Welches Objektiv?
Leser fragen – Danisch antwortet.
Ein Leser fragt an:
Hallo Hadmut,
ich bin echt begeistert von Deinen Fotos.
Als Hobbyfotograf hätte ich so ein, zwei Fragen zu Deinem Equipment und zur Belichtung.
Ich selbst bin gerade umgestiegen von Nikon auf Canon. Ich hatte die D810, eine sehr gute Kamera,
allerdings mit einem Manko. Der Bildschirm lässt sich nicht klappen oder drehen.
Das ist für mich als Parki echt ein Problem. (Parki=Parkinson Patient) Jetzt habe ich die Canon D6 MarkII und bin begeistert.
Vollformat und ein klapp- und drehbarer Bildschirm. Okay, genug von mir.
Was mich interessieren würde, welche Objektive Du für die Fotos benutzt hast. Wie weit gehst Du mit der ISO rauf?
Ich nehme an, gerade die Nachtfotos sind mit ziemlicher Sicherheit mit offener Blende gemacht worden und haben trotzdem eine beeindruckende Schärfe. Verwendest Du überwiegend Festbrennweiten oder Zoom?
Ich habe mir das Fotografieren selbst beigebracht und bin für Tipps von Profis sehr dankbar. (Von den Besten lernen)
Ich wünsche Dir noch eine gute Zeit und später eine gute Heimreise.
Liebe Grüße von einem treuen Leser Deines Blogs.
Sowas sollte man mich nie fragen. Niemals. Denn wenn ich darauf antworte, höre ich so schnell nicht wieder auf.
Vor Jahren war meine Traumkombination einen dicke Profi-Nikon (erste D300s, dann D800) und die Kombination aus drei Objektiven, nämlich das 24-70/2.8, das 70-200/2.8 und ein Samyang Fisheye. Qualität top. Ich hatte mal viel Geld rausgeworfen, damit nicht mehr die Kamera das limitierende Element ist, sondern meine eigenen (Amateur-)Fähigkeiten.
Dann ist mir das mit dem Fotografieren für einige Jahre vergangen, ich hatte einfach nicht die Zeit und Lust dazu, aus mehreren Gründen:
- Man baut zuviel Mist, wenn man nur gelegentlich fotografiert, das macht man richtig oder gar nicht.
- Zuviel Rechtsstreitigkeiten.
- Ich habe zwischendurch etwas mit Nikon gehadert. Die haben zwischenzeitlich einigen Blödsinn gebaut, sich inzwischen aber wieder sehr gefangen und sind wieder vorne dran.
- Ich habe zwei körperliche Probleme. Das eine ist, dass ich inzwischen alterssichtig geworden bin, Nahbereich geht nicht mehr ohne starke Lesebrille. Ich kann es aber überhaupt nicht leiden, mit Brille durch den Sucher zu schauen, auch weil die Brille ja doch oft dreckig ist, und mache das so, dass ich lieber an der Suchereinstellung die Dioptrien hochdrehe. Mit einer herkömmlichen DSLR bringt das das Problem mit sich, dass ich ständig Brille auf- und absetzen muss und dabei wahnsinnig werde, wenn ich auf den Monitor gucken muss, um Einstellungen zu ändern oder Bilder zu kontrollieren.
Inzwischen gibt es aber die spiegellosen Kameras (bei Nikon das Z-System), die nicht nur viele weitere Vorteile haben, sondern eben auch, dass der Sucher kein optischer Sucher, sondern ein kleiner Bildschirm ist, ich also mit der Dioptrieneinstellung auch die Bilder anschauen und die Menüs ohne Brille sehen kann. Das ist für mich wunderbar.
- Zweites Problem: Informatiker-Rücken. Rücken kaputtgesessen, Bandscheibenvorfälle, zwei kaputte Knie. Vor Jahren habe ich in Dubai und Sharja meine schwere Ausrüstung noch 200 km durch die Stadt geschleppt. Das kann ich nicht mehr. Ich brauche heute kleine und leichtere Ausrüstungen als früher.
- Fluggepäck ist begrenzter und teurer als früher. Ich kann nicht mehr so viel Zeugs mitschleppen wie auf früheren Reisen. Es ist zwar so, dass viel Fotokram (wie etwa Stative) viel billiger geworden ist und ich dazu übergegangen bin, kein großes Stativ mehr mitzunehmen, sondern mir bei Bedarf einfach eines zu kaufen und dann zu verschenken oder per Post heimzuschicken, aber das „große Besteck“ kann ich nicht mehr mitnehmen.
Ich war von Nikon einiges enttäuscht und habe zwischendurch mal auf Sony getestet, immer dann, wenn es alte Modelle gerade zum Dumping-Preis gab, um mal zu testen, ob meine alten Minolta-Objektive aus Studienzeiten noch zu gebrauchen sind (nein), und weil viele längst auf Sony schwören. Inzwischen mache ich das so, dass ich den Nikon-Kram in Deutschland und den Sony-Kram auf Zypern habe.
Nun hatte mich mir wegen besagter Probleme und obwohl ich zwischendurch auf Nikon nicht gut zu sprechen war, in der Corona-Krise aus Langeweile eine Z50 gekauft, und war von der sehr angetan, die hat mir richtig Spaß gemacht. Ein paar Design-Macken hat sie schon, aber neulich kam die Z50II raus, in der die Macken behoben sind. Die Z50II ist eine richtig gute Kamera, auch wenn nur APS-C und nicht Vollformat, und kein Anti-Shake in der Kamera. Die Bilder vom ersten Tag sind mit der Z50, die vom zweiten Tag mit der Z50II gemacht.
Nun gibt (oder gab) es aber ein Problem.
Nikon hat nämlich für die APS-C-Sensorgrößen nur ein bescheidenes (obwohl qualititativ sehr gutes) Angebot. Man kann zwar mit einem Adapter die alten Nikon-F-Objektive benutzen, aber das wird dann seeeehr groß und macht nicht wirklich Spaß.
Der Brüller ist aber, dass es inzwischen ziemlich viele Hersteller wie 7Artisans, TTArtisan, Viltrox, und noch viele andere mehr gibt, die in die Bresche springen und für manchmal frappierend kleines Geld Festbrennweiten anbieten, früher manuell, inzwischen zunehmend mit Autofokus-Motor, die meist richtig gut sind. Nicht ganz so gut wie die Originale, aber dafür zu einem Viertel oder Fünftel des Preises. Die Preise fangen unter 100 Euro an. Die meisten dieser günstigen Objektive sind aber für APS-C spiegellos gerechnet und gebaut, passen nur da.
Ich habe einen ganzen Schrank voll von dem Zeug, damit kann man im Bereich der Festbrennweiten viel Spaß haben, und ein paar davon auch hier dabei. Im Prinzip haben wir damit eine Renessance der Fotografie. Das macht nach einer Dürrephase inzwischen wieder richtig Spaß. (Und die Hersteller melden ja auch steigende Verkaufszahlen.)
Festbrennweiten sind aber auf Reisen problematisch, weil man nicht dauern wechseln kann. Ich hatte damals auf der Namibia-Reise einen Tennis-Arm vom Objektivwechseln, und man holt sich jedesmal Staub in die Kamera, die Objektive können runterfallen, und man ist eben nicht schussbereit.
Nun habe ich zwar das NIKKOR Z DX 18-140mm f/3.5-6.3 VR, zwei sogar, weil es ratsam ist, Kameras immer im Set mit Objektiv zu kaufen, weil man da gegenüber dem Einzelkauf deutlich sparen kann, das für ein preisgünstiges Kitobjektiv und obwohl es ein Plastikobjektiv ist, verblüffend gut ist, ein richtig gutes Objektiv (außer dass bei einem der Frontring nicht richtig festgeklebt ist und sich immer wieder löst, was optisch nichts macht, aber ziemlich bescheuert aussieht), aber: Mit einem 3.5-6.3 macht man Knips-Fotos, keine guten Fotos.
Es geht der Spruch rum, dass es nur auf den Fotografen, nicht auf die Kamera ankommt. Was dumm ist, denn auf das Objektiv kommt es ziemlich an, vor allem auf die Lichtstärke (größte Blende).
Ich wollte deshalb, um alle Anforderungen und Probleme unter einen Hut zu bekommen, ein 2.8-er Zoom haben. Sowas wie mein altes 24-70/2.8, nur eben kleiner, leichter, auf APS-C-Größe.
Hat Nikon nicht.
Es gibt nur ein einziges Objektiv überhaupt, dass nominal meine Vorstellungen erfüllt: Das Tamron 17-70/2.8. Und das ist für ein 2.8er-Zoom sogar klein, leicht und preisgünstig, weil für APS-C gebaut.
Problem daran: Es gibt es nur für Sony-E-Anschluss, aber nicht für Nikon-Z.
Ich habe mir trotzdm eines gekauft, um es mit meinem Adapter Megadap ETZ (2) zu verwenden. Ich dachte, ich probiere es einfach. Schlimmstenfalls kann ich es an der Nikon nicht verwenden und nur an der Sony auf Zypern.
Doch Hurra: Es funktioniert recht, wenn auch nicht in allen Funktionen mit dem Megadap ETZ-Adapter an der Nikon. Der Megadap ist auch ziemlich teuer (ursprünglich ca. 300 Euro).
Es gibt inzwischen einen anderen, billigeren Adapter von Viltrox, der sogar besser sein soll. Ich hatte mir vor vielen Wochen einen bei Aliexpress bestellt (90 Euro), den die aber nicht liefern konnten. Ich habe mir vor der Abreise nochmal einen bei einem anderen Ali-Express-Händler bestellt (70 Euro), direkt an das Hotel in Japan, der aber bisher auch nicht liefern kann. Deshalb habe ich mir am Sonntag abend bei Amazon-Japan noch einen dritten bestellt (ca. 180 Euro plus Einfuhrumsatzsteuer, wenn ich ihn nach Deutschland bringe, der heute am Pickup-Point ankam und den ich zufällig vor einer Stunde dort abgeholt habe. Aber noch nicht getestet.
Um also die Frage zu beantworten:
Die Fotos sind vorgestern mit einer Nikon Z50 und gestern mit einer Nikon Z50II und eben jenem Tamron 17-70/2.8 und einem Megadap ETZ-Adapter gemacht, die letzten Aufnahmen von gestern mit einem 7Artisans Fisheye (7.5mm 1:2.8).
Und ich bin mit dem Tamron 17-70 sehr zufrieden, bis auf den Umstand, dass das Kunststoffgehäuse kratzempfindlich ist und das mit dem Megadap ETZ gut, aber nicht in jeder Hinsicht tadellos funktioniert. Leider ist es ein Zoom, das ausfährt, was zwar Platz in der Tasche schafft, aber auch immer Dreck mit einsammelt. Eine Schande, dass Tamron das nicht für Nikon anbietet.
Insgesamt nämlich halte ich die Nikon Z50II mit dem Tamron 17-70 für eine ideale Reisekombination. Lichtstärke 2.8 ist geil für ein Zoom, und zu meiner (positiven) Überraschung beindrucken Schärfe und Kontrast auch sehr. Für den Preis ein Schnäppchen.
Zeigt aber wieder mal, dass es eben doch nicht nur auf den Fotografen, sondern auf die Ausrüstung ankommt. Lichstärke (große Blende) und Schärfe sind nun einmal das zentrale Ding.
Das Nikon 18-140 ist auch tadellos, kleiner, leichter, bietet mehr Tele. Aber mit einem 3.5-6.3 zieht man eben keine Wurst vom Teller.
Ich bin mit der Kombination Z50II + Tamron 17-70/2.8 + Sortiment an China-Festbrennweiten sehr zufrieden. Wenn Tamron das Objektiv nur auch noch mit Nikon-Anschluss und Blendenring herausbringen würde … Mal sehen, wie gut sich der Viltrox-Adapter benimmt, den ich heute endlich bekommen habe.
Keine Ahnung, wie lange das Tamron mit seinem Kunststoffgehäuse und Lumftpumpenzoom halten wird. Aber das es ja leicht sein soll und preisgünstig, halte ich das für eine vertretbare Kombination, auch wenn es nicht so langlebig wie ein Nikon sein wird.