Barbie und Indianer
Was haben sie gemeinsam?
Beide bekommen Probleme mit der Zensur von unten, wenn sie im Kino auftreten.
In einer Stadt nahe Paris musste die Kinoaufführung von „Barbie“ in einem Open-Air-Kino abgesagt werden.
Nach Gewaltdrohungen gegen Beschäftigte des öffentlichen Dienstes hat die französische Stadt Noisy-le-Sec eine von ihr geplante Vorführung des Films „Barbie“ abgesagt. Die französische Kulturministerin Rachida Dati beklagte daraufhin in einem Post auf der Plattform X am Mittwoch einen „schwerwiegenden Programm-Eingriff, der Familien und Kinder von einer kulturellen Aktivität ausschließt“. Sie kündigte rechtliche Schritte an.
Der Bürgermeister der Stadt, Olivier Sarrabeyrouse von der Kommunistischen Partei Frankreichs (PCF), äußerte am Montag sein Bedauern darüber, dass „eine kleine Gruppe aus dem Viertel unter dem Druck eines Einzelnen ihre Energie darauf verwendet hat, die Vorführung dieses Films zu verhindern“. Das kostenlose Freiluftkino-Event hätte am vergangenen Freitag stattfinden sollen.
Laut der Mitteilung von Sarrabeyrouse basierten die Drohungen der störenden Gruppe auf „fadenscheinigen Argumenten“, die von politisch motiviertem „Obskurantismus und Fundamentalismus“ zeugten.
Der französischen Zeitung „Le Parisien“ erzählte er, dass Jugendliche den Beschäftigten während des Aufbaus sagten, sie würden die Vorführung verhindern und die Ausrüstung zerstören. Die Gegner hätten gemeint, dass der Film Homosexualität befürworte und die Integrität der Frau verletze. Weil die Situation sehr aggressiv gewesen sei, hätten die Mitarbeitenden den Bürgermeister angerufen. Er habe dann entschieden, die Veranstaltung abzusagen.
Leider steht nicht dabei, welche Jugendlichen das gewesen sind.
Nun sitze ich da und grüble so vor mich hin: Welche Jugendlichen setzen sich mit Drohung und Gewalt gegen Homosexualität und für die „Integrität der Frau“ ein? Wer könnte das sein? Ich komm’ nicht drauf.
Und was könnte an einem Film wie Barbie so schlimm sein, dass man ihn verhindern muss?
Warum reicht es Leuten nicht, einen Film, den sie nicht mögen, einfach nicht anzuschauen? Warum müssen sie das auch anderen verbieten?
Und wie geht das weiter?
Immerhin ist das eine Art Dammbruch. Die haben jetzt gelernt, dass und wie sie Filmaufführungen und ähnliches verhindern können. Und dazu kommt dann noch das Broken-Window-Syndrom. Wenn einer angefangen hat, machen alle mit. Das werden die nicht mehr los, das fangen die nicht mehr ein. Demnächst sind dann auch normale Kinos dran.
Und wann ist das bei uns dann so weit?
Vielleicht wird bei uns nicht zuerst ein Film mit unzureichend bekleideten Frauen angegriffen, aber einen Film israelischer Herkunft würde sich in Deutschland auch nicht mehr jeder überall öffentlich zu zeigen trauen.