Ansichten eines Informatikers

Filterblasen und Echokammern

Hadmut
6.10.2023 22:41

Über Linke.

Könnt Ihr Euch noch erinnern, als das vor so drei oder vier Jahren durch alle Medien ging, Sascha Lobo war da ja auch sehr aktiv, allen und jedem, der nicht stramm linker Einheitsmeinung war, vorzuwerfen, sich in „Filterblasen“ und „Echokammern“ aufzuhalten und jede abweichende Meinung auszublenden?

Was, nebenbei bemerkt, sowieso nie stimmte, denn niemand sonst mauert sich so in Wahrnehmungsbarrieren ein wie Linke, denn die sind es ja, die Leuten das Wort verbieten, von „Safe Spaces“ faseln, Leuten die Vorlesungen verbieten. Weil sie eine Ideologie haben, die nicht belastbar ist, und beim ersten Widerwort in sich zusammenfällt. Aber man dachte eben damals noch, dass man so eine magische Monopolwahrheit hat, deren strahlende Überzeugungskraft jeden erfassen müsse, wenn er nicht entweder von finsteren Mächten gesteuert wird oder sich komplett von der Außenwelt abgeschnitten hat. Das hängt ja damit zusammen, dass sie jede Individualität ablehnen, den Leuten gar nicht zutrauen, eine eigene Meinung zu haben, weil sie selbst nicht der eigenständigen Meinungsbildung fähig sind.

Twitter war ja deren große Filterblase und Echokammer, solange Twitter unter linkem Einfluss und linker Steuerung stand und man Accounts, die anderer Meinung war, einfach sperren oder ganz löschen lassen konnte.

Deshalb war es für Linke ein Weltuntergang, als Elon Musk Twitter übernahm, weil das mit dem Sperren und Blockieren und Löschen nicht mehr so funktionierte, wie man das brauchte.

Man versuchte, zu Mastodon zu wechseln, aber das hat nicht so funktioniert. Ich weiß gar nicht mal so genau, warum eigentlich, denn eigentlich funktioniert Mastodon ja ganz ordentlich. Aber in Mastodon gibt es eben auch andere Meinungen als die Einheitsmeinung, und dagegen lässt sich auch nicht so viel machen, weil Mastodon von vielen kleinen Nodes betrieben wird und es keine zentrale Sperrinstanz gibt. Man hat sich ja auch auf Twitter schon so eine Art abgeschottete Sphäre geschaffen, indem man einfach alle blockiert hat, die da nicht passen.

Mit Mastodon wurden sie auch nicht glücklich.

Jetzt hetzen sie zu Bluesky. Ich musste erst einmal nachlesen, was das überhaupt ist. Das ist sowas wie Twitter, auch von Twitter-Leuten entwickelt, aber dezentral. Im Prinzip kann man da verschiedene Knoten betreiben. Hört sich genau wie Mastodon an. Wo ist der Unterschied?

Der Unterschied ist, dass Mastodon auf ActivityPub als Protokoll beruht, Bluesky auf dem AT-Protokoll. Das kenne ich noch nicht, aber so wie ich das verstanden habe, ist ein wesentlicher Unterschied, dass der Account nicht fest an den Knoten gebunden ist, sondern kryptographisch identifiziert wird. Wenn man auf Mastodon auf einem Knoten, Server gesperrt wird oder der Knoten nicht mehr läuft, und man woanders einen Account aufmacht, ist das ein anderer Account mit einer anderen Adresse. Auf Bluesky/AT kann man seinen Account mitnehmen und verlagern, weil Informationen über ihren Hash und nicht über ihren Ort angesprochen werden. Das ist ein interessantes, bekanntes Prinzip, aber es hat so seine Probleme, weil der Aufwand sehr steigt.

Der Knackpunkt ist aber wohl, und da bin ich selbst noch nicht so durchgestiegen, dass da wohl deutlich stärkere Mittel zur Filterung und Zensur bestehen sollen.

Und bisher gibt es da wohl auch nur einen Beta-Betrieb auf https://bsky.app/, in den man schlicht nicht reinkommt, wenn man keinen „invite-code“ hat, von jemandem eingeladen wurde.

Auf diese Weise sorgt man nun dafür, dass in diesen Twitter-Ersatz von vornherein nur Linke mit Einheitsmeinung reinkommen und man da meinungsmäßig völlig unter sich ist, um dann zu glauben, dass man die wunderbare 100%-Meinung hat.

Und das sind dort die Leute, die vor Jahren noch andere beschimpft haben, sie würden in Filterblasen und Echokammern leben.

Der Unterschied zu früher ist, dass man früher Leute mit unerwünschten Meinungen noch aussperren konnte, und man sich heute selbst einschließen muss.

Und wie das alles so zusammenlinkst, das erklärt Euch die wunderbare, einzigartige Marina Weisband:

Im Prinzip sagt sie, man solle Twitter verlassen und „verbrennen“, weil man da nicht mehr die linke Alleinherrschaft hat und da jetzt auch andere Meinungen zulässig sind. Und andere als ihre eigene Meinung ertragen die Ritter der Toleranz und Diversität nicht.

Die war damals übrigens auch in der linken Gang, die die Piraten übernommen und zugrundegerichtet hat.

Und wie ich das hier gerade schreibe, läuft im ZDF die heute show und schimpft auf Musk und Twitter. „Gernot Hassknecht“ wettert gegen Twitter/X und ruft dazu auf, zu Bluesky zu wechseln, dem neuen linken Stelldichein.