Musik-Dateien unter Linux sortieren und so
Da fängt das Verständnis-Problem schon an. Ein typisches Laienproblem.
Ein Leser fragt an:
Sie haben in dem Artikel kurz angerissen, warum Sie von Windows bzw. der Krake Microsoft genug haben. Das verstehe ich und stimme ihren Gründen voll zu.
Genau das hat mich bewogen, vor einigen Jahren eine CD / DVD mit Linux Mint zu bestellen um diese dann zu installieren …. happy war ich nicht, weil ich mich von den verschiedenen Bezeichnungen überrumpelt fühlte .. es war zu viel auf einmal.
Dann wurde das Notebook vor drei Jahren wieder hervor geholt, um mit Ruhe und Geduld neu anzufangen. Es klappte, und wird seitdem immer besser. Mittlerweile mit Linux Mint 21/3 auf Desktop und Notebook, ein weiteres Notebook mit Debian. Alles läuft stabil wie mein Deutz 4506.
Jedoch ein Fehler trübt meine Freude. Meine separate Festplatte, die ich unter Windows 7 und unter Linux laufen lassen kann, funktioniert soweit. Wenn ich unter WIN 7 einen Ordner mit 1833 MP3 Liedern und einer Größe von 7.7 GB aufrufe, geht es blitzschnell…und ich erkenne in der Kopfzeile : Titel, Künstler, Album, Größe, Bezeichnung usw.
Wenn ich dann den einzelnen Titel bearbeiten will wie Namensänderung, geht das auch. Musikdaten ändern.
Sortiere ich die Dateien unter Titel von A-Z oder Z-A alles gut/schnell
Sortiere ich die Dateien unter Künstler A-Z oder Z-A alles gut/schnell
So geht es mit jeder einzelnen Spalte und ich kann da umher rödeln wie ich will, es geht alles blitzschnell ..sogar mit einem 20 Jahre alten Siemens Notebook unter XP.
Aber ach ..:-))
Rufe ich den Ordner unter Linux Mint/oder Debian auf, ist auch alles da. Oben in der Kopfzeile sind zwar nicht alle Bezeichnungen die selben, aber Titel , Künstler, Album , Größe ..werden angezeigt.
Möchte ich jetzt Titel von A-Z oder Z-A sortieren, klemmt die Säge
Möchte ich jetzt Künstler sortieren .. das selbe … das Programm scheint sich zu quälen. Musikdaten .. ?? is nix !!
Rufe ich dann unter Linux den VLC Media Player auf und klicke auf …Meine Musik .. , passiert ein Wunder.
Es kommen alle 1833 Lieder zum Vorschein, die wiederum lassen sich alle in den jeweiligen Spalten von A-Z und von Z-A blitzschnell sortieren, wobei auch die Musikdaten leicht geändert werden können.
Hardware ? Daran dürfte es nicht liegen.
Think Centre Desktop i5 6500 ? 8 GB Speicher ..512 GB SSD WIN 7.
Think Pad T510 , 8 GB Speicher , 512 SSD WIN 7
ThinkCentre Tiny i5 6500 T , 16 GB Speicher ..512 GB SSD Mint 21.3
Thinkpad P 50 i7 6820HQ , 8/ 16 ? Speicher.. 512 GB M2 Mint 21.3
Thinkpad L570 i5 7300 U, 8 GB Speicher ..256 GB M2 LMDESoftware ? Möglich , aber warum klappt es über den VLC Player ..
Bleibt nur eine Möglichkeit offen … der Fritze an der Tastatur !!
Meine Bekannten im IBM TP Forum , die Linux hatten, sind tot.
2 -3 andere Bekannte arbeiten nur mit Windows.
Dort öffentlich in die Runde fragen .. schäme ich mich.
Linux User Gruppe […] … da war ich einmal, nette ältere Leute in der Runde.
Die Situation erklärt, wir kamen nicht weiter. Meinte dann ein netter Herr aus Büttgen-Forst : Nehmen sie doch einfach weiter Windows.
Gott was habe ich gelacht.
Linux User Gruppe […] … da muss ich mir erst die Haare grün färben und für den letzten Kilometer das Klappfahrrad aus dem Kofferraum holen..
[Familienangelegenheiten über einen Familienangehörigen rausanonymisiert]
Maus kennt er nicht .. Befehle hat er warscheinlich alle auswendig gelernt .. fummel hier und fummel da … oh schon wieder so spät .. ich muss jetzt weg. Danach kann ich zwar auf U-Tube ohne Stress kopieren und laden,habe ein Update, oder was auch immer. Nur meine Musik, da kann ich mich alleine mit umher ärgern …. jetzt schon im 3. Jahr. :-))
Hier sehen wir ein ganz typisches Laien-und-Windows-Problem. Womit man in der IT ständig zu tun hat.
Windows-Benutzer verstehen die Grenze zwischen Betriebssystem und Betriebssystemsoftware einerseits und Anwendungsprogrammen andererseits nicht. Weil das unter Windows alles durcheinandergemischt wird.
Das Betriebssystem, ob nun Linux oder weitgehend auch Windows, interessiert sich überhaupt nicht für Musikdateien, Künstler, Titel, Albumgrößen und so weiter. Das sind für das Betriebssystem einfach irgendwelche Dateien, mit irgendeinem Namen und irgendeinem Inhalt. Was das ist, was da drin steht, ist dem Betriebssystem schnurzpiepegal. Unter Unix/Linux, und meines Wissens auch dem Windows-Kernel. Unix/Linux interessiert sich nur für eine Dateieigenschaft: Ist das Ding ausführbar oder nicht? Erkennbar unter Unix/Linux am x-Flag.
Im Gegensatz zu Windows spielen unter Unix/Linux auch Dateiendungen wie .pdf oder .mp3 zunächst mal keine Rolle. Das ist ein altes Windows-Erbe aus der MSDOS-Zeit, als Dateinamen noch fest aus 8+3 Zeichen bestanden und die 3 Zeichen den Dateityp erklärten. Aber weder sind Dateinamen unter Unix/Linux (wenn man nicht gerade ein solches Dateisystem wie MSDOS/FAT verwende, was das erzwingt, beispielsweise wenn man einen so formatiertern USB-Stick oder eine Speicherkarte aus der Kamera reinsteckt) noch nach dem 8+3 oder -Endungsschema gebaut, noch hat das unter Linux eine Bedeutung. Freilich ist es sinnvoll und bequem, seine Dateien auf .pdf , .mp3 , .mp4 enden zu lassen – das ist aber für den Menschen, dessen persönliches Vergnügen. Dem Computer ist das egal.
Da, wo es darauf ankommt, wenn es denn darauf ankommt, verwendet man dann übrigens die sogenannten MIME-Types und nicht die Dateiendungen. Das ist aber ein anderes Thema.
Bei Musikdateien – ich interpretiere die Anfrage jetzt mal so, dass der Leser eine Musiksammlung aus MP3-Dateien meint – ist das oft so, dass da im Header Künstler, Album, Titel und auch ein Foto des Albums drin stehen. Die kann man extrahieren und darstellen, anzeigen.
Aber: Das ist nicht Aufgabe des Betriebssystems. Das Betriebssystem hat nämlich gar nicht in Dateien herumzufuhrwerken und diese auch nicht zu lesen, zu interpretieren oder gar zu ändern. Außer, wenn es ausführbare Dateien (vulgo: Programme) ausführt. Anders gesagt: Das Betriebssystem hat sich einen Scheiß darum zu kümmern, ob das eine Musikdatei ist und ob da ein Künstler, ein Album oder sonstwas drin stehen. Und genau das tut Linux: Es kümmer sich einen Scheiß darum, nämlich gar nicht.
Musikdateien zu interpretieren, also Künstler, Album und so weiter herauszulesen, anzuzeigen, zu sortieren, auch zu ändern ist alleine Sache von Anwendungsprogrammen. Deshalb zeigen einem normale Befehle wir ls oder find auch einfach nur die Dateinamen und Daten wie die Größe und Zugriffsrechte an.
VLC ist ein solches Anwendungsprogramm, ein Medienplayer, allerdings eher für Videos. Deshalb kann das Programm damit umgehen, die Dateien auslesen und Künstler, Album und so weiter anzeigen. Weil es ein Anwendungsprogramm ist, das dafür geschrieben wurde. Und so soll es auch sein, strikte Trennung zwischen Betriebssystem und Anwendungsprogramm.
So ist es aber nicht unter Windows. Windows ist eine ganz schreckliche Gemengelage aus Betriebssystem und halbgaren Anwendungsprogrammen, die aber alle unter der Bezeichnung „Windows“ laufen, weil Windows Betriebssystem und Anwendung völlig vermischt und das alles zusammenrührt. Das sieht dann für den Anwender so einfach und schön zu bedienen aus, weil er da gleich „Musik, Künstler, Album“ sieht, weil einfache Programme zum Anzeigen eines Dateisystems das gleich verwursten und interpretieren – weil Anwendung und Betriebssystem verwoben und nicht zu trennen sind. Das ist einer der zentralen Gründe, warum Windows so sicherheitsanfällig ist. Gibt es beispielsweise einen Fehler in der Interpretation von Titel – Pufferüberlauf zum Beispiel – zack, hängt man drin. Deshalb gibt es da auch so viele Malware, weil die Dateiendung maßgeblich ist. Man kann jemandem eine Datei schicken, ach, klick mal drauf – und es rummst.
Bei Linux ist – oder leider gesagt war – das völlig getrennt. Das Betriebssystem selbst hat eigentlich gar keine Benutzeroberfläche und kümmert sich selbst überhaupt nicht um den Inhalt von Dateien. Das ist Linux völlig wurscht, ob das eine Musikdatei oder sonstwas ist und was da drin steht. Das ist einfach eine beliebige Byte-Folge ohne Bedeutung. Deshalb kann Linux an sich dadurch auch nicht angegriffen werden. Und damit man Unix – woraus Linux geworden ist – bedienen kann, gibt es die klasische „Shell“, das Kommandozeileprogramm mit den Textbefehlen, die manche so lieben und andere so hassen. Das Ding heißt „Shell“ = Schale, weil es eine Benutzeranwendungsschale um das Betriebssystem darstellt, obwohl es, genau betrachtet, schon kein Teil des Betriebssystems mehr, sondern ein Anwendungsprogramm ist.
Und diese Eigenschaft von Unix, dass Unix eigentlich gar keine Benutzerschnittstelle hat, und das typische Textfenster, die Shell mit ihren gruseligen Textbefehlen, eigentlich nur ein austauschbares Anwendungsprogramm ist, das Benutzereingaben in Betriebssystembefehle umwandelt, nutzt man, um graphische Alternativen zu bauen. Das ist der Grund, warum Windows nur eine Benutzeroberfläche hat, es unter Linux aber ganz viele wie Gnome, KDE, LXQT, XFCE und so weiter und so fort gibt. Weil es, genau genommen, nicht mehr Teil des Betriessystems ist, sondern einfach ein beliebiges Anwendungsprogramm, das zwischen der technischen Betriebssystemschnittstelle und einer menschenbedienbaren Oberfläche vermittelt. Textuell. Graphisch. Oder auch anders, etwa für Blinde mit der Braille-Zeile. Das kann man im Prinzip machen, wie man will. Deshalb kann man sich für Linux auch ohne weiteres eine Benutzerschnittstelle bauen, bei der man die Eingaben singt, tanzt oder mit dem Hintern wackelt. Weil, anders als bei Windows, die Benutzerschnittstelle bei Unix/Linux nicht zum Betriebsssystem gehört, sondern schon Anwendungsprogramm ist.
Und das kann man vielen Windows-Benutzern schon nicht erklären, weil sie das nicht kennen: Das nämlich das, was man sieht und man bemauswackelt, eben nicht Linux ist, sondern die Benutzeroberfläche, eben Gnome, KDE, XFCE oder eine der vielen, und das Linux nur darunter sitzt. Und das nicht nur auf der graphischen Ebene, das ist auch bei den rein textbasierten alten Tools so. Ganz früher gab es da mal die West- und die Ostküsten-Tools in den USA, weil die im Westen BSD-Linux verwendeten (BSD = Berkeley Software Distribution), und die im Osten System V (siehe dazu Buch „Kuckucksei“). Dann kam Richard Stallman mit seinem Gnu-Projekt und fand das alles Murks, schlug vor, die – lizenzpflichtigen, aber rudimentären oder schlechten – Anwendungsprogramme durch kompatible, aber bessere und leistungsfähigere freie Versionen zu ersetzen – woraus dann Linux entstehen konnte, weil das ja auch eine Anwendungsschicht brauchte. Die Gnu-Utilties waren die erste, rein textbasierte, Anwendungsschicht für Linux. Inzwischen arbeiten Leute daran, diese aus Sicherheitsgründen durch Versionen zu ersetzen, die in Rust geschrieben sind.
Es ist unter Linux – im Gegensatz zu Windows – völlig normaler Zustand, dass man um den Linux-Kernel herum, der gar keine Benutzerschnittstelle außer seinen Konsolenausgaben beim Booten hat, verschiedene Benutzerschnittstellen herumzupacken, damit man das überhaupt benutzen kann. Das sind auf der einen Seite eben die klassischen Shells und die ganzen textbasierten Programme, und auf der anderen Seite graphische Versionen wie die Desktops und die graphischen Anwendungsprogramme. Windows ist ein einziger großer Klotz. Linux ist sehr stark modular aufgebaut.
Das alles hat sich im Sprachgebrauch zwar so eingebürgert, das alles „Linux“ zu nennen, das ist es aber nicht. Es ist Linux + Textoberfläche (Shell, Gnu-Utilities) etwa auf Servern, und Linux+Textoberfläche+Graphikoberfläche(Desktop) auf Arbeitsplatzrechnern.
Die große Crux
Und jetzt kommt die Crux:
Die Programmierer dieser verschiedenen Desktops, mal Gnome, mal KDE, mal XFCE, mal LXQt, und was es nicht alles gibt, es gibt ständig neue und andere sterben ab, haben unterschiedliche Auffassungen von Benutzeroberflächen. Und das ist ja auch gut so, damit man eine nach seinem Geschmack finden kann.
Manche sind – etwa LXQt – spartanisch-reduziert-nüchtern, damit sie klein und schnell sind, wenig Speicher brauchen und auch auf älteren Rechnern funktionieren.
Andere – wie KDE – sind mit viel Schnickschnack und Firlefanz, Animationen, Funktionen vollgestopft, damit sie schön aussehen und sich Leute darin wohlfühlen, die das eben gerne so haben.
Und jedes dieser Desktop-Programme hat sein eigenes graphisches Programm, das Dateien anzeigt – also quasi die graphische Alternative zum Befehl (=Shell-Funktion oder Programm) „ls“. Die heißen dann Dolphin, Nautilus und so weiter, und ich benutze sie sehr ungern, ich mache mir lieber eine Shell in einem Textfenster auf, und verwende ls. Windows-Benutzer wollen das aber, dass man draufklicken kann und dann ein Fenster aufgeht, in dem Dateien mit kleinen Bildchen dargestellt werden. Also machen die das so.
Diese Dateianzeigeprogramme sind nun unterschiedlich verspielt, je nach Stil des Desktops. Manche zeigen kleine Vorschaubildchen an (sog. „thumbnails“ = Daumennägel, weil daumennagelgroß), aber manche eben nur von Bildchen, und andere können das auch von Videos, PDFs und so weiter. Das hängt immer davon ab, wie verspielt und fleißig die Entwickler des jeweiligen Desktops waren.
Und deshalb können manche dieser Desktop-Filebrowser eben aus Musikdateien Künstler, Albumnamen, Albumbild herauslesen und anzeigen und andere nicht. Das hat aber mit Linux nichts zu tun, sondern mit dem Desktop, dem Anwendungsprogramm.
Und deshalb sortieren die das auch nicht, weil das eine Anzeigeeigenschaft und keien Dateieigenschaft ist. Außerdem: Wie sollte man Musikernamen gegen andere Dateien sortieren? Man braucht ja Sortierkriterien, die alle Dateien sortieren können.
Ich verwende solche graphischen Dateibrowser nur dann, wenn ich beispielsweise in einem Haufen Bilder nach einem bestimmten suche und dessen Namen nicht weiß.
Die Geschwindigkeit
Warum geht das unter Windows schnell und unter Linux nicht?
Aus einem einfachen Grund: Es geht unter beiden nicht schnell. Beide müssen die Dateien langwierig auslesen und interpretieren (weshalb ich das nicht mag). Und beide erstellen diese „Thumbnails“ und legen sie, damit sie das nicht ständig neu tun müssen, in einem Cache ab. Der Unterschied ist aber, dass Windows und MacOS diese Dateiinformationen und teils auch die Thumbnails in versteckten Unterverzeichnissen des Verzeichnisses ablegen, während sie unter Linux im Homeverzeichnis des Benutzers, nämlich unter ~/.cache
abgelegt werden. Deshalb stehen sie unter Windows einem anderen Rechner, an den man die Festplatte anschließt, sofort zur Verfügung und unter Linux eben nicht, weil sie da neu erstellt werden müssen. Weil das unter Linux nicht üblich ist, ungefragt in Dateiverzeichnissen herumzupfuschen und mit diesen Meta-Informationen ungewollt vertrauliche Informationen zu gelöschten Dateien weiterzugeben.
Manche Leser werden gelacht haben, als der Benutzer oben die Hardware aufzählte und fragte, ob es daran liegen könnte.
Ja, kann es.
Denn bei manchen Desktops kann man die Intensität der Betüddelung einstellen, und der nach Installation voreingestellte Wert hängt von der Hardware (Speicher, Rechenleistung) ab. Es kann also passieren, dass sich der vom selben Installationsmedien installierte Desktop auf zwei verschiedenen Rechnern unterschiedlich verhält, und auf einem stärkeren Rechner mehr Schnickschnack angezeigt und mehr Animationen geboten werden, wenn man das nicht auf dieselben Werte einstellt.
Lösung
Man braucht das passende Anwendungsprogramm. Ich kann da jetzt keines empfehlen, weil ich die nicht benutze und deshalb keinen Überblick habe. Rhythmbox oder sowas, die verwalten dann auch Musikdateien.
Das ewig wiederkehrende Windows-Benutzer-Problem
Windows ist so etwas wie der Islam unter den Betriebssystemen: Es gibt sich als Religion aus, will aber gleich alles und jedes kontrollieren und erfassen und politische Vorgaben machen.
Windows ist nicht nur ein Betriebssystem, sondern ein großes, undurchschaubare vernetztes Gestrüpp aus Betriebssystem und Anwendungsschicht. Eigentlich eine ganz dumme Konstruktion, aber man wollte das aus Marketinggründen so haben, dass alles gleich Eigenschaften hat und gleich anklickbar ist, damit auch der Dummuser gleich alles kann. Deshalb gibt (oder gab) es solche Malwareangriffe wie „Mahnung, Überfällige Rechnung, zahlen Sie sofort oder es gibt Ärger“ und dann dazu rechnung.exe.pdf, was als PDF angezeigt aber als exe ausgeführt wird.
Und diesen ganzen Haufen Mist aus miteinander vernetztem Unfug nimmt der Benutzer als „Windows“ wahr. Und findet das gut, weil ihm das doch das Betriebssystem seine Musikdateien nach Sänger oder Album sortieren kann.
Kommt er dann zu Linux, ist es sehr, sehr schwer, ihm zu erklären, dass das unter Linux deutlich in Betriebssystem und Anwendungs- bzw. Benutzeroberfläche getrennt ist, und deshalb auch robuster und sicherer, es aber mit der Anforderung kommt, dass der Benutzer sich ein Musikspielprogramm suchen muss, um Musikdateien nach Alben sortieren zu können, und dass Linux selbst gar nicht weiß, was Musikdateien sind, und sich dafür auch überhaupt nicht interessiert. Dass das einfach völlig beliebige Dateien mit beliebigen Bytefolgen sind, deren Bedeutung Problem allein des Benutzers und seiner Anwendungsprogramme ist.
Linux selbst sortiert Dateien gar nicht. Weder nach Sänger noch nach sonst irgendetwas. Ist Linux völlig egal, ob das Musik ist oder wer das gesungen hat.
Die klassischen Text-Tools sortieren Dateien in der Ausgabe nach Dateiname oder Dateialter.
Die graphischen Desktop-Filebrowser können etwas mehr, unterscheiden sich aber stilistisch nach Desktop, ob sie mehr oppulent daherkommen (dann aber Speicherplatz und Rechenleistung verheizen) oder eher sparsamer-einfach. Die können dann einfache Dinge wie ein paar Informationen extrahieren, wie Bilder anzeigen, die erste PDF-Seite oder eben das Albumtitelbild einer Musikdatei.
Und um den vollen Schmonzes zu bekommen, muss man sich eben ein geeignetes Musikverwaltungs- und abspielprogramm suchen.
Das alles ist eine große Stärke von Linux, aber eine schier unüberwindliche Hürde für Leute, die nicht hinter den Desktop schauen, sondern einfach in einem bunten Rechteck mit der Maus herumschubsen wollen.
Das hat auch eine psychische Komponente. Ob man das Ding verstehen will, oder ob man eher in der Kongruenz von Denken und Bewegen lebt. Ich habe oft beschrieben (Beispiel etwa das Stricken der Klassenkameradinnen), dass Frauen haptisch funktionieren. Für viele Frauen ist enorm wichtig, zu ihren Denkvorgängen die Hände zu bewegen oder etwas zu „begreifen“ im Wortsinn.
Und deshalb ist es für viele Menschen elementar wichtig, im Umgang mit dem Computer eine Maus zu haben, und alles mit der Maus zu machen, weil sie damit eine mechanisch-haptische Bewegung ausführen und „zugreifen“ (=klicken), und den Mauszeiger (oft ja auch als Hand dargestellt) als Verlängerung oder Stellvertreter ihrer Hand wahrnehmen.
Und während diese haptische Komponenten bei Windows sehr seit geht, fällt sie bei Linux auf Servern (sog. „headless“) ganz weg, und ist selbst auf Desktop-Maschinen mit Benutzeroberfläche nur zu einem gewissen Grad ausgebildet, erlaubt bei weitem nicht alles zu steuern.
Und deshalb kommen Haptiker, besonders Frauen, mit Windows besser klar als mit Linux. Da kann man „mit der Hand machen“ und dem folgen, was man sieht, und muss nicht abstrakt (voraus)denken.