Schulbuchumschläge
Nachdem ich zu Schulbüchern ganz viele Zuschriften bekommen habe, möchte ich mal eine Frage in den Raum stellen.
Ganz viele haben mir geschrieben, dass sie Schulbücher für viel zu teuer und die Fülle an Schulbüchern für überflüssig halten.
Manche, darunter jemand von einem Schulbuchverlag, schrieb mir, dass es eben nicht billiger zu machen sei, weil das in Deutschland mit soviel Aufwand verbunden sei.
Einige schreiben hämisch, dass ich jetzt wohl unter die Sozialisten gegangen sei und sozialistische Vorschläge machte, denn in der DDR sei es ja genau so gewesen, wie ich das vorschlage. Was aber so nicht stimmt, denn bei Schulbüchern gibt es ja keinen echten Markt, das ist ja alles ein geschlossenes und politisch gesteuertes System. Man wird sicherlich nur noch für „politisch korrekte“ Schulbücher eine Annahme durch die Schulen bekommen können. Gäbe es einen freien Markt, sähe das alles ganz anders aus.
Und ein anderer weist darauf hin, dass doch Kontrafunk neulich seine Schiffsfahrt absagen musste, weil „Aktivisten“ sie so diffamiert und Schiffsbetreibern gedroht haben, dass die Schiffsfahrt nicht mehr mehr durchführbar war (großer finanzieller Schaden), und die Spur der Täter ins korrupte Schulbuchmilieu führt, bei denen offenbar ein Zusammenhang zwischen linkem Aktivismus und staatlichen Geldflüssen besteht.
Auf mich wirkt das alles schon sehr korrupt.
Ich will aber auf ein anderes Detail hinaus, weil mir gerade jemand schrieb, wo man mehr oder weniger billig an Schulkram käme (Aldi, LIDL,…), und wo man Schulbücher sogar gegen Gebühr einschlagen lassen kann, wenn man zu doof ist, das selbst zu machen.
Was mich an etwas erinnert hat:
Ich habe schon zu meiner Schulzeit Ende der Siebziger bis 1985 jedes Jahr dieselbe Prozedur vollzogen: Alle neu gekauften Bücher in durchsichtige Klebefolie eingeschlagen, damit sie länger halten. Das hat sich auch sehr bewährt, weil sie nicht nur mechanisch stabiler sind, sondern auch wasserfest und abwaschbar werden, denn es kann im Schulranzen ja immer mal was auslaufen oder platzen. Getränke, Banane zerdrückt und sowas. Ich hatte mir mal einen ganz ekligen großen braunen Fleck in die Unterseite meines Mathebuches gedrückt. Wir hatten in Bio gerade Insekten dran und Engerlinge erwähnt, und ich hatte im Garten einen Engerling ausgegraben (zylindrisch-braun, sah nicht nach Larve aus, aber genau so wie im Biobuch abgebildet) und dachte, den bringe ich einfach mit um einen echten zu zeigen. Und hatte den zur Aufbewahrung in eine leere, übrig gebliebene Medikamentenschachtel getan, die gerade im Haushaltsmüll gelandet war. Dumm: Die Schachtel hat nicht gehalten, der Engerling fiel heraus und das Mathebuch hat ihn in einem großen braunen Fleck am Boden der Schultasche verwandelt. Lachanfall beim Biolehrer. Seither weiß ich, was nicht im Biobuch stand, nämlich dass Engerlinge mechanisch nicht belastbar sind.
Was aber die Frage aufwirft:
Warum überhaupt?
Warum muss man für ein so sündhaft teures Schulbuch (immer noch) nochmal Geld und Arbeit aufwenden, um das in Plastikfolie einzuschlagen? Warum machen die das nicht gleich in der Druckerei? Die normalen Papp-Umschläge, die die da drumherum machen, sind doch nie und nimmer schultauglich. Warum macht man die nicht gleich mit einem Plastikumschlag?
Als ich an der Uni war, hatte ich einen Bronstein (Formelsammlung) und dazu noch einige Formelsammlung vom Verlag „Harri Deutsch“, die alle mit einem zwar nicht schönen, aber sehr robusten Plastikumschlag versehen waren – allesamt in der DDR gedruckt. Allerdings nur die Version für den Westen. Die Ost-Version hatte zwar denselben Inhalt, aber grobes Papier und einen dicken Pappumschlag.
Ich habe aber auch im Westen gedruckte Bücher mit Plastikumschlag: Liederbücher. Da geht man davon aus, dass die schlecht behandelt werden und etwas aushalten müssen. Die Technik, die Geräte an sich, die man braucht, um Bücher mit einem Plastikumschlag zu versehen, existiert also. Und einen Pappumschlag könnte man ohne weiteres mit einer Plastikfolie laminieren, wenn man das wollte und vielleicht guten Fotodruck auf dem Umschlag haben will.
Warum also müssen Generationen von Schülern, Eltern oder Dienstleistern jedes Schulbuch einzeln in Plastikfolie einschlagen oder mit Umschlägen versehen?
Wenn die Dinger schon so höllenteuer sind, und als Schulbücher sowieso alle dem vorhersehbaren Schicksal geweiht sind, in Schulranzen herumgetragen zu werden – warum zum Teufel kann man die dann nicht ab Werk mit tauglichen Umschlägen versehen, die das aushalten?
Warum bekomme ich ein popeliges Liederbuch für 7,95 mit unkaputtbarem Plastikumschlag, ein Schulbuch für 30 oder – wie mir berichtet wurde – bis 40 Euro aber nicht?
Die fehlende Kundenorientierung ist doch ein deutliches Beispiel für fehlenden Wettbewerb. Aber vielleicht fällt das unter „geplante Obsoleszenz“ – die Absicht, dass das Buch nach einem Jahr so aussieht, dass es keiner mehr gebraucht kauft?
Anders gefragt: Warum ist das keine Anforderung der Schulbehörden an die Verlage, dass die Bücher so gefertigt sein müssen, dass die „nachhaltig“ sind und zwei oder drei Schüler aushalten?