Ansichten eines Informatikers

Bömbchen auf Zypern

Hadmut
21.10.2023 23:15

Leser fragen – Danisch weiß es auch nicht.

Ein Leser schreibt, er habe bei Apollo gelesen, dass vier Syrer in Nicosia (oder Nikosia oder Lefkosia oder Λευκωσία, Hauptstadt der Republik Zypern) auf die israelische Botschaft verübt hätten.

Bevor ich jetzt einen Haufen Mails wegen c oder k bekomme: Städte und Straßen auf Zypern neigen dazu, mehrere Namen in noch mehr Schreibweisen zu haben, was einen bei der Zieleingabe im Navi in den Wahnsinn treiben kann, weil viele Städte einen griechischen und einen englischen Namen haben – man erklärte mir mal, das sei wie München und Munich – und der griechische Name mal mit griechischen Buchstaben oder aber eben auch mit lateinischen Buchstaben geschrieben wird, wofür es aber verschiedene Transkriptionen gibt. Es gibt die Methode, Buchstabe für Buchstabe nach Alphabettafel ins Englische zu transkribieren, und es gibt die Methode, auf die Schreibweise mehr oder weniger zu pfeifen und stattdessen die Aussprache des griechischen Namens phonetisch möglichst anzunähern. Das divergiert aber, weil beide Methoden keinen verbindlichen einheitlichen Algorithmus haben, und erschwerend noch hinzu kommt, dass die zypriotische Aussprache recht wüst ist (man hat mir das so erklärt, dass sich Zypriotisch zu Festlandgriechisch verhalte wie Schottisch zu Oxford-Englisch: Zyprioten könnten Griechen verstehen, aber es höre sich für sie sehr gestelzt und geschraubt an. Griechen dagegen hätten kaum eine Chance, Zyprioten zu verstehen, die Schriftsprache sei aber identisch), kann die englische Annäherung schon eine ziemliche Distanz zur griechischen Schreibweise aufweisen. Deshalb gibt es Agia Napa und Ayia Napa, und Lemessos und Limassol, und so weiter und so fort. Manchmal unmöglich, eine Straße im Navi zu finden, vor allem, wenn sie im Navi ganz anders geschrieben ist als in Adressangaben oder auf Google Maps. Und als ob das nicht genug wäre, divergiert auch noch die Betonung. Ich habe Nicosia schon mit Betonung auf dem o und auf dem zweiten i, und wen man fragt, der sagt was anderes. Siehe Höre etwa hier oder hier oder hier oder hier … was sich wohl aus verschiedenen Mischungsverhältnissen aus Englisch (kurzes o, Betonung auf dem zweiten i) und der griechischen (wie Ambrosia) ergeben. Eigentlich ist es völlig egal, wie man es ausspricht, weil man es ohnehin nie so ausspricht, dass die Einheimischen damit zufrieden sind, aber das stört auch keinen.

Da schreibt nun also Apollo News:

Nach einer Explosion vor der israelischen Botschaft in der zypriotischen Hauptstadt Nikosia hat die örtliche Polizei vier Männer festgenommen. Die zypriotische Polizei war am frühen Samstag in höchster Alarmbereitschaft, nachdem ein improvisierter Sprengsatz 30 Meter von der israelischen Botschaft in Nikosia entfernt geworfen wurde. Die „selbstgebaute Bombe“ explodierte gegen 1:30 Uhr Ortszeit, heißt es. Beamte des Sprengstoffkommandos sagten, am Tatort sei in einem kleinen Metallgegenstand eine „sehr kleine Menge pyrotechnischen Materials“ gefunden worden.

Nach der Explosion wurden zwei Personen, die in der Nähe der israelischen Mission gingen, sowie zwei weitere Personen in einem Auto festgenommen. Im Fahrzeug fanden die Polizisten zwei Messer und einen Hammer. Bei den vier Festgenommenen handelt es sich allesamt um syrische Staatsangehörige im Alter zwischen 17 und 21 Jahren.

Zufällig war ich heute in Nicosia, unter anderem Einkaufen, und dabei gar nicht mal so weit davon weg, wollte ursprünglich sogar zu einem Laden der noch näher dran ist, da hat mir aber die Zeit nicht gereicht. Ich habe heute nirgends etwas von dem Anschlag gehört.

Man muss schon sehr suchen, um Nachrichten darüber zu finden, weil es wohl weder Personen-, noch Sachschaden gegegen hat, und die Sprengstoffmenge angeblich sehr gering war. Cyprus Mail berichtet:

A small piece of metal was found about 30m away from the embassy which had a small amount of pyrotechnic material that had exploded but did not cause any damage.

Police and explosive experts headed directly to the scene.

One resident of the area said the explosion was not very large, telling the Cyprus Mail: “I and my wife didn’t hear anything.”

Wahr wohl ziemlich amateurhaft und in Ermangelung von Sprengstoff, die in Berlin üblichen Polenböller sind wohl schon stärker, aber der Vorgang als solcher ist natürlich relevant, weil er zeigt, dass selbst Jugendliche (man hat ja vier junge Syrer festgenommen) diesen bescheuerten Aufrufen folgen und sich eben an Anschlägen versuchen, so gut sie können.

Was aber auch heißt, dass das anderenorts, an dem es kriegserfahrene Syrer mit mehr Sprengstoff gibt, ganz anders aussehen kann.