Ansichten eines Informatikers

Animal Farm

Hadmut
1.10.2023 23:45

Zur aktuellen Diskussion.

Weil in der Diskussion über die aktuellen Vorgänge gerade auf Twitter der Vorschlag aufkam, dass George Orwell in der Schule gelesen werden sollte: Zu meiner Zeit war das so. Da kannte jeder mit Abitur diese Werke.

Animal Farm hatten wir im Englisch-Unterricht (natürlich auf Englisch), und 1984 im Deutschunterricht, und dann noch mal ein zweites Mal aufgekocht, als dann tatsächlich das Jahr 1984 kam (bin Abi-Jahrgang 1985). Damals allgemein als das „Orwell-Jahr“ bekannt.

Beachtlich, dass das heute nicht mehr Teil des Schulunterrichts zu sein scheint. Als ob man die Kritik am Kommunismus rausgeworfen hätte.

Jemand fasst das schön zusammen:

Ja.

Den Film Idiocracy würde ich noch dazu nehmen.

Wisst Ihr aber, woran ich auch häufig zurückdenke? Was nicht auf dem Lehrplan stand?

Wir hatten an der Schule eine Lehrerin, deren Mann Strafrichter am Amtsgericht war. Der lies sich das nicht nehmen, jedes Jahr für die, die es wissen wollte, außerhalb des normalen Unterrichts auf freiwilliger Basis die Grundlagen des Rechtssystems und der Gerichte zu erläutern. Und die, die das alles mitgemacht haben, hat er dann zu einer echten Strafverhandlung eingeladen. Da hieß es vorher „Klappe halten, kein Wort, nicht stören, nur zuhören“, und im Anschluss an die Verhandlung alle in sein Richterarbeitszimmer, wo er uns das dann erklärte und wir Fragen stellen konnten.

Es ging um einen Fall, in dem zwei Frauen in einem Auto auf der Autobahn unterwegs gewesen waren, und Anzeige gegen zwei Männer erstattet hatten, die sie da behindert, ausgebremst, schikaniert haben sollten.

Die zwei Frauen sagten das natürlich aus, die Männer bestritten es natürlich.

Der Fahrer wurde verurteilt.

Der Richter erklärte uns dann, dass es „Aussage gegen Aussage“ im deutschen Recht nicht gibt, sondern die freie Beweiswürdigung, und er als Richter entscheidet, wem er glaubt. Und dann hat er uns erklärt, warum er den beiden Frauen glaubte und den beiden Männern nicht. Persönlicher Eindruck. Art der Aussage. Wer Grund hat, zu lügen und wer nicht.

Es war eine Zeit, in der man in der Schule tatsächlich noch etwas für das Leben gelernt hat. Ich habe zwar auch einigen Mist erlebt, der sehr ärgerlich war, aber im Allgemeinen hatte ich sehr gute Schulen und eine gute Schulzeit, die mir viel mitgegeben hat, und an die ich – von ein paar Ausnahmen abgesehen – auch gerne zurückdenke. Es gab zwar das ein oder andere Mobbing, aber grundsätzlich keine Kriminalität, keine Gewalt, keinen Grund, nicht zur Schule zu gehen. Die Säle waren in Ordnung, die Toiletten auch, und wir haben (nicht in allen, aber in den Kernfächern) doch etwas Ordentliches gelernt. Und: Politisch im Wesentlichen neutral, keine Indoktrination, kein Gender-Quatsch. Sondern Bildung.