Ansichten eines Informatikers

Einstiegsgehälter

Hadmut
1.5.2025 17:43

Von der Diskrepanz zwischen Gen Z und Realität.

Die Genderkriegsberichterstattung der Stuttgarter Zeitung: 10.000 Euro netto für die GenZ?

Psychologin Ines Imdahl entlarvt unrealistische Gehaltsvorstellungen und Scheinwelten durch Social Media. Aber sind Generationen-Klischees überhaupt haltbar?

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Imdahl, Gründerin der tiefenpsychologischen Forschungsagentur „Rheingold Salon“, betont im Gespräch mit der FAZ, dass viele junge Menschen tatsächlich hohe Gehaltsvorstellungen hätten: „Die Jugendlichen wollen zwischen 6000 und 10.000 Euro netto monatlich verdienen – und zwar nicht erst irgendwann, sondern möglichst bald nach dem Berufseinstieg.“

Diese Zahlen basieren auf einer repräsentativen Studie mit über 1000 Teilnehmern. Konkret werden bei jungen Frauen im Schnitt 6300 Euro netto genannt und bei jungen Männern 8000 Euro.

Doch woher kommen diese hohen Erwartungen? Imdahl sieht mehrere Ursachen. Zum einen gebe es einen gewissen Kontrollverlust: Die Gen Z wachse in einer Zeit globaler Krisen auf – Digitalisierung, Inflation, Kriege, Klimawandel. Das erzeuge ein Gefühle, denen mit dem Wunsch nach finanzieller Sicherheit begegnet wird.

Eine Rolle spielen offenbar aber auch Social-Media-Plattformen, denn Instagram und TikTok sind voll von „Psycho-Coaches“, die behaupten, dass man „mit dem richtigen Mindset“ alles erreichen könne. Das führt laut Imdahl dann zu unrealistischen Erwartungen und Vergleichen.

Allerdings geht es der Gen Z nicht nur ums Geld. Laut Rheingold-Salon wünschen sich 85 Prozent vor allem einen Job, der sie glücklich macht. Die Suche nach dem „Traumjob“, der dauerhafte Euphorie verspricht, ist demnach für manche sogar wichtiger als die Partnersuche.

Bis zu 40 Prozent der jungen Leute brechen ihre Ausbildung oder ihr Studium laut Rheingold wieder ab – aber vielleicht nicht aus Jux und Tollerei, sondern aufgrund einer neuen Ernsthaftigkeit und dem Wunsch nach einem erfüllten Leben?

Die Leute haben einen weitgehenden Realitätsverlust.

Allerdings ist mein Eindruck davon, was die Ursachen sind, etwas anders.

Ein Punkt ist, dass die Gen Z von ihren Eltern so gelobt und verhätschelt wurden, dass sich da jeder für Superman hält. Ich kann mich nicht mehr an Ort und die genauen Zahlen erinnern, aber vor ein paar Jahren gab es irgendwo in den USA eine Erhebung, wonach sich über 90% der Leute für weit überdurchschnittlich halten (oder etwas in der Art, nagelt mich nicht auf die Zahl 90 fest, es war irgendeine haarsträubend hohe Zahl). Jeder glaubt, er sei besser als die anderen.

Der Effekt an sich ist nicht neu. Den gab es damals schon zu meiner Zeit (und zweifellos auch früher immer). Ich kann mich noch an die ersten Tage im ersten Semester Analysis und Algebra erinnern. 700 Leute in einem Hörsaal, von denen sich mindestens die Hälfte (einschließlich mir) einbildete, überragend gut zu sein, weil sie der Beste ihrer Schule in Mathe waren und dachten, sie kommen da hin und machen das mit links und zeigen denen mal, wie das geht. Und dann fangen die dort wirklich bei Null an, und nehmen im Prinzip die gesamten drei Jahre Mathe Leistungskurs und noch mehr in der ersten Woche durch. Die ersten saßen am allerersten Vorlesungstag mittags mit Heulkrampf in der Mensa. Die Mathematiker sind ziemlich gut darin, eingebildete Abiturienten in kürzester Zeit runterzustutzen und ihnen mal die eigene Winzigkeit vor Augen zu führen, und zu erzählen, was denn an der Uni die einfachste Mathe ist.

Das war überaus gesund. Viele haben gemerkt, dass Informatik für sie nichts ist, und die, für die es was war, haben gemerkt, dass das kein Spaziergang wird, sondern sie sich verdammt auf ihren Hosenboden setzen und arbeiten müssen.

Doch heute ist das in vielerlei Hinsicht anders. Die Leute arbeiten sich nicht mehr ein, sondern haben alles so im Touchscreen-Zugriff, und verwechseln dann die leicht zu bedienende Benutzeroberfläche mit eigenen Fähigkeiten. Und dann wurden sie von den Eltern ständig gelobt, und hören ständig die Sache mit dem Fachkräftemangel und der Alterspyramide, und bilden sich dann ein, sie könnten jedes Gehalt verlangen.

Ich habe schon Gespräche erlebt, wo dann Leute als Hoppla-jetzt-komm-ich-Schnösel ankamen, und ich deutliche merkte, dass die über mich „Ah, alter weißer Mann“ dachten, und dann sehr schnell mit den Ohren schlackerten, als sie hörten, was ich von ihnen erwarte, obwohl es nur Trivialitäten waren, die das Beherrschen der Grund- und Kernfunktionen der ssh. Und das ist schon vergleichsweise simpel.

Ein zentrales Problem ist die Frauenförderung, die auch auf die Männer durchgeschlagen hat. Die fühlen sich alle „empowered“, und glauben, sie seien „stark“, wenn sie nur fordernd und großmäulig auftreten.

Das kann noch böse nach hinten losgehen.

Andererseits: Wir dürfen durchaus eine Inflation erwarten, die diese Gehälter rein zahlenmäßig sogar möglich machen könnte. Nur kaufen wird man sich davon nichts mehr können.