Sepia
Seit Jahren habe ich mich gewundert, warum eigentlich die Bild-Filter in Kameras und Bildverarbeitungssoftware, die Fotos monochrom, aber nicht schwarz-weiß, sondern in braun-Übergängen darstellen, „Sepia“ heißen.
Dass Sepia Tintenfische sind, weiß ich freilich. Mein Vater hatte ja immer gerne Sittiche, und für die haben wir in der Zoohandlung immer „Sepiaschalen“ (oder Schulpe) gekauft, weil die gerne dran knabbern und den Kalk brauchen.
Ich habe nur nie verstanden, warum man in der Fotografie diese Braun-Ton-Filter und ihre eigentümliche Stimmung, „Sepia“ nennt. Ich dachte immer, das müsse noch eine andere Bedeutung haben, die mir nicht bekannt ist, denn Braun hat ja mit Tintenfischen nichts zu tun. Ich habe mich aber nie darum gekümmert. Und auch nie darüber nachgedacht. Die Filter heißen eben „Sepia“, und es ist mir eigentlich auch … naja, nicht völlig egal, aber es interessiert mich nur sehr nachrangig.
Gerade läuft [inzwischen: vorhin lief] im ZDF Terra X ein Film über den Maler Caspar David Friedrich.
Für mich auch nur minderinteressant. Ich habe es nicht so mit der Malerei, und noch weniger mit Malern.
Und wie sie so über seine Maltechniken berichteten, mal von einem Bild einer Person am Meer, in dem es fast nichts zu sehen gibt außer Farbverläufen, mal von anderen, erzählten sie von den Pigmenten, die er verwendete, gerne auch Sepia. Und dann besuchten sie einen Pigmenthersteller, der das erklärte.
Sepia ist der Farbstoff aus der Tinte der Tintenfische. Ich dachte nur immer, der wäre schwarz-blau-violett
Es gäbe zwar längst synthetische Ersatzstoffe, aber noch immer würden manche Maler nach echtem Sepia verlangen, weil kein Ersatzstoff an die Bandbreite von Tintenfischfarbe herankäme. Er muss dazu also frische tote Tintenfische aufschneiden und die winzige Tintendrüse ausdrücken, um ein paar Tröpfchen zu bekommen. Die drückt er dann in ein Glas, um sie zu sammeln.
Nun gibt es das Problem, dass diese Tinte, wenn man mit ihr auf Papier malt, dort umgehend verschimmelt. Deshalb hat man damals ein Verfahren entwickelt, das auch heute noch angewandt wird, um die Tinte zu reinigen, zu filtrieren, mit irgendwas zu mischen, damit sie haltbar wird.
Und dann hat sie die Eigenschaft, eine enorme Bandbreite an sehr dunklen bis sehr hellen Brauntönen zu erzeugen, je nachdem, wie man sie aufträgt (und anscheinend verdünnt), und so kann man ein ganzes Bild von ganz hell bis ganz dunkel mit nur einem einzigen Farbstoff malen – Sepia.
Und ich sitze da, schaue eine Sendung, die mich eigentlich kaum interessiert, und denke auf einmal „Bingo“ – jetzt weiß ich, warum diese Hellbraun-Filter für Bilder „Sepia“ heißen. Wegen Caspar David Friedrich. (Sie heißen wohl nicht speziell wegen dem so, aber speziell wegen dem weiß ich es nun.)
Wieder was gelernt. Wusste ich noch nicht.
Mir war nicht klar, dass das aus der Malerei kommt. Ich dachte immer, das bezöge sich auf bestimmte monochrome Fotopapiere, bei denen die Abzüge eben nicht in neutralen Grautönen dargestellt werden, sondern in Brauntönen, denn solche Papiere habe ich schon gesehen, heißen auch „Sepia“. Manche alten Fotos in Form von Papierabzügen von anno dunnemals haben ja solche Brauntöne, und ich war immer der Meinung, dass das der Ursprung dieser Farbtöne ist, dass die Filter – manche Kameras haben sie eingebaut – diese altmodischen Vintage-Fotos nachahmen sollen und nach ihnen benannt sind.
Ich habe mir vorgenommen, künftig mehr in Sepia zu fotografieren. Habe ich bisher nur sehr selten verwendet. Da hat einer schöne Beispiele. Und gerade, weil ich ja nun einige manuelle China-Objektive mit großer Blende habe, könnte das recht gut zusammen passen.