Ansichten eines Informatikers

Die Syphilis kommt aus Amerika

Hadmut
21.8.2025 14:40

Ich hatte geschrieben, dass die Indianer an von Europäern eingeschleppten Krankheiten gestorben seien, ich mich aber nicht erinnern könnte, von Krankheitsübertragungen in entgegengesetzter Richtung gehört zu haben.

Ganz viele Leute schrieben mir nun aber, dass die Syphilis ein solcher Import aus Amerika ist.

Sagt natürlich auch was aus, wenn die Seefahrer ausgerechnet Geschlechtskrankheiten aus Amerika mitgebracht haben.

Dabei ist die Erkenntnis – oder zumindest deren Nachweis – wohl noch gar nicht so alt, wie einer schreibt:

Der Syphiliserreger stammt aus Amerika

Die Syphilis hatte ihren Ursprung in Amerika und fand erst durch den europäischen Kolonialismus weltweite Verbreitung

18. Dezember 2024

Einem Forschungsteam unter Leitung des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig ist ein entscheidender Schritt zur Klärung einer langjährigen Kontroverse gelungen: Wurde die Syphilis Ende des 15. Jahrhunderts aus Amerika nach Europa eingeschleppt oder gab es sie hier bereits? Alte Erregergenome aus Skelettresten aus Nord- und Südamerika älter als 1492 bestätigen die Einschleppung aus der Neuen Welt, die weltweite Ausbreitung ist erst der Kolonialzeit zuzuschreiben.

(weiter hier)

https://www.mpg.de/23905318/1216-evan-der-syphiliserreger-stammt-aus-amerika-150495-x

Die Syphilis als Kolonialisierungsstrafe. Eigentlich müssten sich der links-rot-grüne Block darüber ja riesig freuen. Aber stand nicht neulich irgendwo, dass die Syphilis in der Berliner Schwulenszene wieder schwer am kommen ist? Berlin ist die Syphilishauptstadt Deutschlands, nur Köln und München können annähernd mithalten.

In Berlin Friedrichshain-Kreuzberg ist die Inzidenz zehnmal so hoch, in Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf 9 Mal so hoch, in Berlin Mitte rund 7 Mal so hoch usw. Offenkundig fallen Hochburgen für bestimmte Lebensstile, die sich parasitär auf alle Gesetzlich Krankenversicherten auswirken, mit bestimmten ideologischen Hochburgen und mit Hochburgen der Antifa zusammen.

Da wettern sie so gern gegen Kolonialisierung, aber die Antifa-Hochburgen korrelieren mit der Ausbreitung der Kolonialisierungs-Quittung Syphilis. Andererseits: Wer, wenn nicht die Antifa, hätte sich die Syphilis redlich verdient? Passt doch. Zyniker würden jetzt nach Korrelation und Kausalität fragen: Sind Antifanten besonders Syphilis-gefährdet, oder trägt ein syphilitisches Hirn zur Antifa-Neigung bei?

Schauen wir nochmal bei Max Planck rein:

Im Frühjahr 1495 wurde der Italienfeldzug Karls VIII. von Frankreich durch den Ausbruch einer bis dahin unbekannten Krankheit unterbrochen, die eine hohe Sterblichkeitsrate aufwies, sich rasch über ganz Europa ausbreitete und bei den Überlebenden zu schweren körperlichen und geistigen Schäden führte. Die so dokumentierte Epidemie gilt heute als erster historischer Nachweis der Syphilis.

Wo und wann die Krankheit ihren Ursprung hatte, ist jedoch seit Jahrzehnten umstritten. Der Ausbruch gegen Ende des 15. Jahrhunderts, kurz nachdem Kolumbus und seine Mannschaft von ihren ersten Entdeckungsreisen nach Amerika zurückgekehrt waren, ließ manche vermuten, dass der Kontakt mit neuen Ländern und Menschen zu dem plötzlichen Auftreten der Krankheit beigetragen haben könnte. Die Hypothese war, dass obwohl viele übertragbare Krankheiten in der frühen Kolonialzeit von Europa nach Amerika eingeschleppt wurden und verheerende Folgen für die einheimische Bevölkerung hatten, die Syphilis eine der wenigen war, die möglicherweise den umgekehrten Weg genommen hat.

Diese Theorie hat zwar in den letzten Jahren an Popularität gewonnen, doch bei näherer Betrachtung der Läsionen an Knochen aus dem mittelalterlichen Europa beginnt sich das stark vereinfachte Bild aufzulösen. Sowohl Langzeitkranke als auch Menschen, die mit einer Infektion geboren wurden, können Veränderungen an Knochen oder Zähnen entwickeln. In den letzten Jahrzehnten wurden in Europa eine Reihe solcher Skelettreste aus der Zeit vor 1492 gefunden. Viele Experten glauben heute, dass die Geschichte der Syphilis in Europa lange vor Kolumbus begann und dass die Pandemie Ende des 15. Jahrhunderts aus Gründen ausbrach, die nichts mit dem Beginn der Kolonialzeit zu tun hatten. Keine der beiden Theorien konnte bisher bestätigt werden.

[…]

Eine neue Studie unter der Leitung von Bos und Johannes Krause, Direktor der Abteilung für Archäogenetik am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig, ist der Klärung dieser Frage nun einen entscheidenden Schritt nähergekommen. In Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern und Archäologen aus mehreren Ländern Amerikas konzentrierte sich die Studie auf die Untersuchung archäologischer Knochen aus der Zeit vor Kolumbus, an denen Infektionen Syphilis-ähnliche Läsionsmuster hinterlassen haben. „Wir wissen seit einiger Zeit, dass es in Amerika seit Tausenden von Jahren Syphilis-ähnliche Infektionen gibt, aber allein anhand der Läsionen können wir die Krankheit nicht eindeutig identifizieren“, sagt Casey Kirkpatrick, Postdoc und Paläopathologin, die an der aktuellen Studie beteiligt war. Die Pathologie der Knochen allein lässt auch keine Rückschlüsse darauf zu, ob die Krankheit ihren Ursprung in Amerika hatte oder ob sie vor langer Zeit, während der Besiedlung Amerikas vor etwa 15.000 Jahren, aus Asien eingeschleppt wurde.

Mit modernsten Methoden gelang es dem Team, fünf alte Genome von Syphilis und verwandten Erregern aus Mexiko, Chile, Peru und Argentinien zu rekonstruieren und zu analysieren. Lesley Sitter, Postdoc und Bioinformatiker (computational microbiologist), der sich mit der Lösung des Rätsels auf der molekularen Ebene befasst hat, sagt dazu: “Obwohl die Untersuchung aufgrund des schlechten Erhaltungszustands einige analytische Herausforderungen mit sich brachte, konnten wir die Beziehungen zwischen diesen ausgestorbenen Formen und den Stämmen, die heute weltweit die Gesundheit beeinflussen, sicher bestimmen.”

Syphilis gehört zu einer Familie von Krankheiten, zu denen auch Frambösie und Bejel gehören. Beide gelten als wenig bekannte Tropenkrankheiten, die weltweit in äquatornahen Gebieten vorkommen. Der Postdoc Rodrigo Barquera hat bereits mit archäologischen Knochenfunden aus dem Mexiko der Kolonialzeit gearbeitet und konnte das Vorkommen von Syphilis und Frambösie in Mexiko-Stadt bis hinein ins 17. Jahrhundert nachweisen. Die neuen Genomdaten zeigen nun, dass Amerika schon vor der Ankunft von Christoph Kolumbus eine Drehscheibe für die frühe Vielfalt dieser Krankheitsgruppe war. „Wir fanden ausgestorbene Schwesterlinien für alle bekannten Formen dieser Krankheitsfamilie. Syphilis, Frambösie und Bejel sind also moderne Überbleibsel von Erregern, die einst in Amerika kursierten“, erklärt Barquera.

„Die Daten zeigen eindeutig, dass die Syphilis und ihre bekannten Verwandten ihren Ursprung in Amerika haben, und ihre Einschleppung nach Europa ab dem späten 15. Jahrhundert stimmt mit diesen Daten überein“, fügt Bos hinzu. So scheint es um 1.500 AD zu einem explosionsartigen Anstieg der Syphilis- und Frambösiefälle gekommen zu sein. Dies dürfte der Grund für das Ausmaß und die Intensität der Epidemie im 16. Jahrhundert in Europa gewesen sein, deren globale Ausbreitung in den folgenden Jahrzehnten und Jahrhunderten durch Menschenhandelsnetze und die europäische Expansion nach Amerika und Afrika begünstigt wurde. „Während die indigenen Bevölkerungsgruppen Amerikas an den frühesten Formen dieser Krankheiten litten, spielten die Europäer eine entscheidende Rolle bei ihrer weltweiten Verbreitung“, sagt Bos.

Wenn man also annimmt, dass die Syphilis ihren Ursprung in Amerika hatte, wie passt dann die aktuelle Darstellung zu den Belegen für Syphilis-ähnliche Knochenläsionen, die viele in Europa schon vor 1492 zu sehen glauben? „Die Suche nach diesen früheren Formen geht weiter, und alte DNA wird dabei sicher eine wertvolle Ressource sein“, sagt Krause. “Wer weiß, welche älteren verwandten Krankheiten mit Menschen und anderen Tieren um die Welt gereist sind, bevor die Syphilis-Erregerfamilie auftauchte.“

So ganz erklärt ist es noch nicht, warum Knochenspuren in Europa aus der Vor-Columbus-Zeit solche Spuren aufweisen. Aber: Wieder was gelernt. Ich finde solche Wissenschaftsthemen immer wahnsinnig interessant und spannend.

Auf den ersten Blick hilft das vielleicht nicht so viel, wenn man weiß, ob Syphilis aus Amerika kam oder auch in Europa schon vor dem First Contact bestand. Aber man kann daraus indirekt durchaus eine Menge schließen und aufklären.

Dazu schreibt mir nun einer:

Laut Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Syphilis#Ursprung_der_Syphilis) wurde wohl die Syphilis nach Europa eingeschleppt, wo die Europäer über keine Anpassung verfügten. In der Alten Welt habe es vor 1492 nur eine harmlose Syphilis-Variante gegeben.

Das könnte die Sache mit den Knochen vielleicht erklären. Wikipedia:

Über den Ursprung der Syphilis herrschte lange Zeit Uneinigkeit. Durch frühe Beschreibungen bei den Teilnehmern von Kolumbus’ zweiter Amerikareise und in zeitlicher Nähe der Reisen wurde angenommen, die Syphilis sei aus Amerika eingeschleppt worden (vgl. Columbian Exchange) und vorher in anderen Kontinenten völlig unbekannt gewesen. Spätere Forschung legt nahe, dass – vermutlich weniger gefährliche – Formen der Syphilis schon mindestens in der Antike in Europa bekannt waren. Vermutlich wurde jedoch ein südamerikanischer Stamm durch die spanischen Entdeckungsfahrten neu eingeschleppt, an den die europäische Bevölkerung über keine Anpassung verfügte (siehe unten). Bei den Azteken wurden bereits vor dem Eintreffen der Europäer Symptome der Syphilis[52] beschrieben.

Einer meint allerdings:

Guten Morgen, Herr Danisch,

wenn Homo Sapiens und Neandertaler miteinander fortpflanzungsfähigen Nachwuchs zeugen konnten (und das konnten sie, sonst hätten wir heute nicht ihre Gene in uns), handelt es sich um die gleiche Art.
Schon länger wurde der Neandertaler, seiner kulturellen Leistungen wegen, als Homo Sapiens Neandertalensis ehrenhalber vom früheren evolutionären Seitenzweig zum Homo befördert.
Dann kam die Genetik, und vor ein paar Jahren hörte ich im Radio mal einen Anthropologen sagen, die Neandertaler würden jetzt als Homo Sapiens Ethnie anerkannt; neudeutsch für Rasse.
Also: Neandertaler SIND/WAREN Homo Sapiens.

Die Indianer haben uns Europäer mit der Syphilis beschenkt.
Anfangs eine aggressive Krankheit (wie eine Mischung aus der hochansteckenden Pest und der körperzerfressenden Lepra. Allerdings langwierig und schmerzhaft, statt dem schnellen Pesttod und dem schmerzlosen zerfressen werden durch Lepra), hat sie sich in den nächsten Jahrhunderten zu einem Nervenleiden abgemildert (Auch nicht schön. Einige, wie Heine, dämmerten über Jahre immer lethargischer werdend dem Tod entgegen. Andere, wie Nietzsche … wann haben Sie zuletzt davon gehört, daß Menschen fast von einem Tag zum anderen wahnsinnig wurden? Jaja!). Die gefährlichsten Viren sterben mit ihren Wirten, haben wir gerade wieder bei Corona erlebt, die letzten Wellen nur noch ein Witz.

Heute ist Syphilis ziemlich problemlos heilbar.

Allerdings scheint die Krankheit in der Antike auch schon in Europa verbreitet gewesen zu sein. Ist dann wohl so ziemlich ausgestorben.

Interessante Frage.

Aggressive (bakterielle oder virulente) Krankheiten, die ihren Wirt schnell töten, sterben daran ja selbst aus, können sich nicht mehr verbreiten (fortpflanzen im reduzierten Sinne, weil man bei Viren ja nicht von Fortpflanzung im biologischen Sinne reden kann, aber von evolutionärer schon). Hat sich die Syphilis also evolutionär an den Menschen als Wirt angepasst?