Ansichten eines Informatikers

Handball, Fußball und die Vielfalt

Hadmut
4.7.2023 13:00

Nur so eine Anmerkung.

Ich hatte doch gerade dieses Eurosport-Zitat:

Eurosport Handball WM U21, Deutschland hat gewonnen.

Der Kommentator: “Das Team besteht aus Leistung, nicht aus Vielfalt.”

Ein Leser hat mir dazu einen Link geschickt. Ist zwar schon von 2020, aber im Rückblick würzig: Watson beschreibt, dass der WDR den Handball wegen fehlender Vielfalt angegriffen hatte:

“Handball in Deutschland: Weiß und deutsch wird zum Problem” lautet der Titel einer WDR-Doku für “sport inside”. Der Beitrag thematisiert fehlende Durchlässigkeit und Diversität im deutschen Handball. Denn: Der Handball hat im Vergleich zu anderen Sportarten sehr wenige Mitglieder mit Migrationshintergrund. Damit geht viel Potential verloren.

Der WDR-Beitrag kritisiert beispielsweise, dass im EM-Kader 2020 der deutschen Handballnationalmannschaft mit Patrick Wiencek nur ein Spieler mit Migrationshintergrund stünde.

Yilmaz Dogan, ehrenamtlicher Jugendtrainer beim TBV Lemgo, merkt im WDR-Beitrag an, dass eine Nationalmannschaft Spiegelbild der Gesellschaft sein müsse. Im Fußball sei das so. Da sehe man einen Boateng, einen Khedira, einen Gündogan. Im Handball aber fehle das.

Oh, ja.

Denn der Deutsche Fußball ist ja auch eine Erfolgsgeschichte, seit wir da so queer und vielfältig sind.

Die Sportschau: Deutschland und das Ende der Turniermannschaft

2014 war Deutschland gefeierter Weltmeister, nun ist die DFB-Elf zum zweiten Mal nacheinander bei einer WM nach der Vorrunde ausgeschieden. Vom Weltmeister zum Sorgenkind in acht Jahren – Gründe und Zahlen des Niedergangs.

[…]

Stattdessen lautet die Erkenntnis nach der erneuten Blamage: Deutschland ist keine Turniermannschaft mehr. Das belegt die Bilanz bei Welt- und Europameisterschaften seit der EM 2016. In zehn Spielen hat die deutsche Elf nur drei Mal gewonnen, zwei Mal unentschieden gespielt und fünf Mal verloren.

Und das gerne als Gruppenletzter. Bei der letzten EM haben wir es gerade mal mit Ach und Krach ins Achtelfinale geschafft.

Das sieht nicht danach aus, als ob die Diversität oder die Regenbogenflagge die versprochenen Superkräfte verliehen.

Zum Vergleich könnte auch unsere Damennationalmannschaft herhalten. Ich interessiere mich zwar wirklich gar nicht für Fußball, aber dem Vernehmen nach sind die deutlich erfolgreicher als die Männer. Und die geben, wie übrigens viele Frauenmannschaften, ein deutlich homogeneres Erscheinungsbild ab.

Worauf ich hinaus will:

Ständig werden wir von Politik, Medien, Geisteswissenschaft mit der Parole zugedonnert, dass wir Diversität bräuchten, dass da ungenutztes Potential herumliege, und so fort. Was schon deshalb dämlich ist, weil die ganzen Quoten dazu führen, dass es keine Bestenauslese mehr gibt, und welches Potential soll darin liegen, auf den Besseren zugunsten eines Schlechteren zu verzichten?

Auf das Amygdala-Problem und die fehlende Synergie habe ich schon hingewiesen.

Was mich aber besonders stört, ist, dass das nie überprüft, nie evaluiert, nie verifiziert oder falsifiziert wird: Worin liegen denn die Vorteile von Diversität? Und vor allem: Welche Vorteile sollen so groß sein, dass sie die Nachteile von Quoten und Heterogenität überwiegen können? Und sind Organisationen oder Teams mit Diversität tatsächlich erfolgreicher, oder sind sie es eben nicht?

Irgendwann müssten sich ja mal die versprochenen Vorteile, oder wenigstens die Abwesenheit der Nachteile einstellen. Ich sehe aber nirgends, dass die Diversität Teams und Firmen erkennbare Vorteile oder Erfolge brächten. Bestenfalls – und selten – passiert gar nichts, fast immer dagegen wird alles schlechter.

Letztlich muss man konstatieren, dass wir – gerade in wissenschaftlicher Hinsicht – nicht nur völlig unfähig sind, sondern auch unwillig, frei erfundene Behauptungen als solche zu erkennen und experimentell, empirisch zu überprüfen.

Es gab ja mal dieses Tagesthemeninterview mit dem substanzlosen Politschwätzer Yascha Mounk, der uns einen vom großen Experiment schwätzte. Die charakteristische Eigenschaft des Experimentes ist, dass es auf Ergebnis und Erkenntnis abzielt.

Ich würde deshalb erwarten, dass wir die kleinen, mittleren und großen Diversitätsexperimente katalogisieren, betrachten, evaluieren, und untersuchen, ob sie denn jetzt von Vorteil oder von Nachteil wären.

Und ich bin mir ziemlich sicher, dass das Ergebnis eine Bilanz des Scheiterns wäre. Wir sind aber intellektuell nicht mehr in der Lage, unser eigenes Handeln und Faseln zu überprüfen.

Dafür haben wir eine neue Fähigkeit: Wir können gegen die Wand fahren, ohne es zu spüren, und rufen dann noch „Weiter so!“

Wir sind an dem Punkt, an dem wir jede Wand beleidigen.