Ansichten eines Informatikers

Zu schlicht?

Hadmut
26.3.2024 21:53

Eine Reaktion.

Eine Leserin findet den Artikel von eben zu schlicht:

Kann ich aus Sicht des Leserin schon verstehen, aber nicht aus Sicht des Schreibers.

Sollte man das noch ausschmücken, ergänzen, aufmotzen, um den Unterhaltungswert auf Blog-Niveau zu heben? Oder sollte man bei dem bleiben, was sie herausgefunden haben (wollen), auch wenn die Realität im Vergleich zu den Vorstellungen der Geisteswissenschaftler eher banal daherkommt?

Mich persönlich fasziniert eher die Einfachheit, die Banalität der Erklärung, des Gefundenen, als die vorherrschenden geisteswissenschaftlichen Erklärungen, die ständig weitergeschnitzt werden, um jede neue Problematik irgendwie zu erklären, um einerseits komplexer als das Erklärte werden zu müssen und andererseits doch immer wieder nur auf „soziale Einflüsse“ hinauslaufen.

Mich persönlich sprechen schlichte Erklärungen für komplexe Symptome weitaus mehr an, als überkomplexe Erklärungen, schon wegen der Tragweite.

Wenn eine Erklärung zu kompliziert, zu komplex ist, unterliegt sie immer dem Verdacht, dass sie den Zusammenhang nicht beschreibt, sondern erst die Erklärung den Zusammenhang konstruiert. Anders gesagt: Wenn die Erklärung nur hinreichend komplex, kompliziert und „unterhaltsam“ ist, vielleicht auch an den Haaren herbeigezogen, besteht der Verdacht, dass sie jeden beliebigen Zusammenhang herbeireden kann.

Anders gesagt: Die Kenntnis des Zusammenhangs ist nur dann überzeugend, wenn dadurch die Entropie sinkt, das System weniger komplex wird, weil der Zusammenhang das Zusammenspiel erklärt. Wenn die Kenntnis des Zusammenhangs aber zu komplex ist, das System schwerer und nicht leichter zu verstehen ist, ist Vorsicht geboten.

Und die Natur, die Evolution sucht ihre Wege ja nicht nach Unterhaltungswert der Erklärung, sondern nach dem Funktionieren mit dem geringsten Aufwand.