Ansichten eines Informatikers

Duty Free

Hadmut
26.5.2025 14:53

Ein Hinweis ohne Gewähr und mit Aufforderung zur eigenen Information an Japan-Reisende.

Ich hatte mich einige Wochen und Monate vor der Abreise nach Japan mal etwas und nur oberflächlich informiert, wie das eigentlich in Japan mit den Duty-Free-Einkäufen für Touristen ist. Obwohl das nicht so wahnsinnig viel bringt, denn die Mehrwertsteuer in Japan liegt bei nur 10%.

Ich hatte überlegt, ob ich mir in Japan eine Kamera kaufen sollte/könnte. Ich habe schon einige Zeit mit einer Nikon Z8 geliebäugelt, aber die ist halt schon arg teuer. Wenn man dann noch aktuelle, passende Objektive dazu kauft, ist man schnell beim Wert eines guten Gebrauchtwagens. Das habe ich mir dann doch wieder abgeschminkt, und auch günstigere Modelle ergaben beim Online-Test (Yodobashi, Amazon Japan usw.) erstaunlicherweise, dass Kameras, selbst wenn sie in Japan gefertigt werden, in Deutschland billiger sind. Es bringt überhaupt nichts, sie in Japan zu kaufen.

Dazu kommen noch technische Probleme, wie Netzteile mit japanischem (US-)Stecker, und manche Kameras kann man nur mit Tricks von 30/60 auf 25/50 Hertz umstellen (wozu ja dann noch kommt, dass Japan kurioserweise zweigeteilt ist und in einem Teil des Landes 50 und im anderen 60 Hertz hat. In zwei Fotogeschäften habe ich Warnhinweise an Touristen gesehen, dass Sony-Kameras, die in Japan verkauft werden, nicht auf andere Sprachen umgestellt werden könnten. Und manch Kameraläden bieten als Service Nikon-Modelle an, die schon auf Englisch umgestellt sind, wobei ich aber nicht weiß, was daran so besonders ist, ob es nur darum geht, in einem japanischen Menü die Einstellung für „Sprache“ und „Englisch“ zu finden, oder ob es da noch weitere Tricks gibt. Ich weiß von einigen Panasonic-Kameras, dass es da inoffizielle undokumentierte Tastenkombinationen gibt, um sie von 50 auf 60 Hertz und umgekehrt umzustellen, obwohl solcher Humbug heute eigentlich nicht mehr vorkommen sollte. Die Hersteller versuchen halt, den „Graumarkt“ zu bekämpfen und das Verschieben von Ware zwischen den Kontinenten zu unterbinden. Früher hatten viele Hersteller sogar unterschiedliche Marken- und Modellbezeichnungen für die Kontinente, damit man die nicht verschieben kann.

Das Problem geht bei Gewährleistung und Garantie weiter. EU-Gewährleistung von 2 Jahren bekommt man in Japan nicht, und was man bekommt, gilt oft nur für Japan. Es gibt zwar auch weltweite Garantie, aber ob man die bekommt, weiß ich nicht und wenn, gelten Garantien dann oft auch nur ein Jahr. In vielen Ländern gibt es sogar nur eine Garantie von wenigen Tagen oder 2 Wochen, damit man in Ruhe testen kann, ob die Kamera oder ein anderes Gerät zum Zeitpunkt des Kaufes funktioniert.

Ich hatte mal beschrieben, dass mir ein Kameraherstellermitarbeiter erzählt hatte, dass die Leute in Europa, speziell in Deutschland, ihre Kamera im Schnitt, je nach Modell, mindestens 5 Jahre aufbewahren und erwarten, dass sie auch 5 Jahre lang fehlerfrei funktioniert, während asiatische Kunden nach spätestens 2 Jahren ihrer Kamera überdrüssig werden und irgendwas mit neuen Features und neuem Klimbim wollen. Nikon Deutschland gibt zum Beispiel auf viele Objektive 5 Jahre Garantie – aber eben nur, wenn man sie über den deutschen Vertrieb gekauft hat. Ich hatte mal ein Objektiv, das gerade erst herausgekommen war, in Deutschland gekauft, da war sogar der Aufkleber von Nikon Deutschland drauf, dass sie darauf 5 Jahre Garantie geben, wofür man das Objektiv aber registrieren müsse. Und das ging nicht, weil die Webseite die Seriennummer als nicht in Europa verkauft ablehnte. Das passte dazu, dass die Verpackung und die Anleitung auf russisch und – weiß nicht mehr – arabisch oder iranisch oder irgendsowas gedruckt war, und da – ob nun versehentlich oder absichtlich – eine Lieferung, die für Russland gedacht war, nach Deutschland gekommen war. Nikon trug das dann auf Nachfrage nach, das war also schon in Ordnung und keine Fälschung, zeigt aber, dass die nicht weltweit agieren, sondern es da wohl pro Kontinent oder Bereich (sehr beliebt: „EMEA“ = Europe, Middle East, Africa) eigene Firmen gibt, die die Waren von einer Muttergesellschaft mit Fabrien beziehen und dann auf eigene Rechnung und mit eigener Kalkulation verkaufen. Deshalb ist das mit der Garantie problematisch. Natürlich kann man eine in Japan gekaufte Kamera in Deutschland reparieren lassen, es ist ja technisch das genau gleiche Gerät aus derselben Fabrik – aber man zahlt halt.

Und dann hat man beim Zoll leicht Gehuddel, weil die sowas an den Seriennummern erkennen können und dann muss man immer nachweisen, dass man diese Kamera schon einmal eingeführt und verzollt/steuert hat.

Der ganze Aufwand lohnt sich nicht. Nur, wenn man unterwegs dringend etwas nachkaufen muss, weil man es unterwegs braucht.

In Deutschland ist zwar alles ziemlich teuer – aber Technikkram ausnahmsweise nicht. Das ganze Kamera- und Computerzeugs kauft man am besten in Deutschland, und kleinere Sachen beim China-Versand. Das ist am billigsten.

Deshalb hatte ich mich auch nur kurz und oberflächlich mit dem Thema Duty Free in Japan befasst.

Ich hatte gelesen, sogar auf einer offiziellen Webseite, dass es genau läuft wie ich das von früher in anderen Ländern kenne:

  • Man kauft die Ware in einem Duty-Free-fähigen Laden und zahlt zunächst die Mehrwertsteuer mit, und das nur ganz kurz vor Abreise.
  • Man müsse dazu ein langes Formular ausfüllen.
  • Man lässt sich die Ware in einer Verpackung versiegeln, die sicherstellt, dass man die Ware nicht innerhalb des Landes verwenden kann (also „eingeführt“ hat).
  • Am Flughafen geht man nach der Ticketkontrolle im internationalen Abflugbereich mit Ticket, Reisepass, versiegelter Ware und Quittung zum Duty-Free-Office, und lässt sich da die Mehrwertsteuer wieder auszahlen.

Dazu gab es noch den Ratschlag, bei der Einreise keinesfalls am Passautomaten, sondern bei Grenzbeamten einzureisen. Denn nur bei dem bekäme man die für Duty Free erforderlichen Einträge in den Reisepass. Am Automaten lande man nur in der Datenbank, und das reiche nicht zum Einkauf.

Und es hieß, dass das Verfahren inzwischen digitalisiert sei, der Händler den Papierkram für einen Online ausfülle.

Es läuft anders.

Ich habe bei der Einreise keinen Stempel, sondern einen Aufkleber mit einem individuellen QR-Code in den Reisepass bekommen.

Ich habe bereits in den ersten Tagen Duty-Free gekauft, ohne es absichtlich zu machen.

In einem Fotogeschäft hatte ich einen Akku, Speicherkarten (ich hatte welche mitgenommen, aber versehentlich zu langsame), Reinigungskram gekauft und war nach meinem Reisepass gefragt worden. Keine Ahnung, warum, aber ich hatte ihn eben vorgelegt. Da ich ja noch Wochen bis zum Abflug hatte und die Sachen nicht versiegelt gebrauchen konnte (sonst würde ich sie ja billiger in Deutschland kaufen), war ich gar nicht auf die Idee gekommen, die Duty Free zu kaufen. Ging aber, obwohl ich die Sachen unversiegelt bekam. Habe ich nicht verstanden.

Einige Tage später kaufte ich Schuhe. Ich hatte nämlich in der Erwartung warmer Witterung nur ein paar geschlitzte, wärmetaugliche Schuhe dabei, es war aber kühl und regnerisch. Also habe ich mir in Japan ein Paar geschlossene Schuhe gekauft. (Made in Portugal.) Und obwohl ich die Schuhe gleich anbehalten hatte und die alten Schuhe in der Tüte mitnahm, fragten sie nach dem Reisepass, und ich bekam die wohl Duty Free.

Auch einen Reisekoffer bekam ich Duty Free. Ich brauche für die Rückreise einen zweiten, weil ich mit nur einem gekommen war, der aber schon rappelvoll war und ich den wegen der Umbuchung auf Lufthansa auf das Lufthansa-Maß von 23kg gepackt hatte, Japan- und Finnair aber nur 21kg erlauben, mein Ticket aber zwei Koffer erlaubt, weshalb klar war, dass ich für den Rückweg einen zweiten Koffer kaufe, ich kaufe ja auch einigen Kleinkram ein.

Es scheint gegenüber der Beschreibung eine deutliche Änderung zu geben:

Anscheinend ist es nicht mehr so, dass man die Mehrwertsteuer zahlt und dann am Flughafen erstattet bekommt, sondern wenn man im Reisepass – denn man in Japan, gesetzliche Vorschrift, als Fremder sowieso immer bei sich haben muss – das Touristenvisum mit diesem QR-Code hat, die Mehrwertsteuer erst gar nicht zahlt und die Waren auch benutzen kann, nur dann eben auch damit ausreisen muss. Keine Ahnung, wie sie das dann kontrollieren oder ob sie einem das einfach glauben. Aber in den Läden haben sie manchmal spezielle Geräte, manchmal auch nur ein Tablet mit einer App, mit der sie den QR-Code im Reisepass lesen und irgendwas melden, und dann ist das schon gelaufen.

Das erklärt auch, warum so viele Läden damit werben, dass sie Waren duty free anböten. Das gilt allerdings erst ab einem bestimmten Mindestpreis, von dem ich nicht weiß, ob der überall gleich ist. In manchen Läden 5.500 Yen.

Nun dachte ich, ich hätte es verstanden. Habe ich aber wohl nicht.

Denn während ich alle Waren bisher unversiegelt und – ich muss mir die Kassenzettel doch nochmal genau ansehen – soweit ich das verstanden habe, ohne die Mehrwertsteuer zu zahlen bekam, habe ich vorhin etwas gekauft, was sie mir im Laden in eine Siegeltüte packten, auf der steht

„Do not open the packaging until you have left Japan. Please note that if you consume this product while in Japan, you may be subject to pay consumption tax.“

Heißt das, dass ich dann die anderen Dinge am Flughafen nachversteuern muss, weil ich sie schon benutzt habe? Die Schuhe sind getragen, der Koffer ist befüllt, also nachzahlen?

Was soll dann der ganze Zirkus? Warum nicht gleich normal verkaufen?

Auf dem Kassenzettel der versiegelten Ware steht aber

This price is without tax.

und es ist auch keine Mehrwertsteuer ausgewiesen.

Könnte es also sein, dass man das Verfahren erneuert, digitalisiert und vereinfacht hat, dass man als Tourist einfach ohne Mehrwertsteuer kauft, diese auch nicht erstatten lassen muss, und es egal ist, ob man die Sachen benutzt hat? Und das dem Laden, der mir die Ware versiegelt hat, nur noch nicht so klar war?

Oder lauert da noch eine Falle, muss ich das Zeug am Flughafen dann vorzeigen und nachversteuern?

Hat man es also vereinfacht oder verkompliziert?

Ich habe es noch nicht verstanden.

Aber: Man sollte sich vor einer Japan-Reise über den neuesten Stand informieren (der womöglich auf Webseiten und in Reiseführern noch nicht korrekt dargestellt wird).

Jedenfalls sollte man darauf achten, bei der Einreise den Aufkleber in den Reisepass zu bekommen und nicht über einen Automaten einzureisen, der den Reisepass nur liest. Und wenn an Läden steht, dass sie Tax Free anbieten (und das steht an vielen Läden), das auch nutzen.

Es sind zwar nur 10%. Aber wenn man bei der Einreise nach Deutschland verzollen und versteuern muss: Deutschland berechnet nicht nur auf den Kaufpreis, sondern auch auf die angefallene ausländische Mehrwertsteuer noch die deutsche Mehrwertsteuer. In Deutschland muss man selbst die Steuern noch versteuern. Und dann ist das schon wieder ein bisschen mehr.