Ansichten eines Informatikers

„Das wird sicher lustig“

Hadmut
13.6.2023 0:03

Muss ich den Satz noch erklären?

Ich fasse es nicht.

Einer meiner Standardsätze ist „Das wird sicher lustig.“

Gut, den verwende ich jetzt noch nicht ganz so lange wie „Geliefert wie bestellt“ oder „Es sind nicht die Maßstäbe…“, aber eigentlich dachte ich, das verstehen alle, wie ich den meine. Denn eigentlich verwende ich den immer als ironisch-sarkastische Bemerkung, wenn vorher ein Text kommt, der ganz offensichtlich und meist unweigerlich auf ein größeres Problem hinausläuft. Eigentlich.

Irgendwie dachte ich, das wäre total offensichtlich und allgemein verständlich, wie ich den Satz meine, wenn ich ihn schreibe.

Zu meiner Zeit damals gab es auch noch solche Sätze wie „Na, das kann ja heiter werden.“, der auch alles meinte, nur nicht, dass es heiter wird. Oder so ein „Na, wunderbar…“ für das Gegenteil von wunderbar.

Ich hätte gedacht, dass das jeder versteht, vor allem in den offensichtlichen Katastrophenkontexten, in denen ich diesen Satz verwende.

Ist aber nicht so.

Leserzuschrift:

Klärungsbedarf 🙂

Guten Abend Herr Danisch,

Sie schrieben unlängst über die Bevoratung von drei Tagen im Falle eines Blackouts.

Sie kommentierten diesen Blackout mit den Worten: Das wird sicher ein Spaß.

Auf der website «Propagandmelder» gibt es nun differgierende Ansichten zum Verständnis dieses Satzes.
https://publikumsrat.blog/2023/06/12/propagandameldungen-vom-12-juni-2023/

Prinzipiell kann man ihn ironisch-sarkastisch lesen oder ihn für bare Münze nehmen.

Ich tippe in meiner Naivität auf Letzeres, weil ich Ihnen unterstelle, daß sie dieser Situation etwas Unterhaltsames abgewinnen können. Also, so eine Katharsis im Kleinen 🙂

Ein Sätzchen dazu wäre nett.

Schönen Abend noch

Da gibt es tatsächlich eine Webseite, auf der (weit runterscrollen, nach danisch suchen), wo es tatsächlich heißt

Jokerin sagte:

12. Juni 2023 um 10:08

https://www.danisch.de/blog/2023/06/11/72-stunden/#more-57690
3 Tage Blackout sind vielleicht im Anmarsch.

Papa Schlumpf sagte:

12. Juni 2023 um 12:46

„Das wird sicher lustig“, schreibt Danisch.
Er hat den Ernst der Lage nicht verstanden.

Weder Dialyse-Zentren – noch Altenheime sind notstromversorgt.
Da gibt es sicher noch viele andere Bereich, wo Leute sterben werden.

Außerdem wissen wir nicht, wie lange es dauern wird, das Netz wieder hoch zu fahren.
Der Fall ist ja bisher noch nicht eingetreten.

Die drei Tage kannst du getrost als Minimum ansetzen.

Jannis sagte:

12. Juni 2023 um 14:34

„Das wird sicher lustig“ – Eigentlich mag ich die Danisch-Webseite auch nicht – aber vielleicht ist das nur so eine Art grimmigen Sarkasmus‘ , den ich bei mir gelegentlich auch beobachte – den ich allerdings nicht auf einer Webseite ausbreite!

Möglicherweise wird er das ein wenig zurechtrücken, wenn man ihm die genannten Konsequenzen aufzeigt. Bedauerlicherweise trifft es zuerst die „deplorables“- und das nicht erstr seit heute …

Da diskutieren tatsächlich Leute, wie ich diesen Satz gemeint habe. Also ob ich den so direkt geradeaus meine und den Ernst der Lage nicht verstanden hätte. Die glauben tatsächlich, ich hätte das so geradeaus und wörtlich gemeint, als ob es Ioronie und Sarkasmus nicht oder nur manchmal gäbe. Als ob ich das irgendwie lustig fände, wenn der Strom weg ist.

Und das soll ich jetzt erklären, wie ich das meine. Als ob ich als Informatiker nicht wüsste, welche Folgen ein Stromausfall hat (oder das nicht zum Stromausfall damals in Karlsruhe beschrieben hätte).

Ich habe das vor Jahren schon mal beschrieben, dass es unmöglich ist, ein Blog für alle zu machen. Wenn man ihn so macht, dass ihn alle verstehen, ist er nicht nur wertlos, und vor allem für die helleren Leser schlicht langweilig. Dann würde man nämlich irgendwo bei dieser „einfachen Sprache“ landen, die ich Leuten, die beider, des Denkens und der deutschen Sprache mächtig sind, schlicht nicht zumuten will. Ich habe schon oft Lesern erklären müssen, dass etwas ironisch gemeint war, aber dass Ironie einfach nicht funktioniert, wenn ich „Ironie!“ dranschreibe. Es funktioniert ja auch nicht, wenn ich vorher dranschreibe „Achtung, jetzt kommt ein Witz!“ und hintendran „Jetzt ist der Witz zu Ende, bitte lachen“.

Ich denke, das muss man einfach hinnehmen. Man kann kein Blog für alle schreiben. Alles hat irgendwo seine Zielgruppe.

Zu meiner Zeit damals gab es solche Rückfragen eigentlich nicht. Zwischendurch gab es auch mal so etwas wie „Lesekompetenz“.

Ich denke, ich blogge jetzt einfach weiter, wie bisher, bis der letzte gegangen ist, der mich versteht, und verbuddle dann 1000 CDs mit dem Inhalt in der Hoffnung, dass Archäologen irgendwann mal welche ausbuddeln. Es soll ja inzwischen welche geben, die Jahrhunderte überstehen können. Oder ich frage mal bei Elon Musk, ob dessen Raketenfirma Datenspeicher auf dem Mond hinterlegen kann, bis die Atomkriege hier vorbei und die Menschheit wieder neu entstanden ist.