Ansichten eines Informatikers

Ein dritter zum Fechthandschlag und dem Propagandageprassel

Hadmut
30.7.2023 1:20

Ich glaub’s hackt!

Weil hier gerade mal wieder die gesamte russische Propagandafront auf mich einhämmert, die jedesmal ankommt, wenn ich irgendwas zu Ukraine/Russland schreibe, hier mal noch drei Takte zu der Causa:

  1. Sportverbände wie die FIE sind privatrechtliche Rechtsformen, und die machen gar keine Gesetze.

    Deren Regeln sind rein zivilrechtlich wie Verträge oder AGB, und unterliegen in Deutschland der Verbandsautonomie aus Art. 9 Abs. 1 GG. Das heißt aber, dass deren Regeln sich wie alles Zivilrechtliche trotzdem an die geltenden Gesetze halten müssen.

    Das ist nicht so, dass die Regeln festlegen können, die dann unausweichlich gelten. Diese Regeln gelten nur, soweit man sich ihnen überhaupt freiwillig unterwirft. Und selbst dann eben nur zivilrechtlich und nicht wie Gottes Gebote, die, wie manche hier meinen, in unausweichlicher Gnadenlosigkeit durchzusetzen sind.

    Es ist erstaunlich, was für seltsame Vorstellungen manche Leute darüber haben, was Gesetze sind und wo sie herkommen. Vor ein paar Tagen haben sich noch alle darüber amüsiert, als ich vom Flughafen berichtete, dass dort welche glaubten, die IATA mache Gesetze. Und jetzt kommen reihenweise Leute daher und glauben, die FIE machen hier Gesetze über das Fechten. Und sich dann einbilden, sie wüssten alles besser.

  2. Selbst wenn es so wäre, dass die FIE Gesetze machte – hieße das noch lange nicht, dass ich sie nicht für falsch halten könnte und dürfte. Kein Gesetz, keine Sportverbandsregel zwingt mich dazu, jede Kritik daran zu unterlassen.
  3. Eine Grundregel im allgemeinen Recht und auch im Sportrecht ist das rechtliche Gehör. Dass man denjenigen auch anhört, den man disqualifiziert oder disqualifizieren will.

    Hat irgendwer dieser spontanen Fechtexperten hier mal die Ukrainerin oder die Ukraine angehört?

    Inzwischen liegen da nämlich ganz andere Informationen vor.

    Nicht nur hat die Russin da eine Schmierenshow abgezogen, indem sie sich mit einem Stuhl eine Dreiviertel-Stunde auf die Fechtbahn setzte und damit das Kampfgericht zwang, sich mit ihr zu befassen, damit sie endlich die Fechtbahn für die nächsten Fechter freigibt. Nach Darstellung des ukrainischen Sportministeriums und sogar einer russischen Seite war das nämlich so, dass die Russin, Anna Smirnowa, vorher wusste, dass die Ukrainerin ihr nicht die Hand geben würde. Eigentlich nämlich dürfen ukrainische Sportler gar nicht mehr gegen russische antreten. Für sie hatte man hier extra eine Ausnahme gemacht, damit sie die Qualifikation für die Olympischen Spiele erwerben kann.

    Das ganze Ding war für die Kameras und Medien inszeniert und provoziert, mit Absicht geplant, um die Ukrainerin rauszukicken.

    Dazu ist anzumerken, dass die Ukrainerin nicht nur diesen Kampf gewonnen hat, sondern generell einfach die deutlich bessere und überlegene Fechterin ist.

    Und wenn man einen Kampf gegen eine bessere Fechterin verliert, und dann solche Methoden anwendet, um sie rauszukicken, die überhaupt nichts, aber wirklich gar nichts mit sportlichen Fähigkeiten zu tun haben, hier noch so eine Show abzieht, mit der die Fechtbahn eine Dreiviertel Stunde blockiert wird, um die Entscheidung zu erzwingen, dann ist das nicht nur schlechtes Verlierertum, sondern durch und durch unsportlich.

Ich habe für solches Theater genauso wenig übrig wie für dieses prorussische Propagandagetrommel, dem ich hier ständig ausgesetzt werde, sobald ich irgendwas zu dem Konflikt schreibe.

Wer mit solchen Methoden arbeitet und ganz bewusst, wissentlich, absichtlich per Schikane und Provokation einen solchen Eklat produziert und herbeinötigt, um jemanden per Disqualifikation rauszuhauen, den man sportlich nicht besiegen kann, der hat in meinen Augen im Fechtsport (oder jedem anderen Sport) einfach gar nichts verloren.

Und jemanden, der sich auf einen Stuhl setzt, und die Sportbahn aus Trotz eine Dreiviertelstunde blockiert, weil er nicht einsehen will, dass die Kampfrichter den Kampf längst beendet haben, den würde ich schon per Hausrecht hochkant rausschmeißen.

Nach meiner Auffassung sind viele der Zuschriften, die ich ständig bekomme, sobald ich was zu Ukraine/Russland schreibe, spätestens damit als russische Propaganda entlarvt, weil das ja nun eine eingefädelte Nummer war. Vor allem dann, wenn mich die Leute, die ersichtlich noch nie mit Fechten zu tun hatten, mit Falschinformationen zur Verbindlichkeit von Verbandsregeln zudonnern.

Ich finde es erstaunlich, was für eine Story einem hier aufgetischt wird.