Boeing 787 Air-India-Absturz: Der Treibstoffschalter
Eigentlich noch zu früh, um etwas zu sagen.[Nachtrag]
Es mehren sich gerade die Leserzuschriften mit Hinweisen auf Artikel zum Air-India-Absturz.
Das ist wohl so üblich, dass man nach 30 Tagen einen Zwischenbericht veröffentlicht, und da gab es einige Artikel, die ich auch gelesen habe, aber: Es steht eigentlich noch nichts drin. Deshalb habe ich mir die Quellen auch nicht notiert.
Eine wesentliche Nicht-Information war, dass in den Tagen nach dem Absturz und nach Auslesen der Flight Recorder drei „787 Training Pilots“ (anscheinend Fluglehrer oder Check-Piloten, jedenfalls irgendwelche Leute, die besonders gut 787 fliegen können) versucht hätten, die Situation im Flugsimulator nachzustellen und so alles ausprobiert haben, was ihnen da an Pilotenfehlern und technischen Defekten in den Sinn gekommen sei, sie aber mit nichts das Verhalten des Flugzeugs hätten nachstellen können. Was auch immer sie da an Fehlern probiert und an Defekten simuliert hätten, das Flugzeug habe sich immer ganz anders verhalten.
Man sei deshalb zu dem Schluss gekommen, dass kein normaler Defekt und auch kein einfacher Pilotenfehler durch Fehlbedienung vorliegen könne, sondern das irgendetwas Tieferes sein muss, irgendein unbekannter Fehler im Flugzeug.
Die oft geäußerten Vermutungen, dass die versehentlich die Klappen statt des Fahrwerks eingefahren haben, konnte ausgeschlossen werden, die Klappen standen richtig.
Auch Treibstoffverunreinigungen seien ausgeschlossen worden, der Treibstoff sei in Ordnung gewesen.
Insofern weiß man bisher eigentlich nur, was man als Ursachen alles ausschließen kann.
Nach Sherlock Holmes und Mister Spock muss dann, wenn man alles auschließen kann, die Wahrheit in dem liegen, was übrig bleibt.
Nach mehreren Berichten fokussierten sich die Ermittler nun auf den oder die „fuel switches“ – Schalter unterhalt der Triebwerkshebel, mit denen man die Kraftstoffzufuhr abschalten kann. Diese seien aber so gesichert, dass man sie gar nicht fehl- oder versehentlich bedienen kann, weil man da wohl irgendwas aufklappen und anheben muss, um den Treibstoff abzuschalten. Es gibt auch keinen Routinefehler, weil man diese Schalter im normalen Flugbetrieb niemals bediene, und das auch nicht erlaubt sei, man sie nur bei einem Triebwerksausfall/-brand verwende, um die Treibstoffzufuhr zu unterbrechen.
Und anscheinend überlegt man nun, wie es passieren könne, dass ein Pilot die ausschaltet. Obwohl nirgendwo steht, dass die auch tatsächlich ausgeschaltet gewesen seien (was mich verwundert, denn eigentlich hätte ich erwartet, dass der Flight Recorder die Stellung auch aufzeichnet, und das sofort aufgefallen wäre, wenn der Flight Recorder sagt, die Treibstoffschalter seien abgeschaltet worden, was ja sehr ungewöhnlich ist, vor allem beim Start).
Es steht wohl die Überlegung im Raum, dass das Absicht gewesen sein könnte.
Ein Anschlag? Pilotenselbstmord?
Langer Rede kurzer Sinn: Alles Mutmaßungen und heiße Luft. Das Einzige, was man aus diesen Berichten bisher sagen kann, ist, dass man noch nicht weiß, warum das Ding abgestürzt ist, und die Vermutung vieler Leute, dass die versehentlich die Klappen eingefahren haben, nicht stimmt, und sie keinen einfachen Pilotenfehler gefunden haben, der das erklären könnte.
Es stimmt aber wohl, was ich selbst als Laie gleich als erstes vermutet hatte, nämlich dass der Triebwerksschub auf beiden Seiten weg war, denn offenbar konzentrieren sie sich auf die Frage, warum der Schub weg war.
An einer Stelle hieß es, die Maschine habe erst vor kurzem auf einer Seite ein neues Triebwerk bekommen. An anderer Stelle hieß es aber, dass ein Triebwerksdefekt ausgeschlossen werden konnte, die Triebwerke an sich seien in Ordnung gewesen.
Was aber im Ergebnis heißt: Es gibt einfach noch nichts zu berichten, nichts zu bloggen. Man wird sich weiter gedulden müssen, was dabei herauskommt.
Nachtrag: Mir schreibt gerade jemand, dass es bei der Maschine zum Protokoll gehöre, bei einer Triebwerksstörung eben jene Schalter zu bedienen, um die Triebwerke aus- und wieder einzuschalten, sie neu zu starten, was dann aber 90 Sekunden dauere und in der Höhe eben nicht mehr geht.
Das könnte aber bedeuten, dass nicht die Triebwerke ausgefallen sind, weil der Schalter ausgeschaltet war, sondern dass umgekehrt die Piloten wie trainiert die Schalter bedient haben, weil und nachdem die Triebwerke ausgefallen sind.
Also: Kann also sein, dass die Schalter Folge und nicht Ursache des Problems waren.
Wie gesagt, man wird Geduld haben und abwarten müssen.