Ansichten eines Informatikers

Luftpost aus Jerusalem, 1964

Hadmut
23.3.2024 17:52

Zufallsfund.

Kurios. Ich hatte doch einige Artikel über die Situation und den Themenkreis Gaza/Israel/Briten/Osmanisches Reich/Lawrence von Arabien/Schiff Exodus geschrieben.

Mehrer Leser hatten mir dazu dringend das Buch „Aufstand der Araber“ von Wolfgang Bretholz empfohlen, das es neu nicht mehr gibt. Das Buch stammt von 1960. Habe ich aber gebraucht gefunden, und mir deshalb vor einigen Monaten im Gebrauchthandel ein Exemplar bestellt.

Ich bin noch nicht dazu gekommen, es zu lesen. Gerade habe ich beim Umräumen das Buch in der Hand gehabt. Ich wollte es mit einer Hand greifen, es ist aber gerade eine Kleinigkeit zu groß und zu dick, um es mit einer Hand noch sicher zu umfassen, weshalb ich mit dem Daumen ungewollt über die Buchseiten gerutscht bin und das Buch unabsichtlich etwas durchgeblättert habe. Da fällt mir auf: Da liegt ja was drin!

Offenbar hat ein früherer Besitzer des Buches ein leeres Briefkuvert als Buchzeichen verwendet. Ein Kuvert, wie ich sie aus meiner Kindheit noch kannte, nämlich ein Luftpostkuvert aus ganz besonders dünnem, leichtem Papier, hauchdünn, außenrum mit rot-blauen Streifen, ähnlich wie bei einem Wasserzeichen ein Flugzeug aufgedruckt, Aufschrift „Air Mail“, „Par Avion“ und nochmal auf Hebräisch. Die Ecke mit den Briefmarken herausgerissen, damals sammelte man noch Briefmarken.

Damals war das so, dass man spezielles Luftpost-Briefpapier verwendete, kein normales Papier, weil das alles ganz wenig wiegen und ganz wenig Platz wegnehmen durfte. Das gab es extra zu kaufen und das musste oder sollte man auch verwenden, Luftpost-Briefpapier auf ganz dünnem, ganz leichtem Papier. Heute unvorstellbar.

Absender nur ein Postfach in Jerusalem.

Poststempel aus Jerusalem vom Januar 1964.

Der Empfängerort noch mit einer zweistelligen Postleitzahl, weil Städte damals hinten Nullen hatten und es üblich war, dass man die Nullen am Ende der Postleitzahl weglassen konnte. Also eine Postleitzahl vom Schema XY00.

Empfänger ein Herr Dr., was ich jetzt natürlich nicht zeigen kann, Datenschutz, auch wenn derjenige vermutlich nicht mehr mehr lebt, denn wenn der Empfänger 1964 einen Dr. hatte, dürfte er damals mindestens 30 Jahre alt gewesen sein, müsste jetzt mindestens 90 Jahre alt sein. Leute dieses Alters geben ihre Bücher normalerweise nicht her, vermutlich wurde das Ding im Rahmen einer Nachlassemtrümpelung als Gebrauchtbuch verkauft, vielleicht aber auch bei einem Umzug in ein Altersheim oder Ähnliches.

Was man so findet.

Ich habe schon lange kein Luftpostkuvert aus extra dünnem Papier mehr gesehen.