Ansichten eines Informatikers

Corona-Klammern

Hadmut
1.9.2023 0:44

Ha!

Gerade habe ich beim Aufräumen und Ausmisten meine Corona-Klammern gefunden.

Ratet, wofür ich Corona-Klammern brauchte.

Ich habe neben der Wohnungstür einige kleine Schalen mit Kleinkram, den man unterwegs brauchen könnte und den man beim Verlassen der Wohnung im letzten Augenblick noch einsteckt. Tempotaschentücher. Schreibzeug. Erfrischungstücher. Sowas eben.

Beim aktuellen Frühjahrsputz gerade gefunden: Zwei Wäscheklammern.

*Stutz*

Wie kommen denn die Wäscheklammern da rein?

Ach, ja, das waren meine Corona-Klammern.

Als ich hier im Corona-Home-Office-Lockdown saß, bekam ich ziemlich schnell Bewegungsmangel. Das spürt man so richtig, da wird man krank. Vorher bin ich morgens 20 Minuten zu Fuß zur S-Bahn, ein paar Stationen gefahren, und wieder ein paar Minuten gegangen, und natürlich im Büro, und schon das bisschen macht – erstaunlicherweise – verblüffend viel aus. Also es fehlt einem.

Gerade in der Anfangszeit der Corona-Krise hatte ich – im Blog damals beschrieben – mein Einkaufsverhalten geändert. Statt alle ein, zwei Tage in den Supermarkt vor der Tür zu gehen und zu holen, was ich für den Abend und den nächsten brauche (wo ich längst wieder angekommen bin), bin ich immer erst abends um 21:30, wenn möglichst leer war, rein, Griff vom Einkaufswagen und beim Rausgehen die Hände gründlich desinfiziert, und eine große Ladung Zeugs gekauft, um nur einmal die Woche einkaufen zu müssen. Ansonsten morgens vom Bett ins Bad und zurück ins Schlafzimmer und von da ins Büro gewandert. Macht etwa 17 Meter. Das merkt man sehr schnell, dass einem da Bewegung fehlt.

Eine Nachbarin gab mir einen Tipp: Prinzenbad. Das Freibad.

Ich so: Ich bin doch nicht lebensmüde, man weiß ja, wie das da abgeht, jeden dritten Tag die Polizei dort und Randale.

Sie so: Normal schon, aber nicht während Corona. Da darf nämlich nur noch ein Drittel der Kapazität rein, dann muss man seine Eintrittskarte vorher online mit Name und Adresse bestellen, was, weil immer auf etwa eine Woche ausverkauft, bedeutet, dass man sie mindestens eine Woche vorher bestellen muss (womit man auch das Wetter-Risiko übernimmt, einige Eintrittskarten hatte ich nicht verwendet, weil es zu dem gebuchten Zeitslot dann regnete oder stürmte). Und das nun würde die Randale-Jugend eben nicht machen. Es sei wunderbar ruhig und angenehm.

Ich also hin. Ganz toll. Neue Sitte eingeführt: Zweimal die Woche statt Mittagspause während der Arbeitszeit zwei Stunden ins Freibad, Gesunderhaltung aufgrund Krisensituation. Hat der Arbeitgeber eingesehen. War wunderbar.

Aber, ach.

Es gab ein Problem.

Es war nämlich so, dass man aufgrund der Corona-Situation aus hygienischen Gründen um die Umkleiden komplett gesperrt hatte. Wie man sich umziehen sollte, ließ man bewusst offen, es seien kreative pragmatische Lösungen gefragt, man sei hier schließlich in Berlin.

Was faktisch darauf hinauslief, dass die Leute ihre Taschen irgendwo neben das Becken stellten und sich danach einfach neben dem Becken umzogen, mal kunstvoll mit Tüchern, mal mit nacktem Hintern.

Nun bin ich nicht prüde und war schon bei so mancher Gelegenheit, in manchen FKK-Lagern, ganztätig in Sauna- und Wellnesslandschaften mit Freunden usw. unterwegs, ich habe da an sich keine Hemmungen. Weil es aber damals schon heftige politische Angriffe gegen mich als Blogger liefen und dann immer wieder irgendwelche Bilder im Netz auftauchten, die irgendwer von mir gemacht hatte, und dann vielleicht auch noch irgendwelche Vorwürfe erhoben werden (nachher geht’s einem wie dem Aiwanger, der Danisch hat sich mal im Freibad entblöst) und dachte mir: Muss nicht sein, kann man vermeiden.

Auf dem Hinweg hatte ich die Badehose immer schon drunter, brauchte also nur noch die normale Hose auszuziehen – oder bin gleich in der Badehose ohne was drüber hingegangen, fällt ja nicht auf, wenn man im Sommer bei Hitze mit der weiten Herrenshorts-Hose rumläuft. Einmal bin ich einfach so lange auf der Liegewiese geblieben, bis von der Sonne alles trocken war. Oder habe die Hose einfach über die nasse Badehose gezogen, auf dass es durchdrücke, was aber aussieht, als hätte man sich eingenässt. Macht auch blöde Fotos. Und das glaubt einem kein Mensch, wenn man dann nachher sagt, ich kam gerade aus dem Freibad und hatte eine feuchte Badehose.

Bleibt als ordentliche Lösung nur das das Umziehen am Beckenrand, mit dem Problem, dass wenn man nicht gerade – wie manche Frauen – so einen ganzen Umziehzehltumhang dabei hat, mit dem Handtuch vor sich gehen muss, und meine Handtücher einfach zu kurz sind, um einen tauglichen Knoten zu ermöglichen.

Ich fand als einfache und billige Lösung, einfach eine Wäscheklammer mitzunehmen, die das Handtuch einfach dort hält, wo bedarf besteht, einmal außenrum.

Und so kam es, dass ich zwei Corona-Klammern im Kästchen an der Wohnungstür hatte.