17:25
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@Andre: Ich muss sagen, diese ganze Genderei ist mir suspekt, wenn sie zu solch schnellen Verurteilungen als “mieser Sexist” verführt.
Ich persönlich könnte mir da jetzt doch verschiedene Härtegrade an Vorurteilen oder Sexismus vorstellen und dann würde ich im Einzelfall die jeweiligen Kriterien prüfen, ob und wann einer denn in welche Kategorie gehört. Ich meine, Zuspitzungen und Verallgemeinerungen sind nicht in jedem Fall das selbe wie eine durch und durch frauenfeindliche Weltanschauung. Das sofort und ohne Prüfung ineins zu packen, finde ich daneben.


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