Ansichten eines Informatikers

Virtuelle Apotheker und Kassierer

Hadmut
14.11.2025 18:36

So wird’s laufen.

Ich hatte mich doch schon verärgert über die Selbstbedienungskassen bei LIDL auf Zypern geäußert. Gut, solange man Waren mit Barcode hat – und selbst da nicht unproblematisch, weil bei einem Sechserpack Sprudelwasser nicht immer klar ist, ob sich der Barcode auf das Pack oder die Flasche bezieht und es manchmal nicht ganz einfach war, den Ding beizubringen, dass ich jetzt 6 Flaschen kaufe. Schwierig aber bei Backwaren, weil es da völlig durcheinander mit griechischen, englischen und deutschen Bezeichnungen geht, auch wenn ich „Deutsch“ als Sprache wähle, und man das kaum fehlerfrei bedienen kann.

Inzwischen haben sie das auch in Berlin, wobei es hier nicht ganz so schlimm ist, weil das hier alles auf Deutsch funktioniert und ich nicht überlegen muss, wie ein Schokoladenhörnchen auf griechisch heißt.

Was ich aber in Berlin schon erlebt habe, aber noch nie auf Zypern: Dass alle Mensch-Kassen geschlossen waren und nur noch die Selbstbedienungskassen offen waren. Da sitzt dann da nur noch eine Kassenaufsicht für 6 Kassen.

Ich habe eine Apothekerin im Bekanntenkreis, und hatte mich neulich mal mit der und ihrem Mann über Home-Office usw. unterhalten, was nach deren Ansicht ja bei Apothekern nicht gehe. Ich sehe das ganz anders. Denn es gibt ja nicht nur die Online-Apotheke, sondern sogar die danach benannte „Apothekerschaltung“, bei der die Klingel und Sprechanlage an der Apotheke automatisch einen Anruf in der Wohnung des Apothekers macht, wenn jemand die Klingeltaste drückt. Allerdings ist da vorgesehen, dass der Apotheker nur sprechen kann, sich aber immer noch persönlich in die Apotheke begibt, wenn außerhalb der Öffnungszeiten im Notdienst jemand was will oder braucht.

Nun ist es aber auch so, dass immer mehr Apotheken ja nur noch vorne den Verkaufskraum mit dem üblichen Massenverkaufskram wie Traubenzucker und Regenschirme haben, und die echten Medikamente von hinten oder oben aus einem Lager, einem Magazin kommen und auf irgendwelche Rutschen an die Kasse rutschen. Früher waren da Menschen aktiv, aber schon lange machen das Roboter, die die Schachtel aus dem Magazin holen und in die richtige Rutsche für die Kasse fallen lassen, von der das bestellt wurde.

Der Apotheker macht da nicht mehr viel außer die Krankenkassenkarte in den Leser zu stecken, auf den Roboter zu warten, zu kassieren – und bei Bedarf ein bisschen zu beraten und zu sagen, wann und wie man das einnimmt. Gleichzeitig beklagt man ein Apothekensterben, weil die Umsätze nicht mehr so laufen und weil das e-Rezept den Apotheken, die in direkter Nähe von Arztpraxen sind, das Geschäft abgräbt, weil man eben nicht mehr im selben Treppenhaus sofort mit dem Rezept in die Apotheke gehen kann (habe ich schon oft gesehen, dass in Ärztehäusern im Erdgeschoss Apotheken sind, die einen separaten Eingang direkt im Treppenhaus haben, damit man gleich durch die Apotheke rausgeht und dort gleich abholt). Das dauert jetzt eine Weile, bis das Rezept verfügbar ist, und in der Zeit wartet man nicht, sondern fährt nach Hause und geht dort zur Apotheke. Und auf dem Land ist es sowieso schwierig. Dort gibt es ja schon völlig unbemannte Supermärkte, in denen kein Personal mehr ist. In Dubai habe ich so etwa auch schon gesehen, da gibt es kleine Mini-Märkte mit dem Nötigsten, vor allem gekühlte Getränke, ein paar abgepackte Snacks und so, in denen es keinen Verkäufer mehr gibt, sondern man beim Betreten und Verlassen die Kreditkarte durchziehen muss und immer nur einer reindarf, weil alle Regale das Warengewicht wiegen und darüber merken, wenn man etwas entnimmt, und was.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass man gerade die Apotheken automatisieren wird und Roboter-Apotheken bauen wird, als im Prinzip große Verkaufsautomaten. Weil es aber vorgeschrieben und auch sachlich sinnvoll und nötig ist, dass man da noch mit einem Apotheker spricht, wird es die mit Sicherheit früher oder später virtuell geben, vielleicht auch KI-unterstützt. Die sitzen dann in der Konzernzentrale oder im Hauptladen, und machen die Verkaufsberatung für die Automatenapotheken draußen auf dem Land. Oder auch aus dem Home-Office. Ist doch sogar ideal für Mütter mit kleinen oder kranken Kindern, die nicht von zuhause wegkommen.

Und offenbar fängt genau so etwas jetzt an:

Sie umgehen damit allerdings auch den gesetzlichen Mindestlohn, weil sich zwar der Laden in New York City befindet, die Kassiererin aber auf den Philippinnen im Call Center oder Home Office.

Was mich daran erinnert, dass ich auch in Deutschland schon vor über 15 Jahren mal irgendwo in einem Hotel war, in dem in von Ein- bis Auschecken keinen einzigen Menschen gesehen habe. Ich hatte online gebucht und dann vom Automaten nach Eingabe einer Codenummer die Zimmerkarte bekommen und sie da auch hinterher wieder zurückgegeben.

Ich bin mal gespannt, wann sich das in Deutschland durchsetzt und wann man anfangen wird, dafür Sondersteuern und Sozialabgaben zu fordern.

Dabei passiert letztlich nur das, was ich seit Jahren beschreibe: Unser Sozial- und Mindestlohnstaat ist nur vorgetäuscht, ein Luftschloss. In Wirklichkeit wird uns nur ein Teil gezeigt, der noch hier läuft, und ein immer größerer Teil der Produktion in Billigländer wie China und Bangladesch ausgelagert, wo die Produktion längst stattfindet.

Und nun passiert genau dasselbe auch mit der Dienstleistung: Weil der Sozialstaat viel zu teuer ist, wird alles in Billiglohnländer ausgelagert.

Und im Fall von Apotheken kann dann eben ein einzelner Apotheker den Notdienst für fünf oder zehn Land-Apotheken machen – und entgeht noch der Gefahr, nachts überfallen zu werden.