Ansichten eines Informatikers

Von Hirn, Narkose und Charakter

Hadmut
16.11.2025 20:16

Beobachtungen zur Funktion des Gehirns.

Das ist ja auch ein Dauerthema im Blog: Wir können das menschliche Gehirn in der Regel nicht experimentell durch Eingriffe erforschen, wegen Ethik und so. Dann ist man schnell irgendwo zwischen Hannibal Lecter (Teil 2) und Josef Mengele. Wir können nur versuchen, aus Unfall-Verletzungen, Krankheiten und Berichten über frühere Untaten wie Lobotomie ziehen.

Lobotomie war ein chirurgischer Eingriff mit Schnitt in einen Hirnlappen bezeichnet. Gemeint ist die Trennung der neuralen Verbindung eines Teils der Großhirnrinde, eines Abschnitts des Neocortex, von anderen Hirnregionen. Strenggenommen handelt es sich dabei um eine Schädigung des Gehirns durch funktionelle Abtrennung eines Areals der grauen Substanz des Cortex cerebri von seinen benachbarten Rindenregionen. Im Prinzip hat man damit den Teil der Großhirnrinde, der für höhere kognitive Funktionen wie Sprache, abstraktes Denken und bewusste Wahrnehmung zuständig ist, vom Rest getrennt, also genau das unterbrochen, was ich oft als Einfluss der archaischen Hirnteile auf das Bewusstsein beschreibe:

Im Jahre 1941 ließ Joseph Kennedy von Freeman an seiner 23 Jahre alten Tochter Rosemary, Schwester des späteren US-Präsidenten John F. Kennedy, eine solche Operation durchführen, welche sie schwerbehindert und bis an ihr Lebensende im Jahr 2005 pflegebedürftig überlebte. […]

Walter Freeman schrieb ohne Beschönigung: „Die Psychochirurgie erlangt ihre Erfolge dadurch, dass sie die Phantasie zerschmettert, Gefühle abstumpft, abstraktes Denken vernichtet und ein roboterähnliches, kontrollierbares Individuum schafft.“

Also – wie Linke eben. Ich habe ja oft beschrieben, dass die auf mich wirken, als fehle da etwas im Hirn, organisch oder funktional, nämlich der rationale, bewusste Teil, welcher eben im Frontalen Cortex sitzt, und diesen Teil durch Lobotomie abzutrennen weist symptomatisch in eine ähnliche Richtung wie linkes Denken, nur eben noch brachialer. Man könnte sogar auf den Gedanken kommen, dass auch linke Sprachmuster, Gendersprache Folge eines Defizits in eben diesem Neocortex ist, und die deshalb Sprache nicht richtig erfassen können, mit leeren Worthülsen werfen und diese emotional statt rational aufladen.

Nun gibt es aber auch ein Experiment, das ethisch unproblematisch ist, weil die Wirkung innerhalb eines Tages wieder abklingt: Die Narkose.

Ich habe vor vielen Jahren schon von Ärzten gehört und gelesen, dass es beim Einleiten einer Narkose zu einem erstaunlichen Phänomen kommt: Nicht alle Teile des Gehirns fallen gleichzeitig in Narkose. Je evolutionär neuer ein Teil des Gehirns ist, desto leichter – und damit beim Einleiten desto früher – fällt es in Narkose. Wenn man also einen Patienten in Narkose legt, ist der nicht schlagartig weg, sondern die Gehirnteile fallen der Reihe nach, einer nach dem anderen aus. Deshalb gebe es bei manchen Patienten dann, wenn das Klein- oder Stammhirn übernimmt und der Patient sich dann wie ein Tier in der Urzeit aufführt, eine Phase, in der die in Notwehr um sich schlagen oder versuchen, vom Tisch zu springen und davonzulaufen.

Im Prinzip hat man den Menschen dann durch eine – im Übergang kurzzeitig – selektive Narkose des Gehirns wieder in die Urzeit zurückversetzt, ihm also den Homo Sapiens wegkarkotisiert.

Man kann diskutieren, ob das klassische Besäufnis genauso wirkt und gerade das zum Ziel hat.

Und umgekehrt ist das auch beim Aufwachen. Ich kann mich noch erinnern, als ich mal bei einer Magen- und Darmspiegelung wieder langsam aufwachte und auf deren Untersuchungstisch lag. Erstaunlicherweise hatte ich dabei meine vor der Untersuchung ausgezogene und auf einen Stuhl gelegte Hose schon wieder an und weiß nicht, wie ich in meine Hose (Jeans) kam, ob die mir die angezogen haben, oder ob ich da ohne Bewusstsein schon wieder in der Lage war, daran mitzuwirken.

„ … Herr Danisch …?“

„… Jaaaaaaaaaaaaah … ?“

„Herr Danisch!“

„… Jaaaaaaaaaaaaah … !“

„Herr Danisch, machen Sie mal die Augen auf!“

„… Ich … will … aber … nich … häähääh … “

Und dabei muss ich die wohl mit geschlossenen Augen ziemlich blöde angegrinst haben. Ich kann mich nämlich sehr gut daran erinnern, mich in dem Zustand trotzdem bewusst gefühlt zu haben und total davon überzeugt gewesen zu sein, dass ich gerade der witzigste Mensch der Welt war, und der Satz totaaaaal genial und witzig wäre, ich der größte Witzbold aller Zeiten. Ich kam mir wirklich unheimlich witzig und überlegen vor.

Vermutlich habe ich mich damals bei der Hebamme genauso daneben benommen.

Merkwürdigerweise war ich in diesem Zustand aber ohne weiteres in der Lage, vom Tisch zu steigen und ganz normal, ohne Hilfe, mit der in den Aufwachraum zu gehen und mich dort auf eine Liege zu legen und auszuschlafen. Eine Dreiviertel Stunde später war die Birne wieder klar und mir die Sache peinlich.

Nun findet bekanntlich auch das blinde Huhn mal ein Korn, und so hat auch das Fischblatt DIE ZEIT mal einen interessanten Artikel: “Nach der Narkose zeigt sich der wahre Charakter eines Menschen”

Ein interessanter Punkt: Kommt der Charakter zutage, wenn man die bewussten (erziehbaren) Teile des Gehirns, der Cortex, noch in Narkose sind? Sitzt der Charakter also im archaischen Teil des Gehirns?

Unterdrückte Gefühle, Angst oder ein seliger Rausch: Drei langjährige Pflegekräfte erzählen, wie sie Menschen erleben, die nach einer OP im Aufwachraum zu sich kommen.

Jeder Mensch wacht anders aus einer Narkose auf. Hier erzählen drei Pflegekräfte, was sie für Situationen erleben. Und warum Frauen redselig werden und Männer nach der OP vor allem jammern.

[…]

Der Aufwachraum kann eine ziemliche Freakshow sein.

[…]

Oder ein älterer Herr, der sowieso schon etwas mürrisch ist, reißt sich nach der OP die Drainagen raus und ist fest davon überzeugt, dass er nicht operiert wurde und einfach nach Hause gehen kann. Dann hören wir schon mal Sätze wie: “Halt die Fresse!”

Manche sind total lieb, wenn sie aufwachen, andere werden aggressiv. Ich glaube, dass die Narkose die Persönlichkeit hervorhebt und sich dann der wahre Charakter eines Menschen zeigt. Das liegt daran, dass das Frontalhirn, das Hemmungen steuert, von den Medikamenten ausgeschaltet wird. Eine Narkose wirkt ähnlich wie zu viel Alkohol oder andere Substanzen: Wenn die Kontrolle fehlt, kommen all die Gefühle heraus, die sonst unterdrückt werden.

Im Aufwachraum sieht und hört man wirklich alles: sexuelle Äußerungen, aggressive Ausbrüche, Menschen, die kuscheln wollen. Manche halluzinieren. Junge Menschen erzählen oft von sexuellen Vorlieben, Affären oder überhaupt sehr intime Dinge. Fast allen jungen Frauen wird schlecht, fast alle Männer haben große Schmerzen.

Ich finde das frappierend.

Denn offenbar geht es Krankenschwestern im Aufwachraum ziemlich so, wie es mir damals auf linken und feministischen Konferenzen ging: Eine Freakshow aus Leuten, denen die Kontrolle durch den präfronntalen Cortex, das Frontalhirn fehlt. Nur dass es eben im Aufwachraum nur kurzfristig ist, bedingt durch Narkosemittel, während es bei Linken chronisch ist.

Oder vielleicht zwischenchronisch. Möglicherweise ein Umschaltprozess im Gehirn.

Ich hatte doch mal erzählt, dass ich in meiner Jugend mal neben einem katholischen Kindergarten gewohnt habe, das ganz schrecklich war, und man da ständig von den dort zur Abholung wartenden Eltern bedroht und angegriffen wurde. Damals hatte ich mal einen, der mich besonders aggressiv bedroht hatte – wogegen man sich kaum wehren kann, weil man dann sofort 30 Leute als Zeugen gegen sich hat, die alle sagen, dass man selbst angefangen habe – am nächsten Tag alleine auf dem Supermarktplatz angetroffen (und war damals noch ein kräftiges und durchtrainiertes Kerlchen). Und habe den mal auf das Thema angesprochen. Plötzlich war der ganz klein, total freundlich und friedlich, hat sich entschuldigt und auf gut Freund gemacht. Da ist mir das schon aufgefallen, dass die da im Rudel, wenn die sich vor den anderen Männern und ihren Weibern produzieren müssen, irgendwie die Betriebsart umschalten. Obwohl derselbe, war der alleine auf dem Parkplatz ein anderer Mensch.

Ich sage zu meinen Auszubildenden immer: Geht mit dem Gesicht nicht zu nah an die Patienten! Es gab schon Kolleginnen und Kollegen, die vom Aufwachraum in die Notaufnahme mussten – wegen Platzwunden.
Manchmal verprügeln auch Kinder ihre Eltern. Ich erinnere mich an ein dreijähriges Mädchen, das sich die Hand verletzt hatte und genäht werden musste. Als sie aufwachte, schaute sie auf ihre eingewickelte Hand, die aussah wie ein kleiner Boxhandschuh. Da fing sie an zu schreien und ihre Mutter zu schlagen. Viele Patientinnen und Patienten fühlen sich nach dem Aufwachen aber auch richtig gut und sagen: “Oh, das war schön! Können Sie mir das Medikament noch mal geben?”

Einmal hatte ich eine Patientin, die keine Menschen mehr sah, sondern nur noch Popcorn. Sie lag in ihrem Bett, die Arme hinterm Kopf, guckte mit ganz großen Augen in die Runde und sagte immer wieder: “Popcorn!” Wenn man näher zu ihr herankam: “Sie sind aber ein großes Korn!” Sie schlief wieder ein und nach einer halben Stunde war alles wie immer.

Wie sich jemand im Aufwachraum verhält, kommt auch auf die Vorgeschichte an. Menschen mit einer Drogenabhängigkeit brauchen viel Narkosemittel. Ihr Körper ist an Substanzen gewöhnt, die Rezeptoren reagieren anders. Sie wachen besonders schnell auf und müssen deshalb gut überwacht werden.

Alles, was das Bewusstsein verändert – egal ob legal oder illegal –, beeinflusst, wie man auf Narkose- und Schmerzmittel reagiert. Auch Alkohol und Cannabis. Viele verheimlichen ihren Konsum vor der OP und sagen: “Ich nehme nichts.” Bei der Narkose und im Aufwachraum merkt man aber schnell, ob das stimmt.

[…]

Die oberste Regel: Man muss mit den Patienten reden, auch wenn sie später nichts mehr davon wissen. Alte Menschen sind leider oft verwirrt, weil sie nicht verstehen, wo sie sind. Sie entwickeln dann eine unbändige Kraft, wollen aufstehen und versuchen, Schläuche herauszuziehen. Teilweise schlagen oder beißen sie.

[…]

Die Narkose macht vor allem Frauen sehr redselig. Sie erzählen dann ihre ganze Lebensgeschichte. Auch Männer quasseln, aber meist ist es eher ein Jammern. Frauen halten Schmerzen besser aus. Gerade die durchtrainierten Muskelprotze mit vielen Tätowierungen oder Fußballer sind echte Weicheier. Die kommen aus dem OP und wimmern: “Das tut so weh! Ich habe so schlimme Schmerzen.” Die hätten am liebsten Mama neben sich.

[…]

Kurz nach dem Einschlafen und kurz vor dem Erwachen aus der Narkose ist der Mensch in einer besonders sensiblen Phase, die man Exzitationsstadium nennt. In dieser Übergangszeit – wenn die Medikamente anfangen zu wirken oder wieder nachlassen – reagieren manche sehr heftig. Sie wollen aufstehen, obwohl sie kaum bei Bewusstsein sind. Das ist ein Schutzreflex.

[…]

Viele Menschen fassen sich nach der Narkose ins Gesicht, streichen über ihre Wangen oder reiben sich die Nase, um zu spüren: Ich bin noch da. Bei Männern beobachten wir häufig: Egal, ob sie an den Ohren operiert wurden oder am Knie, der erste Griff nach dem Aufwachen geht zwischen die Beine. Sie wollen scheinbar sicherstellen, dass noch alles dran ist.

[…]

Es gibt aber nicht nur witzige Situationen, sondern auch solche, in denen man besonders vorsichtig sein muss, zum Beispiel bei Soldaten. Sie reagieren empfindlich auf Geräusche. Wenn ich ihnen nur leicht auf die Schulter tippe, sind sie sofort hellwach. Sobald ein Reiz kommt, reagieren sie. Wahrscheinlich, weil sie es gewohnt sind, schnell bereitstehen zu müssen.

Wie reagieren Menschen, wenn das Frontalhirn gerade nicht voll in Betrieb ist? Also ein Zustand, der dem sehr ähnlich ist, wie ich ihn auf feministischen und linken Veranstaltungen beobachtet hatte.

Was sich sagen lässt, ist, dass manche Bedrohungen halluzinieren, weil sie ohne das Fronthirn nicht in der Lage sind, gefühlte Gefahren – vermutlich aus der Amygdala, weil die dafür zuständig ist – einzuordnen, zu begrenzen, rational herunterzuregeln. Das bauscht sich dann auf und sucht sich eine leichte Erklärung zum Gefühl.

Ich habe sogar den Eindruck, dass sich solche fiktiven Figuren wie Geister, Kobolde, der Teufel, so gebildet haben, weil die Sozialmechanik zu einem Gefühl der Bedrohung, oder der Beobachtung einen „Täter“, einen Feind halluzinieren musste.

Ich hatte mal beschrieben, dass unsere Sprachgrammatik praktisch universell nach dem Schema Subjekt-Prädikat-Objekt funktioniert, und das vermutlich daher ruht, dass das Gehirn so funktioniert, dass es in Grundmustern x macht y gegen z – der Informatiker würde sagen „Klauseln“ – denkt. In der Programmiersprache Prolog, die für die Logikprogrammierung und als frühes Muster für Künstliche Intelligenz gedacht war, hatte man Klauseln, es gibt zwei Arten von Klauseln: Fakten und Regeln. Fakten beschreiben bestehendes Wissen. Regeln beschreiben, wie man aus bestehendem Wissen weiteres ableitet. Könnte sich das Bewusstsein genauso gebildet haben? Es gibt Hinweise, dass höhere Säugetiere in derselben Struktur denken, Subjekt Prädikat Objekt.

Kann es also sein, dass Götter, Teufel, Geister, Kobolde halluzinierte Füllstücke sind, damit sich das Gehirn zufrieden gibt, weil es ein Handlungssubjekt für das Unerklärliche hat? Damit das in unsere archaische Hirnsyntax geht?

Und ich habe den Verdacht, dass Linke und Feministen letztlich genauso funktionieren, und eben unser heutiger Aufklärungsstand nicht mehr ermöglich, von Teufel, Kobolden, Geistern zu halluzinieren, um unsere Bösewicht-Syntax zu erfüllen. Dass da „Rechte“, „Nazis“, „Kapitalisten“ genau die Funktion der Syntax-Vervollständigung erfüllen wie Götter, Teufel, Geister.

Ich habe Leute erlebt, die regelrecht darin lebten, überall Magie und Geister zu sehen. Für die das völlig normal war, die Umwelt damit zu erklären, wo welcher Geist von welchem Toten haust, wer da wo warum noch rumspukt. Welcher Brand von welchem Geist warum verursacht wurde. Mythisches Denken.

Kann es also sein, dass solches mythisches Denken eine naheliegende oder sogar zwingende Folge einer nicht ausreichenden Einbindung des Präfrontalen Cortex ist und deshalb das Gehirn in archaischeren Denkmustern feststeckt, also Bedrohungsgefühle (Amygdala, Mustererkennung, Angst, Bedrohungsgefühl) mit einer Subjekt-Prädikat-Objekt-Syntax beschreiben will und sich dazu das Handlungssubjekt ergänzt?

Könnte es also sein, dass linkes Denken, dieser Krampf mit Nazis, Sexisten, Kapitalisten, dieser Verfolgungswahn von bösen Mächten verfolgt zu sein, die cortexdefizitär bedingte Mythologie des 21. Jahrhunderts ist? Letztlich genauso funktioniert wie die alten Mythen um die Götter und bösen Geister?

Stellen wir Windräder als Opfer und Tempel für die Götter des Wetters auf?