Ansichten eines Informatikers

Der Erotik-Avatar

Hadmut
18.9.2023 12:56

So sieht die Zukunft aus.

Ich hatte es schon angesprochen, u. a. im Artikel über die Politikerin mit ihrem gefälschten Plakatbild, die meinte, sie haben ein Recht auf ein schönes Bild:

Eine „Erotikdarstellerin“, Sika Moon, hat per KI einen Klon von sich selbst erstellt, der mit tausenden von Fans online kommuniziert, was bei mir die Frage aufwirft, ob sich KI hier auf Bild- oder Textdarstellung bezieht, oder beides.

Eine Erotikdarstellerin erstellt einen virtuellen Klon von sich und verdient damit 16.000 Euro im Monat – mehr als mit ihren realen Pornodrehs.

Sika Moon, ein 28-jähriges Model, hat mithilfe künstlicher Intelligenz eine Kopie von sich selbst erstellt, um mit Tausenden von Fans online zu kommunizieren. Der virtuelle Klon des Models ist inzwischen viel erfolgreicher als sie selbst, und Sika gehört zu den Topverdienern auf „Fanvue“ in Großbritannien.

„Nach fünf Jahren in der Erwachsenenunterhaltungsindustrie war ich von der unkreativen Arbeit in diesem Geschäft gelangweilt”, sagte Sika gegenüber „MailOnline“. „Also habe ich mich mit Hilfe von KI-Tools in das Mädchen verwandelt, das ich immer sein wollte und von dem ich immer geträumt habe – perfekt, ewig jung und jede Minute des Tages sexy, intelligent, aber mit meiner Persönlichkeit.“

Das wird groß kommen, das ist die Zukunft. Das Prinzip Eliza, nur nackt.

Ich hatte das ja beschrieben, dass mit dem Corona-Lockdown ein gewaltiger Virtualisierungs- und Digitalisierungsschub einsetzte und viele aus dem herkömmlichen analog-horizontalen Gewerbe – notgedrungen – anfingen, ihre hygienisch unbedenkliche und gewaltgeschützte Online-Show zu betreiben. Manche haben damit schon sehr viel Geld verdient. Jetzt setzt ein zweiter Schub ein, nämlich der KI-Schub.

Wisst Ihr, was ich daran besonders beachtlich finde?

Geschichte wiederholt sich.

Es war immer die Pornographie, die die Medientechnik vorangetrieben hat.

Schon damals bei der VHS-Videokassette und dann der Video-DVD waren es die Pornoanbieter, die neue Techniken und Formate durchsetzten. Von den damals drei konkurrierenden Formaten VHS, Betamax und Video2000 war VHS technisch das schlechteste, und eine Zeit gab es ja alle drei auf dem Markt. Aber VHS war zuerst da und die Pornoanbieter haben auf VHS gesetzt.

Es gibt wilde Schätzungen, und zwar jeden beliebigen Prozentanteils, den man haben möchte, dass 10, 20, 30, 70 Prozent des Internet-Verkehrs aus Pornos bestehen. Sei es drum, jedenfalls viel. Kulturbestimmend.

Und ich würde wetten, dass der nächste Pornographieschub erst noch kommt – vor allem per KI.

Man wird künftig die Erotikdarsteller per KI subtil dem Geschmack, den Vorstellungen der Zuschauer anpassen und auswerten, wie er darauf reagiert. Die Haare etwas blonder? Die Beine etwas länger? Die Brüste eine Winzigkeit praller? Dafür der Arsch etwas knapper und etwas höher? Mehr Rumgezappel oder doch eher langsam-lasziv? Oder unschuldig-Augenaufschlag? Oder mehr Sporthure?

Es wird Benutzerprofile geben, die beschreiben, wer was sehen will, womit man wem die längste Online-Zeit und damit am meisten Profit aus den Rippen leiert.

Die Jusos und die Grüne Jugend wollten doch kostenlose öffentlich-rechtliche Pornoversorgung. Sowas von veraltet und vordigital. Das dauert noch ein paar Spielekonsolen-Generationen, bis die alle nicht nur 3D-Graphik, sondern auch die KI-Chips drinhaben, und dann gibt es den individualisierten Porno. VR-Brille auf und los geht’s.

Auch als Ergänzung zum Vibrator. Als Angelina Jolie noch mit Brad Pit zusammen war (das nur zur Erläuterung, obwohl es den Gag spoilert), hat sie mal einen Brüller losgelassen. Sie war in irgendeiner Radioshow zu Gast und sagte, man könne sie einfach alles fragen. Eine Anruferin fragte, wie das wäre, als Hollywood-Star müsste sie doch sensationell guten Sex haben. Aber nein, sagte sie, sie haben genau denselben Sex wie jede normale amerikanische Hausfrau: Immer wenn sie mit ihrem Mann schläft, denke sie dabei an Brad Pitt.

Das wird künftig möglich sein. Brille auf, und die KI wird anhand der Körperpositionen beider exakt das Bild vorgaukeln, es sei Brad Pitt, der gerade an Mutti rumnagelt. Er wird Lizenzgebühr bekommen. Schönsaufen war gestern.

Dabei ist die Idee gar nicht mal neu. Ich weiß nicht mehr wann, vor Jahren war ich mal auf der Venus Pornomesse in Berlin, mir mal einen eigenen Eindruck zu verschaffen. Eigentlich war mir das Geld zu schade, aber ich kam fast geschenkt an ein Ticket. Unfassbar dröge, aber auch unfassbar beliebt. Da sitzen Pornodarstellerinnen auf Tischen, reißen die Beine auseinander, und eine Horde Männer, die das beste Alter schon sehr lange hinter sich haben, oben Glatze, unten Bauch, stehen in Horden davor und machen sich mit Kameras eigene Pornobildchen von miserabelster Qualität. Ich habe ja nichts dagegen, wenn jemand Pornos mag und auf Südpolgrotten steht, aber warum muss man auf einer Pornomesse, auf der man damit überschüttet wird, mit so einem Schrott anfangen? Einmal im Leben echte Schamlippen selbst, persönlich, auf weniger als 2 Meter Abstand gesehen? Meine Güte. Die Kundenschicht ist gesichert. In der nächsten Halle gibt es lebensgroße Gummipuppen.

Etwas hatte ich aber gesehen, was mich überaus interessiert hat, auch wenn ich es – der langen Warteschlange, aber auch der offensichtlich mangelhaften Hygiene wegen – nicht selbst probiert, sondern nur angesehen und mir erklären lassen habe: Pornos mit der VR-3D-Brille. Die Leute (auch einige Frauen, soweit ich mich erinnere) standen Schlange, um dann diese Brille aufzubekommen und einen 3D-Porno zu sehen. Aus dem Kontext leicht zu erraten, was es zu sehen gab, denn die Probanden sollten ihre Hand und dabei einen Finger nach vorne strecken. Kaum hatten sie die Brille auf, gab es vom Standpersonal einen Spritzer Gleitmittel auf den Finger und eine Silikongummimöse auf den Finger gesteckt, in der sie dann rumfummelten. Und es war offensichtlich, dass es den Leuten gefallen hat, sie das echt fanden, und sich begeistert geäußert hatten, teils ziemlich konsterniert geguckt haben, als sie die Brille wieder absetzten und plötzlich merkten, dass sie in einer schnöden Messehalle stehen und ihnen ringsherum alle zuguckten. Da waren einige ziemlich schnell auf Wolke 7 und davon. Und versicherten, das habe sich total echt angefühlt, manche hätten es für echt gehalten. Da könnte dann, gegen Aufpreis, versteht sich, auch eine Kardashian oder irgendeine Politikerin zu sehen gewesen sein.

Da geht’s hin.

So, wie man sich heute Spiele für die Konsole kauft, wird man sich künftig Personen für die Pornosimulation kaufen. Es wird professionelle Pornodarstellerinnen geben, die eben nicht mehr nur auf OnlyFans usw. auftreten, sondern die ihre KI-Profile verkaufen werden.

Und das wird, früher oder später, auch bei Promis der Fall sein. Wenn sie Geld brauchen. Oder altern und sich früher noch schnell im Playboy ausgezogen hätten. Die Kardashians, auf 7 Profilen. In der Limitierten Sonderedition gefesselt und in Leder. In Australien gab es mal einen Fall, in dem eine ziemlich erfolgreiche und bekannte Sportlerin erklärte, dass sie jetzt von Sport zu Porno wechsele, weil Sport nicht angemessen entlohnt, und sie mit Pornographie reich werde, mit Sport eben nicht. Sprach’s und bot Pornos an. Man war sich nicht ganz sicher, ob man entsetzt sein, Beifall klatschen oder ihre Pornos kaufen sollte.

Vor der Corona-Pandemie und der Woke-Welle, als Promis in LA noch feiern konnten, gehörte das ja praktisch schon zwingend dazu, dass die Damen sich in die Social Media spielten, in dem sie „go commando“ gingen (Minikleid oder Minirock und nichts drunter) und sich dann im ultraflachen Sportwagen so geschickt vor die Paparazzi fahren ließen, dass das gar nicht mehr anders ging, als dass es beim Aussteigen zu einer spektakulären wardrobe malfunction mit Südpolexposition kam, auf dass man in den Social Media präsent sei. Zieht aber auch nur gewisse Zeit, nutzt sich ab. Da muss stärkeres Kaliber her. Die Eskalationspirale ging ja über transparente Kleider hin bis zu einfach immer weniger anhaben. Was kommt als Nächstes? Ratet mal.

Gerade auch hatten wir ja in den USA den Fall der Politikerin, die sich mit ihrem Mann, einem Rechtsanwalt, auf einer Online-Porno-Platform live beim Rammeln zugucken ließ (doggy style), und dies dann damit verteidige, dass die Einnahmen einem guten Zweck zuflössen. Man darf gespannt sein, ob ihr das zu- oder abträglich ist. Möglicherweise aber wird das bald zum Wahlkampf gehören, dass man – sicherlich gefälschte – Pornoprofile für KI-Systeme in die Öffentlichkeit streut. Und zwar nicht vom Gegner, sondern vom eigenen Wahlkampfteam. Was wäre besser, als wenn das dumme Wahlvolk eine Pornosimulation einer attraktiven Politikerin hat, die – selbstverständlich – gefälscht und illegal ist, aber sowas von echt aussieht, bis jeder sie mag. Ich hatte schon über den parasozialen Effekt bei Nachrichtensprechern geschrieben, die damit höhere Glaubwürdigkeit haben, weil sie jeden Abend bei uns in der Wohnung sitzen. Wen wird man dann in der Wahlkabine wählen, wenn man mit der einen, Gutaussehenden schon seit Wochen im Simulatur gevögelt hat? Vergleiche die französische Politikerin, die sich auf halb so alt heruntergephotoshoppt hat.

Ach ja, es gab da auch eine militante Tierschützerin, die auf alle Fleischesser schimpft – und ihre Bekanntheit boostert, indem sie auch Pornos dreht und verbreitet.

Ich hatte mal gefragt, was nach Piercing und Tattoos kommt. Vermutlich der Pornoavatar, das vagabundierende KI-Bumsprofil zum runterladen. Die Generation, die sich als Kinder in der Schulklasse gegenseitig Nacktbilder geschickt hat. Was werden die ihren Freunden schicken, wenn die dann mal 25 oder 30 sind? KI-Bumsprofile von sich. Schmeiß rein in Deine Videokonsole. Kommt auch gut als Anlage zum Bewerbungsschreiben. Oder anstelle.

Vielleicht wird das sogar irgendwann in die Partnervermittlungsbörsen einfließen. Beruhend auf Ihren Pornographieprofilen und -präferenzen der letzten fünf Jahre empfehlen wir ihnen Selina und – Sonderangebot, läuft ab in 0:10:00 – die wilde Natascha aus dem Osten, die noch ein Einreisevisum braucht und deshalb Rabatt gibt. Gegen Aufpreis können noch kleinere Anpassungen in der Schönheitschirurgie vorgenommen werden.