Ansichten eines Informatikers

Der deutsche Pavillon auf der Expo 2025

Hadmut
9.5.2025 18:23

Naja.

Auf der Expo 2020/2021 in Dubai hatte Deutschland einen der beliebtesten Pavillons. Ich glaube, die haben sogar irgendeine Statistik angeführt. Groß, zentral gelegen. nicht unbedingt der Schönste, aber sehr informativ gemacht, was zum Erfahren. Ich fand ihn etwas zu verkopft, zu theoretisch für so eine Veranstaltung – aber er kam offenkundig sehr gut an. Thema Klima, das wollte damals jeder wissen.

Diesmal haben sie so ein seltsames rundes Ding dahingesetzt, Motto „circular city“, weil alles ein Materialkreislauf werden soll. Mit eigener Webseite.

Da bin ich also gleich als Erstes hin und durchgelaufen.

Irgendwie komisch. Man bekommt ein komisches weiches Gummitier, das man an verschiedene Tafeln hält, und einem dann was erzählt und dabei in verschiedenen Farben leuchtet. Man kann an einer Tafel die Sprache wählen, in der das Viech quasselt, an einer anderen die Lautstärke, und ansonsten an Thementafeln, was einem das Ding erzählen soll.

Ich kam mir da erst ein bisschen verarscht vor. Bei anderen bekommt man Erwachsenengeräte, die entweder von selbst den richtigen Ton abspielen, oder über die Eingabe der Nummer. Als ich aber über den Tag mal darüber nachgedacht habe, fand ich das im Ergebnis doch nicht so schlecht, weil das Viech zwar albern, aber trivial zu bedienen ist. Es gibt keine Tasten, keine Räder, an dem Ding einfach gar nichts zu bedienen. Man hält das Ding einfach irgendwo dran. Ich dachte erst, das läuft per RFID, habe dann aber einen gesehen, der einen Sender aufgemacht hat, um irgendwas in Ordnung zu bringen. Könnte auch Infrarot gewesen sein. Die Leute haben jedenfalls mitgespielt und sich das Ding ans Ohr gehalten. Sagen wir es so: Ein Gegenentwurf zur japanischen Überkompliziertheit. Sehr einfach, nicht falsch zu bedienen, kapiert jeder. Es ist nicht so abwegig, wie es wirkt.

Circular. Irgendwas wiederverwenden.

Es gibt zwar Multimediashows, die sind aber relativ nichtssagend. Am Schluss eine rotierende Plattform mit Sofas, auf denen man schräg liegt, um nach oben zu sehen.

Dabei gibt es im Pavillon gar nicht viel zu sehen. Nichtssagende Universalmediashows, Schrifttafeln an der Wand, was für tolle Dinge wir wollen. Ich laufe dran vorbei und überlege, von welchem Land die da reden. Deutschland kann jedenfalls nicht dieses Wunderland sein.

Über den Tag kam mir der Stand vergleichsweise schlecht vor. Japan und China haben viel größere, bessere Stände. Warum hatten wir beim letzten Mal so einen Brüller und jetzt eher so ein Verreckerle?

Ging mir durch den Kopf.

Ich habe mir die Sache von oben betrachtet. Vom hölzernen Ring aus.

Nochmal von unten.

Und habe mich entschieden, einfach nochmal durch den Pavillon zu gehen und mir meine Meinung nochmal komplett frisch zu bilden, ich muss da irgendwas übersehen haben.

Ein wesentlicher Punkt ist, dass anderer Länder originelle Prachtbauten haben, während der deutsche Pavillon wirkt, als wäre er auf die Schnelle aus Pressspan mit dem Akkuschrauber und ein paar Spax-Platten zusammengebaut.

Also habe ich mir das angesehen und nachgefragt.

Das gehört zum Konzept. Die Aussage ist, dass der Pavillon klimaneutral und völlig recycling-fähig sei, bestehe deshalb nur aus gemieteten, wiederverwendbaren Stahlgerüstteilen und genialen recyclingfähigen Materialien, nämlich

  • Hanf
  • Lehm
  • Pilzmycel

die idealen Werkstoffe für Bau, Isolation und so weiter. Das Problem daran: Die sehen in dieser Reihenfolge aus wie

  • Pressspan
  • Beton
  • Als sei mal Wasser reingelaufen

Gut gemeint, aber es sieht halt von außen aus, als hätten die Deutschen da eine billige Hütte aus Pressspan hingestellt. Und drinnen kann man nicht gucken, muss sich endlose Erklärungen anhören, wie gut wir seinen, vorgetragen von einem Gummiball mit Piepsestimme.

Objektiv war dieser Pavillon sicher nicht billig. Aber er wirkt billig. Vor allem, weil er nicht vorne an der Front steht, wie andere, sondern hinter so einer Art Garten versteckt ist.

Mir ging die Frage durch den Kopf, ob der von den Grünen entworfen wurde und die dann mit der Wahl aufgegeben haben oder dem Nachfolger keinen erfolg gewünscht haben.

Oder man hat beim letzten Mal zuviel Geld ausgegeben und musste jetzt sparen. Man kann sich darüber streiten, aber gelungen finde ich ihn nicht.

Außerdem: Wenn das wesentliche Thema eines Pavillons ist, dass man den Pavillon selbst recyclen kann – warum macht man ihn dann überhaupt? Dann könnte man ihn auch gleich weglassen.

Sehr gut kommt anscheinend das deutsche Restaurant an. Bratwurst und so.

Positiv

Was mir allerdings sehr positiv aufgefallen ist: Wir haben da ein sehr freundliches Standpersonal (deutsch), junge Leute, die – ganz anders als etwa Chinesen und Japaner – mit den Besuchern quatschen, erlären, Handyfotos machen, während das Personal bei Japanern und Chinesen doch eher steif ist. Ich habe mich gewundert, dass die alle so fließend und anscheinend auch akzentfrei (ich kann ja kein Japanisch, aber es hört sich sehr japanisch, fließend an) Japanisch sprechen und parlieren. Woher können die das alle?

Also habe ich mal eine gefragt, ob die vorher alle einen Japanischkurs bekommen haben. Nein, sagt sie, „ich habe das studiert“. Man habe gezielt Leute angeworben, die Japanisch sprechen und anscheinend die Studiengänge abgegrast, Studenten eingesammelt.

Unser Standpersonal hinterlässt einen guten, sehr guten Eindruck. Beim Pavillon selbst habe ich dagegen so meine Bedenken.