Ansichten eines Informatikers

Terminnot beim Zahnarzt

Hadmut
30.9.2023 11:42

Noch eine Zuschrift eines Zahnarztes.

Ich muss da allerdings einiges wegschnitzen, um ihn nicht identifizierbar zu machen.

Es gibt wohl tatsächlich Fälle, in denen Krankenkassen erhebliche vierstellige Beträge für die Krankenversorgung von Syrern aufbringen, selbst wenn diese keine Flüchtlinge sind. Es ist also wohl schon so, dass die Krankenkassen da erstaunlich viel Geld zahlen.

Das sei aber nicht die eigentliche Ursache des Problems:

Ukrainische Flüchtlinge gibt es die Menge, tatsächlich bekommen die nach einer Frist (eineinhalb Jahre glaube ich) auch Zahnersatz. Zuzahlung ist für die oft kein Problem. Die Beobachtung des Kollegen in Ihrem Blog kann ich nur teilen- Ukrainer sind hart im Nehmen, auch die Kinder, während arabische Patienten ziemliche Weicheier sind, wenn man das so sagen darf.

In unserer Region gibt es viele Praxen, die keine neuen Patienten mehr aufnehmen, in Städten wie Grimmen oder Demmin gibt es kaum noch Praxen, in Ribnitz-Damgarten waren vier Vertragszahnarztsitze unbesetzt. DAS ist ein Problem, aber das liegt nicht an den Flüchtlingen, sondern an vielen anderen Faktoren: es gibt kein Personal mehr, es lohnt sich finanziell nicht mehr, die ländliche Gegend ist unattraktiv, demografische Faktoren etc.

Viele ältere Kollegen haben wegen der Digitalisierung aufgehört (nach dem Motto: den Scheiß tu ich mir nicht mehr an), weil das Geld, Zeit und ganz viel Nerven kostet- die elektronischen Heilberufsausweise kosten pro Zahnarzt 450,-, dann kommt noch der Konnektor, der elektronische Praxisausweis, die ständigen Updates- und das ist alles kostenpflichtig und dient eigentlich keinem, der Patient wird deswegen jedenfalls nicht besser behandelt. Ich habe schon ganze Nachmittage mit Konnektor-Updates
verbracht…

Also, es gibt tatsächlich viele Patienten, die keine Termine mehr bekommen, aber sicher nicht, weil der Zahnarzt stattdessen Flüchtlinge behandelt, sondern weil das System insgesamt am Zusammenbrechen ist.

Vor einiger Zeit hatte ich ja schon einmal das Thema beleuchtet, dass die Versorgung auf dem Land nicht mehr funktioniert, weil die Medizin durchfeminisiert ist und der Frauenanteil weit über 50% liegt, teils bei über 70%, und Frauen ungern Vollzeit oder auf dem Land arbeiten, und oft auch keine Lust haben, eine eigene Praxis mit finanziellem Risiko zu betreiben, sondern als angestellte Ärzte in einer Praxis arbeiten.

Wobei mir als Informatiker jetzt wiederum nicht klar ist, warum eine Digitalisierung da so teuer und umständlich ist, denn eigentlich – eigentlich – sollte Digitalisierung nach einer gewissen Anfangsinvestition alles billiger und einfacher machen. Das ist eigentlich der Zweck, das Ziel. Und wie ich das schon zur IT-Sicherheit berichtet hatte, ist das auch bei Digitialisierung so, dass das keine Religion, keine kultische Handlung sein soll, sondern eine betriebswirtschaftliche Sache, mit der man eben nach einer Anlaufzeit spart.

Bei dem Gehampel mit der Gesundheitskarte habe ich mich durchaus schon gefragt, worin der Vorteil gegenüber einem Rezept auf Papier liegen soll, denn ich muss ja nach wie vor in die Apotheke und denen etwas hinhalten, nur dass die das dann in ein Lesegerät halten müssen. Wieder mal so ein typischer Fall, in dem die Politik nicht verstanden hat, was Digitalisierung ist, sondern versucht, analoge, herkömmliche Vorgänge mit Elektronik nachzuahmen.

FOCUS schreibt ja heute so schön (was ich schon lange sage), dass Deutschland ein Land im Niedergang ist. Das geht nur noch bergab.