Expo oder olympische Spiele?
Wohl die falsche Entscheidung.
Kam im Radio:
Der Berliner Bürgermeister Kai Wegner hat die Berliner Expo-Bewerbung für 2035 zugunsten der Bewerbung um die olympischen Spiele 2036 fallen gelassen. Das olympische Komitee habe wissen lassen, dass man den vollen Fokus auf die Spiele verlange und nicht nebenbei noch Expo machen könne.
Was ich für einen Fehler halte.
Wie man liest, hätte Berlin die Expo ziemlich sicher gehabt, weil deren Organisation die nach Europa vergeben wollte und sich da sonst keiner beworben habe, während die Bewerbung um die Spiele sehr unsicher ist und man am Ende ganz ohne dastehen könnte.
Was mir aber auffällt, nachdem ich auf zwei Expos war:
Ich glaube, dass eine Expo wirtschaftlich erfolgreicher und nachhaltiger ist.
Olympische Spiele sind ein Prestige-, aber eigentlich ein Minus-Geschäft. Man gibt Milliarden aus, treibt einen Höllenaufwand. Und wofür? Zwei Wochen Sport. Ja, klar, danach kommen noch die Paralympics, aber die sind wirtschaftlich kaum erwähnenswert. Das kann sich für Hotels und Gastronomie nie und nimmer rentieren. Und wenn man sich anschaut, was daraus geworden ist, überleben nur wenige Sportstätten so eine Veranstaltung. Das Olympiastadion in München ist eine positive Ausnahme, auch das in Berlin. Es gibt aber unzählige Beispiele, wo die Sportstätten anschließend ungenutzt verrotten.
Eine Expo ist zwar auch ein Kraftakt, aber erstens nur an einem Ort, und man hat ein halbes Jahr Geschäft damit.
Dubai hat ja eine riesen-Expo abgehalten, richtig gut – aber die Gelegenheit genutzt, sich dafür ein schönes neues Messegelände zu bauen, das auch für andere Zwecke weiter genutzt wird. Viele Pavillons waren nur temporär aufgebaut und wurden danach wieder abgebaut. Was man daran merkte, dass viele Pavillons nur hübsch drappierte Metallgerüste waren und beispielsweise keine Toiletten, sondern so alle paar Pavillons separate, dauerhaft gebaute Toilettenhäuschen mit Minisupermärkten hatten, es im Kernbereich aber massiv gebaute Messegebäude mit Toiletten gab. Der deutsche Pavillon war ein Riesen-Ding, mehrstöckig, richtig toll – wurde aber wohl danach wieder abgebaut und abtransportiert. Da steht jetzt, wenn ich das richtig gesehen habe, eine neu gebaute Messe-Moschee. Die haben die temporären Bauten wieder abgebaut und nutzen den Hauptteil jetzt als dauerhaftes Messegelände mit Metro-Anbindung. Die haben etwas davon.
Osaka hatte eigentlich gar keinen Platz für eine Expo und hat eine Insel künstlich aufgeschüttet (und einen Teil des Kreises in das Wasser verlegt). Ich habe keine Ahnung, was davon stehen bleibt, und ob die den Holz-Ring wieder abreißen (was schade wäre), aber zumindest im Prinzip haben die dort auch ein Messegelände gebaut, das sie weiter verwenden können und das an die U-Bahn angebunden wurde. Die haben da eine Infrastruktur für ein dauerhaftes Messegelände aufgebaut, auch wenn auch da viele Pavillons nur temporäre Holz- oder Metallbauten waren und danach zweifellos wieder abgebaut (und anderswo weiterverwendet) werden.
Ob man allerdings mit olympischen Spielen viel anfangen kann, ich wage es zu bezweifeln.
Ich war an einigen Orten, wo es olympische Spiele gegeben hatte, München, Sydney, Peking. Ich fahre gerne dorthin, wo gerade welche waren, weil die dann Hotelüberkapazitäten haben und die Preise abstürzen, und alles schön neu gemacht ist. Aber ehrlich gesagt, außer dass die U-Bahn frisch geputzt und ausgebaut ist und man den Olympia-Nippes danach viel billiger bekommt (ich hatte mir in Sydney eine sehr schöne Krawatte der olympischen Spiele zum Viertel des Preises gekauft, und Rollstuhl-Barbie als Überbleibsel der Paralympics bekam man schier hinterhergeworfen, wollte keiner haben), und man dann eben das Olympia-Logo nutzen darf, bringt das eigentlich wirtschaftlich nichts. Soviel Umsatz kann man in zwei Wochen gar nicht machen, um die Kosten wieder reinzuholen.
Insofern hätte ich auf jeden Fall die Expo bevorzugt. Eine viel sicherere Bewerbung, und das bessere, das nachhaltigere Geschäft.
Man hat das ja schon an den Spielen in Paris gesehen, dass die versucht haben, möglichst wenig neu zu bauen und ihre – allerdings beindruckende, bereits existierende – Infrastruktur zu nutzen und die Kosten möglichst flach zu halten. Das sagte man ja auch, dass die sich sehr viel Mühe gegeben haben, die Kosten zu reduzieren, weil die Spiele das wirtschaftlich schlicht nicht hergeben. Und was haben sie heute noch davon? Nichts.
Für eine Expo kann man sich auf drei Bereiche konzentrieren: Hotels, Gastronomie und Touristenkram, und ein großes Messegelände mit Pavillons, das man danach prima weiterverwenden kann.
Ich hätte Olympia fallen lassen und mich stattdessen um die Expo beworben. Die hat nicht diesen Donnerhall als Namen und in den Medien, aber ich glaube, dass sie wirtschaftlich besser und nachhaltiger ist.
Und ein richtiger Brüller wäre es gewesen, sich mit München zu verständigen. Denn München wollte ja auch die olympischen Spiele und hat ein famoses Stadion.
2035 Expo in Berlin und 2036 Spiele in München, das wäre etwas gewesen.