Ansichten eines Informatikers

Vom Leben aus dem 100-Yen-Laden

Hadmut
7.5.2025 10:56

Warum gibt es in Deutschland so etwas nicht?

Ich hatte das vorher auf Reiseführer-Webseiten gelesen, hatte es mir aber nicht so gut vorgestellt: In Japan gibt es die Kategorie der 100-Yen-Läden, Läden, bekannteste Kette „Daiso“, in denen historisch gesehen alles, faktisch aber nur noch das meiste („fast alles“ wäre zuviel gesagt) 100 Yen kostet. Das sind umgerechnet etwa 65 Cent, und ist auch etwas gemogelt, weil inzwischen der Netto-Preis 100 Yen ist, die Steuer also noch obendrauf kommt, also eher so um die 75 Cent. Und sich das alles nur noch auf die Waren ohne Preisschild bezieht. Es gibt auch Dinge, die 200, 300, 400, 500 oder 700 Yen kosten. Es ist auch nicht alles wirklich billig, weil sie auch Sachen, die eigentlich woanders sogar billiger sind, auf 100 oder Vielfache von 100 runden.

Also eine gewisse Ähnlichkeit zu den 1-Euro-Läden in Deutschland.

Während man in den 1-Euro-Läden aber überwiegend Sachen bekommt, die man eigentlich nicht braucht, ist Daiso ziemlich gut in Haushaltskram und Kleinkram. Hygiene rauf und runter, Zahnbürsten, Plastikbeutel, Kämme, ach, der ganze Drogeriekram, Werkzeug, was man so auf Reisen braucht, USB-Kabel, (einfache) Steckernetzteile und und und. Ideal auch für Reisende, denn vieles von dem Verbrauchszeug, was man so mit sich herumschleppt, kann man zuhause lassen, und hier dann billig kaufen. Spart Gepäck. Ich habe das nämlich in manchen Ländern auch schon erlebt, dass man vieles nicht bekommt oder Mondpreise zahlt. (Zahnbürste 5 Euro und solche Späße). Das ist zwar auch keine Top-Qualität, sondern eher so „Made in China“, aber es ist erstaunlich, wieviel man da für kleines Geld bekommt. Sollte man unbedingt kennen. Da kann man viel von dem üblichen Reisebedarf und dem Krempel, den man zuhause vergessen hat einzupacken, oder wegen Gepäckübergewicht geopfert hat, billig nachkaufen. Die Läden sind ziemlich groß, da gibt es viel.

Ich war da heute groß einkaufen, habe einen ganzen Sack voll Zeugs eingekauft und richtig Geld rausgehauen. Fast 25 Euro.

Ich habe nämlich ein Problem zu lösen.

Das Hotelzimmer ist winzig. Die Nasszelle ist richtig klein. Die Dusche ist so eng, aber unten mit einer Mini-Sitzbadewanne versehen, die so eng ist, dass ich mich in der Dusche nicht bücken und deshalb auch nicht alle Regionen meines Körpers in der gewohnten Weise waschen kann. Ich musste da erst gymnastische Strategien entwickeln, um mich in der Dusche komplett waschen zu können. Ich komme mir in dem Zimmer generell so leicht wie Gulliver vor.

Das Zimmer hat einen ganz kleinen Schreibtisch. Und einen winzige Ablage für das Telefon und die Fernbedienung. Sonst nichts. Kein Regal, keine Ablage, einfach nichts.

Das dürfte wohl damit zusammenhängen, dass sie ansonsten eher Kurzzeitgäste haben. Abschließend zu klären waren das nicht, weil sie kein Englisch sprechen. Ich bin hier der „Langzeitgast“. Das hat kuriose Auswirkungen. Normalerweise nämlich, und das steht auch im Fahrstuhl und an der Rezeption, bekommt man Frühstück nur, wenn man beim Betreten des Frühstücksraumes eine Frühstücksmünze abgibt, die man normalerweise an der Rezeption bekommt, weil sie Zimmer mit und ohne Frühstück vermieten, und wenn man ohne Frühstück bucht, man das Frühstück auch nachkaufen kann, und damit der Frühstückschef da weiß, dass man gezahlt hat, kommt man da nur rein, wenn man eine Frühstücksmünze abgibt. Normalerweise. Aus irgendwelchen Gründen wollten sie mir aber keinen Sack voll Münzen geben oder hatte auch gar nicht so viele, weshalb es eine Regelung gibt, die ich auch den Frühstückschefs, die das nicht wussten, erst pantomimisch erklären musste, dass nämlich die Rezeption an den Türrahmen einen Zettel mit Zimmernummern gepappt hat, die keine Münze brauchen. Und da steht nur meine Zimmernummer drauf. Ich bin deshalb der Einzige, der zum Frühstücken keine Frühstücksmünze braucht.

Und ähnlich ist da auch mit dem Roomservice. Da haben sie auch erst einen Langzeitmodus entwickelt, und mit mir vereinbart, dass es einen Roomservice nicht immer gibt, sondern nur dann, wenn ich morgens vor 10 Uhr Bescheid sage, dass ich einen haben will. Darüber bin ich sehr froh, denn bisher wollte ich aus den nachfolgend besagten Gründen keinen. Der Modus Operandi war bisher, dass ich einfach morgens, wenn die sonst alle Türen offen haben und alles neu beziehen und neu machen, weil die anderen Gäste fast täglich wechseln, und der ganze Wechselkram im Gang liegt, einfach meine Handtücher und den Mülleimer auch rauslege/stelle, und dann frische Handtücher im Beutel an die Türklinke gehängt bekomme.

In meinem Zimmer sieht es nämlich aus, als hätte eine Granate eingeschlagen.

Weil mir nichts anderes übrig blieb, als meinen ganzen Krempel, den ich dabei habe, auf dem Fußboden zu verteilen. Wo hätte ich es auch sonst hin tun sollen? Da hat es sich übrigens bewährt, dass ich meine Klamotten in Packbeuteln im Koffer habe, dann liegen die nicht direkt auf dem Boden. Solange mein ganzer Technikkram hier auf dem Boden verteilt ist, will ich das einfach gar nicht, dass hier der Zimmerservice mit dem Staubsauger kommt und wegsaugt, drauftritt oder auch einfach lange die Tür offen stehen lässt.

Ich habe nun bei Daiso kleine, aber feste, quaderformige Baumwoll-Stofftaschen, eigentlich kleine Einkaufstaschen, zu 300 Yen das Stück entdeckt (ca. 2 Euro), die den Vorteil haben, dass sie genau zwischen Mini-Kühlschrank und Tischplatte passen, und kann damit meinen ganzen Kram und Kleinkram hübsch aufgeräumt und ordentlich sortieren, als wären es Schubladen, um mich dann nicht zu blamieren, wenn der Roomservice doch mal reinkommt. So etwas habe ich schon einmal irgendwo gemacht. Weiß nicht mehr wo, ich glaube, USA, wo sie für Pfennige so kleine Barbie-Taschen hatten, die genau die richtige Größe hatten.

Jetzt kann ich endlich mal meinen Krempel sortieren und sauber aufräumen.