Nein, ich bin kein Optimist
Leute, da habt Ihr mich falsch verstanden.
Oder: Vom Ingwer, und wann man ihn essen sollte.
Ich hatte gerade kundgetan, dass ich der Meinung bin, der neuen Regierung 100 Tage Schon- und Bewährungsfrist einzuräumen und mit den Angriffen und Kritiken zumindest nicht anzufangen, bevor die überhaupt im Amt sind.
Ein Leser schrieb wörtlich, und ein weiterer sinngemäß, dass sie da nicht so optimistisch seien wie ich.
Das habt Ihr falsch verstanden.
Ich bin nicht optimistisch.
Wäre ich Optimist und würde annehmen, dass die ihre Sache gut machen, hätte ich gesagt, mal solle sich mit dem Kritisieren beeilen, solange es noch geht. Aber ich sehe es ja umgekehrt, und sage, dass man sich eher gedulden sollte, bis (und ob) die ihren Mist real bauen, weil es sich dann auch leichter und überzeugender kritisiert, als wenn man jetzt ins Blaue irgendwas abfeuert und Leute beschimpft, die man nicht kennt und von denen man nichts weiß, um damit dann so blöd auszusehen wie die grüne Jugend.
Gerade weil ich kein Optimist bin, bin ich der Auffassung, dass es genug zu kritisieren geben wird. Aber eben anders.
Ich halte es auch mit der eigenen Logik- und Denkhygiene für unvereinbar, akausal zu kritisieren, einfach irgendwelchen Leuten irgendwelche Fehler vorzuwerfen, die man nicht mal artikulieren kann, oder die sie nicht gemacht haben und von denen man nicht weiß, ob sie sie überhaupt machen.
Das überzeugt dann auch nicht und ist ad personam.
Nun bin ich kein grundsätzlicher Gegner von Angriffen ad personam. Fehler, die in der Person liegen, sollte man auch ad personam angreifen. Aber: Angriffe ad personam müssen auch begründet und vertretbar, zu verteidigen sein, weil die unheimlich nach hinten losgehen können, wenn die nicht sitzen. Und Angriffe ad personam haben immer das Aroma, dass es einem an Angriffen ad res fehlt.
Man sollte im eigenen Interesse darauf achten, unvoreingenommen und sachlich, nüchtern zu betrachten, damit man das Objekt betrachtet und der Speise nicht, bevor man sie gekostet hat, noch den Geschmack anlasten, den man von der letzten Speise im Mund hat.
Anders gesagt: Wisst Ihr, warum man zum Sushi Ingwer isst?
Ganz einfach: Gar nicht. Man isst den Ingwer nicht zum Sushi (obwohl man kann und darf, wenn man will), sondern zwischen den Sushi-Stücken, um den Geschmack wieder zurückzusetzen. Von der Seite reishunger:
Ein oft zu beobachtendes, aber kulinarisches No-Go ist es, den Ingwer auf das Sushi zu legen und gemeinsam zu essen. Ingwer dient durch seine Schärfe nämlich als Geschmacksneutralisator und wird zwischen den einzelnen Sushi Häppchen verspeist. So können die die unterschiedlichen Geschmäcker der verschiedenen Sushi Rollen besser wahrgenommen werden.
Und genau das empfehle ich hier.
Wenn man einer Regierung, wie der Ampel, beim Scheitern und Crashen trotz Warnungen zusieht, empfehle ich Popcorn und Chips.
Zwischen den Regierungen empfehle ich dagegen Sushi. Natürlich mit Ingwer. Um den Geschmack zu neutralisieren und die unterschiedlichen (oder womöglich auch gleichen) Geschmäcker unabhängig voneinander wahrzunehmen.
Deshalb meine dringende Empfehlung: Sushi zwischen den Regierungen.
Auch wenn es manchem rätselhaft erscheinen mag. Aber das Rätselhafte ist die gelegentliche Würze des Blogs, wie der Wasabi. Und nur die langjährigen Leser wissen und verstehen, wie und warum.