Ansichten eines Informatikers

Die Probleme der Expo 2025

Hadmut
28.5.2025 7:20

Ich bin nicht der Einzige, der die Probleme sieht.

Hier gibt es einen deutschsprachigen Bericht eines Japan-Magazins: Mehr Besucher bei der Expo, aber auch mehr Probleme

Auch die Rede von Überfüllung und technischen Problemen beim Zugang. Ausfälle der Serversysteme und Wartezeiten von mehreren Stunden an manche Pavillons.

Statische und Dynamische Tauglichkeit

Der Hauptfehler ist meines Erachtens, dass sie das Ding nur statisch betrachtet haben. Statisch, so rein vom Gelände her, ist die Expo 2025 nämlich schön gemacht. Schönes Gelände, in der Mitte so ein kleines Wäldchen, mit Mini-See und so.

Aber: Dynamisch reicht es nicht, und eigentlich schon statisch nicht.

Die Fläche ist einfach zu klein für

  • die Zahl der Besucher
  • die Zahl der Pavillons

obwohl hier einige Länder fehlen, die in Dubai noch dabei waren (z. B. Russland, an Irak und Israel könnte ich mich hier jetzt auch nicht erinnern).

Man merkt schon statisch, dass einigen Ländern der Platz zu klein war. Nicht nur am deutschen Pavillon, der in Dubai noch eine große Show war, in Osaka eher eine Entschuldigungsbitte dafür, dass man überhaupt gekommen ist, mit dem Versprechen, seinen Dreck wieder wegzuräumen, aber ohne die Erklärung, warum man dann nicht konsequenterweise gleich ganz weggeblieben ist, was aber eher an Robert Habeck als an Osaka liegen könnte.

Aber auch andere Länder, besonders bei den USA ist mir das aufgefallen, backen hier viel kleinere Brötchen als in Dubai, und erzählen eigentlich nichts, sondern machen nur so ein bisschen nichtssagende Multimedia-Show.

Am auffälligsten fand ich das an einem Pavillon, weiß mich mehr, Malaysia, Indonesien oder sowas, ich habe Fotos und Videos, die ich noch zeigen werde, die da eine ostasiatische Halle hinstellen wollten, so mit einem Giebel in der Mitte, der nach beiden Seiten in die geschwungene, typisch asiatische Dachform auslaufen sollte. Der Platz hat nicht gereicht. Also haben sie nur eine Hälfte bis zum Giebel gebaut und dann einen riesigen Spiegel drangemacht, damit es zumindest aus bestimmten Blickwinkeln zusammen mit dem Spiegelbild der halben Halle vollständig aussieht.

Den Ländern war der Platz schon zu klein, um ihre Pavillons inhaltlich zu fahren, vielleicht aber auch die Zeiten politisch zu heikel, um überhaupt noch irgendwas zu sagen, aber man merkte das recht deutlich, dass da inhaltlich nicht mehr viel los war.

Besonders auffällig ist aber die dynamische Seite, weil die Expo dem Besucherstrom schlicht nicht gewachsen ist.

Es ist recht deutlich zu bemerken, dass die Besichtigungskapazität mit der Besucherzahl nicht mithält.

Man hätte das ausrechnen können: Wenn jeden Tag x Personen zu erwarten sind (und es hieß ja, dass die Besucherzahl sogar noch deutlich unter der erwarteten Zahl läge) und y Pavillons existieren, wieviel Personen pro Pavillon gleichzeitig betüddelt werden müssen. Und dieser Wert wird einfach nicht erreicht.

In Dubai war nicht nur die Besichtigungskapazität größer (und die Besucherzahl kleiner, in den Emiraten leben halt nur etwa 10 Millionen Leute, in Japan dagegen 125 Millionen), sondern auch mehr für die geboten, die gerade nicht in einem Pavillon waren, da zogen jede Menge Gaukler, Tänzer, Musiker herum und gab es an mehreren Stellen den Tag über auf großen Bühnen große Shows mit Fernsehstars, Orchestern, Musikgruppen. Da konnte man sich auch einfach mal zwei Stunden auf eine Wiese setzen und der Bühnenshow zugucken und zuhören. Oder einem Orchester bei klassischer Musik zuhören.

In Osaka wissen sie schlicht und einfach nicht, wohin mit all den Leuten – und das bei schon statisch zu wenig Platz.

Die Software

Man merkt auch deutlich, dass sie das zumindest geahnt haben müssen, zumindest qualitativ, nicht unbedingt quantitativ, denn sie haben ja ein rigides Zugangs- und Reservierungssystem aufgesetzt.

Was schon auf einem Denkfehler beruht. Denn wenn die Besichtigungskapazität schon insgesamt nicht ausreicht, dann kann man auch durch Organisation die Sache höchstens aromatisch etwas verbessern, aber das Problem nicht lösen. Wenn es nicht reicht, reicht es nicht, egal, wie man es verteilt.

Dann war die Software aber auch noch schlecht, überumständlich, und vor allem: Nicht offline-tauglich. Alles Personenbezogene, das Ticket- und Reservierungssystem, geht ausschließlich online über Webserver, und die App macht da nicht mehr als den Browser auf dem Handy mit dem richtigen URL zu starten. Und dann das Gehampel mit dem one-time-passwort-Einloggen. Was man mit einer offline-tauglichen App nicht bräuchte.

Die Server sind notorisch überlastet. Ich habe es mehrfach erlebt, dass man sich abends nicht – gleich – einloggen konnte, sondern einen Hinweis auf Serverüberlastung und ein Warte-Cookie. Man musste dann rund eine Stunde, manchmal auch länger in einer Warteschlange warten, um sich überhaupt auf dem Server einloggen zu können.

Dazu Bugs. Ich habe inzwischen sogar mal angefangen, die schönsten Fehlermeldungen zu sammeln.

Das Zugangssystem ist richtig vermurkst. Anscheinend haben da Geld und/oder Zeit gefehlt, denn es kommt mir vor, wie von einem Code-Generator geschrieben, und als habe man den generierten Code dann noch mit Style Sheets verziert und mit endlosen Belehrungen und Hinweisen versehen.

Auch da: Statisch entworfen, offenbar keine Kapazitätsüberlegungen bezüglich der dynamischen Auslastung. Und auch da hätten offline-Apps Wunder wirken können, weil man damit nämlich viel Übertragungskapazität hätte einsparen und Rechenlast auf die Handys der Benutzer verlagern hätte können. Warum muss ich das Ticket dann, wenn ich es anzeigen will, jedesmal durch Einloggen vom Server holen, statt es in einer App zu halten? Warum überhaupt als Graphik herunterladen, statt nur die Daten und dann den QR-Code lokal erzeugen?

Und dann kam noch so ein Lawineneffekt dazu: Sie hatten gebeten, die Ticket-QR-Codes vorab anzuzeigen und per Screenshot zu kopieren, weil die Ticketprüfung nicht mehr ging. Ein Leser hatte mir dazu geschrieben, dass die Leute, die ewig in der Schlange standen, anfingen, auf den Handys Videos zu gucken, und deshalb das Mobilfunknetz zusammenbrach (ich hatte beobachtet, dass am Rande der Expo LKW mit mobilen Mobilfunkzellen aufgestellt wurde), und dann die Leute ihre Tickets nicht mehr herunterladen und anzeigen konnten, weil a) das Netz überlastet war und b) die Server überlastet waren.

In Dubai war das alles viel einfacher. Ein QR-Code. Einmal ausgedruckt, laminiert – fertig. An der Sicherheitskontrolle ein paar Minuten anstehen, QR-Code an den Automaten halten – fertig, drin.

Vor allem aber finde ich es ärgerlich, dass sie ihr System offenbar nicht parallelisieren und einfach mehr Server bestellen können. Im Zeitalter des Cloud Computings wäre das doch naheliegend, dann man beispielsweise in den Abendstunden einfach ein paar Server mehr bestellt. Ist aber offenbar nicht vorgesehen. Stattdessen macht man Wartelisten, wer wann auf den Server zugreifen darf.

Und die sind schrecklich. Ich hatte mich mal abends nach elf auf die Webseite begeben, so ein Warteticket bekommen, bei dem es hieß, so eine Stunde wird es schon dauern, dann aber nicht ständig auf den Browser geschaut. Als ich dann irgendwann so um 20 nach 12 guckte, sah ich eine Meldung, dass ich mein Einlog-Fenster verpasst hätte und mich deshalt ganz hinten wieder anstellen müsste, wieder eine Stunde warten. Da dachte ich mir, Ihr könnt mich mal.

Schade

Da haben sie einen riesigen Aufwand betrieben, obwohl Japan gerade so knapp bei Kasse ist, ein schönes Gelände gebaut, und dann scheitert es an solchen eigentlich Nebensächlichkeiten, an Inkompetenz.

Mal abwarten, vielleicht sinkt die Besucherzahl zum Ende hin.

Aber viele der Probleme wären mit Sachkunde vorher erkennbar gewesen. Wieviel Besichtigungskapazität man braucht, hätte man abschätzen können. Die Wartebereiche hätte man überdachen können, damit da Schatten ist und man nicht in der prallen Sonne steht. Man hätte mehr Unterhaltungskünstler heranholen können, um zusätzlich Unterhaltungskapazität zu schaffen.

Und vor allem: Man hätte die Software besser bauen können und das alles mit offline-tauglichen Apps, die die Kommunikations- und Serverlast deutlich reduzieren und am Eingang auch ganz ohne Kontakt zu Servern laufen können.

Und wenn man schon alles auf QR-Codes und das Anzeigen von Reservierungen setzt, hätte man die nicht nur zusammen auf eine Display-Seite packen sollen, sondern auch mal die Barcode-Leser testen, ob die im hellen direkten Sonnenlicht überhaupt Handy-Displays ablesen können.