Ansichten eines Informatikers

Ein Hoch auf die Loft-Wohnung

Hadmut
15.9.2023 14:32

Reißt die nicht-tragenden Wände raus!

Aktuelles vom Wohnungsmarkt in Berlin.

Die Junge Freiheit: Nur ein Raum pro Person: Berlin führt Wohnungs-Sozialismus ein

Eigentlich abgeschrieben aus dem Tagesspiegel, aber dort hinter Paywall.

Der von der CDU geführte Berliner Senat hat einen massiven Eingriff in den Wohnungsmarkt der Hauptstadt angekündigt. Alleinstehende sollen in der Hauptstadt künftig ausschließlich Ein-Raum-Wohnungen mieten dürfen, Paare maximal Zwei-Raum-Wohnungen. Gelten sollen die Regeln nach Angaben des Tagesspiegels für die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften, die rund 360.000 Wohnungen in der Hauptstadt verwalten.

Bei Neuvermietungen darf künftig „grundsätzlich maximal ein Wohnraum pro haushaltsangehörige Person zur Verfügung gestellt werden“, heißt es in einem Entwurf einer neuen Kooperationsvereinbarung mit den Gesellschaften, aus dem das Blatt zitiert. Die neuen Regeln sollen ab 2024 für alle Neuverträge gelten.

Hintergrund ist offenbar der massive Wohnungsmangel in der Hauptstadt.

Das heißt, dass Alleinstehende kein Recht mehr haben, Wohn- und Schlafzimmer zu trennen.

Und man Home-Office und Videokonferenzen künftig aus dem Wohnklo führt.

Ich hatte ja 2013 in Berlin nach einer Wohnung gesucht. Da ging das noch, wenn auch nur mit viel Mühe. Ich habe damals so um die 70 oder 80 Wohnungen geprüft, die meisten auch besichtigt, aber praktisch immer fand ich die Wohnung oder der Vermieter mich inakzeptabel. Ich bekam viele Wohnungen nicht, weil ich keine Frau und Kinder hatte, und ein mir ziemlich ähnlicher Kollege, der ebenfalls suchte, bekam viele Wohnungen nicht, weil er Frau und Kinder hatte. Ich kann mich noch erinnern, dass mehrere Vermieter am Telefon verständnislos fragten, was ich denn als Alleinstehender mit 3 Zimmern wolle. Was wolle und solle denn einer mit drei Zimmern?

Naja, so Wohnzimmer, Schlafzimmer, Arbeitszimmer. Ich mag das nicht, wenn das Bett im Wohnzimmer steht oder mein Arbeitskram vom Schlafzimmertypischen Textilienstaub verstaubt.

(Und das auch nur, wenn der Keller a) groß b) trocken und c) einbruchssicher genug ist, um etwas reinzustellen, in Berlin fehlt es aber meist an allen drei.)

Unverständnis.

Erstaunlich viele Leute können sich das (oder konnten sich damals) überhaupt nicht vorstellen, dass man irgendwas mit Literatur, Ausrüstung, beruflichem zuhause hat oder gar von zuhause aus arbeitet. Erstaunlich viele Leute kennen das nicht anders, dass man zuhause ein paar wenige Klamotten, was zum Kochen, einen Fernseher und ein Telefon hat. Und sonst nichts.

Ständig blubbern sie Home Office.

Wie sollte man Home Office machen können, wenn man insgesamt nur ein Zimmer hat?

Gut, nun könnte man sagen, dass man in Berlin die großen Gründerwohnungen hat. Ich hatte mal eine Wohnung besichtigt, deren Keller winzig, modrig und feucht war, und deren normale Zimmer am Ende eines langen Ganges klein und angegammelt, die Küche dubios, aber das Wohnzimmer einfach genial, nämlich fast in der Größe einer Schulsporthalle. Richtig hoch, richtig lang, richtig breit. Da könnten mindestens 20 Studenten einziehen. Ich hatte damals vor dem geistigen Auge schon das sagenhafte Fotostudio gesehen, aber der gammelige Rest war dann eben doch nichts. Und die Heizkosten wären wohl die einer Kleinstadt gewesen, uralte Fensterfront, die wohl den Weltkrieg überstanden hat.

Aber es gibt ja nun auch diese Loft-Wohnungen, bei denen alles nur ein einziger großer Raum ist. Ein 220m²-Loft ist auch eine Einzimmer-Wohnung.

Ich bezweifle, dass so etwas verfassungskonform ist.

Es beschneidet nämlich die Freizügigkeit.

Und auch die Berufsfreiheit.

Aber es zeigt vor allem eines: Nämlich dass denen inzwischen richtig der Kittel brennt.

Die Frage ist natürlich wieder: Welche internationale Fachkraft wäre so blöd, nach Deutschland zu kommen, um hier dann in einem 1-Zimmer-Loch zu hausen?