Von der Feuerzangenbowle zum Kanu des Manitu
Über die Funktion von Filmen.
Ich fand den „Schuh des Manitu“ großartig. Fünf Sterne. Obwohl deutsch. Super Film.
Deshalb werde ich mir auch „Das Kanu des Manitu“ anschauen. Und dafür zahlen. Egal wie gut oder wie schlecht, denn allein schon weil der erste Teil so gut war, hat Bully Herbig es verdient, einen zweiten Teil zu machen, selbst wenn er misslungen wäre (was ich nicht glaube). Der erste war so gut, dass Herbig von mir einen zweiten Eintritt verdient, egal was er liefert. Wobei man bisher hört, der zweite sei ebensogut wie, wenn nicht sogar besser als der erste Teil, aber er trifft halt auf einen völlig anderen „Zeitgeist“, auf eine andere Zeit. Ob junge Leute darüber auch lachen können, wenn sie nicht – wie ich damals – mit Winnetou und Karl May aufgewachsen sind, wird sich zeigen. Ich ärgere mich heute noch darüber, dass das alte Familiendia verschütt ging, was meinen Opa damals in Yugoslawien mit Karl-May-Indianern zeigte, weil die damals zufällig da vorbei kamen, wo die in den Drehpausen Mittagessen hatten und für ein „Selfie“ bereitstanden. Wir hatten noch eine enge Bindung an Karl May. Aber wer kennt den heute noch? Wer versteht heute noch die Anspielungen in Schuh des Manitu, dass es eine Persiflage auf Winnetou-Filme ist?
Da ich aber aus verschiedenen Gründen nicht mehr (oder nur noch sehr ungern) ins Kino gehe, und der Film vermutlich auch nicht auf Zypern in den Kinos läuft, werde ich damit warten, bis der Film auf Bluray oder per Streaming zu haben ist. Ich kann den Film deshalb nicht kommentieren, weil mein Kommentar viel zu spät käme.
Mir ist aber trotzdem etwas aufgefallen.
Nicht nur, dass sogar die Nachrichtensendungen über ihn berichten und diskutieren wollen, von wegen kulturelle Aneignung und so, auch die Zeitschriften diskutieren. Wobei ich in vielen Fällen glaube, dass das nur eine Tarndiskussion ist, dass es in Wirklichkeit darum geht, Werbung für den Film zu machen und eine Ausrede dafür zu finden, warum man in einer völlig auf links gebügelten und auf politisch korrekt geprügelten Medienlandschaft einen solchen Film überhaupt erwähnt. Kein „Journalist“ (echte haben wir ja sowieso nicht mehr) könnte es sich leisten zu sagen „Ich habe den Film gesehen, grandioser Blödsinn, ich habe so gelacht“. Man kann ja nur noch marxistisch-kritisch-ernst einherschreiten (wie es schon Reinhard Mey besungen hatte), und Themen wie Sexismus, Kolonialismus oder Kulturelle Aneignung sind die einzigen Gesichtspunkte, unter denen man heute einen Film noch erwähnen darf.
In meinem Bekanntenkreis gibt es kein anderes Thema mehr.
Und bei euch? pic.twitter.com/tbLnFPSAtq— Maître Moni Heidi von Mango-Alm. (@NukaRhyPiratin) August 12, 2025
Berlin (abc) – Nur wenige Tage vor dem geplanten Kinostart hat die Kinokette FilmPalast24 angekündigt, Michael Bully Herbigs neuen Film „Kanu des Manitou“ nicht zu zeigen. Grund: Der Streifen sei „nicht zeitgemäß“ und enthalte „potenziell kulturaneignende Szenen, in denen sich… pic.twitter.com/nNHT53cPQy
— Schlafsheep (@Schlafsheep) August 12, 2025
Ging groß in den Social Mediah herum. Was insofern ein Brüller ist, weil es die Kinokette FilmPalast24 gar nicht gibt und das Plakat Fake ist.
Irgendwo habe ich ein Interview mit Bully Herbig zu dem Film gesehen, der da so sinngemäß sagte, dass der Humor von damals heute nicht mehr politisch korrekt sei und gerade deshalb nochmal vorgeführt werden müsse. Dem ist das also nicht nur voll bewusst, dass er damit aneckt, sondern das ist vermutlich sogar die Idee hinter dem Film, dass sich manche darüber aufregen und andere gerade deshalb reingehen. Und die ganze Mediendiskussion um die Kulturelle Aneignung dürfte wahrscheinlich eine einzige große Werbekampagne sein.
Haben linke Medien da vielleicht die Schnauze von sich selbst voll? Braucht man den Film, um von sich selbst wegzukommen?
Ich hatte schon zu der Juden-Rochade der Medien einen gewissen Eindruck. Erst hat man jahrelang jeden als „rechtsradikal“ und „Nazi“ beschimpft, der auch nur den homöopathisch verdünnten Hauch einer Kritik an Juden oder Israel äußerte, selbst wenn die Kritik damit gar nichts zu tun hatte. Und urplötzlich ist es genau andersherum. Urplötzlich sind alle gegen Israel, und man beschuldigt „Rechte“, nunmehr „Israelfreunde“ zu sein. Als halte man die eigene political correctness schon lange nicht mehr aus, und habe nur einen Anlass gesucht, um aus der eigenen Haltung, die einem nicht mehr passte, rauszukommen und die moralische Bewertung mitzudrehen.
Könnte es also sein, dass man den Film braucht, um aus dieser „Kulturelle Aneigung“-Nummer herauszukommen?
Oder ist der Film eher eine Parallele zur Feuerzangenbowle mit Heinz Rühmann?
Auch die Feuerzangenbowle halte ich für einen großartigen Film (vor allem, wenn man die erste Version, „So ein Flegel“, auch mit Rühmann, gesehen hat, ein eher lausiger, langweiliger Film, bei dem Rühmann aber genau verstanden hat, warum, und die Mängel im zweiten Versuch systematisch behoben hat, und das unter Kriegsbedingungen).
Was viele nicht wissen: Die Feuerzangenbowle war Kriegspropaganda der Nazis. Man hatte den Auftrag, in den letzten Kriegstagen doch noch etwas Frohsinn und gute Laune zu transportieren, obwohl es schon lange nichts mehr zu lachen gab. Die Dreharbeiten fanden unter erschwerten Bedingungen statt, weil immer wieder wegen Fliegeralarm unterbrochen werden musste. Und die Filmcrew hat die Dreharbeiten auch künstlich verzögert und verschleppt, weil der Film – und das auch nur deshalb, weil er von der Propaganda von ganz, ganz oben angeordnet worden war – die Schauspieler davor schützte, als Soldaten an die Front geschickt zu werden. Man sieht es dem Film nicht an, aber die Schauspieler spielten damals um ihr Leben.
Was nichts daran ändert oder abträgt, sondern umso beachtlicher macht, dass es ein ganz wunderbarer Film ist. Beide, Feuerzangenbowle und Schuh des Manitu gehören ohne jeden Zweifel ganz oben zu den besten Filmen, die je in Deutschland gemacht wurden. Und viele herausragende Filme haben wir nun wirklich nicht. „Metropolis“, „Es geschah am hellichten Tag“ und „Das Boot“ würde ich noch dazuzählen, aber viel mehr fällt mir da jetzt so ganz spontan nicht ein.
Viele Leute schreiben, auch viele meiner Leser, dass wir uns in einer Endlosschleife aus Problemen bewegen und dieses Land so am Ende ist, dass es überhaupt nichts Positives mehr gibt, nur noch Bürokratie, Vorwürfe, Anklagen, Beschimpfungen, Steuererhöhungen, Pleitenachrichten. Strukturell nicht sehr verschieden von der Situation 1944, als die Feuerzangenbowle erschien.
Könnte es also sein, dass man heute, wie damals, unbedingt irgendetwas Lustiges als Ablenkung braucht? Ist Frohsinn befohlen?
Wann kam die letzte positive Meldung in den Nachrichten?
Wann hat Deutschland das letzte Mal etwas hinbekommen? Ständig haben wir Pleitewellen, Umsatzeinbrüche, Entlassungen, Inflation. Wurde die gute Laune da von oben verordnet? Oder stürzen sich die Medien gerade bereitwillig auf alles, was noch irgendwie nach Spaß aussieht, selbst wenn es politisch nicht korrekt ist?
Ist das jetzt unser letzter Lacher vor dem Untergang?