Ansichten eines Informatikers

Her name is Rambo, and she’s driving a golf cart

Hadmut
29.4.2023 17:51

Hätte ich auch nicht für möglich gehalten: Frau am Steuer.

Ich bin mal einem Video nachgegangen, das ich kürzlich mal gesehen habe, und bei dem ich mich gefragt habe, ob das stimmen kann: Ein Orang Utan fährt ein Golf Cart, und das nicht einfach nur so, sondern ruhig, gelassen, geradezu professionell, mit geübten Bewegungen und sehr kontrolliert, auch um Kurven und auf einer komplexen Strecke, als wäre es das Normalste der Welt:

Es gibt erstaunlich viele Menschen, die da nicht mithalten könnten.

Aber ist es echt? Könnte zum Beispiel auf einen Niederflur-Transporter montiert sein, wie man sie für Filmaufnahmen verwendet, damit die Leute im Auto schauspielern können und nur mit dem Lenkrad wackeln müssen, statt auf die Straße zu achten.

Nun gibt es allerdings Aufnahmen von Affen, die unterhalb von Menschenaffen stehen (also Monkeys, nicht Apes) die Fahrrad fahren, und das sogar ziemlich gut, schnell und wild, besser als viele Menschenkinder. Gorillas und Orang Utans dürften für das Fahrrad zu schwer und zu träge sein. Nun ist ein Fahrrad aber deutlich unmittelbarer, weniger abstrakt als ein Elektroauto, und die fahren da auch eher auf Sicht.

Es gibt einen Film über einen Affen, weiß nicht mehr genau, ich glaube es war ein Schimpanse, der einen Ausflug unternimmt, sich seinen Rucksack Proviant packt, am Ziel ein Feuer macht und dann am Stöckchen Marsh Mallows auf dem Feuer röstet. Falls man dem Video glauben schenken darf. Vielleicht auch nicht.

Aber kann ein Orang Utan Auto fahren?

Angeblich ja, das Video soll echt sein. Angeblich handelt es sich da um eine Sammlung wilder Tiere in eine Art Zoo, der Sheikha Fatima Rashed Al Maktoum in Dubai gehört, wohl die Schwester des Herrschers. Es handele sich um eine Orang Utan-Dame namens Rambo, die es für völlig normal halte, als Bewohnerin des Zoos mit dem Auto darin herumzufahren. Man sieht im Hintergrund auch ein Hotel, das es nur einmal gibt und das in Dubai steht (Burj al Arab). Und wenn man das als Peilung nimmt, kommt man auf das Gelände des Palasts, das auch zum Video passt.

Wenn man dann allerdings diese Filme sieht, die mit Klamauk gefüllt sind und Affen beim Fußballspielen und Boxen im Trikot und beim Scrabble-Spielen zeigen, kommt einem das dann doch wieder reichlich inszeniert vor:

Bevor man allerdings zu sehr auf den Klamauk schimpft, sollte man berücksichtigen, dass inzwischen bekannt ist, dass man Tiere in Gefangenschaft, vor allem Affen und Menschenaffen, ständigen beschäftigen muss, damit sie nicht an Langeweile sterben. Ausgerechnet die Pandemie und die damit verbundenen Schließungen der Zoos haben gezeigt (hatte ich auch schon mal irgendwo im Blog erwähnt, die Erkenntnis gab es auch in hiesigen Zoos), dass die Affen sehr unter der Einsamkeit leiden und die Besucher im Zoo nicht etwa nur als Belästigung auffassen, sondern ohne Besucher sehr leiden und sie sofort vermissen, wenn sie nicht kommen.

Bevor man sich also zu sehr darüber aufregt, dass die da Orang Utans in Kleidchen stecken, sollte man bedenken, dass man Tiere in Gefangenschaft auch ständig mit irgendetwas beschäftigen und sich um sie kümmern muss. Und man sollte bedenken, dass Tiere in Gefangenschaft zwar meist körperlich schwächer als ihre frei lebenden Genossen sind, aber auch nachweislich intelligenter werden können, weil sie ihre Lebenszeit nicht mit Futtersuche und Nestbau verbringen müssen, sondern Zeit zum Spielen, Experimentieren und für Phantasie haben. Selbst Kraken im Aquarium muss man ständig mit Rätseln und Aufgaben beschäftigen, und deshalb ist die Ansicht, dass man Tiere in ihrer natürlichen Lebensumgebung belassen sollte, zwar irgendwie fromm und schön, aber falsch. Wenn man die Tiere so unterbringt und versorgt, dass sie Zeit und damit Langeweile haben, muss man ihnen auch was zu tun geben. Die Tage kam irgendwo, dass man inzwischen weiß, auch als Folge der Corona-Lockdowns, dass auch Papageien leidenschaftlich gerne Videotelefonate mit anderen Vögeln abhalten, mit denen quasseln und regelrechte, auch lange andauernde Freundschaften aufbauen, und dabei durchaus kapieren, dass der andere da nicht hinter der Glasscheibe sitzt, sondern nicht da ist, also nicht hinter dem Bildschirm. Und dass sie selbst Telefonanrufe aufbauen können, sich also richtig gegenseitig anrufen können. Neulich war ja schon irgendwo berichtet worden, dass inzwischen, seit es die Hausautomation mit Spracherkennung über Alexa und andere Geräte gibt, Papageien lernen, per Sprachbefehl das Licht auszumachen, wenn sie schlafen gehen. Etwas theoretischer, aber auch interessant ist, dass neulich Forscher an irgendeiner Universität nachgewiesen haben, dass Fische Autofahren können. Die hatten ein Aquarium auf einen fahrbaren Untersatz gesetzt und dafür gesorgt, dass das Aquarium immer ein Stück in die entsprechende Richtung fährt, wenn der Fisch von innen an die Scheibe tippt. Und das führte dazu, dass der Fisch systematisch ausfuhr, um seine Umgebung zu besichtigen, womit auch nachgewiesen war, dass der einen Eindruck von seiner Umgebung außerhalb des Aquariums hat, und diese auch räumlich erfasst und sich dafür interessiert, also mit seinem Aquarium herumfährt und das Trockene erkundet.

Da ich nun auch schon Drei- oder Vierjährige gesehen habe, die mit einem kleinen Elektroauto sehr geschickt umgehen konnten, in drei Zügen wenden und rückwärts einparken, erscheint es mir nicht abwegig, dass ein Orang Utan einfache Fahrzeuge, bei denen man nur lenken und das Gaspedal bedienen muss, bedienen kann. Wenn man bedenkt, was die sonst alles können und selbst ohne Hilfe lernen, wie Holz zu zersägen oder sich das Fell mit einem Stück Seife zu waschen und zu reinigen, halte ich das motorisch und von der Bedienung her für möglich. Die komplexe Raumwahrnehmung überrascht mit etwas, andererseits aber brauchen sie ja gerade die, um sich im Urwald erfolgreich von Baum zu Baum zu schwingen.