Ansichten eines Informatikers

Mozartkugeln

Hadmut
31.8.2025 23:27

Es geht gerade herum, dass selbst dieses Wahrzeichen Österreichs womöglich als Plagiat aufgeflogen sei.

Plagiatsgutachter Weber schreibt:

Dass die Salzburger Mozartkugel im Jahr 1890 vom Salzburger Konditormeister Paul Fürst erfunden wurde, steht in zahllosen Reiseführern dieser Welt und wird tagtäglich hunderten Touristen in Reisegruppen so erzählt. Offenbar stimmt das nicht, wie erst gestern ans Licht kam. Ein benachbarter Konditor dürfte sie in Wahrheit erfunden haben.

Nun gibt es neue, schwere Vorwürfe gegen die Salzburger Traditionskonditorei Fürst: Der Salzburger Historiker Gerhard Ammerer vermutet gegenüber der Presse am Sonntag, dass die Konditorei Fürst überdies ein Foto gefälscht und eine Auszeichnung erfunden haben könnte, die im Zusammenhang mit der „Erfindung“ der Mozartkugel steht.

In zahllosen Quellen findet man diese Information: „1905 erhielt Paul Fürst bei der Weltausstellung in Paris viel Lob und eine Goldmedaille für seine Mozartkugel.“ Allerdings gab es in Paris im Jahr 1905 gar keine Weltausstellung. 1905 fand überhaupt keine Weltausstellung statt, die letzte in Paris war im Jahr 1900.

Ach, gar?

Der rühmt sich seit 120 Jahren, für die Mozartkugel auf der Weltausstellung 1905 in Paris ausgezeichnet worden zu sein. Und gestern habe man herausgefunden, dass es 1905 gar keine Weltausstellung gab, weder in Paris, noch anderswo?

Etwas schwer tue ich mir aber mit dem Vorwurf des gefälschten Bildes. Man muss bedenken, dass die Leute es damals nicht gewohnt waren, fotografiert zu werden, und wenn die den Hals bis obenhin eingewickelt haben, kann das durchaus so seltsam aussehen. Und selbst wenn die Gesichter reinmontiert sind, heißt das nicht zwangsläufig, dass der Bildinhalt gefälscht ist, weil die damals sehr lange Belichtungszeiten hatten und mich interessieren würde, wie das beleuchtet wurde. Es könnte sein, dass die Köpfe oder Gesichter verwackelt sind, und dem Fotografen nichts anderes übrig blieb, das Bild aus mehreren Aufnahmen zusammenzuschneiden und zusammenzukleben. Bedenkt mal, dass man Leute bis etwa um 1900 fast nur im Sitzen fotografiert hat, und ihnen dabei noch ein Stativ an den Stuhl geschraubt hat, der ihren Kopf hielt, weil die Belichtungszeiten damals so lang waren, dass sonst kein Bild scharf wurde, alles verwackelt war, weil kein Mensch so ruhig stehen kann. Daran erkennt man übrigens die damals beliebten Leichenfotos, für die man Tote, vor allem Kinder, nochmal hübsch machte, hübsch anzog und im Kreis ihrer Familie fotografierte und dazu irgendwo festband oder festhielt, damit es so aussah, als ob sie sitzen. Man erkennt das dann auch daran, dass der Tote der einzige auf dem Bild ist, der knackscharf abgelichtet ist, weil er halt nicht mehr atmet und nicht mehr wackelt oder zuckt. Tote hielten die Belichtungszeit geduldig aus. Und man natürlich auch auf das Gesicht der Toten scharf stellte. Hier zum Beispiel.

Es könnte also durchaus sein, dass der Fotograf mit dem Bild nicht zufrieden war und das dann „in Ordnung gebracht hat“, indem er aus weiteren Bildern die Gesichter ausgeschnitten und eingeklebt hat. Nur weil das Bild manipuliert oder zusammengeschnitten ist, heißt das noch nicht, dass die Aussage gelogen ist. Manchmal ist die Manipulation einfach der Fototechnik geschuldet.

Wie dem auch sei:

  • Mozartkugeln esse ich selten, aber gern. Gut, aber süß.
  • Wer sie erfunden hat, wusste ich bis eben gar nicht und hat mich bisher auch nie interessiert, deshalb ist es mir, ehrlich gesagt, auch jetzt völlig egal. Und ob es 1905 in Paris eine Weltausstellung gab oder nicht, ist mir auch relativ egal, mich hat nur die 2025 in Osaka interessiert.
  • Ich bin mal gespannt, was da noch herauskommt. Vielleicht waren das ja in Wirklichkeit Mozartwürfel. Mozartpyramiden. Mozarttafeln. Mozartstäbchen. Mozartkrapfen.

Nachtrag: Wenn die sich als Fälschung oder Plagiat herausstellen, wäre das wieder mal eine Frage, welche Rolle Wikipedia darin spielt.