Ansichten eines Informatikers

Panikattacken

Hadmut
9.9.2023 19:17

Ein Detail.

Ich habe gerade im Ersten einen Film („Die Unbesiegbaren“) über den Sport im Krieg verletzter Soldaten und die Invictus Games gesehen, die gerade in Düsseldorf losgehen, gegründet von Prinz Harry.

Sie betonten, dass es nicht nur um körperliche Verletzungen geht wie Arm ab, Bein ab, sondern auch um psychische, besonders die PTBS, die Posttraumatische Belastungsstörung.

Es gab einen Bericht über eine Frau, deren Verletzung ich nicht genau mitbekommen habe, weil ich den Film auch nur so nebenbei laufen hatte. Irgendwas hatte sie mit den Armen, aber eben auch PTBS. Bei ihr ging es darum, dass sie auf einem Sportplatz sieben Runden laufen wollte, und das, wie sie sich das vorgenommen hatte, innerhalb von 15 Minuten.

Vorher sah alles gut aus, sie und ihr Trainer waren guter Dinge.

Und dann passierte etwas, womit sie vorher nicht gerechnet hatte: Weil es anscheinend ein militärischer Sportplatz war (es sind ja Soldaten, die da irgendwo im militärischen Umfeld nachbehandelt werden), stiegen während ihres Laufes nebendran mehrfach Kampfflugzeuge auf, die dann über sie hinwegflogen, und die man deutlich hören konnte.

Panikattacken.

Sie sagte dann, dass sie eigentlich nur noch ein Loch im Zaun gesucht hatte um davon zu laufen, und das Rennen nur deshalb beendet hatte, weil der Zaun um den Sportplatz zu hoch war und sie keine Tür gefunden hat. Sie sprach davon, dass es um Lebensangst ging, dass man sich nur noch in Sicherheit bringen will.

Ein anderer Soldat berichtete davon, dass er – weiß nicht mehr wo, Afghanistan? – enorm viele Leichen und Kriegshandlungen gesehen hatte, sich dann hier in Deutschland erst wieder normal fühlte, aber bei einem Gang mit Freunden über den Rummelplatz mit den vielen Lichtern und Geräuschen plötzlich eine Panikattacke bekam, Schweißausbruch, Herzrasen und so weiter. Oder auch Kegeln mit Freunden nicht ging, der enge Raum, das Rumpeln der Kugeln.

Panikattacken.

Panik gehört zum Großraum Angst, und für Angst ist die Amygdala zuständig.

Häufiges Blog-Thema. Ich hatte oft beschrieben, dass die Amygdala für Angst und Rudelmechanik zuständig ist, und dass „Angst“ vermutlich nichts anderes als ebenfalls Rudelmechanik ist, nur eben gegenüber Feinden und Gefahren, dass man sich vor denen schnell genug in Sicherheit bringt.

Die Amygdala

  • beruht auf Mustererkennung
  • und löst Reaktionen darauf aus.

Und wisst Ihr, woran mich das erinnert? Smart Home, Heimautomatisierung. Die üblichen Systeme, die man mit Sensorikg und Aktoren verwenden, irgendwas ein- oder auszuschalten, die auf einer Liste von „Wenn dass, dann das“ beruhen. Gibt ja sogar einen Webdienst, der so heißt: IFTTT – If this then that.

Die Amygdala funktioniert im Prinzip genau wie diese Programme und Rechner zur Home-Automation: Sensoren, Mustererkennung, Regeln, Aktionen.

Sind also Panikattacken und PTBS eine Art Verletzung, Störung der Amygdala, die durch Überlastung fehl- oder übertrainiert oder durch Überlastung beschädigt wurde?

Es gab ja diesen Bericht von der Frau mit durch Krankheit funktionsloser Amygdala, die keine Angst mehr bekommt und eine Bedrohungssituation mit Pistole nicht als gefährlich erkannte, erst von der Polizei erfuhr, dass so etwas gefährlich ist.

Sind also Panikattacken und PTBS eine – organische – Erkrankung oder Funktionsstörung der Amygdala, als ob sie „wund“ wäre?