Ansichten eines Informatikers

Ghostwritende

Hadmut
5.8.2025 2:12

Vom Zustand unserer Gesellschaft im Allgemeinen und dem unserer Universitäten im Besonderen.

Ein Leser hat mich auf das hingewiesen, und zwar mit Zeitangabe zum Reinspringen an die wichtige Stelle: Ein Ghostwriter beschreibt sein Geschäft.

Ich habe jetzt nur mal ein paar Minuten ab dieser Stelle 0:36:50 reingehört, muss mir das mal ganz anhören.

Aber: Das ist sehr interessant und richtig, was der da sagt. Hätten wir ein gesundes Hochschulsystem, gäbe es gar keine Ghostwriter, weil es keinen Bedarf dafür gäbe. Weil man die, die das nicht selbst können, vorher aussieben würde, und weil das Aufschreiben eine Kleinigkeit ist, wenn man den Stoff durchdrungen hat.

Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Das ganze Hochschulsystem ist in Deutschland drauf getrimmt, Leute als Wissenschaftler auszugeben, die von wissenschaftlichem Arbeiten und von ihrem Fach keinen blassen Schimmer haben. Die Leute, die in Deutschland als „Wissenschaftler“ ausgegeben werden, dürften es überwiegend nicht einmal bis zur Anmeldung für die Promotion, eigentlich nicht einmal zum Diplom/Master schaffen. Erstaunlich viele Leute schaffen es aber sogar bis auf die Professur. Und verblüffend viele Fächer haben gar kein wissenschaftliches Arbeiten.

Ich habe das damals auch nicht verstanden, als die ersten Ghostwriter-Fälle bekannt wurden, denn ich fand das Aufschreiben schon immer sehr leicht, eine reine Fleißarbeit, wenn man den Stoff verstanden hat und weiß, was man sagen will. Mich hat das irgendwie an meine Spickzettel zur Schulzeit erinnert. Ich habe mir sehr häufig vor Klassenarbeiten Spickzettel geschrieben, indem ich den Stoff so zusammengeschrieben habe, dass er in kleiner Schrift, wenn ich bei 5mm-kariertem Papier jede Kästchenreihe beschrifte, auf eine A5-Seite oder vorne-hinten auf ein A5-Blatt passte – und den Spickzettel dann nie verwendet, weil das schiere Zusammenschreiben des Spickzettels eine so gute Vorbereitung war, dass ich den Spickzettel danach gar nicht mehr brauchte.

Das ganze Hochschulsystem ist eine einzige Schwindelnummer geworden.

Es sind zwar nicht alle Schwindler, es gibt auch Ehrliche und Fähige. Aber das System ist durch und durch auf Schwindler ausgelegt.