The Orville
To boldly go, where no one would go that far.
Kennt Ihr „The Orville“?
Das ist so ein Star Trek-Abklatsch, gemacht von Komiker Seth MacFarlane, der wohl immer Star Trek-Schauspieler werden wollte, es nicht verknusen konnte, nicht genommen zu werden, und kurzerhand seine eigene Star Trek-Version gekocht hat. Natürlich aus urheberrechtlichen Gründen nichts identlisch, alle Namen anders und auch der Warp-Antrieb sieht halt ein bisschen anders aus, übereinander statt nebeneinander, und heißt anders, aber ansonsten sehr sehr eng an Star Trek angelehnt, es spielen sogar einige Nebenrollen-Schauspieler von Star Trek mit. Beispielsweise Penny Johnson Jerald, die auf Deep Space 9 Kasidy Yates spielte, und auf der Orville Dr. Claire Finn spielt, und so weiter.
Sie können (und wollen) sich nicht entscheiden, ob sie das bessere Star Trek, oder eine Parodie darauf sein wollen, manche Sachen sind gut, manche aber auch zu hölzern und mitunter etwas zu brachial, zu derb, wo man dann manchmal meint, dass es jetzt eher darum geht, sich über Star Trek lustig zu machen, als eine eigene Serie. Es wechselt halt so, manchmal sind es recht gute Gedanken und Plots, manchmal mehr so ein durch-den-Kakao-ziehen. Nicht alle Gags funktionieren und kommen gut an, und manche Figuren passten vielleicht eher in die Sesamstraße als auf ein Raumschiff. Man merkt auch, dass da so ein bisschen diese amerikanische Sitcom-Denke reinkommt, wenn das zu sehr in den Situations- und Beziehungskram geht.
Aber: Nicht schlecht. Die erste Staffel habe ich gesehen, die zweite Staffel zum Teil.
Manchmal denkt man sich, naja, geht so. Manchmal denkt man sich, so hätten die das bei Star Trek machen müssen. Und manchmal denke ich, dass die neue Star Trek Series „Strange New Worlds“ wieder so ein back to the roots war, nachdem Orville das lieferte, was viele vermissten, nämlich das alte Star Trek-Feeling, nachdem Star Trek: Discovery als ziemlich verhunzt aufgefasst wurde.
Ein zentraler Punkt ist nämlich, dass Star Trek fast immer politisch sehr korrekt ist und linkes Gutmenschentum zum Serienplot und zur eigenen Philosophie erhebt, während die Orville auf so etwas pfeift und gerne den Zeitgeist verletzt. Beispielsweise hat die Orville nicht einen, sondern zwei Kapitäne, und das – dummer Zufall – ausgerechnet den Käpt’n und seine mit ihm zerstrittene Ex, die sich dann auf der Brücke vor den anderen Zunder geben.
Nun schreibt mir ein Leser:
The Orville
Lieber Hadmut,
nach Sichtung der dritten Staffel (leider nicht physikalisch erhältlich):
Die sind evtl. zu weit gegangen – mehrere Folgen legen sich nach bewährter Manier von Star Trek Next Generation mit aufgezwungener Geschlechtsumwandlung und radikalem Feminismus an.
Bortus hat ja mit Clyden ein Ei ausgebrütet, aus dem eine weibliche Version der Rasse geschlüpft ist, was auf dem Planeten gar nicht gut ist – die Kinder werden alle in Männer zwangsumgewandelt, was offensichtlich geht, und auch anscheinend die Reproduktion nicht betrifft. Jedenfalls kriegt das Kind (das schnell wächst) das raus und will wieder zum *biologischen Geschlecht* zurückkehren, weil das *die Natur* ist.
Wenn das mal kein Kracher ist. Die Selbstbestimmung wird hier zum Kritik-Bumerang.
In einer anderen Folge gibt es einen Radikalfeministenplaneten, die auch nicht gut wegkommen, und nur in der Föderation mitmachen dürfen, wenn sie auch Männern Gleichberechtigung verschaffen.
Nebenbei wird jede Staffel ernster und düsterer, was im Vergleich zu der eher leichtfüßigen ersten Staffel.
In der dritten Staffel hat Hulu nochmal richtig viel Geld für den Soundtrack (auf Star-Wars-Niveau) und die Trickeffekte ausgegeben.
Warum die Serie nicht fortgesetzt wird, ist mir ein Rätsel, evtl. sind sie wohl zu weit gegangen.
Es gibt auch noch andere politische Folgen, und neben der AI-Gefahr gibt es auch einen politischen Coup.
Vielleicht zu viel Realität.
Tja.
Könnte gut sein, dass man die politisch abgesägt hat.
Vielleicht ist auch einfach das Genre ausgelutscht. Bei Star Trek läuft’s ja auch nicht mehr gut, und Star Wars hat auch irgendwelche geplanten Produktionen abgesagt.
Der Punkt bei Star Trek, noch nicht so sonderlich bei der Ur-Serie, aber vor allem ab Next Generation und DS9 war ja immer so ein philosopher Gehalt, dass man mitdenken musste, weil die Folgen – oder sogar folgenübergreifend – einen tieferen Sinn, philosophie Fragestellungen, grundlegende Problem, komplexe Zusammenhänge hatten. Das war ja das eigentliche Erfolgsrezept, dass die Zukunft und das Raumschiff eigentlich nur Kontext und Ausrede waren, um Problemstellungen zu synthetisieren, die auf der Erde in unserer Zeit nicht möglich, nicht plausibel wären. Da geht es ja immer um völlig andere, fiktive Zivilisationen, denen man dann einfach irgendwelche Silikonstücke auf die Stirn pappt, damit man sieht „Ah, kein Mensch, irgendeine andere Spezies“, um dann irgendwelche hypothetischen Probleme und Fragestellungen zu betrachten.
Das könnte sein, dass so etwas in unserer neuen Gesellschaft einfach nicht mehr ankommt, zu kompliziert ist.
Heute ist intellektuell vielleicht eher wieder Wrestling angesagt.
Schade, dass das nicht weitergeht. So richtig voll durchgelungen fand ich Orville nicht, weil die Uniformen, die Charaktere, das Schiff wohl irgendwie zu schablonenhaft wirkten, was wohl einem zu kleinen Anfangs-Budget geschuldet war, aber sie haben sich viel Mühe gegeben, und Spaß hat es auch gemacht.