Ausgeschlafen, zweiter Versuch: World Expo 2025 – Licht und Schatten
Ich war gestern den ersten Tag auf der Expo und wollte gestern abend etwas darüber schreiben, war aber so KO, dass ich noch vor dem Rechner eingenickt bin.
Also habe ich mir gedacht, nee, das wird nichts mehr, und mich ins Bett gelegt. Heute zum ersten Mal lange ausgeschlafen, Frühstück auf den letzten Drücker. Einen leichten Sonnenbrand habe ich auch. Deshalb habe ich mir für heute vormittag mildes Bloggen verordnet und für den Nachmittag leichtes Shopping bei Rollator-Tempo. Damit ich morgen wieder Expo-gängig bin und nicht dort umkippe. Im deutschen Pavillon gab es nämlich einen solchen Notfall, ein alter Mann war umgekippt und lag bei Bewusstsein und ansprechbar, aber sichtlich geplättet auf dem Rücken, um ihn herum schon Sanitäter und dann kam auch schon ein Rettungsteam mit Trage. Anscheinend Kreislauf, vielleicht Herzinfarkt, man muss es dann auch nicht übertreiben.
Der Gesamteindruck ist der:
Das Gelände wirkt deutlich kleiner als das in Dubai. Schön gemacht ist es, und auch dieser Ring aus Holzbalken, den sie außenrumm gebaut haben, ist recht hübsch und eindrucksvoll. Man hat sich da sehr viel Mühe gegeben, es aber bisweilen auch übertrieben. So gibt es in diesem Ring und auf dem Gelände mehrere geschlossene Ketten von Fußgängerschranken. Muss ein Auto aus irgendwelchen Gründen über die Expo fahren, Versorgung und sowas, und damit meine ich nicht mal Rettungswagen, sondern nur normaler PKW in Schrittgeschwindigkeit, dann werden mit Brimborium diese Schranken – natürlich alle mit Schaumgummi umwickelt, damit man sich nicht verletzen kann, wenn man sie auf den Kopf bekäme – heruntergelassen, um eine Straße zu bilden, während die Fußgänger warten müssen wie Autos am Bahnübergang bei heruntergelassener Schranke. Wie Bahnübergang, nur kleiner. Davor jede Menge Uniformierte mit roten, im Dunkeln leuchtenden Einweisestäben, die sich benehmen, als müssten sie eine 747 beim Einparken einweisen. Ich hatte mich nach vorne gelehnt, weil ich ein Foto von diesen heruntergelassenen Schranken machen wollte – Zack, sauste so ein Leuchtstab haarscharf an meiner Nase vorbei und ich bekam eine japanische Standpauke vom Uniformierten.
Es gibt Rolltreppen, die diesen Holzring hochführen, damit man auf diese – gefühlt bis zu 20 Meter hohe – Holzkonstruktion kommt, jeweils paarweise zwei Treppen, rauf und runter eben. Nun wollte ich unten genau zwischen den Treppen stehen, um ein symmetrisches Foto hoch zu machen – Anschiss vom Uniformierten, samt gestenreicher japanischer Belehrung darüber, wie man eine Rolltreppe zu benutzen hat, und dass man sich gefälligst hinten anstellen und genau gerade auf Linie des Weges hinauf zu bleiben habe und nicht irgendwo neben dran. Der Versuch, ihm zu erklären, dass ich nicht hoch, sondern ein Foto machen wollte – hoffnungslos. Da hätte ich mich so anzustellen. Also habe ich mich da angestellt und bin hochgefahren, damit der wieder Ruhe gibt.
Megaphone.
Ich habe in meinem ganzen Leben noch nicht annähernd so viele Megaphone auf einem Haufen gesehen wie gestern. Schon in der U-Bahn auf dem Weg dorthin geht das los. An jeder Ecke steht ein Uniformierter oder eine Uniformierte und plärrt unentwegt irgendwelche Anweisungen in ein Handmikrofon. Am Messebahnhof stand sogar einer mit der Flak unter den Megaphonen, der hatte ein großes auf massivem Dreibeinstativ, aber gerade nichts zu sagen.
Und alles nur japanisch. Wenn sie ihre Belehrungen und Anweisungen aber für so wichtig halten, dass man sie unbedingt erfahren müsse – warum sagen sie es dann nicht so, dass auch Ausländer sie verstehen können? Sie haben doch die Welt zu sich eingeladen. In der Realität sieht man aber verblüffend wenige Ausländer auf der Expo. Und mir scheint, unter den wenigen sind noch besonders viele Deutsche, denn Deutsch habe ich einige Male gehört, nicht nur im Deutschen Pavillon, sondern auch anderswo, während mir niemand etwa mit italienisch, spanisch oder sowas untergekommen ist. Ich war schon erstaunt, fast niemanden englisch reden zu hören.
Wenn die Anweisungen wenigstens logisch wären. Um zur Expo zu kommen, muss ich am U-Bahnhof Hommachi von der Linie Midosuji in die Linie Chuo umsteigen. Eigentlich trivial, kein Ding.
Aber, ach.
Sie haben dieses weltweit, außer in Deutschland, gängige System, dass man nicht in der U-Bahn das Ticket zeigen muss, sondern dass man am Ein- und Ausgang Schrankenautomaten hat, und seine Karte zweimal durchzieht, beim Einsteigen und beim Aussteigen, und daraus dann die räumliche Entfernung als Preis abgezogen wird. Deshalb braucht man beim Umsteigen das Ticket nicht, sondern fährt einfach und checkt am Ziel wieder aus. Normal. Trivial. Durchsichtig.
Da nun aber hatten die sich ein System ausgedacht, um morgens die (tatsächlich gar nicht so großen) Menschenmengen zur Expo zu geleiten, und wie üblich stand da eine Reihe von Uniformierten, jeder mit Megaphon, die unentweg krähten, man solle da und dort lang laufen, dies tun und jenes lassen, keine Ahnung, ich habe ja kein Wort davon verstanden (außer immer wieder „Expo“). Ich kam nun an eine Stelle, an der man zur Chuo entsprechend Wegweise nach rechts hätte abbiegen müssen, die Megaphon-Schreier und Gestenmacher (das gehört zum Schreien, sie machen unentwegt Gesten, wohin man gehen solle, ich morgens auf dem Weg zum Frühstückstisch schon innerhalb des Frühstücksraums mit Gesten zum Sitzplatz gewiesen) nach links gewiesen hat. Das kam mir falsch vor, weil man da ersichtlich die Automaten abgeschaltet und auf Durchzug gestellt hatte, man dann aber außerhalb des Ticketbereichs kam, ohne ausgecheckt zu sein. Ich habe also extra nochmal nachgefragt „Expo?“ und in die Richtung gezeigt, um mich zu versichern. „Haj! Expo!“ Dorthin, zeigt, insistierend in die Richtung.
Es kam, wie es kommen musste, ich traf auf Ticket-Automaten als Eingang zur Chuo – und kam nicht rein. Fahrkarte zurückgewiesen, weil ich laut Fahrkarte ja noch drin waren und nicht wieder rein konnte, ohne zuvor rausgekommen zu sein. Ich möge mich an das Personal wenden, zeigte der Automat auch auf englisch. Doch niemand vom Personal sprach englisch. Wie das Problem erklären? Irgendwann haben sie es verstanden und mir mit Gesten erklärt, wo ich durch muss, um ohne erneutes Ticket-Wischen in Chuo zu kommen. Vermutlich war es das, was einem die Megaphon-Schreier erklärt haben.
Das nämlich scheint hier notorisch zu sein (dazu im nächsten Blogartikel mehr). Sie machen seltsame, unlogische, unverständliche Dinge, und erklären diese dann wortreich mit endlosen Belehrungen und Anweisungen, und wenn man die nicht versteht, ist man aufgeschmissen.
Generell haben sie den Besucherandrang wohl überschätzt. Oder ich ihn unterschätzt, denn wenn man schaut, zu welchen Zeiten sie ausgebucht sind, dann ist der große Andrang wohl früh morgens. Jedenfalls haben sie da Megaphone, Maßnahmen und am Expo-Eingang Warteschlangenlabyrinthe und Absperrgitter, als erwarteten sie heute ganz China und morgen Indien komplett als Besucher. Das ganze Ding ist auf extremen Massenandrang hin ausgerichtet, trotzdem vieles nur japanisch, und so viele Leute sind es dann doch nicht, zumindest gestern nicht. Am Wochenende soll es angeblich sehr voll sein.
Es heißt aber, schrieben mir auch schon Leser, die in Japan leben und die Sprache sprechen und die Medien verfolgen, dass der Anklang bei den Japanern enttäuschend sei, es interessieren sich wohl nur wenige dafür. Ich habe aber einige – wiederum uniformierte – Schulklassen dort gesehen. Schulkinder haben da nicht nur großen Spaß, sondern es gab regelrechte Winkorgien. Guck mal, ein echter Gai-Jin. Winkt man einem zurück, kommt man aus der Nummer nicht mehr raus, bis man jedem einzelnen Kind zugewinkt hat. Und wehe, eine andere Schulklasse sieht das, dann wollen die auch. Jeder will mal mit dem Gai-Jin winken.
Winken ist wichtig. Überall stehen Leute, meist Uniformierte, gern mit weißen Handschuhen, die nur da stehen, um einen a) zu begrüßen oder b) zu verabschieden. Winken, winken, winken, und irgendwas hinterherrufen, kein Wort verstanden, aber sie ziehen das dann immer so in die Länge, singen die Vokale, solange sie Luft haben.
Wobei ich selbst nur größter Mühe aus meiner schlechten Angewohnheit herauskomme, dann, wenn ich das Hirn auf Englisch geschaltet habe, jeden mit „Hi!“ zu begrüßen. Gar nicht gut. Für sie klingt das wie „Haj!“ – kommt einer rein und ruft „Ja!“. Sie verstehen gar nichts, sind irritiert, wollen es sich aber aus Höflichkeit nicht anmerken lassen.
Norden ist nur was für Feiglinge
Ich habe hier in den unterirdischen Einkaufslabyrinthen – das Einkaufsparadies in der Gegend um den Osaka Hauptbahnhof, Stadtteil Umeda, findet umfangreich in zwei unterirdischen Etagen statt, die einen großen Bereich des stadtteils umfassen. Das ist nicht nur wie eine unterirdische Stadt, das heißt auch so: Osaka Station City. Sämtliche Foodporn-Fotos sind unterirdisch entstanden.
Dazu haben sie zwar gelegentlich Übersichtskarten, aber die zeigen immer nur einen kleinen Ausschnitt. Und von dem Konzept, Karten einzunorden, halten sie gar nichts. Die Karten sind völlig willkürlich gedreht, wie es dem Künstler gerade passte, und nur manchmal steht dran, wo bei der Karte Norden sei. Außerdem zeigen sie immer nur den nächsten Ausschnitt, nie das gesamte. Und alles nur auf japanisch. Man kann also nie abgleichen, ah, dieses Geschäft ist da vorne, also muss man die Karte so drehen. Wegweiser gibt es, aber lesen kann man sie nicht. Japanisch.
Ähnlich ging mir das gestern auf der Expo.
Ich hatte mich zuerst zum deutschen Pavillon begeben. War dann da am Bogen entlang gegangen und hatte irgendwann bemerkt, dass ich mit mit der Zeit etwas verloren hatte, es schon Viertel vor eins war. Um – so meinte ich, genaueres im nächsten Blogartikel – 13:00 nämlich hatte ich den Besuch im Japan-Pavillon angemeldet, und bei den meisten Pavillons heißt es, man habe pünktlich zu erscheinen, man komme nämlich nachträglich nicht mehr rein.
Wo ist der Japan-Pavillon? Wie komme ich dahin?
Man kann sich Pläne auf Papier kaufen, die kosten aber 200 Yen und man muss lange dafür anstehen.
Handy und App – aus im nächsten Blogartikel beschriebenen Grünen nicht ablesbar.
Sie haben Tafeln mit Plänen aufgestellt – die aber immer nur den Teil zeigen, in dem man gerade ist. Und der Pavillon von Japan war gerade nicht drauf.
Wo zur Hölle ist der Pavillon von Japan?
Niemand da, den man fragen kann. Jede Menge Uniformierte, die alle zusammen nicht ein einziges Wort Englisch sprechen. Und überall stehen sie rum, aber wenn man sie braucht, ist keiner da.
Da, ich sehe einen Security-Mann. Ich frage ihn. Wird doch wohl nicht so schwer sein, zu wissen, wo der eigene Pavillon ist. Er spricht und gebärdet, als wäre er Toranaga persönlich und ich der Anjin, der gerade erst gelandet ist. Spricht kein Wort Englisch, nur Japanisch, versteht aber so weit, dass ich „Japan Pavilion“ suche. Wortreiche, Shogun-mäßig donnernde Ausführungen, die ich nicht verstehe und doch verstehe: Er weiß es ja auch nicht. Immerhin schränkt er durch große Gesten den Suchwinkel auf etwa 120° ein. Das hilft schon mal weiter.
Ich habe es dann geschaft, gerade noch so – vermeintlich – pünktlich dort anzukommen, kurz vor eins. Dann fingen die Abenteuer erst richtig an. Das dann im nächsten Blogartikel.
Im Pavillon (womit ich schon verraten habe, dass ich letztendlich rein kam) habe ich rumfotografiert, und wurde dann von einer Uniformierten vom Aufpasspersonal auf Englisch angesprochen, ob ich Englisch spreche. Au weia, dachte ich, ich habe irgendwas falsch gemacht und bekomme einen Einlauf. Nein. Im Gegenteil. Die hatte allen ihren Mut zusammengenommen, und mich angesprochen, weil ich einzeln und nicht als Teil einer Gruppe rumstand und Zeit zu haben schien, weil ich mir Zeit für Fotos nahm, um einmal auszuprobieren, ob sie mit jemandem Englisch sprechen kann. Die wollte anscheinend wissen, ob das überhaupt funktioniert, ob ich sie verstehe. Die Japaner, die englisch lernen, so schrieben mir Leser, sprechen mangels Gelegenheit nur mit anderen Japanern englisch, und dann werden der starke Akzent und die Aussprachefehler über so eine Art Inzucht-Effekt ganz schlimm, und die trauen sich dann nicht, mit Nicht-Japanern zu sprechen, aus enormer Angst, sie könnten sich blamieren. Und ich sah wohl nach genug Zeit aus, um nicht nicht zu belästigen, und fremd genug, eine Blamage zu riskieren, die keiner erfährt, weil gerade auch sonst keiner da war.
Ja, einfach mal ein bisschen mit der Über die Ausstellung unterhalten, aber weit kam sie nicht, wir waren dann schon recht schnell wieder bei der Übersetzer-App. Die ist überhaupt das wichtigste. Theoretisch kann man in manchen Sprachen reinsprechend (deutsch versteht sie nicht gesprochen, nur per Tastatur), und die übersetzt das dann, versteht aber vieles falsch (und übersetzt das zwar dann korrekt, aber folgerichtig falsch). Vor der Ausstellung mit Meteoritenfragmenten wollte mir eine vom Standpersonal, die offenbar selbst fotobegeistert war, aber kein Englisch konnte, Tipps zum Ablichten derselben geben und kam mit der Übersetzerapp. „Ihre Kamera ist sehr orange und auch sehr schwer.“ Mmmmh. Glücklicherweise und liest die App nicht nur die Übersetzung, sondern zeigt zur Kontrolle auch an, was sie in der Eingabesprache verstanden hat. Nachdem ich wohl etwas ratlos geguckt hatte, schaute sie darauf und bekam einen Schreck, was für einen Mist die App von ihr verstanden hatte. Ich fand’s dann lustig, sie total peinlich, Gesichtsverlust und so, und sie hat noch fünfmal versucht, den Satz reinzusprechen, hat immer deutlicher und langsamer gesprochen, und es kam immer irgendwelcher Mist dabei heraus, den sie mir dann auch gar nicht zeigen wollte, aber letztlich war das so lustig, dass ich zwar nicht verstanden habe, was sie mir sagen wollte, wir aber beide dastanden und schallend gelacht haben, weil es auch für sie dann doch viel lustiger als peinlich war.
Keine Geishas, keine Samurai
Sowohl die Expo, als auch, was ich von Osaka bisher gesehen habe, ist verblüffend unjapanisch.
Ich hatte eigentlich – auch weil ich das auf Bildern vorher so gesehen hatte – erwartet, dass hier Geishas, Ninjas, Samurai und so was rumlaufen. Fotomotive halt. Das tun sie womöglich auch, denn ich habe erst gestern abend beim Rausgehen gesehen, dass es da auch Pavillons für Osaka und die Regionen der Umgebungen gibt, und eine der Umgebungen als typisches Merkmal einen Ninja mit Shurike zeigt, aber ich habe nicht eine einzige Person in traditioneller Kleidung gesehen (und auch sonst in Osaka nur zwei, drei Frauen in einfachem Kimono, nicht Schmuckkimono, allerdings in einem Delikatessenladen zwei Verkäuferinnen/Zubereiterinnen in der Edel-Abteilung im einer Art Kimono, eine davon sogar bildhübsch, die wollte aber nicht fotografiert werden. Obwohl das eigentlich auch nur schöner Kittel mit Schürze war, sah die darin umwerfend aus.)
Man merkt zwar schon, dass sie viel auf ihre Vergangenheit halten, und ich noch so zwei, drei Leute in moderner Kleidung, aber mit dieser klassischen Samuraifrisur gesehen habe, sogar ein kleines Kind (an den Seiten viel und hoch, oben kahler Streifen, also komplementär zum Irokesen). Und als ich die Messer fotografierte, wollte mir ein Familienvater mit zwei kleinen Kindern auf Japanisch mit einigen eingestreuten englischen Wörtern erklären, dass das eine 400 Jahre alte Kultur sei, und das mit den Messern udn der Stil dieser Küchenmesser schon zur Zeit der Samurai existiert hatten.
Und in einem Geschäft lief tatsächlich ein Fernseher im Schaufenster, der Karate zeigte. Auch gibt es hin und wieder mal auf Werbetafeln im Manga-Stil gezeichnete Samurai, und als ich den Fernseher im Hotelzimmer prüfte, ob man da auch was auf Englisch bekommt (nein) kam ich an einer Sumarai-Soap-Opera vorbei (irgendsowas wie Best Friends mit Schwert und Kimono), aber generell merkt man von dem klassischen Japan so gut wie gar nichts mehr.
Viele Männer tragen einen charakterlosen schwarzen Anzug oder westliche Freizeitkleidung.
Viele Frauen tragen entweder betont modisch, Kostüm, oder auch Röcke und Kleider, und sehr oft dieses pseudoniedliche Zeug auf halber Strecke zwischen Manga und Schuluniform. Miniröcke verschiedener Längenkategorien sind sehr verbreitet. Natürlich stets mit Kniestrümpfen und gern mit Oberteil im Matrosenlook. Oft mit großer Brustschleife als Kitschverstärker. Keine Ahnung, was die an den Schleifen und Schleifchen so finden, aber die sind ganz wichtig.
Eine etwas orientierungslose Gesellschaft
Nach nun fünf Tagen ergibt sich für mich das Bild einer Gesellschaft, die etwas an Orientierung, an Charakter verloren hat und vor lauter Daueranweisungen per Megaphon nicht mehr so genau weiß, wohin sie will und wer sie ist. Man hat seine Vergangenheit eigentlich verloren, versucht aber hin und wieder, sie zu zitieren, um zu wissen, wer man mal war. (Im Gegensatz zu den Deutschen, die ja ihre Vergangenheit nicht identitätsstiftend zitieren können.) Sie flüchten sich deshalb in ein Repertoire aus Standardrollen, wie etwa Girly in Minirock mit Zöpfchen und Schleifchen oder etwas in der Art.
Selbst dann, wenn sie international sein wollen, sind sie das konsequent auf japanisch. Denn wenn es um die Sprache geht, sind sie dann doch wieder radikal national aufgestellt.
Manchmal habe ich den Eindruck, sie wollten sich gerne öffnen und international sein, wissen aber nicht, wie sie es machen sollen. Und sie sind überwältigt davon, wieviele Sprachen es da draußen gibt. Deshalb wählen sie den Ansatz der Übersetzerapp auf dem Handy, bei dem man die Zielsprache aus dem Menü auswählt.
Gesamteindruck Expo
Sie haben das schön gemacht, sich viel Mühe gegeben. Und doch wirkt das so etwas wie eine Pflichtübung, eine Aufgabe, die man gelöst hat, und nicht so sehr wie etwas, was man machen wollte, weil es Spaß macht.
Dubai ist da viel lockerer und entspannter an die Sache gegangen, gelassener. Professioneller. Die haben einige Dinge auf ganz andere, einfacherere Art gelöst, das nicht alles so kompliziert, sondern im Gegenteil einfach gemacht oder mit viel Platz gelöst.
Man hatte bei Dubai den Eindruck, dass sie eine Expo ermöglichen und ihr Messegelände einweihen wollten, während man bei Osaka den Eindruck hat, dass die vorranging verhindern wollen, dass dabei irgendwas schief geht, man negativ in die Schlagzeilen kommen könnte. Als hätte da jeder seine Partikularaufgabe bekommen und jeder die dann kompromisslos durchgezogen.