Ansichten eines Informatikers

Der affektierte Medien-Depp

Hadmut
16.7.2025 13:00

Wie das Fischeinwickelblatt DIE ZEIT versucht, junge Leute zu erreichen.

Mir haben sich gerade die Zehnägel gezwirbelt.

Auf der Webseite der ZEIT gibt es unten eine Rubrik mit dem doppeldeutigen Namen „Keine Zeit zu lesen?“, die auf deren TikTok-Channel verweist und einige Beispiele einbindet.

Grausam.

Offenkundig gedacht, um junge Leute anzusprechen.

Da hampeln welche grimassenschneidend mit weit aufgerissenen Augen und hektischen Gesten herum, haben so eine Jan-Böhmermann-Tonfall drauf, im Hintergrund dumme Zappel-Animationen, so dass im Bild ständig irgendwas wackelt, und dann werden stakkatoartig irgendwelche oberflächlichsten Blubberparolen, Belehrungsfragmente und Meinungspositionen durchposaunt. Aktuelles Beispiel, das mir aufgefallen ist, dass da einer die Richterwahl kommentiert, der ungefähr so viel Ahnung vom Thema hat wie ein Paar Hausschuhe.

Da ist so richtiger Schund, suggestive Meinungsmache.

Dummes von Dummen für Dumme, aber zappelmäßig präsentiert.

Erinnert nicht nur an Böhermann, sondern auch an Heidi Reichinnek, denn deren Hauptargumente liegen ja auch im Augen aufreißen und Grimassenschneiden.

Genau das ist übrigens der Grund, warum das Verfassungsrecht Pressefreiheit und Rundfunkfreiheit unterschiedlich behandelt, weil Ton und Bewegtbild eine so viel höhere Suggestivwirkung haben als Text und Bild. Ich habe das ja schon diskutiert, es gibt da auch die Erkenntnis, dass die Gefahr darin liegt, dass dem Konsumenten keine Zeit gelassen wird, eigene Gedanken zu bilden oder die Nachricht im für ihn passenden Tempo wahrzunehmen. Stattdessen werden Meinungen per Hektik, optischen und akustischen Intensivreizen ins Hirn gepflanzt.

Zwei Dinge fallen mir da besonders auf:

  • Über die optischen Reize wie das Aufreißen der Augen – optische Emotionalsignale – wird vor allem die Mustererkennung der Amygdala angesprochen, die sehr viel schneller als die Ratio arbeitet und sofort Emotionen einordnet und – über Spiegelneuronen – übernimmt, während der vorgegebene Takt die Ratio, den präfrontalen Cortex, vom Denken und Einordnen abhält.
  • Zielgruppe sind vor allem junge Frauen, weil die für solche Suggestionen besonders empfänglich sind. Ratio steht bei denen ohnehin nicht an erster Stelle, und Frauen betreiben ständig Emotionalsynchronisation, außerdem ist die Gesichtserkennung für Emotionen anderer bei ihnen deutlich stärker und schneller.

Dummengezappel, das wirkt – das unsere Verfassung aber eigentlich verbieten wollte, indem sie von vornherein Presse und Rundfunk unterschiedlich behandelte. Auch aus den Erfahrungen, wie man vorher Fernsehen und Radio zur Propaganda missbraucht hatte.

Man hatte nur nicht absehen können, dass die technische Entwicklung es jedem erlauben würde, Filme zu senden.

Und es kommt der Jugend auch überhaupt nicht mehr auf Qualität an, sondern auf die Form: Möglichst viel Gezappel, hochkonzentriert zur Beschallung in kurzer Zeit.