„Artikelangebot“
Einfluss auf Medien?
Ich werde ja so gefühlt mit zwei bis drei Anfragen pro Tag bombardiert, ob ich nicht „paid content“ annähme, also gegen Bezahlung fremde Texte im Blog veröffentliche. Die garantieren immer hoch und heilig, dass das totaaaaal an meinen Stil angepasst würde und die Leser das gar nicht merken könnten, dass das von jemand anderem stammt. Dabei merken manche dieser Agenturen nicht einmal, dass mein Blog deutsch und nicht englisch ist. Und ich vermute, das würde ein Teil meiner Leser schon merken.
In der Regel sieht das nach SEO Spam aus. Manchmal sagen sie es dazu, dass es um SEO geht. Manchmal fragen sie an, ob ich nicht das dringende Bedürfnis hätte, für Sportwetten oder andere Online-Glücksspiele Werbung zu machen. (Nein, das Bedürfnis verspüre ich nicht.) Und sehr oft steht auch dabei, dass die Bedingung natürlich wäre, dass ich keinesfalls dranschreiben dürfte, dass es bezahlte Werbung oder ein Fremdartikel sei (weil dann die Suchmaschinen das Ding wegwerfen), was in Deutschland sowieso rechtswidrig wäre. Außerdem habe ich den Verdacht, dass hinter vielen dieser Angebote Hacker stecken, die darüber dann irgendeine tolle Software empfehlen wollen. Oder Leute, die mein Blog diskreditieren wollen, indem sie einfach irgendeinen Müll posten und dann „Fake!“ oder „Rechts!“ brüllen – was ja einer der Gründe war, warum ich damals die Benutzerkommentare abgeschaltet habe. Das fehlte mir gerade noch, dass mir irgendwelche linken Saboteure die Texte selbst posten, für die sich mich dann anzeigen oder anklagen.
Hin und wieder passieren aber auch andere Dinge, die mir seltsamer vorkommen.
Jemand mit einem real erscheinenden, aber völlig austauschbaren, häufig vorkommenden Allerweltsnamen, zu dem man ganz sicher ganz viele Personen mit diesem Namen und damit keine eindeutige findet (einen weltweit eindeutigen Namen wie ich zu haben, hat Vor- und Nachteile), und der mir und anderen „Redaktionen“ einen Artikel anbietet – kostenlos und unter Creative Commons. Das kommt eher selten, nur hin und wieder mal vor, dass jemand nicht fragt, wieviel Geld ich für Fremdartikel verlange, sondern so daherkommt, dass er mir kostenlose Artikel anbietet, die ich einfach so nutzen könne. Da frage ich mich dann immer, wieviele Redaktionen auf so etwas hereinfallen, denn wenn die Masche nicht wenigstens ab und zu Erfolg hätte, würde man es ja kaum immer wieder versuchen.
Hier also bietet mir einer einen Artikel unter der Schlagzeile
“EU-Beitritt der Ukraine bedeutet: Deutsche Soldaten an die Front und wirtschaftliches Desaster”
an. Das stinkt schon 100 Meilen gegen den Wind nach politischer Propaganda.
Er gibt sich aber nicht nur seinem Namen und aus dem Namen bestehenden .org-Domain als Privatperson aus, sondern schreibt auch
Ich bin Autor und Bürgerrechtler und habe das Buch “[ich will hier keine Werbung für das Buch machen, deshalb lasse ich den Titel hier weg, irgendwas mit dem Ukraine-Krieg]” geschrieben.
Aha.
Sieht aus, als meine da irgendein kleines Licht, er habe die Weisheit mit Löffeln gefressen, und weil ihn keiner liest, bietet er sich Redaktionen an.
Aber nur auf den ersten Blick.
Der Whois-Eintrag zur Domain ist verborgen.
Eine Webseite gibt es zwar, sie erscheint aber obskur, ein Autor, der auf okkult macht. Impressum mit c/o-Adresse auf eine Medienagentur.
Auch der Nameserver der Domain deutet recht deutlich auf eine Agentur hin, aber eine andere.
Der MX ebenfalls.
Deshalb habe ich ernsthafte Zweifel, dass diese Person überhaupt existiert.
- Natürlich klingender Name, aber ein solcher Allerweltsname, dass es beliebig viele Leute dieses Namens gibt.
- Kein Impressum mit realer Addresse, stattdessen c/o Agentur.
- Alle Rahmendaten wie NS und MX deuten darauf hin, dass Agenturen dahinterstecken.
Ich halte das deshalb für einen lancierten Agentur-Fake. Die ganze Domain sieht aus, als hätten Agenturen da eine virtuelle Person erfunden, die nicht wirklich existiert. Wer sich als Aktivist wichtig machen will, versteckt sich nicht derart hinter kommerziellen Agenturen.
Erstaunlich: Mindestens ein Dutzend Bücher dieses „Autors“ werden auf der Webseite beworben. Das ist kein geringer Aufwand.
Was nun die weitere Frage aufwirft: Warum beschäftigen sich kommerzielle Agenturen damit, Publizisten hier Artikel unterzuschieben, die möglichst viel Ablehnung eines EU-Beitritts der Ukraine erzeugen sollen? Und wer bezahlt die dafür?
Ab hier darf dann jeder selbst weiterdenken.